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Indem ich den zweiten Theil dieses Werkes der OeflFentlichkeit übergebe, ejfüUe ich das bei Abschluss des ersten gegebene 'Ver- sprechen: ich biete dem geschichtsfreundlichen Publicum mehr,, als ursprüngüch beabsichtigt war. Die Epoche, welche der gegenwärtige Theil behandelt, verdient aber auch eine ausführlichere Behandlung. Sie ist in mancher Beziehung denkwürdig und von mehr als localem Interesse. Es entwickelt sich da die erste Einheitsbewegung in Oester- reich durch die Ausschusstage, die ersten Länderparlamente ; die erste feste Organisation von Recht und Verwaltung durch Kaiser Maximi- lians I. Initiative; es erhebt sich der erste Bauernaufstand gegen den Druck des Adels und der Prälaten un(\ nach dem Tode des Kaisers die erste weitgreifende, wenn auch folgenlose Bewegung der pHvi- legirten Stände gegen die monarchische Gewalt. Es kommt dann die lange unruhvolle und doch in vielen Beziehungen fruchtbare Regie- rung Ferdinands I. mit der fortgehenden Einheitsbewegung in den Ausschusstagen, den Türkenkämpfen und den Anfängen der Refor- mation und dem durch dieselbe hervorgerufenen ersten slavischen Bücherdruck. Diese Zeit hat frische und hoffnungsreiche Entwicke- lung, sie ist durchglüht von charaktervollem Streben nach den höch- sten Zielen der Menschheit: Bildung und Gewissensfreiheit. Was meine Quellen betrifft, so habe ich den grössten Theil des Stoffes dem landschaftlichen Archive Krains zu verdanken, dessen Be- nützung mir in der liberalsten Art dur<:h den Herrn Landeshauptmann Dr. Friedrich von KaUenegger ermöglicht wurde. Herr Landesconcipist IV PfeifeTy unter dessen sachverständiger Obsorge das Archiv steht, hat meine Arbeit durch unermüdliche Bereitwilligkeit in HerbeischaflFung des Materiales gefördert. Der k. k. Studienbibliothek in Laibach, der k. k. . Universitäts- und der Joanneumsbibliothek in Graz habe ich für bereitwillig zugestandene Benützung, rücksichtlich Uebersendung kostbarer und seltener Werke meinen Dank abzustatten. Inbezug auf die Reformationsgeschichte habe ich vor allem dankbar der trefflichen Vorarbeiten zu gedenken, welche mir des Herrn Pastors Theodor Eljse in Venedig ,Superintendenten Krains', ein kleines aber inhaltreiches Werk, und sein biographischer Artikel ,Truber* in Herzogs prote- stantischer Real-Encyklopädie dargeboten haben. Sie dienten mir als untrüglicher Leitfaden auch bei meiner selbständigen Forschung im landschaftlichen Archive. Dass ich an gedruckten Quellen alles nur irgend Wichtige benützt habe, wird der geneigte Leser selbst er- sehen. Und so schliesse ich denn mit dem Wunsche, es möge dieses Buch einiges zur näheren Kenntniss unserer lieben Heimat und ihrer denkwürdigen Geschicke bei Einheimischen und Fremden beitragen. A. Dimitz. r Ir* i Sechstes Buch. Von Maximilian I. bis zum Tode Ferdinands I. (1493-1564). •Erstes Capi tel. Die Zeiten Maximilians I. (1493—1519), 1. BückWck anf Kaz' Jugendzeit. Die Türkeneinfälle von 1493 nnd 1494. Die Euldigong. Landtag von ICarbnrg. Nene Tftrkeneinbrüche. Zrieg in der Schweiz nnd in Baiern. Organisatorische Thätigkeit des Kaisers. Als Friedrich IV. nach 53 Jahren deutschen Kaiserthums , arm an Thaten, aber reich an glücklichen Plänen und Vorbereitungen für die künftige Grösse Habsburgs, die Augen schloss, hinterMess er dem Reich einen thatkräftigen Sprössen in der Person des in vollster Manneskraft blühenden Maximilian. Von der feurigen Südländerin Eleonore von Portugal am 22. März 1459 in der kaiserUchen Burg der Wiener-Neustadt geboren, scheint er von ihr den hochherzigen Sinn geerbt zu haben, der sie während der Belagerung der Wiener Burg durch Holzer und seinen Anhang (August 1463), empört über die Thatlosigkeit ihres Gemals, zum Sohne sprechen liess: ,Wüsst' ich, dass Du den Geist Deines Vaters erben wirst, ich würde trauern, dass Du zum Fürsten geboren.'^ Früh neigte sich des Knaben Sinn ritterlichen Künsten und Leibesübungen zu, dem WaflFenhandwerk und der edlen Jägerei. In diesen unterwies ihn der baierische Bitter Dippold von Stein zu Reissersburg^ in Dillingen, während Friedrich gegen Karl von Burgund im Felde lag. Unter den siebzehn jugend- lichen Gespielen Maximilians finden wir einen Krainer, Volkart Auers- perg, und neben ihm noch zwei Namen, welche auch als Landleute in Ktbih erscheinen : einen Andre Ramung, ursprünglich Tiroler, und * Kurz, Oesterreich unter Friedrich IV., II. 41, bei Bergmann, Erzherzog Max I., Ber. des Wien. Alterth.-Ver. I. 1, 1854. » Daher Valvasor wohl irren mag, wenn er (X. 302) den Ritter einen Krainer nennt. 1* einen Elacher.^ Neben dem gelehrten Latein war es die windische Volkssprache, welche der künftige Regent Oesterreichs, nach der un- wahrscheinlich klingenden Version des ,Weisskunig' * von einem Bauer, der ihm öfter ,seltsame' Früchte brachte, eher aber wohl von dem Jugendgespielen Auersperg oder von dem Cillier Thomas Prekokar lernte. Als achtzehnjähriger Jüngling führte er dann die anmuthige Erbin von Burgund heim und fügte zu den unter ihm zuerst wieder vereinigten deutsch - österreichischen Erblanden die Freigrafschaft (Franche Comte) und die Niederlande, die reichsten Industrieländer Europa's.^ Bei Guinegate (7. Aug. 1479) gewann er gegen Ludwig XL seinen ersten Sieg. Verwickelte ihn auch der frühzeitige Tod Maria's in langwierige Kämpfe mit dem lauernden französischen Nachbar und dem geld- und privilegienstolzen Bürgerthum und Adel der Nieder- lande, so errang er doch zuletzt durch persönliche Unerschrocken- heit und Ausdauer das erstrebte Ziel: Sicherung der Rechte seines Sohnes und Demüthigung der Gegner. Dann der österreichischen Heimat sich zuwendend, vertrieb er die Ungarn und erwarb durch einen Vergleich mit dem neuen König Wladislav (November 1491) für Habsburg das Erbrecht auf Ungarn. So tritt er in unsere Ge- schichte ein, der ,letzte Ritter', ein idealer Heros, dessen hohen Schwung freilich oft genug das Bleigewicht prosaischen Mangels nie- derdrückte. Wohl bedurfte unser Vaterland eines starken Arms in den Wirren der Türkenzüge, welche schon um die Leichenfeier des alten Kaisers tobten. Um die im verflossenen Jahre (1492) bei Villach er- littene Schlappe zu rächen, streifte Jakub Pascha über Kroatien und Unterkrain mit 8000 Mann bis an die Thore von Laibach, seinen Weg mit Raub und Mord, mit Brandfackeln und Menschenrazzias für Harem und Pagenschule des Sultans bezeichnend. Wohl sammelte sich schnell das krainische und kroatische Aufgebot, jenes unter den Feldhauptleuten Wilhelm Auersperg und Kaspar Rauber, dieses unter dem Ban Derencsenyi und Frangepan, bei 7000 Mann stark, also dem Gegner wohl gewachsen. Doch dieser war auf seinen flinken Rossen alsbald wieder umgekehrt und wurde von dem christlichen Heerbann erst beim Pass von Adbina zum Stehen gebracht. Während * Chmels Eeg. 5207. Ein Elacher erhielt 1507 das Incolat in Krain. ^ Bekanntlich ein geschichtlicher Roman in Versen, dessen Helden Kaiser Friedrich und sein Sohn Max sind. Vgl. Bergmann 1. c. » 1320 Quadratmeilen. Schmitt, Statistik, Wien 1867, S. 7 Anm. 2. der Türke nun scheinbar über freien Abzug verhandelte, umzingelte er arglistig das chiistliche Heer und richtete ein fürchterliches Blut- bad an. Viele Krainer, Adelige und Gemeine, waren unter den Ge- bliebenen und Gefangenen, 5700 abgeschnittene Nasen schickte der türkische Befehlshaber mit dem gefangenen Ban nach Constantinopel.^ Krain war durch diesen und die vorhergegangenen Türkeneinfälle so verarmt, dass die Stände erklärten, das Land könne die allgemeine Steuer und Umlage zu Vertheidigungszwecken nicht tragen, doch wollten Adel und Geistlichkeit das Ihrige leisten. Im Bezirke Reifniz herrschte noch dazu Mangel, durch Missemte verursacht, so dass Kaiser Max (29. Oktober 1493) dem Kaspar Rauber befahl, den Reif- nizern Samengetreide vorzuschiessen.^ ^ Da sich das schwerfällige mittelalterliche Aufgebot des gemeinen Mannes dem windschneUen türkischen Räuber gegenüber machtlos erwie- sen, griflf man zum Schutze der Lande zu Kaiser Maximilians Schöpfung, den deutschen Landsknechten. Deren wurden 1200 nach Krain gelegt, doch wie der Chronist^ sagt, sIq thaten den armen Leuten Schaden und waren doch nichts nütze gegen den Feind. Denn als am Sonntag nach S. Michaelstag 1494 die Türken abermals nach Krain streiften, Landstrass, Pleterjach und Mokriz verheerten, da fehlten die Lands- knechte zur Abwehr. Sie waren nicht aufgeboten worden, und die- jenigen, die ,ein wenig die Türken woUten schrecken', wurden gefan- gen und waren der Türken Spott durch ihr ,schnoden Gewand' und ihre ,langen Strenge'.* Es lässt sich aber auch kawn ein grösserer Gegensatz denken, als der mit Harnisch, Seitengewehr, zwei Pistolen und der 15 — 18 Fuss langen Pike bewaffnete deutsche Söldner und der leichte türkische Reiter. Jedenfalls war der erstere eher zur Vertheidigung als zum Angriffe auf letzteren befähigt. In eben diesem Jahre nahm Maximilian durch drei Commissäre : Johann Graf von Werdenberg, Georg von Thum und Sigmund von Welsperg, Pfleger zu Persen, die Huldigung des Landes Krain ent- gegen und bestätigte dessen Freiheiten sowie jene der Ritter und Knechte auf der Mark und in der Metlik (Möttling).^ In dem folgen- 1 Hammer, Gesch. des osm. Reiches II. 306, 307; Valv. XV. 390; ünrest p. 793—795; Mailath, österr. Geschichte I. 342, 500. 2 Chmel, Urkunden zur Gesch. Max. I., Stuttg. 1845, S. 13. » ünrest p. 793—795 bei Muchar, Geschichte Steiermarks VIII. 187. * ünrest 1. c. 5 Valv. X. 306 ; Mitth. 1866 S. 25. 6 den Jahre (1495) veranlasste ihn die Noth der Grenzlande zur Aus- schreibung eines ,gemeinen' Landtags für Innerösterreich nach Mar- burg. Seine Commissäre versicherten den erschienenen Ständen von Steiermark, Kärnten und Krain, der Kaiser wolle sich im Reich und anderwärts um Zuzug für die bedrohten Lande bewerben. Sie ver- langten, dass die Stände den Sommer über etliche tausend Dienstleute zu Fuss und zu Ross wider die Türken unterhalten und dazu einen Steueranschlag von einem Percent (1 Pfund Pfennige von 100 Pfun- den) reichen sollten. Was die Mannschaft mehr kosten sollte, werde er selbst bestreiten. Femer begehrte er die Erfolglassung des Un- geldes und wollte dafür in die sofortige Ausweisung der Juden willigen. Gegen diese nützlichen ,Kammerknechte des Reichs^ hatten sich nemlich gleich nach Maximilians Regierungsantritt die alten aber- witzigen Klagen wegen Verspottung des hochwürdigsten Sacraments und Mord von Christenkindern zum Osterfeste wieder erhoben, welche ihren Zweck erfüllten, die Massen aufzureizen, während die höheren Stände darunter geschickt ihre eigentliche Beschwerde mischten, die Kinder Israels hätten sie durch Brief und Siegel in Noth gebracht, d. i. unerschwingliche Wucherzinse gefordert. In der That einigten sich die Stände von Steiermark und Kärnten mit dem Kaiser über eine Aversualsumme für Austreibung der Juden. Steiermark zahlte 38,000, Kärnten 4000 Gulden. Krain hatte sich zwar an der Auswei- sungs-Forderung betheiligt, aber hier kam es vorläufig nicht zum Voll- zuge, denn noch 1515 finden wir die Juden hier angesiedelt.^ Nicht so gründlich wie die Judenfrage ward jene der Landes- vertheidigung gelöst. Hier entschied engherziger Egoismus und Eifer- sucht auf die Bewahrung der ständischen Privilegien. Die Stände er- klärten, ohne sich an bestimmte Zusagen zu binden, dass sie den Türken gegenüber das möglichste thun wollten.* Der Kaiser dagegen löste sein Wort, indem er auf dem Reichstage zu Worms (1495) die Bewilligung des ,gemeinen Pfennigs' oder der sogenannten Türken- steuer erwirkte,^ und am I.August 1496 erliess er, in wohlverstan- dener Regentenpflicht die Initiative ergreifend, das Patent über die allgemeine Türkensteuer von je V2 Gulden von 500 Gulden Rente.* * Mitth. 1865 S. 16. Muchar, Gesch. Steiermarks VIII. 190. Meine Skizze; Die Juden in Krain, Feuilleton der Laibacher Zeitung 1866. * Erones, Landtagswesen 'S. 79. 3 Muchar, Geschichte der Steiermark VIII. 188. * Muchar 1. c. S. 195—196. Sie mag jedoch ebensowenig als die Reichshilfe zur vollen Aus- fühning gekommen sein, wenigstens vermochte sie wiederholte tür- kische Streifztige in den nächstfolgenden drei Jahren nicht zu ver- hindern. Für das Jahr 1496 bezeugt unsere vaterländische Chronik einen Raubzug ohne nähere Details/ im Jahre 1497 verheerten die türkischen Renner besonders die Gegenden von Reifniz , Zirkniz, Loitsch, Oberlaibach ;^ auch das Kloster Sittich scheint von densel- ben berührt worden zu sein, darauf deutet die Befestigung desselben in diesem Jahre durch Abt Martin* und die Verwendung des Kaisers an den Patriarchen Nikolaus Donatus, infolge deren dem Kloster zum Ersätze des durch Türkeneinfälle erlittenen Schadens die Pfarre S. Maria in Harland incorporirt wurde.* Im Jahre 1498 aber fiel AU Pascha von Cattaro aus in Zara ein und streifte bis Laibach, eine grosse Menge Gefangener fortschleppend.^ Obwohl die Türkennoth fortwährend grosse Opfer forderte, um den eigenen Herd vor des Erbfeindes Barbarei zu bewahren , finden wir doch auch die Krainer in bewährter Loyalität bald an den aus- wärtigen Kriegen des ritterlichen Monarchen betheiligt. Im Kriege mit den Schweizern, der 1499 von Meran bis Basel wüthete, ver- beerend und resultatlos, kämpften viele Edelleute aus Krain und Hessen ritterlich ihr Leben ; unter ihnen wird ein Pankraz Wernecker genannt.® Im Kriege wider Ruprecht von der Pfalz (1504) leisteten die Krainer ihrem Landesherm grosse Hilfe an Volk und Geld.^ Zur Heeresfahrt nach Ungarn , wo Maximilian den Bruch des Friedens mit Wladislav ^ rächen und die habsburgischen Ansprüche verfechten wollte (1506), bewilligten die krainischen Stände 7000 Gulden und stellten 200 Pferde.» Unter all' dem Kriegslärm hat jedoch der ,letzte Ritter' be- wiesen, dass es ihm nicht genüge, Oesterreich nach aussen eine glän- zende Machtstellung zu verschaffen, sondern dass ihm auch das * Valv. XV. 392, nach ,Acta publica.* In anderen QueUen findet sich nichts darüber. « Hammer, 11. 309. Valv. XV. 393. s Puzels Chronik, Laib. Mus.-Arch. Vergl. Valv. XI. 531, welcher beifügt, dass dabei mit Genehmigung des Kaisers viele alte Grabsteine entfernt wurden. * Gef. Mitth. des Hm. Prof. Luschin aus den erzb. Prot, in üdine XVIII. f. 230. » Hammer II. 315. « Valv. X. 307 ; XV. 393. ' L. c. X. 307; XV. 396. 8 S. oben S. 4. ^ Valv. X. 307, Ldsch. Arch. Pasc. 127. 8 inöere Wohl der deutsch-österreichischen Erbländer am Herzen liege. Schon anfangs 1494 setzte er eine eigene Regentschaft über die niederösterreichischen Länder (Oesterreich , Steiermark , Kärnten, Krain) ein, mit einem obersten Hauptmann, Statthalter und Regiments- räthen, mit Vollmacht, über alles zu berathen und zu entscheiden, was sonst dem Landesherrn zusteht, und mit Verwaltung der Kammer- guter.^ Im Jahre 1498 aber errichtete Kaiser Max nach vorgängiger Berathung mit den Provinzialständen (jene Krains versammelten sich in Laibach, wohin auch Triest seine Deputirten schickte^) eine allgemeine Kammer für alle ober- und niederösterreichischen Erbländer zu Inns- bruck, bestehend aus vier Räthen. Ausserdem gehörten zu derselben in Wien ein Kammermeister und ein oberster Schatzmeister, der sich stets am Hofe aufhalten musste, ein Secretär, ein Schreiber (Buch- halter), ein Kammerschreiber u. s. w. Es war dies der Ursprung der später sogenannten Hofkammer, des Finanzministeriums. Für die niederösterreichischen Länder (Oesterreich ob und unter der Enns, Steiermark, Kärnten und Krain) setzte Maximilian im Jahre 1501 das ,neue Regiment' ein. Dieses Bestand: 1. aus der Regierung in poli- tischen Angelegenheiten, welche zu Enns ihren Sitz hatte, 2. aus dem Hofgericht in Neustadt für die Justizsachen, 3. aus der Hofkammer in Wien, welche das landesfürstliche Kammergut, die Gefälle und Renten verwaltete, 4. aus der Hauskammer für die Verwaltung der landesfürstlichen Gebäude, Geschütz, Zeugwesen, Jagd u. s. w., 5. aus dem Hofrath in Wien, welcher die oberste Instanz der genannten vier Behörden bildete.^ Auch Kammern für das Kriegs- und für das Bergwesen ent- standen damals. Eine Raitkammer war schon 1491 eingesetzt worden, und sie wurde nun mit den neu errichteten Behörden vereinigt.* So wurde zuerst der Grund zu einer geregelten Verwaltung der Staats- angelegenheiten gelegt, auf welchem dann die spanischen Habsburger fortbauten und der für lange Zeit mustergiltig blieb. ^ Muchar, Gesch. der Steierm. VIII. 183. * Kandier, Eaccolta delle Leggi etc. per Trieste, S. 11: 1498 Lunedi depo l'esaltazione deUa Croce. Ordine a Trieste di mandare Deputat! a Luhiana, per con- venire coi Eiformatori delle Provincie e conferire su materie di pubblico Interesse. Orig. ■— Eritag (1498) avanti S. Valentine. Annuncia al Ducato del Carnio, di avere istituito in Innspruck una corte, un Consiglio Aulico, et una Cancellaria per tutte le Provincie Austriache. Orig. 8 VV^olf, Archive von V^ien, 1871, S. 2, 4. Vgl. Muchar Vni. S. 210, Arch. für österr. Gesch. III. 619—622. * Muchar 1. c. 9 2. Der Erleg mit Venedig (1508--1518). In unsern Grenzlanden hatte der Name der stolzen Republik Venedig immer einen üblen Klang. An ihn knüpfte sich stets, wie an jenen Triests, die Erinnerung an kleinliche Grenzplackerei und ego- istisches Handelsinteresse. Die Rivalität zwischen beiden Emporien verwickelte auch das Hinterland in ihre Kämpfe, und insbesondere war es der Handel mit Salz, der zu diesen Anlass gab, einem der noth- wendigsten Lebensbedürfnisse, welches durch das in Triest concen- trirte Monopol vertheuert wurde, während es das benachbarte Gebiet der Republik zu billigem Preise darbot. Es mag daher dem Kriege, den Maximilian wegen verweigerten bewaffneten Durchzugs bei seiner beabsichtigten Romfahrt ^ gegen Venedig vom Zaune brach, in unseren Landen nicht an einiger Sympathie gefehlt haben, welche leider den sonst so klaren Blick für das eigene Interesse trübte. Gab es ja doch zu Anfang des 16. Jahrhunderts keinen gefährlicheren Feind für die Ruhe und Entwicklung Europa's, als die osmanische Macht, und nun sollte die letzte Schutzmauer gegen dieselbe, die mit antiker Tapfer- keit Hellas' heiligen Boden vertheidigende Republik, in den Staub geworfen werden! Doch, wie jedes Unrecht nach ewigen Naturgesetzen die Sühne in sich selbst trägt, so sollten auch achtjährige Kriegs- leiden Volk und Herrscher die Aufwallung unritterlichen Zorns be- reuen machen. Herzog Erich von Braunschweig, der dem Kaiser im baierischen Kriege in der Schlacht bei Mengesbach unfern Regensburg das Leben gerettet^ als ihn die Böhmen mit ihren Spiessen vom Pferde stachen, ein erprobter Kriegsheld, sammelte die Streitkräfte Maximilians in den österreichischen Provinzen, wobei unser Laibach das Hauptquar- tier und das Centrum der Reserve gebildet zu haben scheint, stellte die erste Colonne unter den Befehl des Grafen Frangepan, die zweite unter jenen des Bischofs Christof Rauber von Laibach, welchem Marcus Sittich und Johann v. Auersperg beigegeben waren, und behielt sich die Führung der dritten vor.^ Kärnten ,und Krain waren dem Rufe des Kaisers gefolgt, aus Steiermark führte nur Heinrich von Tscheppach die Unterthanen der Grafschaft Cilli herbei, der Zuzug ^ Aach dio krainische Landschaft hatte Max (Bozod, 28. Januar) zum Zuge mit ihrer Mannschaft zu Eoss und Fuss aufgeboten. Eluns Archiv I. S. 34. Mitth. 1864. S. 9. 3 Czörnig, Görz I. S. 724. 10 « aus den übrigen Theilen der Steiermark blieb aus und hemmte das von Erich gewünschte rasche Vordringen in Feindesland.^ Mit 400 Reitern und 5000 Mann Fussvolk brach er endlich in Friaul ein. Hier war es das Unglücksthal von Cadorre, wo ihn die Venetianer einschlössen und über tausend seiner Krieger im heldenmüthigen Kampfe tödteten. Im raschen Siegeslauf nahmen sie jetzt Friaul und Istrien, besetzten Triest, Fiume und viele andere Orte. Da war es wohl, als 40 krainische Landleute zu Pferde mit ihren Dienern in das belagerte Triest sich warfen, wobei mehrere gefangen und nach Venedig abgeführt wurden.^ Die venetianischen Feldherren Alviano und Comaro nahmen Görz nach zweimaligem Sturm und drangen bis Adelsberg vor. In ihrem Rücken nahmen ihnen die Oesterreicher Wippach durch einen raschen Ueberfall wie- der ab, aber die Venetianer, mit Verstärkung rückkehrend, nehmen den Ort wieder, plündern ihn und machen seine Bewohner nieder, eine Scene, die hinreichend die Verwilderung der Kriegführung kennzeichnet. Den unglücklichen Feldzug dieses Jahres beschliesst eine kühne Wafifenthat, welche der österreichische Anführer Bernhard Raunach, ein Krainer,» mit dem Grafen Frangepan aus Adelsberg unternahm. Er hieb eine venetianische Abtheilung von 200 Mann theils nieder, theils nahm er sie gefangen, eroberte das Schloss Prem zurück und setzte so den Fortschritten der Feinde ein Ziel.* Die Grafschaft Görz blieb nach dem am 20. April 1508 abgeschlossenen Waffenstillstände im Besitze Venedigs; Wippach, als nach dessen Verkündung genommen, wurde an Oesterreich rückgestellt.* Die Ligue von Gambray (10. Dezember 1508) vereinigte die ersten Mächte Europa's zum Sturze der gehassten Republik. Die Könige von Frankreich und Spanien, ja selbst die gesehen, und mich nit anders, dann wie ein andern Testamentarien, so hab' ich mich doch den Herren Testamentarien zu Dienst und Gefallen etUcher Sachen angenummen, als nemlich den klägUchen Abgang mi^ allen Nothdurften von Stund an den obern und den niedern Regimenten auch den Land sammt Leuten, Verwesern und gemeinen Land und unseren gnädigsten Herrn Landsfürsten in Hispania und Niederland, daneben auch weiland Kai- serlicher Majestät Freundschaft und dem Reich zu verkünden, damit ich so viel zu schaffen gehabt und zudem mit Schwachheit und Krank- heit meines Lebens von Tag zu Tag zugenommen, dass ich nit ver* mocht hab, stets noch viel zu anderen Handlungen gen Hof zu kommen. Dann so ich etwa die berührten Handel in meiner Kanzlei peracht (?) hab ich mich so viel überwunden, zu den Herrn Räthen, die selbigen Brief zu fertigen und dennoch nit allweg selbst, sondern etwa durch meine Diener, also bin ich wohl etlich mal bei den Handlungen zu Hof gewesen und hab daneben so lang ich Schwachheit halben ver- mocht, geholfen, nemlich Brief und Memorialzedel zu erklauben, auch zu sinotzen (?) und etwa einmal oder zwei, Brief so zu siegeln vorhan- den gewest, und schwer kummen sein, zu rathschlagen, doch meines Gedankens keine, dann die Kaiserliche Majestät in Ihrem Leben be- willigt und befohlen hat, oder die gar keine Beschwerung auf ihnen getragen haben. Ich mag auch solcher Brief selbs etlich doch wenig gehabt und also zusiegeln soUicitirt, dann dieselben und etwa viel mehr Handel, so Kaiserliche Majestät bewilligt und befohlen gehabt, nit gleich mit Ihrer Majestät Abschidt (Tod) zum Siegeln bereit sein mögen haben. Daraus zu nehmen ist und keins Verbergens bedarf, dass das Truhelein mit den Siegeln geöffnet werden müsseu hat, wie- wohl ich bei der ersten Q^ffnung auch nit gewest bin, weiss auch nit, welche der Testamentarien dabei gewest sein, aber hernach bin ich etlichmal, wie hie vor steht, bei dem Aufthun und Siegeln und wieder zupetschaften gewest wnd hab ziemlich eines mals aus Bcm, dass ich 76 mein vertraut Siegel in der Trübsal unhedacJd eingelegt häU, die Herren Testamentarien hoch ersucht, mir solch mein Siegel wiederum zuzu- stellen, hätt mögen leiden mir dasselb in meiner Behaltnus zu verpet- schaften, als mich dann für ehrbar und billig angesehen, denn so ich solch Siegl achtzehn Jahr bei Kaiserlicher Majestät behalten, hätt ich das ingleichen bis unsere gnädigsten Herren Landesfürsteü zu Land kommen wären, und mich mit meinem Officio und Siegl meinen gnä- digsten Herrn selbs präsentiren und ofFeriren wollen, das sich auch wohl gebürt und mir dennoch zu Ehren und Guten gedeihen mögen, und wo ichs von erst bedacht, so hätt ichs Niemand überantwortet, noch mich Jemand, dann mit Gewalt dazu bewegen lassen. Dann ich hab nit gesehen und ist an ihm selbs, dass des Niemand Gewalt noch Macht gehabt, dann soviel man sich unzeitig gern (?) angenummen hat, so ist auch die Behaltnus meins und der andern und der zwei (?) Siegel unvollkommen dann der Namaflften (?) und rinehr Ihren (?) Siegel noch wohl sieben sein bei den Händen wie vorher büeben, als nemlich bei den dreien Regenten, auch bei dem Kanzler und Zieglar (Siegler ?) wer sorgt um dieselben Siegel? Aber solch mein Anliegen und Be- gehren hat bei den Herren Testamentarien aus Rath und Sperr der Landräthe nit statt haben mögen, des ich mich hart gegen ihnen be- schwert hab und noch, mussts also leiden, man hat mirs zwar nit genommen, bin selbst mit dem Einlegen zu gach gewest, aber so man mir das gegunnt, hätt man mirs mit' Ehren und Fug wieder folgen lassen mögen. Item so sei, wie ich vernommen hab. Kaiserlicher Majestät Kam- mer- und Garderobtruhen, auch Silberkammer, Stallmeistern (?) und ander Vorräth, Hab durch die Herrn Testamentarien besucht, inven- tirt und bewahrt, darbei ich auch der vorberührten meiner sonderen Arbeit halben nicht sein mögen, und zuletzt aus Obliegen meiner be- schwerlichen Krankheit des Aufbruchs nicht erwarten mögen, sondern mich an weiland Kaiserlicher Majestät Doctores und Aerzt gehängt und vor der Kaiserlichen Majestät Leich herab (nach Wien ?) gefahren, da die Herren Testamentarien alle Handlung meines gnädigen Herrn Hoch- meister S. Georgen Ordens und Bischofen zu Wien mündlich und schrift- lich klare (?) Relation und Unterricht gethan haben, wie dann alle Händlungen in Schriften gestellt, beschlossen und verpetschaft und ge- grundt noch vollkommner Unterricht davon zu thun, aus was Ursach und wie alle Ding gehandelt, in meiner Gedächtnuss nit sein mögen. Aber soviel wie obsteht, mag ich ainiger (Einziger ?) Euer Ehrwürden und Gunst ungefährlich berichten und so Euer Ehrwürden und Gunst 77 gegründeten und mehrern Unterricht zu haben meinen, möcht Ihr die bei gemeinen Testamentarien suchen, ungezweifelt, sie werden sich darauf gebtirlich halten, damit Euer Ehrwürden und Gunsten anstatt gemeiner Landschaften, auch Euer selbst Personen Dienst und Ge- fallen zu beweisen, bin ich als ein armer treuer Mülandmann allzeit bereit etc.' Auch unser Landsmann, Bernhardin Raunach, weiss Interessantes zu berichten. Er war vom Kaiser nach Innsbruck beschieden worden, folgte ihm dann nach Wels, und wurde von ihm in den Hofraih nach Linz abgeordnet, wo er bis zum Tode des Kaisers blieb. An dem seinem Todestage vorhergehenden Tage waren die Hofräthe von den Käthen des Kaisers nach Wels beschieden worden. Nach dem Tode des Kai- sers hätten die Räthe berathschlagt und beschlossen, alle Siegel, Se- crete und Katschets zu sammeln und unter Sigel zu legen. Auch- wurde beschlossen, die Silberkammer und Garderobe zu inventiren, und dazu der Ritter Wilhelm Scharflf und der Truchsess Meixnef ver- ordnet. Mathes Warbirar ward aufgefordert, das grosse Siegel, das sich in seiner Gewalt befand, zu übergeben, was er auch that. Es wurde in die Truhe mit des Kaisers Katschet, welche Eberhard Pol- heim brachte, gelegt ; auch Finsterwalder brachte sein Siegel, das ward zu den übrigen gelegt, ebenso Gabriel Vagt, der aber äusserte, er möchte es wohl behalten, denn er sei ebenso König Karls Secretär, als des verstorbenen Kaisers, nichts desto weniger ward es zu den übrigen gelegt. Hans Renner sagte, er habe ein Secret, das brauche er aber, um die Post an König Karl und Frau Margarethe (die Statt- halterin der Niederlande) zu fertigen, es gehöre auch nicht den Landen, sondern es sei ,auf Niederland gestellt.' Also ward es ihm belassen. Ausserdem war kein anderes Siegel oder Secret am Hofe, von dem man Wissen hätte. Es wurden also obige Siegel mit jenem des Reichs in eine Truhe gelegt und diese versiegelt mit den Siegeln der Hof- räthe, der Testamentsexecutorejn und des Hauptmanns zu Linz, Wolf- gan^ Jörger. Darauf fragte man die Testamentsexecutoren um die Kleinode und andere geheime Sachen, als Briefe und dergleichen. Sie erwiderten, es sei alles wohl verwahrt und in einer Kammer ver- siegelt. Nachdem dies alles geschehen, bestellte man die Kapelle, den Psalter zu lesen, und jeder ging daran, den Todfall dem Lande, von welchem er abgeordnet war , zu verkünden. Als es Tag geworden, ward Ihre Majestät ,besungen wie sich zu Seelen gebürt', und blieb der Leichnam den ganzen Mittwoch ^flfen liegen, damit ihn jeder 78 sehen könne. An diesem Tage kam auch der Cardinal von Gurk, und nach dem Morgenmahl kamen die Testamentsexecutoren und Hofräthe mit dem Cardinal zusammen, und es ward da von vielen Sachen ge- t-edet. Inzwischen brachte Hans Renner eine Schrift, fünf bis sechs Bogen Papier stark, die war schlecht zusammengestochen, .ich weiss nicht, ob sie das für das rechte Testament (Original) oder für eine Copei angezeigt haben.' Er habe auch kein Siegel, Secret oder Signet daran gesehen, da er zu weit davon gewesen. Aus dieser Schrift las Renner fünf Artikel. Der vierte Artikel enthielt die Bestimmung, ,die Regimente zu Oesterreich und Tirol, Hauptleute, Vicedome und Pfle- ger sollen bleibjBn und die Testamentsexecutoren Gewalt hdben^ die zu mehren und zu bessern,*' Diese Artikel seien nicht in dieser Ordnung im Testament aufeinander gefolgt, sondern nur auszugsweise verlesen worden. Schliesslich theilten die Testamentsexecutoren mit, der Kaiser habe nach Abfassung des Testaments mündlich verordnet, die Hofräthe sollen in ihrem Wesen oder Rath bleiben. Das Testament sei in den Händen der Testamentsexecutoren geblieben, und diese hätten auch auf Begehren der Hofräthe denselben keine Abschrift geben wollen. Auch eine Urkunde mit Bestimmungen über den Hofrath wurde ge- zeigt, die solle der Kaiser mit eigener Hand unterzeichnet haben, was wegen seiner Schwachheit doch nicht möglich gewesen, ,Und ist also hin und her gezogen, dass niemand weiss, was ist.' Die Hofräthe erklärten auf die Aufforderung der Testamentsexecutoren, ihr Amt fortzuführen, sie seien von den Landen zu Lebzeiten des Kaisers ab- geordnet und müssten sich diesfalls bei denselben erst Raths erholen. Den Testamentsexecutoren war diese Antwort ,beschwerlich', und sie drängen in die Hofräthe, zu bleiben, aber diese bUeben bei ihrer ersten Antwort. Am Pfingsttag darnach wurde gesagt, wie man die Truhe mit den Siegeln etc. eröffnet und viele Briefe gesiegelt hätte. Als dies den Hofräthen zur Kenntniss kam, stellten diese an die Testaments- executoren die Frage, wie sie das ohne der ersteren Wissen gethan hätten, und es sei nicht gut, dass solche Ausfertigung nach dem Tode des Kaisers geschehen. Die Testamentsexecutoren erwiderten, sie hätten dies nach des Kaisers Befehl gethan und wüssten es wohl zu verantworten. Dabei hätten es die Hofräthe bewenden lassen. Es habe dies zu viel Gerede Anlass gegeben. Am Sonntag darnach trug man die Leiche des Kaisers in die Pfarre, mit grossen Ehren, und sie ward in den Chor gesetzt. Es wurde auch den Hofräthen • zugesprochen, sie sollten mit der Leiche ziehen ; Raunach gab zur Antwort, als Hofrath oder Gesandter wolle er nicht mitziehen, wohl aber gern als ein alter 79 unterthäniger Diener. Diese Antwort gaben auch mehrere andere Ge- sandte (Hofräthe), weiter wurde aber darüber nicht gesprochen, noch ein weijberes diesfälliges Begehren an die Hofräthe gestellt. Am Mitt- woch darauf zog Raunach ab, während des Kaisers Leiche noch in der Kirche zurückblieb. Er wisse nicht, wo die Siegel, Katschet, Ringe und die geheimen Sachen hingekommen, ein , Trubel' sei dem Abt von Kremsmünster übergeben worden. Es ging die Sage, dass 1000 Gulden darin gewesen, die der Kaiser dem Abt vermacht. Mathes Hoflfer berichtet: Als der Kaiser zwischen drei und vier ^ Uhr nachts in Wels verschieden, sei man zur Stunde aus der Kammer in ein kleines Stubelein gegangen. Daselbst hat der Marschall, derzeit Leonhard Bauber, gesagt, was man nun nach des Kaisers Tode thun solle. Es wurde dann im Rathe beschlossen, das grosse Siegel, Pet- schaft und Katschet mit den anderen Siegeln der Secretäre in eine Lade zu thun und unter Siegel zu legen. Also brachte der Matthäus das grosse Siegel mit den Worten, der Kaiser habe ihm befohlen, es niemand zu übergeben, als dem Regiment zu Innsbruck, aber — (un- • leserlicher Satz). Dann brachte Pölheim ein Trubel mit dem Katschet. Den Petschaftring übergab der Abt von Kremsmünster und fügte bei, Ihre Majestät hätte ihm den mitsammt dem Geld zu behalten zuge- stellt und übergeben. Dann forderte man dea Secretären die Siegel ab. Hans Renner erwiderte, er habe ein Siegel, das gehöre auf die Würzen (?) diesem Land. Man forderte ihn auf, es zu übergeben. Er sagte, er hätte es in der Henburg (?), wollte man's haben, man möchte wohl darum gehn. Also räth ich, es gehört ihm zu, es daher zu über- antworten. Aber er hat es meines Wissens nicht überantwortet. Ga- briel Vogt sagte, er habe ein Siegel, wenn er es nicht hergebe, so wisse er es gegen seinen künftigen Landesfürsten zu verantworten, aber er gab es her. Desgleichen gab der Finsterwalder sein Siegel her. Es- wurden nun alle diese Siegel in eine Lade gelegt und diese versiegelt. Leonhard Rauber und die Testamentsexecutoren nahmen sie zu sich. Daijn wurden Wilhelm ScharfF und der Truchsess Meixner zur Inventirung der Silberkammer bestellt. Auf die Frage um die ge- heimen Sachen erwiderten die Executoren, der Kaiser habe dieselben mit anderen Sachen in einer versiegelten Truhe denselben zu Händen — (unleserliches Wort). HofFer hat aber die Truhen nicht gesehen. Tags darauf ward öffentlich angezeigt, dass die Testamentsexecutoren viele Briefe mit Siegel und Katschet ausgefertigt hätten, dass man die in den neuen Hofrath verordnet und von den Erblanden zuge- schickt. Man wunderte sich, dass dieselben die Siegel ohne unser ^ 80 Wissen und Willen aufgebrochen hätten, nichts desto weniger haben die Testamentsexecutoren ihres Gefallens gehandelt. Damals kamen auch Leonhard Rauber und Wilhelm Scharff zu den Verordneten des neuen Hofraths und zeigten ihnen an, Vogt und Finsterwalder wollten ihre Siegel wieder haben, weil auch der Kanzler Renner und Ziegler sie hätten und sie (Vogt und Finsterwalder) ebenso Secretarien wären wie jene. Da ward ihnen von uns geantwortet, wir wüssten nicht dazu zu rathen; hätten sie uns aber frtiher gefragt, ehe die Siegel geöffnet worden, so hätten wir nicht gerathen, jemand ein Siegel zu geben oder irgend einen Brief ausgehen zu lassen. Die vorliegenden Berichte vertrauenswürdiger Zeugen sind jeden- falls ein interessanter Beitrag zur Kenntniss der ständischen Bewegung Oesterreichs nach dem Tode Maximilians. Die krainische Landschaft zieht Bericht ein ,im Namen des Landesfürsten'; sie gerirt sich also, >als wäre die Gewalt desselben an sie übergegangen. Wir erfahren aus der treuherzigen und wahrhaften Erzählung Gabriel Vogts, wie es bei Abfassung des kaiserlichen Testaments zugegangen, was mit den Briefen und Siegeln geschehen. Raunach aber gibt Mittheilungen über die Pu- blication des Testaments, wobei es nicht ganz regelrecht herging, die Geheimthuerei mit demselben selbst dem Hofrath gegenüber, des Kai- sers angebliche mündliche Bestimmung betreffs dieser Behörde und die Einwendungen der Hofräthe gegen dieselbe, welche, ganz im Geiste ihrer Landschaften handelnd, ihr Mandat durch den Tod des Kaisers erloschen ansehen. Hoffer endlich berichtet uns die Einsetzung des neuen Hofraths durch die Testamentsexecutoren, deren Berechtigung zu diesem Schritte zweifelhaft erscheint. • 2. Die Qresandtscliaft nach Barcelona. Die Huldigung. Schon auf dem ersten Generallandtag in Brück (März 1519) hatten die niederösterreichischen Lande die Absendung einer Depu- tation an den spanischen Hof, zu ihren neuen Landesfürsten, be- schlossen, doch fanden sich die Gesandten, darunter für Krain neben den bereits genannten — Trojan von Auersperg und Ritter Jörg Schnitzenpaumer — noch Niklas von Thurn,^ erst gegen Ende Juni in Villach zusammen. Die krainischen Gesandten haben in ihrer Re- lation an die Stände^ Vergnügungen und Fährlichkeiten der Reise ' Valv. X. 320. 2 Valv. 1. c. 81 beschrieben, welche, am 20. Juni von Villach aus angetreten, erst am 3. November mit der Landung in Barcelona schloss. Es ging zu Lande über Venedig, wo die Republik die Gesandten durch zwölf Edelleute mit einer ,zierlichen Oration' empfangen liess, in welcher — so schreiben die Krainer Gesandten — ,sie uns Teutsche einen Ursprung ihres Auf-" nehmens nenneten' und beifügten, dass sie keine Macht so hoch schätz- ten, als das durchlauchtigste Haus Oesterreich. Am folgenden Tage empfing die Gesandten der Doge in Gegenwart des Senats ,gar höf- lich' und hiess sie neben ihm Platz nehmen. Dann wies man ihnen den Schatz und das Zeughaus und ,regalirte sie mit Malvasier und andern köstUchen Sachen'. In allen venetianischen Städten, die sie berührten, wurden die Gesandten als Gäste der Repubhk vom ,Guber- nator' vor den Thoren erwartet und in die für sie bestimmten Quar- tiere geleitet. Der Herzog von Ferrara bewirthete sie mit Austern und köstlichem Wein. In Rom gewährte ihnen der Papst Leo X. durch Vermittlung des kaiserlichen Botschafters eine Audienz und sprach sein Wohlwollen gegen Oesterreich aus. In Neapel wurden sie vor dem Eintritt in die Stadt vom Markgrafen von Peschiera und vielen anderen Grafen und Herren auf Befehl des Vicekönigs em- pfangen und in ihre Herberge geleitet. Sie wurden vom Vicekönig und anderen Grossen zur Tafel geladen und so verschwenderisch mit köstlichen Weinen und anderen Lebensmitteln beschenkt, dass sie die- selben in Neapel nicht verzehren konnten, sondern mit sich zu Schiffe nahmen. Die folgende Seefahrt war voll von Abenteuern und Stürmen. Aus dem sardinischen Meer, mussten die Schiffe wegen Havarien nach Sicilien zurück und dort' günstigere Winde abwarten. Als sie am 28. September wieder auf der hohen See waren, mussten sie wegen widrigen Windes acht Tage vor Anker liegen. Ein heftiger Sturm warf sie an die Küste von Minorca. Sie riefen Gott und Unsere Liebe Frau von Monserrat um Hilfe an, welche sie denn wunderbarlich er- ledigte.. In der Nacht warf man alle Segel ab und schwebte so auf dem Meer. Dann nahm man den Curs auf Catalonien und kam so nahe an Barcelona, dass man die Lichter in den Fenstern der Stadt sehen konnte. Aber ein plötzlich sich erhebender Sturmwind trieb die Schiffe wieder auf die hohe See zurück, ,dass sie die ganze Nacht auf dem Meer, abermal ohne Segel, schweben müssen.' Drei Stunden vor Tagesanbruch kam aber der rechte Sturmwind, ,da erhub sich eine Arbeit und Geschrei, dass man Waren, Stuck (Geschütze ?) und allerlei ins Meer werfen und dem Wiftde nachfahren musste.' Zweimal mussten sie den Hafen aufsuchen, einmal auf Iviza, dann auf Malorca; erst am 6 82 Tage Allerheiligen konnten sie wieder in See stechen, und am 3. No- vember landeten sie endlich in Barcelona. Am 6. November wurden die Gesandten bei Hofe eingeführt. König Karl empfing sie stehend und wollte sich nach spanischer Sitte nicht die Hand küssen lassen. Doctor Siebenbürger sprach da im Namen Aller in gewandter lateinischer Rede — denn Deutsch ver- stand man am spanischen Hofe nicht — doch in kühnem, Rathschläge ertheilendem und daher die spanische Grandezza verletzendem Tone.^ Zwar erwiderte der König in gnädigen Worten, doch die Gesandten waren sich des Ernstes der Lage bald bewusst, und die Steirer waren die Ersten, welche durch Sigm. v. Herberstein sich von der com^romit- tirenden Gemeinschaft der Oesterreicher lossagten und damit dem bis- her unzweifelhaft bestandenen Bündnisse zur Wahrung der ständischen Freiheiten die Spitze abbrachen. Er erklärte vor den Käthen, nie hätten die Steirer ein Bündniss gegen den Kaiser geschlossen, nie habe ihre Loyalität gewankt, so wenig wie unter früheren ^Regenten, von dem ersten Habsburger bis auf Maximilian. Steiermark weisse jede Solida- rität mit dem Vorgehen Siebenbürgers zurück. Am 15. November er- theilte Gattinara im Namen des Kaisers den Ständen die Antwort auf ihre Botschaft. Er tadelte den Eingriff der Lande in das landesfürst- liche Gut und die landesfürstliche Obrigkeit, die Umstossung des von Max eingesetzten und von den Testamentsvollstreckern bestätigten Regiments. Es habe den Ständen nicht zugestanden, sich selbst Recht zu verschaffen. Da der Kaiser und sein Bruder nicht sogleich in die Erblande kommen könnten, so sollten die Provinzen den Eid der Treue der für die Erblande bestimmten obersten Regierung anstatt den Fürsten leisten, dann werde man gern ihre Privilegien prüfen und bestätigen lassen. Diese Forderung verstiess offenbar gegen das Recht der Stände, wornach der Schwur der Treue von ihrer Seite an die vorherige Bestätigung der Landesfreiheiten gebunden war. Die Steirer im Vereine mit den Kärntnern und Krainern wiesen denn auch den Vorwurf der Eigenmächtigkeit mit Berufung auf ihre Loyalität und ihre Landesfreiheiten zurück. Obwohl nun Gattinara selbst einsehen musste, dass der kaiserliche Bescheid in dieser Beziehung auf Un- kenntniss de;* Landesrechte beruhe, konnte er ihn doch nicht mehr rückgängig machen, und die Gesandten verstanden sich endlich auf seine Bitte dazu, den Landen diesfalls zuzuschreiben und sie zur An- nahme der kaiserlichen Proposition zu bewegen. Am 16. Dezember » Kraus 1. c. S. 84. 83 hatten die Gesandten die letzte Audienz, Trojan von Auersperg sprach im Namen der Krainer , . der Grosskanzler Gattinara antwortete und der König sprach zu den Gesandten : ,Ich versehe mich , Ihr werdet als unsere getreue Unterthanen bei uns verbleiben. Ich will allezeit. Euer gifädiger König sein und bald zu Euch kommei^'^ Trojan von Auersperg erwiderte mit einer Loyalitätsversicherung: Ihre Majestät werde allezeit fromme und getreue Unterthanen in diesen Landen finden. Schliesslich bot der König den Gesandten die Hand und sie wurden nach einer Tractation durch den Cardinal Mota, der ihnen die schriftlichen Bescheide und königlichen Geschenke, darunter ein Stück Sammt für jeden Gesandten, einhändigte, entlassen. Die kraine- rischen Abgeordneten nahmen ihren Rückweg über Perpignan, Mont- pellier, Avignon, Neapel, Capua, Rom, Florenz und Venedig.^ Während der Reise nach Barcelona und der Verhandlungen daselbst hatte König Karl bereits 'mit fester Hand die Zügel der Herrschaft ergriffen. Ein Mandat vom 23. Juli^ 1519 überwies die Verwaltung der österreichischen Erblande an die ,oberste Regierung', das kaiserliche Regiment in Augsburg; am 27. Juli* ernannte Karl bereits die Huldigungscommissäre für die österreichischen Provinzen, für Krain Felix Graf zu Württemberg, Georg Graf zu Montfort, Ni- klas von Neuhaus, Dr. Hieronymus Baidung, Mannsdorfer und den Secretär Wolf Vogt. Doch erst mit Mandat vom 4. Oktober 1519^ wurden die Landschaften zur Ablegung des Eides berufen, und mit Be- ginn des Jahres 1520 kamen jäie Huldigungscommissäre in den öster- reichischen Provinzen an.^ Während nun Kärnten am 25. Januar, Steiermark am 6. Februar huldigte, hielt die krainische Landschaft allein noch an ihrem verbrieften Rechte fest, sie forderte die Be- schwörung oder doch das Gelübde der kaiserlichen Commissäre auf die Beobachtung der Landesfreiheiten, ehe sie sich ihrerseits zur Hul- digung verstehen wollte. Die Commissäre schlugen dieses Begehren ab, die Landschaft aber erklärte, sie wojle.sich ihre Freiheiten nicht nehmen, sondern — über dieselben durch ihre natürlichen Erbherren und Landesfürsten entscheiden lassen, bis dahin aber ebenso, als ob » Kraus 1. c S. 36 -?8; Vak. X. 322; Muchar, Gösch. Steierm. VlII. 288—290. « Val\r. 1. c. 3 Kraus 1. c. S. 39. * Kraus 1. c. S. 43 und Anm. 3. '^ Kraus 1. c. S. 43. ® Kraus 1. c. S. 45. 6* 84 sie die Erbpflicht gethan hätte, denselben in allem Gehorsam leisten.^ Es konnte der Landschaft wohl nicht zweifelhaft sein, wie die Ent- scheidung des Landesfürsten ausfallen werde, und ihre Erklärung konnte daher für sie wohl nur den Werth einer Rechtsverwahrung haben. Die kaiserliche Entscheidung mag wohl den Ständen im Sinne einer Anerkennung ihrer Rechte entgegengekonunen sein, und so fand denn auch am 11. Juli 1520 die Huldigung zu Händen der kaiser- lichen Commissäre, Ulrich, Abt zu S. Paul im Lavantthal, und Hans Manndörfer, Anwalt zu Ortenburg, statt, vor der Eidesleistung von Seite des Landesfürsten. ^ Es wurde dadurch der Satz, dass der Ge- horsam der Landschaften von dem Eide des Landesfürsten auf die Landesverfassung abhänge, in sein absolutistisches Gegentheil ver- kehrt, nemlich die Bestätigung der ständischen Freiheiten hänge von dem Gehorsam gegen den Landesfürsten ab. Die Landesfreiheiten wurden wenigstens im Princip zur Gnadensache des Landesfürsten. König Karl bestätigte denn auch die Freiheiten Krains am 25. Ok- tober und gleichzeitig die Freiheiten der Ritter und Knechte aus der Mark und Möttling, wie derer von Istrien.^ 3. Die krainische Gesandtschaft bei der ol)erstexi Begiemng in AngslDurg, Zöln, Kastrioht, Aachen, Hainz. « Schon als die krainischen Stände die Huldigung leisteten, war ihnen durch die landesfürstlichen Commissäre im Namen der obersten Regierung von Augsburg angezeigt worden, wenn sie allgemeine oder persönliche Beschwerden hätten, müssten sie zwei oder drei Abgeord- nete wählen und diese zur Stunde nach geleisteter Huldigung nach Augsburg senden. Wie die übrigen Landschaften kam auch Krain dieser Aufforderung nach und wählte Ulrich Wernecker, Hauptmann in Landstrass^ und den schon öfter in ähnlichen Missionen bewährten Felician Petschacher als seine Vertreter bei der obersten Regierung^ in Augsburg. In der diesfälligen Instruction* wiederholt die Land- ' Schaft ihre Rechtsverwahrung betreffs der Huldigung. Obwohl es von Alters Herkommen sei, dass die Lande ihren Erbherren und Landesfürsten die Erbpflicht erst nach geschehener Abstellung der ^ Landsch. Arch. Fase. 127. 2 Valy. X. 323 ; Kraus 1. c. S. 45 und Anm. 4 ; Mitth. 1865 S. 16. 3 Kraus 1. c. S. 63, Landhandyeste. * Landsch. Arch. Fase. 88, Ruhr. I. 85 Neuerungen und Beschwerden leisten, wie dies Kaiser Maximilian bei Antritt seiner Regierung gethan und worüber die Abgesandten die Urkunde in Händen haben, so hätten sie doch die Eidespflicht ,nur zu unterthänigem Gefallen und nicht aus Schuldigkeit' nicht länger verweigern wollen. Die Anliegen und Beschwerden Krains, welche die Instruction aufzählt, sind von der verschiedensten Art. Die Gesandten sollen sich vor allem um Bestätigung der Landesfreiheiten gemäss der von den Huldigungscommissären ausgestellten Verschreibung be- werben, sie sollen ihre Mandanten gegen den Vorwurf, welcher ihnen von ,Missgönnem' gemacht werde, als hätten sie sich eigenmächtig das landesfürstliche Kammergut, alle Obrigkeit und Regale zugeeignet, im Einvernehmen nüt den Abgeordneten Steiermarks und Kärntens, welche dieser Vorwurf gleichermassen angehe, rechtfertigen, in welcher Beziehung sie eine besondere ,Schrift' zugestellt erhalten. In Gemäss- heit des von den Commissären gemachten Antrags sollen die Ge- sandten ferner wegen einer für die Lande an einer ihnen gelegenen Malstatt zu errichtenden Regierung verhandeln. Die weiteren spe- ciellen Anliegen Krains ' betreffen : Erfolgung von 600 Gulden aus dem Aufschlag für den während der Zeit der ständischen Regentschaft aufgestellten grossen Ausschuss, der auch in Landrechtssachen ver- handelte. Herbeiziehung von Triest und Wippach zur Steuerleistung, Einführung guter Münze, Strassen- und Wegbesserung aus den zur Kanmier eingezogenen Wegmauthen, Herstellung der Türkenkundschaft auf Kosten des Landesfürsten, Versehung der Orte und Schlösser an der Grenze mit Hakenbüchsen und Pulver, und endlich zwei persön- liche Beschwerden sehr verschiedenen Inhalts. Die eine betrifft den Vicedom Erasmus Braunbart, die andere die Gebarung mit einem für Krainer gestifteten Studentenstipendium in Wien. ' Gewichtig ist die Beschwerde wider den Vicedom. Derselbe habe die Landleute in Gefahr der Ungnade schon bei dem verstorbenen Kai- ser gebracht; damit noch nicht ersättigt, habe er den Landeshauptmann und die demselben zugeordneten Landleute beschuldigt, es sei keiner aus letzteren so ,fr6mm und redlich', dass er ein dem Landeshaupt- mann missfälliges Urtheil zu fällen wagen würde, auch behaupte er, es hätten ihm die Verordneten einen ungerechten Entschied gegeben, was unrichtig sei. Da nun der Landeshauptmann und seine Verord- neten nicht allein in Krain, sondern auch im Reich und in andern Landen als ehrliche-, fromme und gewissenhafte Leute bekannt seien, welchen Ruf Braunbart mit seiner scharfen Zunge nicht beflecken könne, da ferner daraus seine Leichtfertigkeit, Thorheit und seine 86 Absicht zu entnehmen sei, die Leute beim Landesfürsten in Ungnade zu bringen, da man endlich schon unter der früheren Regierung von Braunbait viel Unbill gelitten und dazu geschwiegen, wodurch ,sich der Mann nun übernimmt', so sei dies fernerhin nicht mehr zu dulden, und die Gesandten mögen auf Absetzung des Yicedoms und Bestellung einer redlichen Adelsperson an seiner Stelle hinwirken. Nicht uninteressant ist die StipeAdiumsangelegenheit. Ein Krai- ner, Doctor Briccius, hatte ein Stipendium für zwei in Wien studirende Krainer im Betrage von 40 Gulden Rh. gestiftet. Die Stände beschweren sich nun, dass einer der Testamentsexecutoren, Philipp Sagrer, seinen Sohn, einen ungeschickten, trunkenen und ,vollen' jungen Menschen, in dieses Stipendium eingeschmuggelt habe, welcher noch im Genüsse des Stipendiums stehe, ungeachtet schon Kaiser Max befohlen habe, ihn desselben zu entsetzen. Die Gesandten sollten sich in Augsburg verwenden, dass Doctor Ulrich Kaufmann, als Universitätsrector, dann der Bürgermeister,, Richter und ^ath von Wien angewiesen würden, den Sagrer des Stipendiums zu entsetzen und dasselbe dem Sohne des Ulrich Steffler, Gegenschreiber des Vicedomamts in Laibach, zu ver- leihen, auch Verfügung zu treffen, dass dieses Stipendium künftighin ohne Vorschlag der Krainer Landschaft nicht vergeben werde, wie dies schon ein Befehl Kaiser Maximilians verordnete, der nur wegen der Irrung inbetreff des Regiments demselben nicht übergeben worden sei. Für den Fall, dass die andern Lande in ihren Instructionen Ar- tikel hätten, welche in den krainischen nicht vorkommen, wurden die Gesandten ermächtigt, auch über diese, wenn sie dem Lande Krain von Nutzen sein könnten, zu verhandeln. Ueber den Verlauf der Augsburger Gesandtschaft liegt uns eine ausführliche Relation der krainischen Abgeordneten vor.^ Am 19. JuU reisten dieselben von Laibach ab und kamen am 22. gen Mautersdörf , wo sie Sigmund Freiherrn von Dietrichstein und die Gesandten von Kärnten, Veit Welzer, Landesverweser, und Philipp von Wixenstein, erwaiteten. Sie zogen dann zusammen gen Rastat, wo sich die Abgesandten von Steiermark, Lienhart von Harrach, Landes- verweser, und Wilhelm Schrott, ihnen anschlössen, dann reisten sie weiter auf Salzburg und Augsburg, in welcher letzteren Stadt sie am letzten Juli ankamen. Nachdem sie zwei Tage auf die Gesandten von Oesterreich ob und unter, der Enns gewartet, schickten die drei Lande am 3. August * Landsch. Arch. 1. c. 87 den Philipp von Wixenstein und Felician Petschacher an die Statt- halter der obersten Regierung ab, um die Gesandten anzumelden, welche sodann auf den folgenden Tag um acht Uhr früh vor die Re- gierung entboten wurden. Als sie an diesem Tage erschienen, fanden sie von Seite der Regierung gegenwärtig: den Cardinal Matthäus, Erz- bischof von Salzburg, Bischof Wemhard von Trient, Bischof Peter (Bonomo) von Triest, Maximilian von Siebenburger, Sigmund von Die- trichstein, Jörg von Firmian, Cyprian von Serentein und Hans Renner. Serentein ergriff das Wort, um die Gesandten im Namen der Regie- rung zu begrüssen und die Bereitwilligkeit der letzteren zur Verhand- lung wegen Einsetzung einer Regierung der niederösterreichischen Lande und über die Beschwerden der Landschaften zu erklären. Nach dem Austausch der üblichen Loyalitätsphrasen stellten die Gesandten sich als solche vor und wollten ihre Kredenzbriefe über- antworten, die Regierung wollte diese jedoch nicht annehmen, und der Herr von Serentein hiess die Gesandten weiter reden, ,sie hätten an unseren Personen Glaubens genug.' ßie Gesandten erklärten dann, der Wunsch der Lande sei eine ,ehrbare aufrichtige annehmliche Regierung' und Abstellung ihrer Be- schwerden. Darauf wurden die Gesandten in ihre Herberge entlassen. Am 6. Anglist beschieden die Statthalter die Gesandten vor sich und Hessen ihnen durch Herrn von Serentein sagen, sie hätten das Begehren der Gesandten vernommen und. wünschten ihr Gutachten über die Errichtung einer Regierung, wollten auch ihre Beschwerden, wenn sie ihnen zugestellt würden, in Berathung ziehen. Darauf baten die Gesandten um Bedenkzeit inbetreff der Re- gierung und erboten sich, ihre Beschwerden vorzubringen. Am 7. August stellten die Gesandten den Statthaltern ihr Gid- achten wegen der Regierung zu. Dasselbe umfasste folgende Punkte: 1. Dass zu der Regierung, welche in Appellationen und allen andern Sachen zu handeln Macht haben solle, ausser den vom Landes- fürsten Ernannten auch taugliche- Personen aus jedem der nieder- österreichischen Lande genommen und mit ,erbarer' Besoldung ver- sehen werden sollen. 2. Dass den Hauptleuten und Verwesern in jedem Lande ,erbare, fromme' Landräthe zugeordnet und denselben auch ein ,ehrbarer Sold' bestimmt werde, mit welchen Räthen die Hauptleute alle vorfallenden Sachen handeln und ausrichten, was ihnen aber zu schwer, an die oberste Regierung gelangen lassen sollen. / 88 3. Beschwerden über die Hauptleute und Verweser sollen an die oberste Regierung gerichtet werden. 4. Sollten Ihre Majestät nicht willens sein, eine oberste Regie- rung zu errichten, so möge an einem gelegenen Ort für die nieder- österreichischen Lande ein Hofrath errichtet und wie ad 1 besetzt werden. Seinen Mitgliedern, sowie den Räthen und Amtleuten über- haupt soll Annahme von Geschenken hei Todesstrafe untersagt sein. Sollte aber die Aufrichtung einer obersten Regierung nicht als- bald thunlich sein, so bitten die Landschaften, dass ohne Verzug aus ihren Landen Personen der obersten Regierung zugeordnet werden, um die Appellationen, die keinen Verzug leiden, und andere Sachen, daran Land un.d Leuten gelegen, zu erledigen. Endlich bitten die Landschaften noch, dass Ihre Majestät etliche Personen aus den niederösterreichischen Landen an Ihren Hof als BMhe ziehe und gebrauche. Am nemlichen Tage legten die Gesandten der drei Lande auch ihre Beschwerden ein und zeigten an, sie hätten noch eine Beschwerde, die etwa auch die von Oesterreich betreffen möchte, mit welcher sie daher bis zu deren Ankunft verziehen wollten. , Der Wortlaut der nun folgenden Beschwerde stimmt ganz mit der bereits erörterten Instruction, überein. Nur bitten die Stände noch um eine Abschrift der vom Vicedom Braunbart wider sie eingelegten Artikel zum Behufe ihrer Verantwortung, und fügen die Bitte wegen Erlassung einer Tölizeiordiiung bei, betreffend die Unordnungen, das Unwesen und die Unkosten bei Hochzeiten, Begräbnissen und in den Kleidungen, Theuerung, Betrug der Wirthe und Gastgeber, auch* der Kaufleute in Seide und Wollentüchern, Specerei, Apotheken, Nahrung, Speise und Trank, auch Kaufmannsgesellschaften mit den Holden der Landleute u. dgl. Es soll zur Berathung der diesfalligen Ordnung eine Gommission mit Beiziehung der Landleute und der Städte eingesetzt werden. Ausser dieser wurde noch eine abgesonderte Beschwerde von Heinrich Ellacher im Namen der ßarstleiAe^ eingelegt. Diese betrifift folgendes: 1. Man wolle ihnen von Seite Triests die Strasse auf Klanz, welche für sie näher und gelegener als jene auf Trifest, sperren, was abgestellt werden wolle. 2. In I den vergangenen venedigischen Kriegsläufen hätten sich viele Irrungen zwischen den Pflegern beider österreichischer Erbherrn 89 inbetrefF des Gerichtszwanges und der Confinen ergeben, diese sollen beigelegt werden. . - 3. Herstellung der baufälligen Schlösser am Garst und Versehung derselben mit Büchsen, Pulver und Kugeln. Am 8. August früh schickten die von Oesterreich ,des alten Re- giments Partei' zu den Gesandten der drei Lande und Hessen sie um Gehör bitten, sie hätten besonders mit ihnen zu reden. ,Darauf kamen wir zusammen in Unserer Frauen Kirchen, und waren da von wegen des alten Regiments Dr. Johann Snatpekh und Herr Hans von Lam- bei^, die übergaben jedes Landes Gesandten einen Credenzbrief und zeigten uns darauf an, Eine Landschaft in Oesterreich sei bei kaiser- licher Majestät Testament und. Libellen geblieben, die sie uns alle mit Namen auf einem Zettel geschrieben haben.' Die Landschaft habe bei der Erbhuldigung auf Begehren des Markgrafen von Brandenburg und seiner Mitcommissarien den Grafen Hans Hardegg, den Herrn Christof von Ludmannsdorf und sie zwei (Snatpekh und Lamberg) zu Statthaltern Ihrer königlichen Majestät verordnet. Die beiden ersteigen seien verhindert. Sie boten den Gesandten Rath und Beistand in dem, was Land und Leuten und den beiden Majestäten förderlich wäre, an. Die Gesandten von Innerösterreich erwiderten, sie hätten auf die von Oesterreich gewartet, und dann, als niemand gekommen, wären sie mit der Regierung in Verhandlung getreten, sie harrten auf deren Antwort und wollten, wenn es nach Massgabe derselben nothw^endig sein sollte, mit den anderen Gesandten der niederösterreichischen Lande zu verhandeln, es dieselben wissen lassen. Darauf replicirten die von Oesterreich, dass sie sich verspätet, komme daher, weil kein Tag für die Zusammenkunft festgesetzt war, und sie seien bereit, den andern Gesandten mitzutheilen, was sie neben ihnen handeln sollten, nemlich dass, nachdem die Libelle mit viel Mühe und Kosten erlangt worden, man dieselben nicht überschreiten, sondern denselben nachgehen sollte. Die Gesandten der drei Lande erwiderten darauf, sie hätten keinen Befehl inbetreff der Libelle, sondern nur wegen Einsetzung einer guten Regierung und Abstellung ihrer Beschwerden. Darauf dankten die von Oesterreich für das Anerbieten der Inner- österr^icher und übergaben ihre Credenzschreiben an die drei Lande. Am 8. August kamen von der Landschaft von Oesterreich unter der Enns, so wider das alte Regiment sein, gen Augsburg, nemlich Herr Michel von Eytzing, Herr Hans von Zelking, Doctor Ulrich vnd Hans von Lapetz Gebrüder, Matthäus tewffl vnd Doctor Martin Sieben- 90 büfger ^zeigten sich aber uns den Gesandten von den drei Landen nicht an^ sondern handelten ihr Sachen für sich selbst hey den Herrn,'' Am 13. August übergaben die Gesandten der drei Lande ihre geraeinsame Beschwerde den Statthaltern, betreffend: 1. Herstellung einer guten Münze, 2. Hilfe gegen die Türken. Am 14. August sind die Gesandten von dem Land ob der Enns in Augsburg angekommen, Abt Linhart von Wilhering, Cyriak, Herr zu Polheim, und Adam Schindtelberger, Bürger zu der Freyenstat, . ,die hahen auch ihr Sachen für sich selbst gehandelt.' Am 18. August wurden die Gesandten der drei Lande vor die Statthalter beschieden und ihnen durch den Herrn von Serentein er- öffnet, dass von der römischen und spanischen königUchen Majestät Bescheid gekommen, wie dass Ihrer Majestät Meinung sei, in den österreichischen Landen drei Regimente, hemUch eins in niederöster- ^ reichischen Landen , das andere in der fürstlichen Grafschaft Tirol, das dritte in den äussern Landen zu Ennsheim zu halten, die da Ge- richt und Recht und was dem anhängig wäre, dadurch Fried und Recht gehalten möcht werden, zu handeln hätten, und sie begehrten darauf von den Gesandten ihren Rathschlag, wie das Regiment in den niederösterreichischen Landen aufgerichtet sollt werden, ihnen schrift- lich zuzustellen. Am 19. August entsprachen die Gesandten diesem Begehren. In ihrem Gutachten sprechen sie sich für Errichtung einer ein- zigen Regierung aus, wegen Verringerung der Kosten. Die Hauptleute und Verweser in den Landen hätten alle Sachen zu verwalten, die ihnen gebühren und nur ,was ihnen zu schwer, vor die oberste Regie- rung zu bringen. Die Beschwerden wären im Wege des Vicedoms an einen bei der Regierung bestellten Secretär zu übersenden, der sie im Rath vorzulegen und ihre Erledigung zu betreiben hätte. Diese hätte wieder an den Vicedom zu gelangen, bei dem sie die Parteien zu suchen hätten, doch gegen Entrichtung einer Taxe dafür. Da jedoch Ihre königUche Majestät in den österreichischen Lan- den drei Regierungen aufrichten wolle, so erachten die Gesandten, dass für die niederösterreichischen Lande ein Hofrath an einem ge- legenen Orte eingesetzt werde mit einem Marschall, Secretär oder Verwalter der Kanzlei, und ausserdem von Oesterreich unter der Enns zwei, von Steiermark zwei, von Kärnten, Krain und dem Land ob der Enns je ein ge'borner Landmann dazu verordnet werde. Sie sollen 91 gehörig besoldet und ihnen Geschenkannahme bei Todesstrafe ver- boten sein. ' . " Für den Fall, dass die Errichtung der neuen Regierung sich verzögern würde, möchten au& jedem der niederösterreichischen Lande Personen in die- oberste Regierung aufgenommen, ferner auch einige aus den Landen als Räthe an den Hof gezogen werden, wie dies die Gesandten bereits früher vorgebracht. Da ihnen diesfalls keine Ant- wort zugekommen, so müssen sie es mehrmals in Anregung bringen, denn die Herren von der Regierung könnten bei der Verschiedenheit der Landesfreiheiten und Bräuche selbst begreifen, wie schädlich es wäre, so wenig Personen in der Regierung zu haben, welche jener kundig sind. Ferner möchte die Regierung erwägen, zu wie grossem ,Schimpf, Spott und Verdacht' es den drei Landen gereichen möchte, dass da- raus so wenig Personen in die Regierung ' gewählt seien, es könnte scheinen, dass fnan Dem Glauben geschenkt, dessen missgünstige Leute die drei Lande bei Ihrer Majestät beschuldigt, und diese dcsshälb aus der obersten Regierung ausgeschlossen habe. Am 20. August übergaben die Gesandten den Statthaltern eine Entschuldigungsschrift der krainischen Landschaft. Am 25. August theilten die Gesandten von Oesterreich unter der Enns denen der drei Lande ihre Klagen und Beschwerungen wider das alte Regiment vertraulich mit. Am 26. August übergaben die Gesandten der drei Lande dem zur königlichen Majestät abreisenden Herrn von Subenberg die zwei, das Gutachten inbetrefF der Regierung betreffenden Schriften, um sie^ Ihrer königlichen Majestät vorzulegen und darin der Lande ge- treuer SoUicitator zu sein. Ausserdem übergaben sie demselben noch eine Schrift nachstehenden Inhalts: 1. Die Vicedome in allen Landen sollen jährlich von allen Amt- leuten Jlaitung im Beisein der Landräthe empfahen. 2. Die Vicedome und die Amtleute der grossen Aemter, die nicht zur Verwaltung jener gehören, sollen in den Landen vor den Landräthen eine Vorraitung thun und dann in die Raitkammer ihre Schlussrechnung legen. 3. Die Landleute sollen in Angelegenheiten der Pfleger oder Landleute des Vicedoms ihre Klagen dem Vicedom, sofern sie nicht ihn selbst betreffen, sonst den Hauptleuten oder Verwesern vor- bringen. Die beiden Parteien sollen in Gegenwart der Landräthe ver- hört werden und man soll geringe Fälle im Yergleichswege abthun, 92 bedeutendere Fälle aber und jene, bei welchen ein Vergleich nicht zustandfekam , der obersten Regierung vorlegen und deren Entschei- dung vollziehen. 4. Die Klagen der Amtleute und Pfleger des Vicedoms gegen die Landleute sollen vor den Hauptleuten oder Verwesern angebracht werden. Diese sollen die Parteien vor sich, den Vicedom, wenn ihn die Sache nicht berührt, und die Landräthe erfordern und nach ge- nügsamem Verhör der Billigkeit gemäss die Entscheidung fällen ; wenn die Parteien sich dagegen beschweren, soll der Gegenstand der obersten Regierung zur Entscheidung vorgelegt werden. Ebenso sollen Sachen, die den Vicedom betreffen, behandelt werden. 5. Wird die Bitte wegen Aufnahme von Landleuten aus allen niederösterreichischen Landen in die oberste Regierung, solange die- selbe noch fortbestehen soll, mit dem Beisatze erneuert, dass auch die Vorfahren Ihrer Majestät geborne Landleute in Ihren Räthen und Regierungen gebraucht hätten. Am 25. August theilten die Gesandten der drei Lande denen von Oesteneich unter der Enns ihre Handlung und das wegen der Regierung abgegebene Gutachten mit, indem sie Philipp von Wichsen- stein und Felician Petschacher zu ihnen sandten, welche ihnen die bezüglichen Documente vorlasen, was die Oesterreicher mit Dank an- nahmen. Am 30. August zeigten die vom alten Regiment denen von Oesterreich ob der Enns und den drei Landen an, dass sie wiUens seien, zu Ihrer königlichen Majestät zu ziehen, sich Ihrer königlichen Majestät zu ,erzeigen', und ,wo wir etwas an Ihrer königlichen Maje- stät Hof zu handeln oder zu entbieten hätten, wollten sie uns gern treulich ausrichten', wofür die Gesandten dankten und sich erboten, dies der Landschaft anzuzeigen und im vorkommenden Falle von dem Anerbieten Gebrauch zu machen. Am 30. August wurden die Gesandten der drei Lande abermals vor die Statthalter geladen, und es wurde ihnen eine Antwort auf den eingelegten Rathschlag wegen der Regierung verlesen, und die Statthalter forderten die Gesandten auf, ihnen aus jedem Lande eine Anzahl taugliche Personen vorzuschlagen zur Berufung in die Regie- rung, wobei aber dei^ Vorschlag nicht bindend sein, d. i. auch andere nicht vorgeschlagene Personen gewählt werden könnteUi Ferner 'er- boten Sich die Statthalter, die Beschwerden der Landschaften zu be- rathen und in Kürze zu erledigen. 9B Hierauf begehrten die Gesandten Bedenkzeit und eine Copk der ihnen verlesenen Schrift. Dieselbe lautete wie folgt: Ihre Majestäten hätten nach dem Tode Kaiser Maximilians die Gebrechen, so die Erblande an Regierung, Recht und Frieden haben möchten, in Erwägung gezogen, um dieselben abzustellen. Da nun aber Ihre königliche Majestät dem mächtigen Königreich Spanien sammt den burgundischen Landen von Gott votgesetzt, zudem römischer König und zukünftiger Kaiser sei, und damit die Erblande die vielen Geschäfte, die aus jenen hohen Stellungen entspringen, nicht entgelten, habe Ihre Majestät eine oberste Regierung über alle ober- und niederösterreichischen Lande eingesetzt, mit vollkommener Gewalt, dieselben in Ihrer Majestät Namen zu regieren, die Gebrechen in Regierung, Recht und Frieden abzustellen und alles inbetreflf der Kammergüter, Obrigkeiten und Herrlichkeiten Ihrer Majestät Noth- wendige zu verfügen, wie dies den an die königliche Majestät abge- sendeten Ausschüssen in Spanien und später auf den Generallandtagen eröffnet worden. ^ Kraft dieser Gewalt habe die oberste Regierung Commissarien auf die Landtage geschickt, um die Erbhuldigung entgegenzunehmen und dagegen im Namen der Majestäten den Ländern die Bestätigung ihrer Rechte und Freiheiten zuzusagen. Die Lande haben, laut Bericht der Commissäre, ihre Huldigung geleistet und sich zu aller Treue gegen Ihre königliche Majestät und die Statthalter erboten, was diese an den Hof berichtet haben. Inbetreff der den Statthaltern übergebenen Beschwerden der Länder wollen die ersteren so viel als möglich und gebührlich erle- digen und den Gesandten darüber Bescheid geben. Inbetreff der Errichtung einer Regierung haben die Statthalter schon seit Einberufung der Landtage das Nöthige bei Ihrer Majestät angebracht und vor wenigen Tagen Ihrer Majestät Meinung und Be- schluss empfangen. Ebenso haben die Statthalter von allen niederösterreichischen Landen ihr Gutachten hinsichtlich der Regierung empfangen , sie wollen beides in Erwägung ziehen, und es soll eine den Landen an- gemessene ehrliche und ansehnliche Regierung eingesetzt werden. Bis zur Einsetzung der neuen Regierung werden die Statthalter die Regierung führen. Die Landeshauptleute und Verweser sollen je- doch mit den Landräthen, was ihnen von den täglich vorfallenden Handlungen und Nothdurften der Lande ^u schwer sein würde, eilends 94 den Statthaltern berichten , desgleichen die Appellationen in Rechts- sachen. Auch soll jedermann aus den Landen im Falle der Noth seine Zuflucht zu den Statthaltern nehmen dürfen. Dies mögen die Gesandten an die Landschaften berichten und dahin wirken, dass dieselben sich damit zufriedenstellen und sich als treue Unterthanen erweisen. ' Dem Begehren der Gesandten wegen Aufnahme von Landleuten aus jedem Land in die oberste Regierung und in den Hofrath Jcönnen die Statthalter nicht entsprechen, weil es ihre Befugniss.übet-schreitet, wollen es aber an Ihre Majestät gelangen lassen und befürworten. Dagegen sollen die Gesandten, damit die Statthalter die Bedürf- nisse der Länder besser kennen lernen und ihnen abhelfen können, von jedem Land eine Person bei der obersten Regierung zurücklassen, oder, wenn sie dazu gegenwärtig nicht ermächtigt sind, dies an die Landschaften gelangen lassen. Am letzten August übergaben die Gesandten der drei Lande den Statthaltern nachstehende Schrift, welche in deren Beisein ver- lesen wurde. Es ist dies die Antwort auf die Eröffnung der Statthalter vom 30. August inbetreff der Errichtung einer Regierung. L Die Gesandten hätten verholft, dass die Statthalter die neue Regierung gleich hier in Augsburg aufgerichtet hätten, damit die Ge- sandten in der Lage gewesen, inbetreff allfälliger Gebrechen oder Mängel um Abhilfe zu bitten. 2. Item sei es ganz betrüblich, dass man den Gesandten nicht genauer mitgetheilt habe, wann, .wie und wo die neue Regierung auf- gerichtet werden ßoUe. Wenn dies jedoch nicht thunlich sei, so wollen sie die Mittheilungen der Statthalter an die Landschaften im nächsten Landtag oder Hofthaiding berichten, und zweifeln nicht, dieselben werden darin sich derart unverweislich halten, dass die Statthalter daran kein Missfallen haben werden, bitten jedoch, die neue Regierung so einzurichten, dass sie keine neuerlichen Beschwerden der Land- schaften hervorrufe. Inbetreff der Appellationen würde der Verkehr mit der tveit entfernten obersten Regierung wohl den Landschaften vielleicht zu schwer sein, dieselbe wolle diesfalls einen leidentlichen Weg, etwa durch die Post, einrichten und den Landschaften bekannt geben. Die Bitte um Aufnahme von , Landleuten in die oberste Regie- rung und an den Hof wird den Statthaltern abermals zur Befürwortung empfohlen. 95 Personen aus ihrer Mitte bei der obersten Regierung zurück zu- lassen sind die Gesandten nicht ermächtigt, wollen dies aber den Land- schaften hinterbringen, damit sie einen Vertreter abzuordnen wissen, oder es möge die oberste Regierung selbst einen solchen herauf er- fordern, doch sollen diese Personen auf Kosten der königlichen Ma- jestät erhalten werden. Am 1. September wurden die Gesandten der drei Lande mit denen von Oesterreich ob und unter der Enns vor die Statthalter beschieden. Sie zeigten den ersteren an, sie hätten ihre schriftliche Antwort vernommen und es wäre ihnen eine Post von Ihrer' Majestät zugekommen, darin Ihre Majestät ihnen befehle, sich zu Ihr zu be- geben, und wenn sie es für gut halten, die- Gesandten mitzubringen. Dies stellten sie den Gesandten frei, doch sollten sie nur in geringer Zahl und nicht vor ihnen (den Statthaltern) sich auf den Weg be- geben. So sei es die Meinung Ihrer Majestät* Die Gesandten nahmen dieses Anerbieten an und erklärten, von jedem Land eine Person an das Hoflager abzuordnen, inbetreff des Zusammenreisens aber wollten sie, wenn die Nothwendigkeit des Voraus- r reisens der Herberge, oder der Geschäfte wegen sich ergeben sollte, es nicht ohne Vorwissen der Statthalter thun. Diese erwiderten: ,wir theten als die sich allbeg der gehorsam beflissen', sie wollten die Antwort der Gesandten der königlichen Ma- jestät anzeigen, aber mit dem Vorausziehen ^geschehe es wahrlich guter Meinung, dann man muess sich dannacht hefleissen, dass man sicher hinab käme.' Am 3. September sind Herr Wilhelm Schratt, Veit Welzer, Landes- verweser in Kärnten, und Ulrich Wernecker, Hauptmann in Landstrass, von Augsburg wieder anheim verritten, und Herr Lienhart von Harrach, Landesverweser in Steiermark, Philipp von Wichsenstein und Felician Petschacher verblieben in Augsburg, der Meinung, mit den Statthaltern hinab zu ziehen. Am 6. September überschickten die Statthalter den Gesandten eine Schrift^ enthaltend eine Erwiderung auf die letzte Eingabe der drei Lande. Inbetreff der Schwierigkeiten der Appellationen wegen der weiten Entfernung des Regiments verwiesen die Statthalter auf ihre baldige Rückkehr nach Augsburg, mittlerweile wollten sich die Landschaften gedulden; nach der Rückkehr wollten sie für die Beförderung durch die Post oder auf anderem Wege ohne sondere Mühe und Kosten Sorg^ tragen. 9d Auch möchten die Gesandten bei den Landschaften auswirken, dass von jeder Eine Person bis zur Errichtung der neuen Regierung zu der obersten Regierung abgeordnet werde und dass sie für die erstere eine Anzahl tauglicher Personen vorschlagen. (Augsburg, 4. Sep- tember 1520.) Am 8. September' antworteten die Gesandten auf diese Schrift. Betreffs der Appellationen werde man damit stillhalten bis auf die Rückkehr der Gesandten. Die Abordnung zur oberaten Regierung und den Vorschlag betreffend könne nichts geschehen, bevor eine Ständeversammlung stattfinde. Endlich lägen die Gesandten jetzt schon etliche Wochen hier und hätten auf ihre eingelegte Beschwerde noch keinen Bescheid, sie bäten daher um Abfertigung. Darauf Hessen ihnen die Statthalter anzeigen, sie hätten ihre Beschwerden in Arbeit und würden dieselben aufs förderlichste er- ledigen und ihnen zustellen. Am 10. September betrieben die Gesandten abermals die Erle- digung ihrer Beschwerden. Die Statthalter antworteten, sie wären berathen, aber ,noch nit den Herren allen furbracht', aber unterwegs würde man ihnen dieselben zustellen. Am 14. September reisten die Gesandten mit den Statthaltern von Augsburg durch Württemberg und den Rhein abwärts und kamen am 28. September in Köln an. Am 2. Oktober abermalige Betreibung der Beschwerden. Die Statthalter erwidern, es wären einige darin, die man an Ihre Majestät müsse gelangen lassen, und wenn diese von Ihrer Majestät erledigt wären, wollten sie ihnen auf alle Bescheid geben. Am 5. Oktober verreisten die Statthalter von Köln ,aufwerts'. Unterwegs kam eine Botschaft, dass Ihre königliche Majestät die Krö- nung länger aufgeschoben haben, sie zogen also bis Mastricht^ um daselbst den König zu erwarten. Am 13. Oktober kam der König in Mastriebt an; am 14. Okto- ber entbot er die Statthalter zu sich. Diese meldeten die Gesandten der drei Lande dem König an, der sie sogleich vorliess und ihnen die Hand bot. Darauf hielt der Verweser aus Steier (Harrach) im Beisein der Statthalter und vieler ,treffenlicher Räthe' namens der Gesandten eine Anrede an den Monarchen. Sie war übrigens kurz und bedeu- tungslos und empfahl die Erledigung ihres Anliegens der Huld des Monarchen. Auf dieselbe erwiderte der Cardinal-Erzbischof von Salzburg im Namen des Königs, Ihre Majestät trüge Wohlgefallen an der Ankunft 97 der Gesandten, inbetrefF ihrer Anliegen habe Ihre Majestät die Statt- halter noch nicht vernommen, was in Kürze geschehen solle, und dann solle die gänzliche Erledigung erfolgen, ,dann Ihr Majestät war he- rieht der getreuen Dienst und Gehorsam, die die drei Lande Ihrer Majestöi Vorfahren, auch Ihrer Majestät allezeit erzeigt hätten, und wären demnach mit sondern Gnaden geneigt^ die Lande mit guter Begierung zu versehen.' Dafür dankte der Verweser im Namen der drei Landschaften. Darnach machten die Gesandteii- ihre Besuche bei den Geheimen Käthen und Offizieren, nemlich bei dem Herrn von Syuers, dem grossen Kanzler Dr. Mota, Minkhenval und Hanart, welche alle die Förderung ihrer Angelegenheit zusagten. Die Gesandten folgten dann dem königlichen Hofe nach Aachen zur Krönung und dann nach Köln und hielten ,zu gebührlicher Zeit' um Abfertigung an. Am 14. November beschieden die Statthalter die Gesandten zu sich und eröffneten ihnen durch den Cardinal-Erzbischof von Salzburg, der Kaiser habe bisher der Krönung und anderer Geschäfte wegen sie nicht abfertigen können, aber Ihre Majestät sei willens, von Köln den Rhein aufwärts zu Schiff zu fahren, und wolle die Gesandten zwischen Köln und Worms abfertigen. Die Gesandten folgten daher dem Kaiser weiter bis Mainz, Hier beschied er am 25. November die Gesandten zu sich. Der Cardinal-Erzbischof von Salzburg ertheilte denselben in Gegenwart der kaiserlichen Käthe den ^Ahschied\ Er erwähnte zuerst den Verlauf der Verhandlung, rechtfertigte den Verzug durch die vielfachen Geschäfte des Kaisers, überging dann auf die vom Kaiser beschlossene Doppelheirat zwischen dem König von Ungarn und der Schwester des Kaisers, dann zwischen Erzherzog Ferdinand und der Schwester des Königs von Ungarn, welche in Kürze vollzogen werden solle. Dann eröffnete er den Gesandten, der Kaiser sei entschlossen, einen Hofrath in den niederösterreichischen Landen aufzurichten und in denselben aus jedem Lande Personen zu nehmen. Ausser diesem bedürfe es keiner obersten Regierung, diese behalte er sich vor. Das Nähere darüber werde den Landtagen, die in Kürze stattfinden sollen, angezeigt werden. Ueber die Beschwerden habe Ihre Majestät noch nicht Zeit gehabt zu entscheiden, ihre JErledigung soUe den Landen auf den Landtagen zukommen. Endlich liess Seine Majestät anzeigen, er sei willens, mit den Königen von Ungarn und Polen und dem Erzherzog Ferdinand in nächster Fastnacht in Augs- burg eine Zusammenkunft zu halten. 7 98 Darauf unterredeten sich die Gesandten der fünf niederöster- reichischen Lande mit einander und antworteten durch den Verweser von Steiermark, indem sie für die Entschuldigung des Verzuges dankten, ihre Freude über den Entschluss zur endlichen Vollziehung der Doppelheirat' ausdrückten und baten, Ihre Majestät möge den Hofrath mit unbestechlichen, unparteiischen Personen besetzen, die den Landen nicht hässig noch beschwerlich wären. Auch baten sie, Ihre Majestät möchte in den Hofrath Personen nehmen, welche der Landesfreiheiten kundig wären,' sowie um Schutz der drei Lande gegen den Erbfeind. Der Gesandte von Krain brachte dann die Bitte wegen des Auf- schlags und der aus demselben von Kaiser Maximilian bewilligten Summe per 1000 Gulden vor. Dann brachten die Gesandten aller drei Lande ihre Special' Entschuldigung inbetrefF der ihnen von den Gesandten nach ihrer Rückkehr aus Spanien berichteten Anschuldigungen vor, als hätten die Landschaften sich in ein Bündniss gegen den Kaiser und seinen Bru- der eingelassen oder Eingriffe in die landesfürstlichen Einkünfte und Obrigkeiten sich erlaubt. Die Landschaften Kärnten und Krain ins- besondere hätten sich nach Kaiser Maximilians Tod keiner Regierung unterstanden, sondern allein auf Ermahnen. Ersuchen und Begehren, nemlich die von Kärnten des Landesverwesers daselbst und die von Krain des Landeshauptmanns, Ihnen von kaiserlicher Majestät hoch- löblicher Gedächtniss vorgesetzt, und mit derselben Willen Ihnen et- liche zugeordnet, die Ihnen in vorfallenden Sachen zu handeln helfen sollten, wie sich Ihre Majestät bei Landeshauptmann und Verweser erkundigen möge. Die drei Landschaften hätten sich keine Jurisdiction angemasst, sondern es sei in den Rechten ein Stillstand eingetreten und nur gütliche Verhandlungen gepflogen worden. Auch in die geist- lichen und weltlichen Lehen haben sie nicht eingegriffen, sondern sie nur solchen eingeantwortet, die von der kaiserlichen Majestät Befehle vorgewiesen. Es sei auch in der Zwischenzeit über das Blut nicht gerichtet worden, wiewohl es die Nothdurft ,grösslich' erfordert hätte, sondern die Gefangenen seien mit schweren Kosten bis auf Ihrer Majestät Erlaubniss behalten worden. Dann rechtfertigen sich die Landschaften gegen den Vorwurf, als hätten sie in das Kammergut Eingriffe gemacht und ihre Botschaften davon bestritten. Sie hotten, sobald ihnen Ihrer Majestät Brief zugekommen , ohn^ Weigerung die Amtleute ihrer Pflicht ledig gezählt. (Also hätten sie diese vorher in Pjäicht genommen?) Sie hätten das Kammergut nur zum Vortheil 99 Ihrer Majestät verwaltet (?) und seien bereit, darüber Rechnung zu legen. Weiters baten die Landschaften um Mittheilung der wider sie eingebrachten Denunciationeu und Benennung der Verleumder. Der Kaiser liess darauf durch den Cardinal antworten, dass er die Heiraten zu vollziehen entschlossen sei; dessen sich die Land- schaften erfreuten, sei nur zu Ihrer Majestät, Ihres Bruders und Ihrer Land und Leute Ehre, Nutzen und Wohlfahrt geschehen. Die Artikel, welche sie begehrt, sollen sie dem Kaiser schriftlich zustellen, er werde auf dieselben in den Landtagen Antwort geben. Die E^ntschul'- digung nehme er in Gnaden an, nachdem er deshalb schon früher Erkundigung eingezogen. ,Ihre Majestät war auch wilUg, uns den Abschied in Schrift zu geben, demnach sollten w|r jemand verordnen, der darauf warte. Darnach bot uns Ihre Kaiserliche Majestät allen die Hand, also nah- men wir von Ihrer Kaiserlichen Majestät unsern Abschiede SchUesslich verwendeten sich die Gesandten wegen Bestätigung ihrer Landesfreiheiten rücksichtlich ihrer Ausfertigung^ welche dem kaiserlichen Secretär Gabriel Vogt aufgetragen war. Felician Pet- schacher liess die krainerischen Landesfreiheiten, so viel er deren bei der Hand hatte, abschreiben und coUationiren , versprach auch dem Secretär, die Landschaft werde sich mit ihm oder wem dio Taxe zu- stehen würde, ,erberlich' vertragen und zufriedenstellen, auch den Schreiber mit einem ehrbaren Trinkgeld nicht vergessen. Am 26. November zogen die Gesandten mit der ungarischen Botschaft, Herrn Wilhelm von Roggendorf und Sigmund von Dietrich- stein von Mainz auf Augsburg. Als hier der ihnen von Mainz zuge- sagte schriftliche Abschied mit der Post noch nicht angekommen war, verabredete Sigmund von Dietrichstein mit dem dortigen Postmeister, dass ihm' der Abschied zugeschickt werde. Er werde dann jedem Lande seine Ausfertigung zuschicken. Eine solche Ausfertigung liegt den Acten bei. Die Stelle inbetreflf des Hofraths lautet: ,Deshalben (in der vorhergehenden Stelle ist von der Poppel- heirat und ihrem Vortheil die Rede) nun Ihre kaiserliche Majestät Jhrer Majestät Meinung eines Regiments halben, so Ihre Majestät hie vor gehabt, darauf auch die Gesandten zu Augsburg Ihre Rath* schlage gestellt, aus viel trefflichen Ursachen und Bewegnussen et- üchermassen geändert und bedacht hat, einen aufrichtigen Hofrath von Landleuten und andern in die niederösterreichischen Lande an ein gelegen Ort zu verordnen mit nothdürftigem Gewalt und Befehl, 100 die Regierung und all Sachen an Statt Ihrer Kaiserlichen Majestät von Ihrer Majestät und Ihres Bruders Ei-zherzog Ferdinands wegen bis auf Ihrer Kaiserlichen Majestät weiter Gefallen und BeJ[ehl zu handeln und ^u fursehen und über das ist keiner andern Regierung in den Landen noth, dann die obrist Regierung behält Ihr die Kai- serliche Majestät auch bis auf Ihrer Majestät weiter Wohlgefallen «elbst bevor. Also was dem Hofrath in Ihrer Kaiserlichen Majestät und derselben Bruders, auch der Land und Leute Sachen beschwer- lichs furfallen würde, dass solches allezeit an Ihre Kaiserliche Maje- stät, als Herrn, Landesfürsten und deshalben die obrist Regierung gelangen möge.' 4. Tttrken^^enze und Eundsohaftssystem. Z)er nene Hofrath. Sie Theilungsverträge. Verhältniss Zrains zu Triest. Onnstbeweise fttr Laibaoh und die Bauenohaft. In der gegenwärtigen Epoche unserer Geschichte wird uns von keinem Türkeneinfalle berichtet. Doch bethätigten die Stände schon vor Suleimans erstem Feldzug in Ungarn Jhre Sorgfalt für Bewah- rung der Grenze, indem sie bei König Ferdinand (Januar 1520^) durch Franz Freiherrn von Thurn die Erledigung verschiedener Anliegen inbetreflf der Grenze betreiben liessen. Sie baten, dass das Vermögen des S. Georgs- , des Rhodiser oder des Deutschen Ordens zur Siche- rung der Grenze verwendet werde, dass die Kroaten, welche einen kleinen Theil ihres Königreichs zwischen Unna und Culp gegen die Türken noch hart genug erhalten und ihre leeren Häuser und den Boden, den sie dem Feind abgewonnen, täglich mit ihrem Blute be- zahlen raüssten, diese ,ritterlichen Leute' zum Besten der Grenze in Dienst genommen werden möchten, ,denn ihre Personen seien wegen ihrer ritterlichen Männlichkeit und dass sie des Feinds gewohnt, vor andern nützlich zu gebrauchen' und ihr Land ,aus Ursach, dass es fest an Gebirg und Wasser ist,' als ein edles Kleinod zu halten. End- lich forderten die Stände Befestigung des Hauptschlosses in Laibach und der Städte Möttling und Fiume. Wir sehen, wie die Krainer Stände nicht nur auf die Sicherung des eigenen Landes bedacht sind, sondern wie sie auch den ersten Anstoss zur Errichtung der kroati- schen Grenze geben. Als im folgenden Jahre (1521) Suleiman seinen ersten Feldzug in Ungarn eröffnete, wurde auf dem Kremser Land- * Landach. Arch. F. 127. 101 tage * über die Widerstandsmittel der Erblande berathen. Die kaiser- liehen Commissäre verlangten als Hilfsgeld, nicht blos für die Aus- gaben des Hofes, sondern auch zum Schutze gegen die Türken, von den niederösterreichisthen Ländern 800,000 Gulden (für. Steiermark, Kärnten und Krain 200,000 Gulden), das Doppelte der Summe, welche der Innsbrucker Landtag (1518) an Maximilian bewilligt hatte. Damals freilich war das Verhältniss zwischen Kaiser und Ständen noch ein patriarchalisch gemüthliches, jetzt waren die letzteren durch die un- bedingte Huldigungsforderung verletzt. Nur ihrer Privilegien und nicht der Noth des Vaterlandes gedenkend, freilich auch unter Hinweisung auf die hohen Steuern und schlechten Jahre, auf die ,böse' Münze schlugen sie die allerdings durchaus freiwillige, auf keinem Rechts- titel des Landesfürsten beruhende Leistung des Hilfsgeldes einhellig ab. Doch dürfen wir aus dieser bedauerlichen Thatsache nicht den Schluss ziehen, dass die Länder schutzlos geblieben wären. Es blieb ja Rüstung und Aufgebot auf Kosten derselben wie früher, und im folgenden J^ahre (1522) organisirten die Krainer das Kundschafts- system, die nothwendigste Massregel und Vorbedingung jeder erfolg- reichen Vertheidigung. In Klana lagen zwei Pferde zur Verbreitung der Nachricht vom Anzüge des Erbfeindes bereit. Die von der Re- gierung zur Aufnahme des Kammergutes nach Krain gesendeten Com- missäre schlugen vor, ausser den gedachten Pferden noch zwei Fuss- knechte in Klana zu halten. Wenn die Nachricht vom Türkenzug nach Fiume komme, solle der eine Fussknecht laufen auf Gutenegg, Jablaniz, Prem und Senosetsch, der andere auf Neuhaus und Ser- vola. Und wenn die zwei Kundschafter mit der ersten Kundschaft zu Schlössern und Tabors kommen, sollen zwei Kreidschüsse gelöst werden. Wenn die Kundschaft kommt, dass die Türken auf den Karst und Istrien wollen und zwischen Bründl und Prossneck sind, so sollen die zwei Pferde ebenso wie die Fussgänger Kundschaft geben, und es soll der Kreidschuss gegeben werden und jedermann seinen Unter- thanen es verkünden, wenn der Türke im Land ist. Von Senosetsch ging die Kunde nach Görz, Gradisca, Tolmein, Reifenberg, Friaul. Bei der zweiten Kundschaft, dass nemlich die Türken bereits das Land betreten haben, sollen drei Kreidschüsse gegeben und die Kreid- feuer angezündet werden.^ » Krauff 1. c. S. 64. ® Laib. Vicedomarchiv. 102 Ausser der Türkengefahr hatte der Kremser Landtag wichtige Aenderungen in der Verwaltung der Länder zum Zwecke. Es sollte ein neuer Hofrath für die niederösterreichischen Lande errichtet werden, dessen Zusammensetzung nicht auf den Beifall der Stände rechnen konnte. Früher hatten sie in dieser höchsten Behörde, der nächsten Umgebung des Kaisers, die Majorität, jetzt sollte der Hof- rath aus eilf Mitgliedern gebildet werden, von denen fünf die nieder- österreichischen Lande absenden, den Rest der Landesfürst nach seinem Gutdünken ernennen sollte. Die Stände verwahrten sich gegen diese Neuerung. Demungeachtet setzte Ferdinand im Oktober 1519 den neuen Hofrath ein. An seiner Spitze stand als oberste Regentin die Gemalin Ferdinands, Anna, ihr zur Seite als Kanzler Peter Bo- nomo, Bischof von Triest. Unter den Räthen finden wir auch den Krainer Felici'an Petschacher, der später in die Hof- und Raitkammer berufen wurde. ^ Schon Kaiser Maximilian hatte beabsichtigt, die fünf niederöster- reichischen Erblande zum Königreich und Ferdinand zum Könige von Oesterreich zu erheben.^ Die weite Ausdehnung der habsburgischen Monarchie, die Verschiedenartigkeit ihrer Bestandtheile nach Sitte und Sprache, endlich die ständische Bewegung nach dem Tode Maximilians mochten dem König Karl den Gedanken nahelegen, den Bruder, mit welchem ihn das innigste Vertrauen verband, die deutschösterreichi- schen Erblande zu überlassen und so der habsburgischen Macht ia Deutschland einen starken Stützpunkt zu schaffen. Schon am 4. No- vember 1520 hatte Karl die urkundliche Erklärung abgegeben, Maxi- milians Absicht zu verwirklichen und die österreichischen Erblande mit den Vorlanden und dem Elsass als ein vereinigtes Königreich seinem Bruder Ferdinand zu alleinigem erblichen Besitz und selbständiger Verwaltung zu überlassen.^ Als die östeiTeichischen Gesandten im Spätherbst 1520 am spanischen Hofe verweilten, war diese Absicht des Kaisers denselben bereits bekannt, wenn auch noch nicht öffentUch kundgegeben.* Am 28. April 1521 schloss Karl mit Ferdinand zu Worms den ersten Theilungsvertrag und überliess ihm mit Urkunde vom 29. April Ober- und Niederösterreich, Steiermark, Kärnten und Krain.*^ 1 Kraus 1. c. S. 64, 67, 71 ; Laudsch. Arch. F. 127; Valv. X. 324. ä Mailath, Gesch. Oesterreichs IL 2. 8 Muchar, Gesch. Steiermarks VIII. 310. * Kraus 1. c. S. 63, 64. s Valv. X. 330; die Quellen bei Pölitz, österr. Gesch., neu herausgegeben von Ott. Lorenz, Wien 1871, S. 90, Anm. 1. / 103 Doch letzteres nicht in seinem ganzen Umfange, denn die windische Mark, Istrien, der Karst mit Triest und Fiume sollten als ein eigenes Staatengebiet mit dem spanischen Antheil Italiens, Neapel und Mailand, vereinigt werden.^ Folgenschwer in Bezug auf die staatlichen Schick- sale und die Kulturentwicklung dieser Lande wäre die Theilung ge- worden, wenn dieser Vorbehalt aufrecht geblieben wäre. Aber als Erzherzog Ferdinand auf den 15. Juni 1521 einen Landtag nach Lai- bach ausschrieb, um die Huldigung der Stände zu, empfangen, forderten diese,- indem sie die Integrität des Landesgebietes und damit zugleich Oesterreichs Stellung als See- und Handelsmacht wahrten, die In- corporirung der abgetrennten, Gebietstheile, wenn sie dem neuen Landesfürsten Gehorsam leisten sollten.^- Das energische Vorgehen der Krainer Stände erreichte denn auch seinen Zweck. In dem zweiten Theilungsvertrage vom 30. Januar 1522 wurden die dem italienischen Reich zugedachten Gebietstheile wieder an Oesterreich zurückgegeben und diese Incorporirung durch das Diplom von Brüssel, 16. März 1522, bestätigt.^ Die Krainer Stände huldigten dem neuen Landesherrn am Sonntag Jubilate des Jahres 1522 zu Händen der erzherzoglichen Com- missäre Georg Graf von Montfort, Hans von Starhemberg, Hans Hof- mann und des Vicedoms Erasmus Braunbart, den wir also trotz bit- terer Beschwerden der Landschaft noch auf seinem Posten sehen.* Auf die Reincorporii-ung der getrennten Gebietstheile, unter welchen ausdrücklich auch Triest genannt wird, scheinen die Krainer seitdem hauptsächlich ihren Anspruch auf die Zugehörigkeit von Triest gestützt zu haben. Wir haben gesehen, wie oft schon früher diese Zugehörig- keit und die aus ihr fliessende Beitragspflicht der aufblühenden Hafen- stadt zu den Landeslasten, hauptsächlich zu der doch gewiss ein ge- meinsames Interesse betreffenden Landesvertheidigung, behauptet wor- den war. Auch unter Kaiser Karls Regierung (1519) hatten die Stände Krains ihre berechtigt^ Forderung wiederholt, aber der Kaiser ent- schied zu Gunsten der Triestiner. Sie sollten in Anbetracht ihrer unverbrüchlichen Treue und Ergebenheit für das Kaiserhaus, sowie der grossen Verluste und Bedrängnisse, welche sie im letzten italie- nischen Kriege erlitten, bei keiner Gelegenheit und aus keinem An- lasse mit Steuern behelligt werden dürfen und ihre alten Privilegien 1 Valv. 1. c. * Valv. X. 330. * Valv. 1. c. Siehe das Diplom bei Kandier, Eaccolta, S. 38. * Valv. 1. c. 104 ihnen bewahrt bleiben.* Doch werden wir die Triestiner Frage unter dem folgenden Regenten wieder auftauchen sehen. Wir haben zum Schlüsse der Uebergangsepoche, welche uns die österreichischen Erblande und mit ihnen das voa den Alpen bis zum Meer reichende Krain als den Grundstock und Kern des neuen mäch- tigen und einigen Oesterreich zeigt, noch einen Gunstbeweis des zu seinem künftigen Herrscher bestimmten Erzherzogs Ferdinand zu ver- zeichnen, welcher um so werth voller ist, als er eben in die Zeit der verweigerten Huldigung fällt und daher beweist, dass der Erzherzog die Loyalität der Krainer bei ihrem energischen Vorgehen zur Wah- rung der Integrität des Landes wohl zu würdigen wusste. Am 4. Juli 1521 bestätigte nemlich Erzherzog Ferdinand dem Bürgermeister, Rich- ter und Rath der Stadt Laibach auf deren Ansuchen alle von den Kaisern Friedrich (IV.) und Maximilian, sowie von deren Vorgängern der Stadt Laibach verliehenen Gnaden, Freiheiten, Briefe, Privilegien, Rechte, Handfesten, gute Gewohnheiten und Herkommen.^ Dass der Handel der Laibacher nach hergestelltem Frieden und der Wiedereröffnung des venetianischen Gebiets neuen Aufschwung genommen, werden wir ^n der folgenden Epoche prägijianter hervor- treten sehen, dass aber auch die Bauerschaft in ihrer Erwerbsthätig- keit nicht zurückgeblieben^ beweist uns die Erwähnung einer Ausfuhr von Holzarbeiten der Unterthanen am Karst, im Zirknizer Boden, Laas, Reifniz, Gottschee auf Saumrossen. Diese Ausfuhr muss von Bedeutung gewesen sein, da der Oberwaldmeister Wolfgang Petran von den Bauern den Holzdaz erheben wollte, worüber die Landschaft (25. Januar 1520) beim Landesfürsten Beschwerde führte und sich auf einen bereits früher erflossenen Befehl des Kaisers berief, man solle die armen Leute nicht weiter mit der Dazabforderung beschweren.^ * Löwenthal, Gesch. von Triest 1. 8 t. * Laibacher Privilegienbach, Mitth. Dez. 1852. 8 Laudsch. Arch. F. 127. 105 Drittes Kapitel. Das Zeitalter Ferdinands I. (1522—1564). 1. Bestäügong der Landesfreiheiten. Türkeneinfälle und Bauemanfstand. Beiclistag in Angslurg. Aassohasstage, in (}raz und Z>raul3iirg. Die erste Belagerung Wiens. Mit der Alleinregierung Ferdinands I. in Oesterreich wird nicht nur die Macht der deutschen Linie des Hauses Habsburg begründet, sondern es tritt auch ein neues, mächtiges Element in die Völker- entwicMung Oesterreichs. Der frische Hauch der von Deutschland ausgehenden reUgiösen Bewegung durchzieht alle Gauen Oesterreichs und weckt auch in unserm Vaterlande die in der eisigen Luft ortho- doxen Stillstandes erstarrten Bfldungskeime zu neuem, hoffnungsvollem Leben. Wir wollen zunächst die politischen Schicksale unserer Heimat, als eines wichtigen Gliedes im Gesammtkörper der Monarchie, an uns vorüber ziehen lassen und dann die Anfange der Reformation in Krain und den Gang der Kultur in einem Gesammtbilde zusammenzufassen versuchen. Die erste Berührung zwischen Volk und Herrscher nach der, wie wir gesehen haben, bereits im j'ahre 1522 erfolgten Huldigung sehen wir in der Gesandtschaft der krainischen Stände, welche in der Person des David Gall und Franz Rainer im November 1523 bei Erzherzog Ferdinand in Wien eintrifft, um ihm die Anliegen der Landschaft vorzutragen. Unter denselben vor allem die übliche Bestätigung der Landesfreiheiten und Privilegien, welche auch am 14. November für Istrien, am 16. für das eigentliche Krain sowohl als für die immer noch in einer gewissen Selbständigkeit auftretende windische Mark und die Herrschaft Möttling erfolgt.^ Auch ein Vidimus der Freiheiten, welche die vom Karst von ihren Erbherren, den Herren von Duino und Walsee, zur Anerkennung ihrer Verdienste und ritter- lichen Thaten erhalten haben sollen, wird begehrt, jedoch vom Erz- herzog späterer Entscheidung vorbehalten. ^ Daran schliesst sich das * Landsch. Arch. Fase. 207, Landhandfeste. Die für die Ausfertigung der landesfürstlichen Bestätigung an den Secretär und Taxator des niederösferreichischen Regimentes in Neustadt, Hanns Oder, zu zahlende Taxe betrug 100 Gulden rhein. * Landsch. Arch. 1. c. 7* 106 wichtigste Landesanliegen der Türkenhilfe, für welche der Erzherzog bei Papst, Kaiser und den Ständen des Reichs sich zu verwenden verspricht und die Ausschreibung von Landtagen in Aussicht stellt. Ebenso will er nach dem Wunsche der Stände in Laibach ein Zeug- haus errichten und einen Platner auf seine Kosten bestellen. Die Beschwerde wegen des Strassenzwangs der Triester für den Absatz von Wein, Getreide, Salz, Fleisch u. dgl. durch die Bauerschaft soll untersucht und die von Triest rückständige Steuer soll durch den Vicedom eingebracht und zu Händen der landschaftlichen Steuer- einnehmer erlegt werden, doch mit Vorbehalt der Entscheidung über die von Triest in Abrede gestellte Steuerpflicht. Inbetreff der be- klagten ,bösen Münze' wird, auf die früheren Mandate verwiesen, und endlich wird auch die Untersuchung der Angelegenheit des Dr. Briccius'schen Stipendiums zugesagt,^ welche bereits zum zweiten- 'male in Anregung gebracht wird'^ und deren schleppender Verlauf auch zu den Symptomen des Verfalles der Wiener Universität zu gehören scheint. Die ersten Jahre der neuen Regierung waren für unsere Heimat von Innern und äussern Stürmen getrübt. Von aussen drängten die Türken unter Soliman H., dessen ganzes Leben Krieg gegen Ungarn und Oesterreich war, immer mächtiger heran, im Innern wühlte ein neuer Bauernaufstand das Land auf. Die Grenzhut war zwar noch immer Sache des Reichs, sie wurde vom Kaiser bestritten, welcher das vergütete, was die Landschaft an das Grenzmilitär lieferte, aber diese seine Verpflichtung stets genau zu erfüllen, stand nicht in des Kaisers Macht, wenn die R^icbsstände die dazu erforderlichen Geld- mittel nicht bewilligten oder diese nur spärlich und zögernd leisteten. Folge dieser Unsicherheit war die Entt|lössung der Grenze und Ver- heerung der unglücklichen Nachbarländer. Und so sind denn vom Jahre 1522 angefangen alle folgenden bis zur ersten Belagerung Wiens mit Türkeneinfällen in Krain bezeichnet, mit Ausnahme des Jahres 1525, in welches der Bauernaufstand fällt. Im Jahre 1522 sind die Türken auf der Poik, dringen am Palmsonntag in die Kirche von Slavina ein, morden den am Altar die Messe lesenden Priester und viele Gläubige, streifen dann über Adelsberg, Zirkniz, Reifniz, Gottschee und ziehen über Kroatien wieder zurück, dies alles in drei Tagen. ^ Der Krainer * Landsch. Atch. 1. c. 2 S. oben S. 85, 86. 8 Valv. XV. 421. 107 Landtag beschloss zwar, dass die Prälaten und der Adel den dritten Theil ihrer Güten geben und davon 300 Pferde unterhalten werden sollten, auch dass im Falle eines Aufgebotes der dritte Mann ausziehen soUe,^ allein diese Vertheidigungsanstalten stiessen bei ihrer Durch- führung auf Widerspruch, und sie konnten die Wiederholung türkischer Greuelscenen im kommenden Jahre nicht verhindern. In der Fasten 1523 kam der türkische Räuber über Kroatien ins Land, tödtete einige tausend Einwohner beiderlei Geschlechts und führte viele ändere in die Gefangenschaft fort. Dabei litt hauptsächlich die Gegend von Möttling. Der Landcömthur des Deutschen Ordens, der in Möttling eine Commende besass, schrieb damals, im Lande Krain, zumal in der Gegend von Möttling, sei nichts anderes zu vermuthen, als dass der Türke dort bald alles Volk in ewige Gefangenschaft hinwegtreiben werde. Gern hätte er alle dortigen Ordensgüter um die Hälfte ihres Werthes verkaufen wollen, aber der Verkauf sei schwer und der Landes- verweser wolle nicht dulden, dass, wie vormals, Geld aus dem Lande geführt werde. 2 Auch von einem Türkenüberfall des Jahres 1524 wird gemeldet,^ ein Heer von 15,000 Mann soll Krain und Kroatien über- schwemmt haben und vom Erzbischof Tomori geschlagen worden sein. Damals lagen 1000 Mann Kriegsvolk in Krain und man war auf einen Einfall gefasst, denn Erzherzog Ferdinand bot die in Gqrz, Istrien und am Karst Gesessenen zur Unterstützung, des regulären Militärs auf.^ Auf dem vom Erzherzog nach Augsburg beschiedenen Ausschuss- tage, an welchem sich ausser Krain auch Ober- und Niederösterreich, Steiermark, Kärnten und Tirol betheiligten, klagten die Krainer Ge- sandten Christoph Freiherr zu Kreig, Ritter Bernl^ardin Raunach und Trojan von Auersperg, in (Jen letzten 60 — 70 Jahren hätten die Türken srolche Fortschritte gemacht, dass sie Krain in zwei Tagen erreichen könnten. Kroatien, die Vormauer gegen den Erbfeind, sei jetzt so gefährdet, dass es sich ohne Hilfe nicht mehr erhalten könne. Krain sei in 44 — 50 Jahren dreissigmal, in den letzten drei Jahren dreimal von den Türken überzogen und mehr als 20,000 Menschen getödtet oder in die Gefangenschaft geschleppt worden, so dass es den Türken fernerhin nicht mehr allein zu widerstehen vermöge. Sie baten um Vermittlung ekier ,harrigen' (beharrlichen) Hilfe bei Papst, Kaiser und * Landsch. Arch. Fase. 123. 2 Valv. XI. 593; Mitth. 1863 S. 36. 3 Parapat, Turski boji, Letop. der Matica 1871 S. 110. * Landsch. Arch. Fase. 123, Erlass Erzh, Ferdinands aus Wien, 3. August. 108 andern Fürsten, dann den ober- und niederösterreichischen Landen. Es müsse auf der kroatischen Grenze einq ständige Besatzung, nicht wie bisher allein für die Sommermonate, unterhalten werden, denn dem Türken gelte Winter und Sommer für seme Raubzüge gleich^ wie er denn auch den letzten mitten im Winter gethan. Im Nothfalle wäre mit Ungarn und Kroatien direct ein Abkommen wegen der Grenz- vertheidigung zu treffen. Ueber die Husaren, welche unter Hans Kazianer und Hans Püchler zum Schutze des Landes in Krain gelegen, klagten die Gesandten, dass sie nicht anders gewirthschaftet als die Türken. Man solle dieses zuchtlose Kriegsvolk künftig nicht mehr ins Land, sondern an die kroatische Grenze legen und für Proviant Sorge tragen. Auch für bessere Besetzung des Laibacher Schlosses müsse Sorge getragen werden, denn dafür reiche die dem Vicedom zur Burghut angewiesene Summe von 3pO Gülden nicht aus. Bei der letzten Ueber- gabe des Schlosses an den Landesverweser Josef von Lamberg hätten sich in demselben nur zwei eiserne Feldschlangen und 30 Hakenbüchsen befunden. Es müsse also auch für Geschütz gesorgt, ein Büchsenmeister aufgestellt, mit 20 Gulden jährlich besoldet und ihm der Vicedoms- thurm, den jetzt ein Peutler gegen den Zins von 20 Gulden innehabe, eingeräumt werden. Zur Instandhaltung des Laibacher Schlosses habe schon Kaiser Maximilian 200 Gulden jährlich angewiesen, um deren Er- folgung daher gebeten wurde, sowie um einen ferneren Beitrag von 100 Gulden zum angefangenen Baue des Zeughaues im Schlosse, Ge- treidekästen möchten im Lande errichtet und in den zur Versammlung des Aufgebots bestimmten Städten Proviant bereit gehalten werden. Auch auf Erfolgung von Büchsen und Pulver für die Befestigungen an der Grenze drangen die Ausschüsse. Alle diese Anliegen fanden gewäh- rende Erledigung.,^ Die niederösterreichischen Länder bewilligten als Türkenhilfe 20,000 Gulden, wovon auf Krain 2500 Gulden entfielen.« Wir erfahren bei dieser Gelegenheit, dass die Städte in Krain den vierten Theil des Anschlags trugen.^ Auch in anderer Beziehung ist der Tag von Augsburg nicht ohne Interesse. Die Stände benützten die Nothlage, um vom Landesfürsten die ausdrückliche Bestätigung ihrer Freiheit zu verlangen, dass sie nur dann verpflichtet seien^ die Huldigung zu leisten, wenn der Fürst vorher die Landesverfassung beschworen. Sie bitten auch den Fürsten, keinen Krieg anzufangen ohne der Landschaften Willen und auf den 1 Landsch. Arch. Fase. 207. * Vicedomarchiv. * Laib. Vicedomarchiv. 1D9 Friedensschluss mit Venedig bedacht zu sein, ,demi es ist der Lande Gelegenheit nit, zu kriegen' (die Lande sind nicht in der Lage, Krieg zu führen). Wenn es aber schon- Krieg geben soll, so möge Ihre fürstliche Durchlaucht für Besetzung der Schlösser, besonders an der Grenze, zeitlich Sorge tragen. Es soll ein gutes Regiment auf- gerichtet und in den Hofrath sowohl als in das niederösterreichische Regiment sollen je zwei Landleute berufen werden, nachdem sich in ' letzterem gegenwärtig keiner befinde. Den Städten und dem Landrecht soll Bann und Acht verliehen und der gegenwärtige kaiserliche Bann- richter abgesetzt werden, ,ein schlechter Mann, der Leib, Gestalt noch Vernunft nicht hat.' Auch die alte Beschwerde gegen den Vicedom Erasmus Braunbart wird erneuert. Diesmal wissen die Stände jedoch gegen ihn nichts anderes vorzubringen, als dass ihm jährliche Rechnungs- legung befohlen werden möchte, ,da fürstliche Durchlaucht durch langes Anstehen der Rechnung hoch und gross betrogen werden könnte.' Doch in diesem Punkte liess der Erzherzog sich nichts vorschreiben. Er erwiderte, die Stände hätten ihm in dieser Sache nicht Mass zu geben. Die Rechnungen des Vicedoms. sollen geprüft und darnach entschieden werden. Aus der weitläufigen Liste der Beschwerden heben wir noch Herstellung einer guten Polizei, Wegbesserung, Münze, Abstellung des venetianischen und Einführung des Wiener Gewichtes hervor. Wie auf diesem Ausschusstage auch die religiöse Bewegung schon zum Ausdrucke kam, werden wir bei der Darstellung der Reformations- ^ ^ geschichte sehen. ^ Die erste Ruhepause in der Türkennoth, das Jahr 1525, be- zeichnet ein Bauernaufstand. Es schien, als sollte jede Regung des gedrückten Bauernvolks weit dr aussen im Reich in den entlegensten Thälern unserer Alpen wiederhallen. Als Thomas Münzers Scharen durch die Kriegskunst der Herren bereits zerstreut waren, ihr Prophet auf dem Schaffet geendet hatte, fing es in der krainischen Bauerschaft an zu gähren, zur selben ^eit, als der salzburgische Bauernaufruhr losbrach. Die zwölf Artikel der Bauern müssen wohl auch unter den Krainern verbreitet worden sein und ihnen als Ziel vorgesehwebt haben. Sie betrafen Abschaffung der 'Ablasstaxen und neuen Zehente, Aufhebung der Leibeigenschaft, allgemeine Theilnahme an Jagd und Fischfang und Zutheilung der Waldungen, Erleichterung der Abgaben überhaupt, freie Wahl der Pfarrer von Seite der Gemeinden, Ver- theilung der Aemter und Behörden zur Bequemlichkeit und um des Volkes Willen, sowie Abstellung der täglich neuen willkürlichen Ver- ordnungen und Satzungen. Dass der Aufstand hauptsächlich durch 110 die ,Pf äffen' hervorgerufen worden, behauptete wenigstens der Adel, sowie dass er nicht minder die landesfürstliche Autorität bedrohte; wir finden also in dem Krainer Bauernaufruhr thatsächlich alle Rich- tungen der Salzburger Aufständischen. Doch in Krain sollte es diesmal zu keinem Blutvergiessen kommen. Der Adel handelte energisch. Nicht nur schrieb er ein Anlehen aus, gegen welches jedoch Städte und Geistlichkeit Widerspruch erhoben, sondern der Landeshauptmann Josef V. Lamberg, der sich im ersten Bauernaufstände im Schlosse Ortenegg gegen die Anstürmenden zu behaupten gewusst hatte, erliess ein allgemeines Aufgebot an alle Edelleute, und 300 Reiter sammelten sich in Krainburg, welcher Umstand darauf hindeutet, dass wir diesmal den Hauptberd in Oberkrain zu suchen haben. Die rasche Operation des Adels — nie hat er in der Türkennoth so entschieden gehandelt als hier, wo es um seine ,Grundrechte' ging — erstickte den Aufruhr im Keim. Doch noch auf dem Augsburger Tag desselben Jahres stellten die krainischen Gesandten dem Landegfürsten vor, der Aufstand sei zwar jetzt gestillt, doch sei es nicht glaublich, dass die Bauern, ,so die Obrigkeit nit lieben, die böse Grundwurzen ihres Furnehmens gar aus dem Herzen geschlagen, derhalben nit anders zu vermuthen, als dass derselben wüthenden Bauern Gemüth, Sinn und Gedanken nicht anders stehen, als dass sie die fürstliche Durchlaucht um Ihre Hoheit und Obrigkeit, den Adel und die Geistlichkeit um Leib, Treue, Ehre und Gut bringen, vertilgen und unterdrücken, demnach fürst- liche Durchlaucht gar unterthänig zu bitten, als gnädiger Herr und Landesfürst Mittel und Wege vorzunehmen, wo sich das Feuer bei den unverständigen Bauern und ihren Anhängern auf das ' künftig Jahr wie heuer anzünden wollt', wie man dem in einem jeglichen Land zeitlich fürkomme, das erfordert fürstlicher Durchlaucht und der Lande Nothdurft.' Ueber die Stadt Laibach, dann über einige ,stolze Pfaffen und Kapläne' klagten die Stände, sie hätten sich an dem Anlehen behufs der Kriegsrüstung nicht betheiügen wollen, während doch der Aufstand ,hauptsächlich wegen der Pfaffen' entstanden. Sie baten, IJire fürstliche Durchlaucht möchten diese ,ungehorsamen Pfaffen' andern zum Exempel ihres Standes und ihrer Kaplaneien entsetzen. Dieser Conflict zwischen zwei bisher stets zu einander gestandenen Hauptfactoren des Landes mag wohl auch den Bischof Christoph Rauber veranlasst haben, die Beiziehung eines Geistlichen zur Gesandtschaft nach Augsburg zu begehren, dem jedoch die Stände nicht stattzugeben fanden. Auch gegen den Vicedom, den bestver- leumdeten Erasmus Braunbart, richteten sich die Klagen der Stände. N 111 Er sollte, ,wie die Bauern unverholen sagen', denselben angezeigt haben, der Laüdesfürst wolle nicht, dass die Bauern Steuer 'geben, und obgleich der Vicedom dies nicht zugestehe, so seien doch seitdem die Bauern widerspenstig bei der Steuerzahlung. Weiters sollte der Vicedom geäussert haben, er wolle dem Landesfiirsten schreib^i, dass er Commissarien ins Land verordne, welche ein Verhör zwischen der Landschaft und den Bauern inbetreff ihrer gegenseitigen Beschwerden anstellen sollten. Das nemliche habe der Vicedom vor zehn Jahren gethan und dadurch den ersten Bauernaufstand hervorgerufen.^ Auch nach aussen hin wurde der Krainer Adel durch den Bauern- aufruhr in Anspruch genommen. Nachbarlicher Sitte und der treuen Freundschaft gemäss, die ihn seit alter Zeit mit der Steiermark und Kärnten verband, leistete ,er Zuzug zu dem Heere, das der steierische Landeshauptmann Sigmund von Dietrichstein gegen die Bauern in Oberösterreich und Obersteier sammelte. Hans Kazianer, ein ruhm- voller Name, dem wir bald an hervorragenderer Stelle begegnen werden, Kaspar Rauber, Franz von Thanhauseri .(eine gräfliche, noch zu Val- vasors Zeit blühende krainische FamiUe) werden unter den krainischen Herren genannt, deren Mannschaft in Judenburg lag, von wo sie dem Landeshauptmann zuzogen. Franz von Thanhausen drang mit erzherzog- lichen Söldnern, 500 Reitern und Landsknechten über Murau ins Lungau ein, warf die Bauernhorden aus TamSweg und Mossheim und drang mit H^ns Ungnad bis auf die Höhe des Radstätter Tauern vor. Hier fielen jedoch die Bauern aus einem Hinterhalte über den Heer- haufen her und schlugen ihn in die Flucht. Kaspar Rauber wurde gefangen und enthauptet. Thanhausen hieb sich mit dem Schwert in der Hand durch. Auch der Bischof von Laibach, . der in Feld und Cabinet tüchtige Christoph Rauber, Administrator von Seckau, wirkte bei der Bewältigung des Aufstandes mit, indem er mit zahlreichen Fussknechten das Admonter Thal besetzt hielt. Unter den Entschä- digungsforderungen, welche Erzherzog Ferdinand im kommenden Jahre (1526) an die Salzburger stellte, ist Krain mit 5000 Gulden betheiligt, gewiss eine für das Land bei den schweren Lasten der Zeit bedeu- tende Summe, auf deren Ersatz es auch infolge der den Bauern später zugesicherten vollen Straflosigkeit gegen eine von denselben geleistete Abbitte verzichten musste.* * Landsch. Arch. Fase. 207. « Muchar, Geschichte von Steiermark VHI. 333, 343, 350, 356, 357 ; Mailath, Geschichte Oesterreichs IL 8. 112 Kaum war der Alp des Bauernaufstandes^ von den Landen ge- nommen, so drängte ungestümer als je osmanische Eroberungslust über die Grenzen. Das Jahr 1526 bezeichnet die unheilvolle Schlacht bei Mohacs, wo der Fall König Ludwigs den Fall des Reiches ver- kündete. Die Gefahr mehrte sich auch für Krain. Der Erzherzog be-. fahl über Bitte der Landschaft, bei Eintritt der Noth die Glocken vom Lande in die Städte und Schlösser zu schaffen, auch kein Vieh, Getreide noch Pferde nach Italien ausführen zu lassen. Es erging die Verordnung, dass keine Anwerbung von Kriegsvolk in Krain durch Fremde gestattet und-die Grenze zur Ueberwachung derselben besetzt werde. ^ Im folgen- den Jahre wurden die Vertheidigungsanstalten fortgesetzt. Die Land- schaft bewilligte den halben Wochenpfennig, nahm 300 ,geringe' (leichte) Pferde auf und bezahlte denselben durch fünf Monate den Sold mit 7996 Gulden 40 Kreuzer. Zum Hauptmann über dieselben wurde der bereits früher genannte Hans Püchler bestellt.^ Am 9. April erliess der Landesverweser Josef v. Lamberg die Aufgebotordnung. Für den Fall eines Türkeneinbruches solle sich jeder gefasst machen, wenn die Kreid- schüsse gegeben und die Kreidfeuer angezündet werden, ins Feld zu ziehen und sich mit Proviant auf etliche Tage zu versehen. Die von Oberkrain soUeil in Gottschee, die Unterkrainer in Rudolfswert, die von Istrien und dem Karst um den Schilchentabor (Schillertabor) sich sammeln. Dem Adel insl)esondere wurde eingeschärft, in eigener Person dem Aufrufe zu folgen, um die ,armen Leute' (die Unterthanen) in Ordnung zu halten, denn sonst ,würden die armen Leute durcheinander- gehen, wie die Aale in einem Sack.' Uebrigens wäre es auch nicht ziemlich, ,dass die armen Leute auf sein sollen und Ihr (der Adel) daheim bleiben.' Auf Ansuchen der Landschaft bewilligte ihlr der König, zur Förderung der Rüstung auf die Barschaft und die Kleinode der Kirchen zu greifen und dieselben vermünzen zu lassen, doch gegen Wiedererstattung des Werthes. Es wurden demnach an Kirchenkleinoden abgeliefert 1709 Mark 3 Loth Silber, was in Geld ausgemünzt 17,438 Gulden 13 Kreuzer ergab. In Barem lieferten die Kirchen 4621 Gulden rhein. und 24 Kreuzer ab. Christoph Freiherr zu Kreig, Joh. Abt zu Sittich, Josef v. Lamberg, Balthasar Sigesdorfer und Pongratz Lustaller (später Bürgermeister von Laibach) wurden zum Empfange der Klein- odien abgeordnet, welche auf dem Hauptschlosse eingelagert wurden, bis die Vermünzung in Graz eingeleitet war.^ * Vicedomarchiv. 2 Landsch. Arch. Fase. 123. ^ Landsch. Arch. Fase. 123. ' ' 118 In das Jahr 1527 fällt auch die Sendung des Blas Radoäifi aus Möttling nach Belgrad, um den dortigen Bascha von dem Bündniss mitZapolya abzubringen und ihn durch ein Geschenk von 6000 Dukaten zu friedlichem -Verhalten zu bewegen, eine Senduhg, welche durch die Wendung der Dinge in Ungarns scheiterte,^ denn Zapolya fand Schutz und Hilfe als Vasall des Grossherrn in dem diesem unter- worfenen Theile Ungarns. Aber Ferdinand war nicht gewillt, die Krone Ungarns, so leicht fahren zu lassen, er war gesonnen, sie mit dem Schwerte zu erkämpfen. Vor seinem Abgange nach Ungarn aber sammelte er noch die Zuzüge aus den getreuen Erblanden bei Wien. Da, erschienen auch die Krainer, geführt von Hans Kazianer. Geboren im letzten Jahrzehent des fünfzehnten oder in den ersten Jahren des sechzehnten Jahrhunderts auf der Burg Katzenstein (ehe- mals Vigaun) in Oberkrain, welche dem mit Ulrich von Lichtenstein ritterlich tjostirenden Heinrich von Vigän den Namen gab,^ hatte Kazianer, wie wir gesehen, in Krain die zum Schutze des Landes auf- gebotene leichte Reiterei befehligt und im Salzburger Bauernkriege mitgekämpft und trat nun auf die Weltbühne, sich, in wenigen Wochen den Ruhm eines Feldherrn erkämpfend, dessen Waffen nichts wider- stehen könne. In Oberungarn erstürmte er die Bergstädte und festen Schlösser in wenigen Wochen. Bei Kaschau mass er sich mit dem Gegen- könig Zapolya selbst und zerstreute und vernichtete im Laufe einer Stunde dessen ganze Streitmacht. Fast das ganze nördliche Ungarn er- oberte Kazianers siegreiches Ungestüm und sein Feldherrngeist.* An seiner Seite kämpfte ruhmvoll Niklas von Thurn als Oberst, dessen tapferes Verhalten und kluge Leitung in der siegreichen Schlacht bei Szinye unweit Kaschau (8. März 1528) der Feldherr des Königs Gnade empfiehlt.* Derselbe betheiligte sich auch an der Einnahme des Schlos- ses Zips.^ Doch während Ferdinands Waffen in Ungarn siegreich vorwärts schritten, ruhten Zapolya's Intriguen in Konstantinopel ' nicht, hier wirkten für ihn Venedig und Frankreich. Es galt also auch hier dem Gegner entgegenzuarbeiten. Dies sollte die erste Gesandtschaft Oester- * Goway, Gesandtschaft Kaiser Ferdinands I. ' * Bergmann, Medaillen auif berühmte Männer des österr. Kaiserstaates, Wien 1844, I. 252, Anmerkung 2. * Voigt, Freiherr Hans Kazianer im Türkenkrieg, Baumers histor. Taschen- buch 1844. ^ * Borgmann, Medaillen I. 245. ^ Bergmann 1. c. S. 246. 114 reichs an die Pforte, welche der Ungar Johann Hobordansky von Salathnok und der Krainer Sigmund Weixelberger übernahmen.^ Sie brachten dem stolzen Soliman Ferdinands Aufforderung, ihm die ent- rissenen ungarischen Orte rückzustellen ; sie sollten Frieden oder doch einen Waffenstillstand unterhandeln. Ihre Botschaft verbürgte ihnen jedoch schon im voraus schlechten Empfang bei dem siegestrunkenen Sultan. In der That liess Soliman die Gesandten neun Monate lang ge- fangen halten und entliess sie dann, jeden mit 200 Dukaten beschenkt, indem er ihnen folgende Botschaft mündlich mitgab : ,Euer Herr hat bisher unsere Freundschaft und Nachbarschaft nicht gefühlt, aber er wird sie fortan fühlen. Ihr könnt ihm sagen, dass ich selbst kommen werde mit aller Kraft und Macht, und dass ich ihm selbst zurückzugeben gedenke, was er von mir begehrt. Saget ihm also, er möge aUes wohl vorbereiten zu unserem Empfange.' Die Gesandten antworteten, der König würde grosse Freude haben, wenn der Kaiser als Freund käme, ihn aber -auch als Feind zu empfangen wissen. Weixelberger wurde übrigens für seine Sendung mit 3000 Gulden rhein. belohnt, damit und mit weiteren 352 Gulden kaufte er Siebenegg und Ratschach.* Einen nicht minder unglücklichen Erfolg hatte Sigismund von Herbersteins Gesandtschaft an den polnischen König Sigismund, bei welchem der Mönch von Czenstochau, Martinuzzi, die Sache Zapolya's vertrat. Wir sehen schon die Gewitterwolke aus dem fernen Osten sich erheben und dem Herzen Oesterreichs drohend näherrücken; ehe wir jedoch ihrem Zuge folgen und ihren Niedergang beschreiben, müssen wir einen Blick zurückwerfen auf die Ereignisse der Jahre 1528 und 1529 in Krain. Da sind es denn zunächst die Türkeneinfälle des Jahres 1528, über die uns die ausführlichsten Berichte der Zeitgenossen vorliegen.^ Viermal ist in diesem Jahre der windschnelle Haufe der türkischen Renner und Brenner über unsere unglückliche Heimat dahingesaust. Obwohl schon am 1. Februar durch Graf Frangepan dem Landes- hauptmann Niklas von Thurn Kundschaft zugekommen, dass die Türken im Anzüge seien, so finden wir doch nicht, dass die von dem Landes- hauptmann sofort anbefohlene Bereitschaft des Aufgebots irgend einen * Hammer, Geschicjite des osman. Reiches IJI. 77, 78. 2 Mitth. 1865 Seite 19. 8 Nach^ der folgenden actenmässigen Darstellung \landsch. Arch. Fase. 92 und 123) ist jene Valvasors (IV. 4?3, 424) zu berichtigen. 115 Erfolg gehabt hätte. Es fanden sich nur 60 Pferde und etliche hundert Bauern zusammen, von den Prälaten der Abt von Sittich, vom Adel Bernhardin Ritschan, Niklas Rauber, Georg Schnitzenpaumer, Trojan von Auersperg, Wolf von Lamberg, Sigmund Durer, Leonhard Sigesdorfer, Jobst Werder, Florian Scharf, Hans Gall. Am 9. März um acht Uhr früh waren die Türken vor Adelsberg brennend und plündernd angelangt, sie waren im Markt, ehe sich der Pfleger ermannte und die vorgeschriebenen Kreidschüsse that. Da wichen sie zurück; ein Türke, den der Pfleger gefangennahm, sagte aus, es wären ihrer 1000 Pferde und sie hätten in der vergangenen Nacht in Grobnik gefüttert, inzwischen nahmen die Räuber, durch das sich sammelnde Aufgebot von weiterem Vordringen abgeschreckt, den Weg auf die Poik zurück. Bei Schilchentabor nahmen sie florentinischen Kaufleuten zwanzig Saum Seidenware im Werthe von 20,000 Gulden ab. Dann zogen sie durch Zirkniz auf Laas, Schneeberg, Oblak, Ortenegg, Reifniz, Gottschee, Kostel und von hier am 12. März über die Grenze nach Bosnien zurück, viele hundert Gefangene mitführend. Fünfhundert blieben aber bei Kostel im Hinterhalt, fielen wieder in Gottschee ein und schleppten bei hundert Gefangene von der Erntearbeit hinweg. Der Landeshauptmann 'berichtete über diesen Einfall an den König, die Statthalter, Regenten und Kammeiräthe am 16. März, indem er die Nutzlosigkeit des bäuerlichen Aufgebots, das nicht stand- halte und mit dem keine Ehre zu erjagen wäre, und die Nothwendigkeit eines ,Kriegsvolks', d. i. eines besoldeten Berufssoldaten, hervorhob. Der Bauersmann, wie auQh andere im Lande seien schon ganz un- willig, sie sagen, sie müssteu Steuer geben, auf sein, Proviant führen, dazu verderbe sie noch der Türke, und das alles, weil kein Kriegsvolk im Lande sei. Auch die Kundschaft müsse besser bestellt werden, damit nicht die Kunde von dem Anrücken der Türken zugleich mit ihnen eintreffe, wie diesmal. König Ferdinand entgegnete auf diese Klagen, das Geld für die Kundschaft sei längst angewiesen, auch neuerlich dem Landeshaupt- mann und den Verordneten laut einer ihnen zugeschickten Instruction aufgetragen worden, diesfalls alle nothwendigen Verfügungen zu treffen. Der König wolle auch mit dein Landeshauptmann wegen der noth- wendigen Vertheidigungsanstalten handeln und Krain mit einem taug- lichen Verweser versehen, der sich im Lande aufhalten und alles Nothwendige verfügen soll. Aus dem Kammergut könne wegen dessen Erschöpfung keine Hilfe geleistet werden, der König versehe sich daher von der Landschaft, dass sie das Ihrige thun werde. Den 8* 116 Banen im kroatischen und windischen Land wolle er jedoch befehlen, dass sie mit der auf königliche Kosten unterhaltenen Anzahl Pferde dem Lande Krain zu Hilfe kommen. Auch für die Grenzflecken Wichitsch (Bihat) und Repitsch habe der König Vorsorge getroffen, und er bitte die Landschaft um ein Darlehen zur Bezahlung des KriegSYolkes gegen Rückerstattung aus der ungarischen Kammer. Endlich kündigt der König an, dass er beabsichtige, den Regensburger Reichstag eilends zu besuchen und um Hilfe gegen die Türken an- zuhalten, er hoffe dadurch mit Gottes Hilfe in den Stand gesetzt zu werden, dem Feinde nicht nur entgegenzutreten, sondern in sein Gebiet einzufallen, ihn zurückzutreiben und dadurch Ungarn und die andern Lande zu retten. Die Stände sahen sich somit vorläufig wieder auf ihre eigenen Kräfte angewiesen. Der am Montag nach Judica (30. März) versammelte Ausschuss der. Landleute bestellte sofort 400 gerüstete Pferde (schwere Reiterei) auf Provision (die sogenannten Provisioner) und nahm ausser- dem 100 kroatische Pferde (leichte Reiterei) und 200 Martolosen (irreguläres Militär) für die Kundschaft auf. Zum Feldhauptmann wurde Bernhardin Ritschan, zu Viertelmeistern Niklas Rauber für den Karst, Christoph von Gallenberg für Oberkrain und Heinrich Wernecker für Unterkrain bestellt. Der Sold für die 400 Pferde betrüg für drei Quatember 8950 Gulden rhein., für 200 Martolosen durch sechs Monate 3616 Gulden 29 Kreuzer. Bernhardin Rit&chan bezog als Feldhaupt- mann eine , Besoldung von 200 Gulden rhein., ebensoviel alle drei Viertelmeister. Ein Trompeter erhielt 50 Gulden; eine Feldfahne kostete 23 Gülden 52 Kreuzer 2 Pfennige. Auch für die Grenzhäuser Wichitsch und Brünndl sorgten die Stände angemessen ; für Wichitsch zahlten sie 200 Gulden zur Erhaltung des Kriegsvolkes, nach Brünndl schickten die Stände drei Centner Pulver und eiö Saum Blei, wofür sie dem Zeugwart in Laibach 9 Gulden 32 Kreuzer bezahlten; ferner Getreide um 333 Gulden 20 Kreuzer. Als Sammelpunkte für das Aufgebot wurden für Unterkrain Tschemembl, für Istrien- und den Karst Adelsberg bestimmt. In Oberkrain sollte kein Aufgebot ergehen, wenn der Feind nicht ein Lager im Lande aufschlägt, weil die Er- fahrung von der Nutzlosigkeit eines solchen bereits vorlag; dagegen sollten alle Giltenbesitzer oberhalb Littai, Weixelburg und Auersperg von 200 Gulden rhein. ein gerüstetes Pferd und zwei Fussknechte stellen. Kirchen,' Bruderschaften und gemeine Leute, die nicht viel Gilt haben, sollten von einem Gulden rhein. fünf Krfeuzer erlegen. Das Zeichen zum Ausrücken der Provisioner und des Aufgebots sollen 117 die Kreidschüsse sein : drei für die Provisioner und mehr als drei für das Aufgebot. Auf die Kreidfeuer, welche auf dem S. Petersberg ob Seisenberg, auf dem S. Annaberg bei Reifniz, auf Unser lieben Frauen Berg ob Auersperg, auf dem Berg Rabischek ob Lybek, auf dem Kallenberg und an anderen Orten, wie von Alters her üblich, ange- zündet werden sollen, soll Aufsicht gehalten werden, damit sie nicht vergebens oder durch böse Leute angezündet werden. Nachdem am 27. April die Provisioner auf eine aus Kroatien gekommene Türkenkundschaft eilends aufgeboten worden waren, sollte die Schnelligkeit der türkischen Räuber ein zweitesmal die getroffenen , Vertheidigungsanstalten zunichte machen. Am 8. Juli erging ein Auf- gebot vom Landeshauptmann Niklas von Thum an die Prälaten, Städte und den Adel, ,männigUch soll wissen, dass mir »gestern um zwei Uhr Nachmittag vom Ban, darnach vom Hauptmann zu Wichitsch und vom Grafen Wolfen von Prundl Kundschaft kommen, dass sich die Türken am vergangenen Sonntag zu Wichitsch gelagert haben. Darnach um acht Uhr Nachmittag ist mir vom Pfleger zu Kostel'ein Schreiben zugekommen, darin er anzeigt, dass er die Türken enhalb der Kulp mit Augen gesehen ; heut in der Nacht ist abermals Kund- schaft kommen, dass die Türken im Land und nemlich Nachten um sechs Uhr zum Abend in Reifnizerboden gefallen sein.' Am 8. Juli 10 Uhr vormittags kam schon das zweite Bulletin: ,Allen und jeden, so der Brief zukomml, sei zu wissen, dass die Türken den Sackmann (Plünderer) auf Laibach und bis zu der, Sau gelassen haben, daselbst viel Volks und Guts genommen und wieder zurückgezogen, dem Feld zu. Darauf weiss sich jedermann fürzusehen und darnach zu richten. Solches ist mein Begehren an Euch alle, dass es Einer dem Andern verkündt und anzeigt.' Die Türken hatten diesmal ihren Weg über Kostel, Gottschee, Reifniz, Ortenegg, Auersperg auf das Igger Feld genommen. Am 9. Juli lagerten sie bei S. Marein , . und da brach der Landeshauptmann mit einer kleinen Anzahl Aufgebots auf, um sich über die Stärke des tür- kischen Heeres zu vergewissern. Gefangene hatten es auf 4000 Mann geschätzt, der Landeshauptmann überzeugte sich durch die Recognos- cirung des Lagers, dass es mindestens 6000 Mann stark sei. Gegen diese Uebermacht war mit deiti Aufgebot nichts auszurichten. Inzwi- schen schickten die bei S. Marein lagernden Türken Streifcorps über die Save gegen Mannsburg und nach Littai, Seisenberg und Sittich, Auch die Furt an der Save untersuchten sie, um ihren Weg auf Stein und Cilli zu* nehmen. Am 10. Juli waren auch die Provisioner 118 in Laibach angekommen, und Hans Ptichler, Pfleger in Maichau, hatte dem Landeshauptmann angezeigt, dass er mit etlichen 100 Pferden bereitstehe. Der Landeshauptmann brach daher am nemlichen Tage mit den Provisionern und dem Aufgebot von Laibach auf, um sich mit Püchler zu vereinigen und den Feind anzugreifen. Da erhielt er zwei Meilen Weges von Laibach Nachricht, die Türken, welche bei dem Thurm unweit Igg (den Auerspergern zu Greilach gehörig) gele- gen, seien Tags vorher um zwei Uhr nach Mitternacht auf dem Wege, den sie gekommen, wieder abgezogen. Er folgte niöi den Türken bis Reifniz und hielt dort Kath mit dem Feldhauptmann Ritschan. Es wurde beschlossen, den Abzug zu nehmen, da man nicht in der Lage sei, dem übermächtigen Feind die Spitze zu bieten. So war auch dies- mal der türkische Raubzug geglückt, wie wir sehen, nicht aus Ver- schulden des Landes; Aufgebot wie Provisioner hatten sich schnell genug eingefunden, aber sie waren doch zu schwerfällig für den wind- schnellen türkischen Renner und zu gering an Zahl gegenüber der zehnfachen Uebermacht. Es war übrigens allgemein die Meinung ver- breitet, die Türken handelten im Einverständniss mit den Venetianern, denen man gewohnt war, feindselige Gesinnung gegen Gestenreich bei- zulegen. Der Landeshauptmann sowohl als die Stände wendeten Sich übrigens an König Ferdinand. Ersterer stellte dem König die Wahr- scheinlichkeit eines baldigen neuen Einfalles vor, wies auf die Nutz- losigkeit des Bauernaufgebotes hin, dem diesmal nur die Herrschaft Lack mit 200 Pferden und aus den andern Herrschaften zehn bis zwölf Bauern gefolgt, und bat den König, mit den Erblanden Handlung zu pflegen, damit sie dem Lande zu Hilfe kommen. An die Landes- hauptleute von Steiermark und Kärnten wendete sioh der Landeshaupt- mann schon unterm 12. Juli um nachbarliche Hilfe. Auch die Stände baten den König durch eine eigene Gesandtschaft, Hans Ungnad und Niklas Rauber, um Hilfe und legten besonderes Gewicht auf eine Ver- sammlung aller österreichischen Erblande. Am 29. Juli versammelten sich über Aufforderung des Landeshauptmanns Landleute von allen Ständen in grosser Zahl in Laibach und richteten eine neue Vorstellung an König Ferdinand. Sie hatten eben die Kunde von dem bereits er- wähnten Einfall in der Herrschaft Gottschee erhalten, der schon nach dem Abzüge des letzten Gewalthaufens erfolgt war. Er war von tür- kischen Martolosen ausgegangen, welche in den Wäldern an der Grenze lauerten. Sie hatten in der Gottschee einen Tabor erobert und viele Menschen in die Gefangenschaft fortgeschleppt. Die Bauern Hessen das Getreide auf dem Felde unabgeschnitten stehen und flüchteten mit 119 Weib lind Kind zu den Befestigungen und Schlössern. Durch solche tägliche Ueberfälle müsse das Land ganz veröden, gegen die Macht des wtithenden tyrannischen Türken reiche das kleine Land nicht aus, seit Laibach die Grenze gegen denselben geworden, d. h. sich zwischen ihm und der Türkei kein fester Punkt befinde. Die Stände erneuer- ten daher ihr Ansuchen um eine Versanmdung aller österreichischen Erblande. Gleichzeitig wendeten sich die Stände an die Nachbarländer um Hilfe, und diesmal hatte ihr Ansuchen guten Erfolg. Die Kärntner schickten 500 Fussknechte unter dem Hauptniann Christoph Salier; die Steirer ,aus der sondern Freundschaft, Lieb und Neigung, so wir, ausser des wir uns zu thun schuldig erkennen, zu. Euch unsern lieben Nachbarn, gesippten Freunden und Gliedern der Christenheit tragen, auch dass wir die Gutthaten, uns vormals auch von Euch beschehen, in kein Vergessen gestellt', 1000 Mann, 30Ö Pferde und 700 gerüstete Fussknechte, welche sie auf zwei oder drei Monate im Felde unter- halten wollten, zur Verfügung des obersten Feldhauptmanns Kazianer, welchen der König in Kürze mit einer Anzahl Kriegsvolk und Geschütz den Krainern -zu Hilfe schicken werde. Stephan Graswein und Abel von Holneck waren die steirischen Feldhauptleute. Selbst die Graf- schaft Görz schickte Kriegsvolk und das Aufgebot des fünften Mannes unter Niklas von Thurn, Hans Hofer, Jörg von Neuhaus und Pueger (?) von Westemach. Die Verordneten von Oesterreich ob der Enns wiesen den Wilhelm Neumann in Villach an, der krainischen Landschaft als die ihr zur Unterhaltung von 100 Pferden und 200 Fussknechten auf zwei Monate bewilligte Hilfe 3600 Pfund Pfennig. zu erfolgen. Die Niederösterreicher dagegen schrieben, sie könnten ohne den Landtag nichts bewilligen, auch in der Eile die nöthige Kriegsrüstung nicht bewerkstelligen, die Hilfstruppen könnten den ,armen Leuten' (der Bauerschaft) in Krain nicht weniger Beschwerde verursachen, als der Türkeneinfall, wie dies auch beim letzten Zug sich gezeigt habe. Doch wollten sie bei König Ferdinand um eine allgemeine Länderversamm- lung zur Berathung aller gemeinen Nöthen und insbesondere der Gegen- wehr gegen die Türken ansuchen. Eine ähnliche ausweichende Ant- wort kam von Tirol. Aus Kroatien zogen die Grafen Wolf und Christoph zum Brünndl und der Ban Graf Karf von Krabau mit 80 leichten Reitern herbei und vereinigten sich in Laibach mit den dort liegenden v300 schweren Reitern der krainischen Landschaft. Das Fussvolk der Landschaft war in Rudolfswerth, Möttling und Landstrass vertbeilt. Zum Hauptmann . 120 der Bauerschaft wurde Friedrich Paradeiser bestellt und ihm eine Pro- vision von 100 Gulden rhein. angewiesen. Als Feldhauptmann führte Ritter Bernhardin Ritschan den Oberbefehl über die gesammte Streit- macht. Die Befürchtung eines dritten Türkeneinfalles wurde auch in der That erfüllt. Am 2. Oktober meldete Peter Kruschitz, Hauptmann in Zengg und Graf zu Kliss, auch bereits das Anrücken des Feindes auf Ottoschaz. Die Türken nahmen ihren Marsch auf Möttling. Man schätzte sie auf 5000* Mann. Alsbald wurde das Aufgebot des fünften Mannes nach Möttling beordert. Am 5. Oktober trafen die gesammten Streitkräfte des Landes bei dem ,Schlösslein Walaw, ungefähr eine Meile Weges von Neuhaus gegen Insterweg (?) wärts, bei dem Wasser genannt Mroschiniz', mit dem türkischen Heere zusammen, welches der Pascha von Bosnien selbst befehligte. Das Treffen dauerte zwei Stunden, bis der Einbruch der Nacht die Kämpfenden trennte. Die Türken wurden in die Flucht geschlagen und von der leichten Reiterei verfolgt. Als der türkische Anführer seine Sache verloren gab, befahl er die gefangenen Christen niederzumachen. Doch sollen nur die alten Männer und Weiber niedergemacht, die jungen dagegen von den Türken in die Gefangen- schaft fortgeführt worden sein. Die Türken hatten 700 Todte und Verwundete. Der Pascha und der Hauptmann von Udvin wurden schwer verwundet. Es wurden viele Gefangene gemacht. Die Steirer und Kärntner hielten sich ritterlich. Der Verlust der letzteren wird mit 45 Mann angegeben. Auch die Bauerschaft und die Schützen des krainischen Aufgebots hielten sich gut. Ueber die Haltung der Kroaten liegen zwei.Versionen vor, welche beide darin übereinstimmen, dass der Ban mit seinen leichten Reitern von den Türken auf das in Schlachtordnung stehende Fussvolk zurückgeworfen wurde. Hier fielen die Knechte über den Ban her und brachten ihm viele Wunden bei. Nach einem, wie es scheint, von einem kärntnerischen Adeligen her- rührenden Berichte wären die Knechte über das Zurückweichen der Kroaten ergrimmt gewesen, so dass sie den Ban vom Ross gestochen und ihm ein Knecht einen Streich ins Angesicht versetzt hätte. Die krainischen Stände aber berichteten dem König, der Ban, Graf Karl von Krabau, habe sich mit den andern kroatischen Hauptleuten, ,ganz wohl ritterlich und tapfer gehalten.' Nachdem die Türken den Ban auf der Landsknechte Ordnung zurückgetrieben, hätten ihn diese fiir einen Türken gehalten (!) und ihm ,etliche 18 Stich und Wunden' beigebracht, doch seien diese nicht tödtlich gewesen. Trotz dieser 121 seiner Wunden sei er übrigens nach dem Scharmützel bei dem christ- lichen Heer geblieben, bis ihn dieselben zum Abzug nöthigten. Sie empfahlen ihn wegen seiiies ritterlichen Wohlverhaltens dem König, Fest steht es jedenfalls, dass die kroatische .leichte Reiterei, welche den Angriif begonnen, geworfen würde und dass die Landsknechte den Ban schwer verwundeten. Ob dies nun aus Grimm über die an- scheinende Feigheit der Kroaten geschah, oder ob es, wie aus der Darstellung der Stände hervorgehen würde, eines der verhängnissvollen ,Misverständnisse' der Schlachten war, muss eine offene Frage bleiben. , Die krainischen Stände berichteten über das glückliche Treffen an die Landschaften von Steiermark und Kärnten, statteten auch der G'örzer Landschaft den gebührenden Dank ab ui)d verehrten dem kärntnerischen Hauptmann Christoph Salier für sein gutes 3^erhalten beim Abzüge 20 Bratschen (Braccio, das venetianische Mass) Atlas, welche 30 Gulden 33 Kreuzer l^osteten. Ebenso bestritten sie die Kosten des Aufenthaltes der kroatischen Grafen in Laibach, indem sie den Grafen Wolf zum Brünndl mit 23 Gulden 10 Kreuzer aus der Herberge lösten und die gesammte Zehrung des Grafen Christoph zum Brünndl und des Bans selbst mit 5 Gulden 9 Kreuzer bezahlten. Uebrigens vernachlässigten die Stände auch nach dem Abzüge der Hilfstruppen die Fürsorge für die Zukunft nicht ; sie nahmen 2Q0 Pferde auf, welche sie nach Tschernembl legten; diese kosteten dem Lande 1626 Gulden rhein. Der vierte Türkeneinfall dieses Jahres erfolgte am Freitag nach Allerheiligen, drei Stunden vor Tagesanbruch, in der MetUng. Bei Tagesanbruch kamen die Tüiien unter Maichau und sendeten von dort die Plünderer auf Rudolfswerth, Hopfenbach,, Altenburg, Gretzwas, S. Bartlmäfeld, Thurn und Sichelberg. Tags darauf zogen sie eilends ab, da es stark regnete, um nicht durch die angeschwollene Kulpa abgeschnitten zu werden. Der Pfleger von Maichau, der öfter genannte Hans Püchler, griff die plündernden Haufen mit nur 30 leichten Pferden an, erlegte 16 Türken und erbeutete 26 Pferde. Der Landes- verweser nahm von diesem Einfalle den Anlass, die Noth wendigkeit einer stehenden Besatzung für das Land dem König Ferdinand vor- zustellen. Die Aufgebote, meinte er, sei^n nur neben dem Kriegsvolk, besonders in Wäldern und Engpässen zu verwenden. Auch die Zweck- mässigkeit der leichten Reiterei hob er hervor, welche man im Winter um einen Monatsold von 2 Gulden ungar» erhalten könne. Endlich brachte er die Bitte des Hauptmannes in MöttUng zur Sprache, dahin 4 Falconetln, einen Büchsenmeister, 50 Büchsenschützen, 20 Haken- 122 büchsen, Blei und Pulver, auch einen Baumeister zu verordnen ; auch sollten die hölzernen Dächer abgebrochen werden, um die Stadt ver- theidigungsfähig zu machen. Infolge des letzten Türkeneinbruches wurde der Landtag nach Laibach einberufen, der sich daselbst am 6. November 1528 versam- melte. Er bewilligte als Ttirkenhilfe einen Betrag von 10,000 Gulden, schlug aber das von dem König für den Fall einer Belagerung durch den Feind verlangte Aufgebot ab, indem er es für unmöglich erklärte, den gemeinen Mann zu einem Zuge ausser Landes zu bewegen. Zum Kriegsrath wurde Erasmus von Obratschan zu Altenburg gewählt. Auf dem in Graz am 10. Dezember 1528 stattfindenden AusschusstÄge war Krain durch Christoph, Bischof zu Laibach; Christoph Freiherrn zu Kreig; Hans von Tschemembl; Jörg von Eck zu Neuenburg; Hans Püchler, Pfleger von Maichau ; Andre von Lamberg zum Rottenpüchel ; Wilhelm Praünsperger, Bürgermeister zu Laibach, und Anton Kuechl, Bürger zu Radmannsdorf, vertreten.^ Sie brachten da manche Be- schwerden des Landes Krain zur Sprache, unter denen wir jene gegen die Geistlichkeit inbetrefF der Annaten erwähnen wollen. Der König hatte nemlich bewilligt, diese zum Türkenkriege zu verwenden. Nun gab es Widerspruch gegen diese heilsame Massregel, welcher durch die ungehörigen Ausnahmen bestärkt wurde. Der König hatte nemlich befohlen, dem Abt der Wiener-Neustadt die Annaten von der Pfarre Mannsburg und ebenso dem Deutschen Ordenscomthur, dem Domprobst in Laibach und dem Kaplan von Lees, ein Beneficium, das gewöhnlich von irgend einem Hofgeistlichen genossen wurde, ihre Annaten erfolgen zu lassen. Die Stände drangen nun darauf, dass solche Ausnahmen nicht mehr zugelassen und die rückständigen Annaten eingebracht werden sollten. Auch die Beschwerde wegen des Dr. Briccius'schen Stipendiums brachten die Ausschüsse zum dritten male zur Sprache. Die steirischen und die Krainer Abgesandten bewilligten auf diesem Landtage die Hälfte des Gilteinkommens und den Wochenpfennig von allen ledigen Personen als Türkenhilfe. ^ Infolge dessen wurden 1500 spanische Knechte an die Grenze gelegt, deren Bezahlung dem König Ferdinand oblag. Da diese jedoch nicht regelmässig erfolgte, so hatte die Bevölkerung von dem hungrigen Kriegsvolk viel zu leiden. In Krain ^ Landsch. Arch. Fase. 207. Die Gesandten erhielten für die Reise nach Graz als ,Zehrang' 278 Gulden rhein. Landsch. Arch. Fase. 123. * Landsch. Arch. Fase. 207, dann Fase. Kel. S. Nr. 10, Conv. Nr. 69 Lin- ^serische Handlung. 123 wurden 700 geringe Pf^erde aufgenommen und unter den Befehl des Hans Püchler gestellt. Am 4. Juni 1529 Versammelten sich in Drau- burg die Ausschüsse von Steiermark, Kärnten und Krain; für Steier- mark: der Landeshauptmann Sigmund von Dietrichstein, Hans Ungnad, Erasmus von Trautmannsdorf, Hans von Helfenberg, Sigmund Gais- rucker; für Kärnten: Ulrich, Abt von S.Paul, Christoph Welzer d. ä., Moriz Rumpf, Franz Leninger, Augustin Paradeiser; für Krain: Chri- stoph, Bischof von Laibach, und Hans Rauber. Sie besprachen die noth wendigen Verfügungen in Kriegssachen und einigten sich über alle in brüderlicher Weise. Für die Spanier an der Türkengrenze über- nahmen Steiermark und Kärnten einen Monatsold, ersteres mit zwei Drittel, letzteres mit ein Drittel, für den Rest wurde der Abgesandte der Spanier, Misser Antonio de Camargo, an Ihre Majestät gewiesen.- Auch wurde ihm aufgetragen, darauf zu sehen, dass durch das Kriegs- volk die ,armen Leute' nicht so belästigt würden, was er zusagte, wenn man ihnen zu rechter Zeit die Bezahlung anweise. Sigmund Durer, welcher des Spanischen mächtig war^ wurde zu den Kriegs- leuten als ständischer Commissär abgeordnet. Auch zur Bezahlung der unter Püchler stehenden geringen Pferde steuerten Steiermark und Kärnten drei Viertel eines Monatsoldes bei, den Rest sollten die Krainer zahlen. Die Ausschüsse fanden es übrigens unbiUig, dass Püchler sich den dritten Theil der Beute zueigne, und beschlossen, sich deshalb an den König zu wenden. Die von diesem anbefohlene Eroberung des festen Platzes Udvin erklärten die Ausschüsse wegen Mangel an ge- reisigem Zeug, Proviant, Geschütz und anderm Kriegsbedarf für unmöglich. Diesen Kriegsbedarf selbst herzustellen, verweigerten die Ausschüsse mit Recht, weil der König diese Ausgaben auf den letzten Landtagen persönlich auf Rechnung der Steuer von seinen Urbars- ieuten übernommen hatte. Doch schössen sie eine Summe von 1000 Gulden für Proviant vor und bewilligten 3 — 400 Gulden als Kund- schaftsgeld, dessen Bezahlung bisher stets Sache des Landesfürsten gewesen war. , Man sieht , welche Opferwilligkeit die zunächst unter der Türkengefahr leidenden und aufs äusserste erschöpften Lande bethätigten. Doch bald sollte dieselbe noch schwerer erprobt werden. Am 10. Mai 1529 war Soliman, seine Drohung gegen König Ferdinand erfüllend, nach Ungarn aufgebrochen, um Ofen zu erobern und sein Königsschloss an Zapolya zu übergeben, dann aber vor Wien zu ziehen und nach Wegnahme dieses letzten Bollwerks der Christen- heit den Rest der österreichischen Länder 'und Deutschland der Raub- lust seiner Scharen preiszugebeji. Ofen fiel am 7. September, und 124 14 Tage darauf umschwärmte bereits der Vortrab des Ttirkenheeres, die Renner und Brenner,^ Wiens Mauern.* An demselben Tage, an welchem Soliman die ungarische Grenze überschritt und die Plünderer vor Wien erschienen, jagten Paul Bakics, ein Kroat, und Sigmund Weichselberger, unser bereits genannter Landsmann, mit 200 leichten Reitern den Türken einige Köpfe ab und machten mehrere Gefan- gene. Wien rüstete sich zur Vertheidigung. Die Vorstädte wurden abgebi'ochen, die Besatzung zog sich in die innere Stadt zurück, deren hie und da eingefallene Wälle mit dem Holz der abgebrochenen Vor- städte in aller Eile befestigt wurden und nur 72 Feuerschlünde ge- gen die 400 der Belagerer aufwiesen. Die Besatzung, aus 16,000 Mann bestehend, zählte ausser den deutschen. Reichstruppen Angehörige aller österreichischen Erbländer in ihren Reihen. Wir finden da die ältesten Adelsgeschlechter des Landes, allen voran an Feldherrnruf und Tapferkeit Hans Kazianer als Oberst der leichten Reiterei ; Niklas von Thurn als Befehlshaber der Reisigen und Fussknechte und An- führer der 200 Spanier, welche mit altrömischer Tapferkeit stritten; Niklas Schnitzenbaum an der Spitze von 160 krainischen Hamisch- reitern; Hans Leisser als Wachtmeister und Führer der berittenen Schützen; Erasmus Obritschan und Hans Apfaltrer als Kriegsräthe; Bernhard und Kaspar Ritschan an der Spitze der Böhmen; Hans Georg von Purgstall, Christoph Lamberg und Erasmus Scheyrer als Hauptleute, jeder ein Fähnlein Knechte führend; ausserdem als Be- rittene mitziehend Hans von Lamberg, Georg von Gallenberg, Georg Brenner, Ludwig Gall, Georg Breitenauer, Wilhelm Gall, Martin Se- menitsch, Heinrich Prantner, Wolf von Lamberg, Georg Wernecker, Gotthard von Lamberg, Edling, Hans Löbl, Christoph Mindorfer, Felix Thurnkoffer neben vielen andern. Die bedeutendste Rolle in der ewig denkwürdigen Geschichte der ersten Belagerung Wiens ist Hans Ka- zianer zugetheilt. Er steht mit seinen Reitern in der Nähe des Kärntner Thors. Dem dreimaligen Sturm am 9. Oktober hält er Stand neben Niklas von Salm, ,fester als der Kärntnerthurm, den die feindlichen Minen erschütterten.' Beim zweiten Sturm am 11. Oktober färbt er sein Schwert im Türkenblut, zwölfhundert Feindesleichen füllen die Bresche. ^ Dies bedeutet der türkische Name dieses Streifcorps : »Akindschi.* Bei den Deutschen Messen dieselben, wie bereits erwähnt, ,der Sackmann.* * Der folgenden Darstellung von Wiens Belagerung liegt Hammers »Wiens erste türkische Belagerung.* Pest 1829, in Verbindung mit Valvasors Angaben XV. 427 f. zu Grunde. 125 Ebenso fruchtlos ist der dritte Ansturm am 12. Oktober, die Oester- reicher und Krainer stehen unter "Kazianers Führung unverzagt, die Spanier ersetzen die gefallene Mauer durch ihre eisenfeste Schlacht- ordnung. Am folgenden Tage macht Kazianer mit seinen schweren Reitern in Gemeinschaft mit Paul Bakics einen glücklichen Ausfall gegen Nussdorf. Die Türketf werden durch verstellte Flucht in die Weinberge gelockt und hier aus dem Hinterhalte theils niedergemacht, theils gefangen. Als die Belagerer nach dem letzten vergeblichen Sturm vom 14. Oktober ihren unrühmlichen Rückzug antreten, ist es Kazianer, der ihnet mit der leichten Reiterei nachsetzt, den Nach- trab erreicht, eine Anzahl Gefangene, Rosse und Schlachtvieh den Türken abjagt, reiche Beute macht und sechs Türken mit eigener Hand tödtet. Täglich ritt er nun mit dem kühnen Weichselberger auf die Türkenjagd, jedesmal brachten sie kostbare Beute heim, bald vor- nehme Gefangene, die ein reiches Lösegeld verhiessen, bald kunstvoll gearbeitete Lagerzelte und Geräthschaften. Unter den krainischen Vertheidigern Wiens hat sich auch Hans von Apfaltrer hervorgethan, wie vorher im ungarischen Feldzuge. König Ferdinand bestellte ihn dafür zum Stadthauptmann, Anwalt des Wiener Stadtraths und Burggrafen, mit jährlicher Besoldung von 600 Gulden und Verpflegsgeldern für vier Pferde und vier Trabanten.^ Als latei- nischer Kriegssecretär des Königs machte Peter Stern ,von Labach,' also ein geborner Laibacher, die Belagerung mit und beschrieb sie in eine^ jetzt sehr selten gewoMenen Buche. ^ Noch singt das krainische Volkslied von der Belagerung Wiens in naiver Weise, wie der Sultan sich dem Kaiser zu Gaste ankündigt, wie dieser erst bei der Mutter Gottes, dann bei dem Papst Hilfe sucht, der auch wirklich nach Prag und in alle deutschen Lande ,schreibt,^ dass alles komme zu Wiens Befreiung und zur Rettung des heimischen Glaubens, und wie alle einstimmig schwören, ,eher soll der Türke unsere Köpfe, als die Schlüssel unseres Wien erhalten, wo unser Kaiser wohnt.'* Während die Krainer so mannhaft das Seifwert führen zur Ret- tung Oesterreichs und ganz Deutschlands vor der Sturmflut asiatischer Barbarei, welche in ihrem höchsten Aufwogen zurückgedämmt wird. * Oberleitner, österr. Finanzwesen unter Ferdinand I., Arch. XXII. * Warhaftige Handlung, Wie and welchermassen der Türk die stat Ofen und Wien belagert etc., 1580, 16 Bl. 4«, bei Hammer S. XVII. 15. ^ Slovenske Posmi krajnskiga naroda v Ljubljani. II. (1840) (52. 126 sind unsere Landsleute auch stets bereit, mitzuthun, wo es der Macht- erweiterung, der Ehre und Würde Oesterreichs und des mit ihm geeinten Deutschland gilt. Zur Römerfahrt Karls bewilligt die Land- schaft 100 gerüstete Pferde sammt dem Zuzüge des Adels auf dessen eigene Kosten. Zur Rettung Mailands sendet sie 100 gerüstete Pferde und 50 Fussknechte. Zur ,Erlangung der Kronen von Ungarn und Böhmen^ bewilligt sie eine Rüstung zu Ross und zu Fuss auf drei Monate, welche mehr als 4000 Gulden kostete. In Prag erscheint der krainische Adel und die Geistlichkeit bei Ferdinands Krönung mit 48 Pferden. Es zogen auf in schwarzer spanischer Tracht die Edlen Niklas und Hans Rauber, Christoph von Kreig, Kaspar Kerschaner, Balthasar Sigesdorfer, Wolf von Dietrichstein, Lamberg zum Rotten- püchel, Hans Mordax, Hans Piersch.^ 2. AusBchUsse der drei Lande in Linz. Wiederholte TtlrkeneinfäUe. BeBohlüsse ▼on Windischgräz., Belohstag in AngsIsTirg. Josef von Lamberg als jG^esandter in Eonstantinopel. Die Lage Oesterreichs war auch nach der heldenmüthigen und siegreichen Vertheidigung Wiens eine bedenkliche. Wien hatte nicht allein für Oesterreich, sondern für die ganze Christenheit gestritten. Die abendländische Civilisation war durch Oesterreichs Völker gerettet worden, aber für ihreBeimat mussten sie den blutigen und wechsel- vollen Kampf an den Grenzen .des Reiches fortführen, in der Reg6l nur auf ihre eigenen Kräfte angewiesen, und auch dieser Kampf wollte nicht von allen Gliedern der Monarchie als Reichssache behandelt werden. Nur zu oft erklärten ihn die dem Kriegsschauplatze fernen Provinzen in kaltem Egoismus als ein Particularinteresse der Süd- provinzen, nicht selten fiel sogar die ganze schwere Last der Grenz- vertheidigung den stets brüderlich geeinigten Landen Steiermark, Kärn- ten und Krain zu. Nichts illustrirt diese Zustände besser, als die Geschichte des Linzer Ausschusstages vom Jahre 1530.^ Der Krainer Landtag war auf den 13. Dezember 1529 einbe- rufen worden; die königlichen Commissäre: .der Vicedom Erasmus Braunbart, Andre von Lamberg und Moriz Burgstaller, sollten den Ständen die Lage des Reiches und die Beschlüsse der Regierung dar- legen. ,Nachdem zwar die Erblande schon zuvor stattliche Hilfe wider * Valv. X. 330, 331; Landsch. Arch. Fase. 123. « Landsch. Arch. Fase. Rel. S. Nr. 9, Conv. Nr. 69. Vgl. Muchar VIII. 376. 127 den Erbfeind bewilligt, dieselbe aber zu langsam ins Werk gesetzt worden, wie die Kriegsräthe der Lande gutes Wissen tragen — Tirol allein ausgenommen, welches aus sonderer Lieb und Neigung nicht säumte, — nachdem ferner der Türke Ungarn grösstfentheils erobert habe und auf Anreizung des Grafen Hans von der Zyps (so nennen officielle Actenstücke stets Johann Zapolya, der Ungarns heilige Krone aus unheiligen Händen empfangen) ohne Zweifel die Erblande auch zu Winterszeit nicht unangefochten lassen werde, nachdem er ferner im vergangenen Sommer die. langsame Hilfe und Rettung gemerkt und der Lande Fruchtbarkeit gesehen, daher ohne Zweifel seine Augen vor allem auf Oesterreich richten werde, so habe der König beschlossen, b^i der päpstlichen Heiligkeit, dem römischen Kaiser, den Königen von Frankreich, England, Portugal und Schottland und andern christ- lichen Potentaten, vornehmlich aber bei den deutschen Reichsständen um weitere ernstliphe und tapfere Hilfe anzusuchen, in der Hoffnung, dieselbe von ihnen zu erlangen.' Die gemeinsame Noth erfordere aber eine gemeine Versammlung aller österreichischen Lande durch statt- liche Ausschüsse, um welche auch schon zu wiederholten malen von mehreren Landschaften angesucht worden. Auch die Stände . Krains mögen einen Ausschuss wählen, der am 13. Januar 1530 in Linz zur Berathung über die Türkenhilfe zu erscheinen hätte. Zu diesem Zwecke sollen auch in Böhmen und seinen Nebenlanden Landtage gehalten werden. Die Krainer Landschaft zögerte nicht, dem Ansuchen der könig- lichen Commissäre zu entsprechen. Christoph Rauber, Bischof von Laibach, der gewiegte Staatsmann und Kenner der Kriegsbedürfnisse, Abt Johann von Sittich, Freiherr Christoph von Kreig, Jörg Schnitzen- paumer, Sigmund Weichselberger, Kaspar Kerschaner, Peter Reicher, Bürgenneister von Laibach, ^ und Jörg Eisenpart, Bürger von Stein, wurden nach Linz abgeordnet. Ihre Instruction wies sie an, die Lage des* Landes und die Entblössung der Grenze vorzustellen. E$ sei unmöglich, das Land vor den Türken zu schützen, ohne eine bestän- dige Besatzung an der Grenze, da die türkischen Einfälle so schnelL geschehen, dass das Aufgebot zur Abwehr zu spät komme. In den letzten acht Jahren sei mehr als der dritte Theil des Landes sammt der windischen Mark, Möttling, Istrien und dem Karst von den Türken verheert und viele Gefangene weggeführt worden. Die kroatische Grenze sei ganz entblösst, die Knechte von Wichitsch und Repitsch Kommt in der Beihe der Bürgermeister in Dr. Kluns Archiv nicht vor. 128 zum Theil abgezogen. Die Knechte in Zengg und den andern Flecken (kleinen Festungen) «owie in Agram wollen ohne Bezahlung nicht länger bleiben. Diese Plätze seien auch mit Büchsen, Munition und Proviant schlecht versehen. Ihre Majestät möchte die Grenze vor- läufig mit einer Anzahl Martolosen besetzen und sie »mit allem Nöthigen versehen, auch dem obersten Zeugmeister befehlen, Pulver nach Laibach und in andere Städte zu stellen, denn es seien viele Flecken im Lande, die nicht so viel Pulver haben, um die Kreidschüsse zu thun. Auch möge Ihre Majestät die Hauptschlösser in Laibach und Möttling besser befestigen lassen und dazu wenigstens die schon vom König Max aus dem Anschlag verordneten 200 Gulden anweisen. Den Hauptleuten und Pflegern möge befohlen \^erden, bei ihren Haupt- mannschaften und Pflegschaften im Lande zu bleiben, insbesondere aber dem Landeshauptmann Hans Kazianer. Die Abgeordneten Krains sollten den Anlass, zu des Königs Ohr zu gelangen, auch zur Erledigung anderer Anliegen mehr persönlicher Natur benützen. Da wird die alte Beschwerde gegen den Vicedom Braunbärt wieder zur Sprache gebracht, und zwar entschiedener als je. Die Stände wollen mit dem Mann nicht mehr verkehren, so wenig wie er mit ihnen. Er soll abgesetzt und durch einen Landmann ersetzt werden. Ueber die Landrichter wird geklagt, dass sie Malefizhändel ■ mit Geld ,vertadingen' (büssen), statt sie am Leibe zu strafen, be- sonders die Todtschläge ; daher es kein Land gebe , wo so viel böse und muthwillige Todtschläge geschehen. Da auch die Diebstähle mit Geld abgethan werden, so gebe es viel Diebe im Lande, die mit den Landrichtern stehlen ! Auch die Kirchtage sollen, da sie nichts Gutes, sondern nur Uebles und Todtschläge verursachen, und da sie auch von den Türken zu Kundschaften und Ueberfällen benützt werden, bei Strafe abgestellt werden. Ausserdem sollten die Abgeordneten die Verwendung von 1000 Gulden aus dem Ertrage der eingeschmol- zenen Kirchenkleinode zum Landhausbau rechtfertigen, da die Land- schaft durch vielfältige Ausgaben erschöpft sei, die Kleinode ohnehin von Adel und Ritterschaft seinerzeit den Kirchen geschenkt worden und der Landhausbau zu Einsen und Nutzen Ihrer Majestät gereiche. Schliesslich sollten die Abgeordneten einen Steuernachlass für das ,arme, vom Kriegsvolk überzogene Ländchen Gottschee' erbitten. Alle vorstehenden speciellen Anliegen Krains, welche auch in ihrem militärischen Theile mit dem Gegenstande des Linzer Tages keineswegs zusammenfallen, da die Herstellung der Befestigungen und Beistellung der Munition und anderen Kriegsbedarfs Sache des Landes- 129 « lursten und nicht der Landschaften war, fanden bei König Ferdinand die günstigste Aufnahme, er sicherte Abhilfe in allen Richtungen, ins- besondere Befestigung der Grenze, Herstellung der verfallenen Schlösser Laibachs und Möttlings und der Tabors im Lande, Austheilung von Pulver zu. Nicht so befriedigend gestaltete sich die Verhandlung über die den Landschaften zustehende gemeinsame Vertheidigung der Länder. Am 16. Januar 1530 wurde den Ausschüssen der niederöster- reichischen Lande — nur diese waren dem Rufe ihres Landesfürsten gefolgt — ,der königlichen Majestät Begehren' durch die beiden, an Stelle Ferdinands erschienenen Königinnen — Maria, die Schwester, und Anna von Ungarn, die Gattin Ferdinands, — zugestellt. Die weitläufige, elf und ein halb Blatt in Quart umfassende Denkschrift enthält eine eingehende Darstellung der vielen Anlässe zu Aus- gaben, welche sich aus den Regierungshandlungen, hauptsächlich aber aus dem Verhältnisse zu Ungarn ergeben hätten, desseif Gewin- nung nicht allein als pflichtmässige Geltendmachung legitimer An- sprüche, sondern als eine unabweisliche Nothwendigkeit für das ganze Reich zur Herstellung einer Schutzmauer gegen die türkische Macht dargestellt wurde. Alle diese Ausgaben seien nicht zu Ihrer könig- lichen Majestät Nutzen allein^ sondern im Interesse aller Länder ge- schehen. Es wurde dann den Ausschüssen die Nothwendigkeit einer Vereinbarung zum Widerstände gegen die Türken vorgestellt und diesfalls vor allem auf die Anlegung fester Plätze hingewiesen. Die' Ausschüsse der niederösterreichischen Länder erwiderten (21. Januar) vorläufig ausweichend. Sie seien nicht ermächtigt, ohne die oberösterreichischen Länder (Tirol und die Vorlande) und Böhmen etwas zu beschliessen, auch wären ihre Beschlüsse bei ihrer geringen Leistungsfähigkeit wenig erspriesslich. Es möchten daher die gedach- ten Lande nochmals zur Beschickung des Ausschusstages eindringlich und mit Hinweisung auf die Nothlage aufgefordert werden. Darauf legten die Königinnen die Gründe dar, aus welchen der Ausschusstag nicht von allen Landen beschickt worden. Die ober- österreichischen Lande und Würtemberg hätten ihren Ausschüssen keine Vollmacht zu Beschlüssen in ihrem Namen, sondern nur zur Berichterstattung (auf Hintersichbringen) ertheilt. Die Tiroler wollten ferner ihrerseits um Hilfe gegen die Eidgenossen und Graubündten ansuchen. Elsass, Breisgau und Würtemberg hätten sich geweigert, den Ausschusstag zu beschicken, und erklärt, gegen die Türken keine Hilfe leisten zu können. Da nun voil diesen Ländern auch keine. _ 9 180 Abgesandten erschienen, zudem auch von den Tirolern wegen ihrer anderweitigen Anliegen nichts für die Türkenhilfe zu erwarten sei, habe sich König Ferdinand entschlossen, gelegentlich seiner Reise in das Reich mit den gedachten Ländern persönlich zu Verhandeln und sie zu einer ausgiebigen Hilfe zu bewegen. Desswegen habe er auch den tirolischen Abgeordneten, welche erscheinen wollten, auf- getragen, zu Hause zu bleiben. -Die Ausschüsse möchten sich nicht durch den Buchstäben ihrer Vollmacht (welche auf die Berathung mit aUen übrigen Landen lautete) von der Berathung abhalten lassen, um so mehr, als dann die andern Lande sich willfähriger zeigen würden, wenn sie sähen, dass die niederösterreichischen Lande, denen die Gefahr am nächsten, das ihrige thun. Mit Böhmen stehe übrigens der König noch in Verhandlung. Die Böhmen hatten nemlich zwar Ausschüsse gewählt und die- selben nach Budweis gesendet, wo sich auch König Ferdinand ein- fand, um, seinen persönlichen Einfluss für die Beschickung des Linzer Tages geltend zu machen; allein die Vollmacht, welche der böhmische Landtag den Ausschüssen gegeben, vereitelte alle Bemühungen. Sie lautete kurz und bestimmt: ,Wenn der Papst, der König von Frank- reich und das deutsche Reich Hilfe gegen die Türken bewiUigen, wollen die Böhmen auch mit ihren Nebenlanden in Berathung treten, um diesfalls das ihrige zu thun. Wenn die Türken Böhmen über- ziehen wollten, würden sie nach Inhalt ihrer Freiheit schuldigen Wider- stand leisten. Auf die Verhandlung mit den Gesandten anderer Länder könnten sie ohne „Verkleinerung ihrer Freiheiten" nicht eingehen, doch sollen ihre Abgesandten mit jenen verhandeln, wenn sie nach Budweis kommen wollen, doch nichts beschliessen, sondern nur dem böhmischen Landtag Bericht erstatten.* Der König lud daher die Aus- schüsse der niederösterreichischen Länder ein, von jedem Lande zwei oder drei Vertreter nach Budweis abzuordnen, ohne jedoch ihre Be- rathungen zu unterbrechen. - Die Ausschüsse entsprachen sofort dieser Aufforderung und wähl- ten ihre Abgesandten für Budweis; das Land unter der Enns: Wil- helm Herrn von Zelking, Simon Geyer zu Osterberg, Georg Perkamer ^uWirting und Thomas Enikl; Steiermark: Christoph Rauber, Bischof zu Laibach, Administrator von Seckau, Commendator zu Admont, und Erasmus Ritter von Trautmannsdorf; Kärnten: den Landesverweser Moqz Ritter von Welzer und Wolfgang von Pibriach; Krain: die Rit- ter Jörg Schnitzenpaumer und Kaspar von Karschan; Görz: Hans Hoffer, Hauptmann zu Tybein (Duino). Zugleich erneuerten aber die 131 Ausschüsse (23^. Januar) in der Er\yiderung auf die letzte Mittheilung der Königinnen ihre Bitte um neuerliche Aufforderung der nicht ver- tretenen Länder zur Beschickung des Ausschusstages, in der Hoffnung, dass dieselben so wie bisher in der brüderlichen Vereinigung zur Ab- wehr der gemeinsamen Gefahr sich bereitfinden lassen würden, und in Erwägung, dass die niederösterreichischen Lande allein zu Errei- chung dieses Zweckes nicht stark genug seien und der Mangel an Einig- keit unter den österreichischen Landen nach aussen einen schlechten Eindruck machen würde. Bis die allgemeine Zusammenkunft zustande- käme, möge der König die unaufschiebliche Befestigung der Grenze und ihrer Schlösser, Städte und Flecken verfügen, um das sonst un- ausbleibliche Verderben der Lande abzuwenden. Auch möchte er nöthigenfalls durch Abschliessung eines Friedens oder Waffenstillstandes für Beschützung seiner getreuen Unterthanen Sorge tragen. Die nach Budweis abgeordneten Ausschüsse erhielten den Auf- trag, dem König die den beiden Königinnen ertheilte Antwort zu über- bringen und ihn zu bitten, die Krone Böhmen und ihre Nebenlande, Schlesien, Mähren und die Lausitz, zur Beschickung einer Versamm- lung zu bewegen , um einen ,tapfern' Widerstand gegen die Türken, die inzwischen bereits in Steiermark eingebrochen, zu berathen. Das Beglaubigungsschreiben der Ausschüsse an die Böhmen (29. Januar) besagte, dass die Türkennoth nicht allein den niederöster- reichischen Landen, sondern auch allen andern drohe, und dass die ersteren deshalb den König Ferdinand gebeten, eine gemeinsame Ver- sammlung aller Länder zustandezubringen, ,dessen sie sich von den Böhmen freundnachbarlich getrösten.' Gleichlautende Schreiben wür- den auch an die Kronlande Schlesien, Mähren und die Lausitz aus- gefertigt. König Ferdinand ging gern auf das Ansuchen der Ausschüsse ein, noch einmal leine allgemeine Versammlung der österreichischen Erb- lande auszuschreiben. Er legte seine Bemühungen dar, die Bethei- ligung Böhmens und seiner Nebenlande zu erzielen. Er habe den böh- mischen Abgesandten das Ansinnen gestellt, wenigstens mit Vorbehalt der Entscheidung durch einen hiezu eigens zu berufenden Landtag über die Türkenhilfe in Verhandlung zu treten; auf dieses An- sinnen seien . die Nebenlande eingegangen , die Böhmen aber hätten es rund abgeschlagen. Da nuu die Zeit für eine neuerlich auszuschrei- bende Versammlung zu kurz und deren Beschickung durch die Böhmen gegenwärtig nicht zu hoffen sei , so habe er es für besser erachtet, neue Landtage für Böhmen und seine Nebenlande auszuschreiben, für 9* 132 Böhmen nach Präg auf den 21. Februar, für Mähren auf den 8. Februar und für Schlesien und die Lausitz auf den 10. Februar. Zum Landtag in Prag wolle er persönlich erscheinen, die übrigen durch Commissäre beschicken. Diesen Landtagen sollen drei Artikel zurBerathung vor- gelegt werdenj 1. Befestigung und Erweiterung der Grenze; 2. wie sich die Lande, wenn der türkische Kaiser mit Macht^in eigener Per- son gegen Oest erreich ziehen sollte, zur Hilfe und zum Widerstände herbeilassen wollen; 3. wie viel die Lande an Geld und Mannschaft leisten wollen, wenn der türkische Kaiser selbst zu Felde ziehen und von den christlichen Fürsten und den Ständen des Reichs eine Hilfe geleistet werden sollte. Diese Hilfe müsste auf 6 Monate bewilligt und bis 1. April in Bereitschaft gestellt werden. Die Stände von Mähren, Schlesien und der Lausitz würden an den böhmischen Landtag eigene Botschaften schicken, ihre Bewilligungen demselben mittheilen und ihn um seinen Beistand angehen, wovon sich der K<)nig günstigen Erfolg für Böhmen verspreche. Mit den oberösterreichischen Landen und Würtemberg werde der König auf der Reise nach Deutschland in Tirol verhandeln. Gegen die Absendung von Ausschüssen an den böhmi- schen Landtag nach Prag hatte der König nichts einzuwenden, doch unter der Bedingung, dass sie vorher über die zu leistende Hilfe be- schliessen, damit die Böhmen dadurch eher zur Nachfolge bewogen werden. Auf das Begehren der Ausschüsse, dass der König für Be- festigung der Grenze Sorge trage, gab er ihnen zu erwägen, dass ihnen bereits die Erschöpfung des Kammerguts vorgestellt worden sei und dass ohne Zuthun der Lande nichts geschehen könne. Friede könne nicht gemacht werden ohne ,gefasste Hand und Gewalt.* Auch ,gab er ihnen zu bedenken, dass ,Ungarn und der Türke jetzt Ein Ding werden' und der Friede schwer zu erlangen, noch schwerer dessen Zuhaltung von Seite des Feindes zu hoffen sei. Die Verantwortung für die Hilflosigkeit der Länder im Falle eines Friedensbruchs könne der König nicht übernehmen. Eben deshalb habe er mit allen seinen andern Feinden Frieden gemacht, um Hilfe gegen die Türken zu er- langen. Die Ausschüsse möchten deshalb an die Berathung gehen, und wenn sie schon keine definitiven Beschlüsse fassen, so doch über das Resultat an ihre Landschaften berichten. Diesem Ansinnen des Königs, wurde denn auch durch die Aus- schüsse entsprochen, welche am 5., 6. und 11. Februar einen Anschlag auf den halben Theil der Gilt oder des Grundeinkommens, dann die Erlassung einer neuen Aufgebotsordnung beschlossen, dem König für die Bewilligung einer neuerlichen Zusammenkunft der Länder dankten 133 und ihn baten, zur Vereinbarung der Details ihrer Vertheidigungs- anstalten in Unterdrauburg und Windischgräz eine Besprechung halten zu dürfen. Die^ Linzer Beschlüsse fanden schnelle und energische Voll- ziehung. In der That war die Noth in Kraiji gross genug. Die Par- tei Zapolya's in Verbindung mit den Türken bedrohte das Land von Kroatien aus. Im Februar verheerten sie vGottschee, und von da an bis Ostern wiederholten sich diese Raubzüge viermal, über 3000 Men- schen wurden in die Gefangenschaft geschleppt.^ Um Kroatien jn dem Widerstände gegen Zapolya's Parteigänger beizustehen, hatte die krai- nische Landschaft eine Reiterschar unter Jakob von Lambergs Führung nach Agram und Warasdin geschickt, wogegen die Stände Slavoniens in einem an die- Landschaften Kärntens und Krains gerichteten Schrei- ben protestirten. Sie berufen sich auf die legale Wahl Zapolya's und die mächtige Freundschaft des Sultans, theilen den Ständen mit, dass sie Simon, Bischof von Agram, zu ihrem Ban gewählt, und fordern die Zurückziehung der Truppen aus Agram und Warasdin, indem sie für den gegentheiligen Fall die Verantwortung für alles daraus entstehende Blutvergiessen denjenigen überlassen, welche, wie sie sagen, ,den Frie- den verachten und gegen das Gesetz des Christenthums und das Natur- recht den Krieg begehren.' Das (lateinische) Schreiben ist datirt: ,Crisi3 feste Marie Virginis die Congregationis nostrse generalis.'^ Ob dasselbe den beabsichtigten Erfolg hatte, liegt nicht vor; leider hin- derte unsern Kazianer, der durch den Bischof von Laibach mit dem Grafen Niklas Zriny wegen der Sicherstellung der kroatischen Grenze verhandeln liess, Mangel an Geld und Streitkräften an einer Unter- stützung der kroatischen Grossen. Dagegen wurde Krain, als-der stra- tegisch wichtigste Punkt zur Vertheidigung der Erblande, mit einer in den Waffen geübten Bauernschar von 2000 Mann auf KT)sten der drei Lande besetzt. Zur weiteren Besprechung der Defensionsordnung erschienen die Abgeordneten der drei Lande am 10. Mai 1530 in Windischgräz, von Seite Krains der Bischof von Laibach, Christoph von Burgstall, Wolf von Lamberg, Georg von Reichenburg und ein Abgeordneter der Städte. Die in Windischgraz gefassten Beschlüsse wurden von den Landschaf- ten genehmigt und von ^em obersten Feldhauptmann Hans Kazianer verkündigt und in Vollzug gesetzt. Man beschloss zur gegenseitigen * Valv. XV. 430; Voigt S. 70. * Abschrift im landsch. Arch. Fasc.ßel. S. Nr.. 9; Conv. Nr. 69. 134 Vertheidigung von je 200 Gulden ein gerüstetes Pferd und zur Ver- meidung des Aufgebots von 25 Gulden rhein. einen Fussknecht zu stellen. Weil aber ohnehin schon 2000 Mann zu Fuss im Lande Krain aufgeboten worden waren und die leichte Reiterei sich zur Verthei- digung gegen die schnellen Einbrüche als geeigneter erwies, so wurde beschlossen , für ein gerüstetes Pferd zwei und für vier Fussknechte, die von je 100 Gulden gestellt würden, drei leichte Pferde zu halten. Diese sollten als jährliches Wartgeld acht Gulden und im Falle des Ausrückens monatlich vier Gulden Sold erhalten. Zur Unterhaltung dieser Rüstung sollte jeder Giltenbesitzer im Lande von einem Gül- den zehn Kreuzer geben. Für die Befreiung vom Aufgebot sollte ein angesessener Bauer zwanzig Kreuzer, ein Hofstätter oder Untersass zehn Kreuzer reichen. Zu Hauptleuten über die mit Wartgeld dienen- den Reiter wurden Niklas von Thurn, Heinrich Wernecker und Jakob Raunacher bestellt. Die kroatischen Grenzflecken Kliss, Zengg, Otta- schaz, Brünndl, Wichitsch, Repitsch und Komen wurden bemannt, befestigt und verproviantirt. * So hatten die Landschaften aus eigener Kraft für Befriedung ihrer Heimat gesorgt, und wir finden nicht, dass die Ruhe in diesem Jahre weiter gestört worden wäre. Auf den Reichstag in Augsburg hatten die Stände zwar auch Abgeordnete geschickt: den Bischof von Laibach, Georg von Auersperg und Sigmund von Weichselberg ;^ der Reichs- tag bewilligte auch für drei Jahre jährlich 20,000 Mann zu Fuss und 4000 zu Ross als Türkenhilfe für Oesterreich, doch mit der Klausel, »nachdem der Kaiser vorher mit dem Tapst und allen christlichen Mächten wegen eines gemeinsamen Heerzuges werde gehandelt und geschlossen haben', was freilich die Bewilligung illusorisch machte. Als ,eilende' Hilfe bewilligte der Reichstag für den Fall eines unvermuthe- ten Einbruchs mit Heeresmacht 40,000 Mann zu Fuss und 8000 Mann zu Ross auf sechs bis acht Monate. Doch blieb auch diese Hilfe bis zum Jahre 1532 auf dem Papier und wurde auch dann nicht im vol- len Masse gestellt.^ Das Jahr 1530 zeigt uns bei der zweiten Gesandtschaft Ferdinands an Soliman abermals einen Krainer* betheiligt. Es war der Landes- verweser Josef von Lamberg, der mit Niklas Jurischitz, dem Haupt- > Landsch. Arch. Pasc. 123, dann Landsch. Prot. I. Fol. 7, 9—11, 16, 17. 8 Landsch. Prot. I. Fol. 23. 8 Buchholz, Gesch. Ferdinands 1., IV. 565. * Hammer (Gesch. des osm. Reichs III. 101 f.), aus welchem wir hier schöpfen, nennt den Lamberg irrig einen Steirer. 135 mann von S. Veit und Güns, und einem Gefolge von 24 Personen, darun- ter als lateinischer Dolmetsch der Slovene Benedict Curipeschitz aus Oberburg, nach Konstantinopel reiste. Es wird uns berichtet, dass die Verhaltungsbefehle der Gesandten ihnen vorschrieben, vor Grosswesir und Kaiser ihren Vortrag in keiner andern als der deutschen Sprache zu halten. Lamberg kam auch diesem Befehle nach, er hielt die An- sprache an Grosswesir und Sultan in deutscher Sprache. Der Ge- sandtschaftsdolmetsch übertrug sie sodann ins Lateinische, und aus diesem wurde sie von einem beider Sprachen kundigen Dolmetsch ins Türkische übersetzt. Vom 17. Oktober bis 15. November hatten die Gesandten in Konstantjnopel verweilt, doch blieb ihre Sendung erfolglos, da keiner von beiden Theilen Ungarn aufgeben wollte. 3. Ausschttsstag in Unterdrauburg. Verhandlungdn in Innsbruck. Zazianers Einbruch in Bosnien. Frieden mit der Pforte. Mit der letzten Gesandtschaft an die Pforte hatte Ferdinand das äusserste aufgeboten , um den Frieden, nach dem die schwer geprüf- ten Erblande sich sehnten, zu erreichen. Die Gesandten hatten den Auftrag, 100,000 Dukaten für den Frieden oder selbst für den Waf- fenstillstand anzubieten; doch vergebens, der Sultan war nicht dazu zu bewegen, Ungarn aufzugeben, vielmehr forderte er die Abtretung des ganzen Königreichs. Als die Gesandten von Konstantinopel schieden, erklärten sie, auf diese Weise müsse Ungarn zum Friedhof für Chri- sten und Türken werden. ^ Berechtigt waren unter solchen Umständen die äussersten Anstrengungen für künftige Kämpfe und für den Schutz der Grenze, wenn auch das Jahr 1531 ohne einen Türkeneinfall in Krain verstrich. Auf Anregung der Steirer, welchen die Gefahr durch das Vordringen der Türken in Ungarn näher gerückt war, versammel- ten sich daher am 24. März 1531 Ausschüsse der drei Lande in Unter- drauburg, von Seite Krains Christoph, Bischof von Laibach, Wolf von Lamberg, Augustin Paradeiser, Erasmus von Thurn und der oberste Feldhauptmann Hans Kazianer. Man berieth über Sicherung der kroa- tischen und der steirischen Grenze ; für jene beschloss man 300 Mar- tolosen aus den eingewanderten Christenflüchtlingen der Türkei auf drei Monate mit zwei Dukaten Sold des Monats, für diese 400 leichte Pferde mit dem Monatssolde von vier Gulden innerhalb und fünf Gul- Mailath, Gesch. Desterroichs II. 29—30. 136 den ausserhalb der Länder aufzunehmen. Die 300 Martolosen und 200 von den leichten Pferden wurden unter den Befehl Sigmunds von Weichselberg, die übrigen 200 Pferde unter jenen des Kaspar Kar- schan gestellt. Die als Besatzung für Krain dienenden 20O0 Bauern sollten auch fernerhin mit dem Solde von fünf Kreuzer erhalten wer- den. Für den Unterhalt der Mannschaft und für die Kundschaft soll- ten die drei Lande ans dem bewilligten Hilfsgeld für drei Monate 10,000 Gulden rhein. zu Händen ihres Zahlmeisters erlegen, wovon auf Krain 2000 Gulden entfielen. Auch für den Proviant wollten die Landschaften sorgen. Aus jedem Lande sollte ein Kriegsrath gewählt werden. Man schritt auch sogleich zur Bestellung der Hauptleute. Als Feldhauptmann für Krain wurde Georg von Auersperg mit dem monatlichen Tafelgelde von 200 Gulden rhein. aufgestellt. Unter- hauptmann, Feldschreiber, zwei Trompeter, Barbier, Kaplan, Fourier sollten ihm beigegeben werden. Zu Unterhauptleuten wurden Niklas von Thurn, Erasmus Obratschau, Heinrich Wernecker, Jakob von Rau- nach, Christoph von Gallenberg, Daniel von Lamberg gewählt. Ihre Besoldung sollte innerhalb des Landes 40, ausserhalb der drei Länder 50 Gulden betragen. Jedem Unterhauptmann wurde eiji Lieutenant (Lßutenambt) zugetheilt. Christoph Gall bezog als Fähndrich den Doppelsold von 20 Gulden, Christoph von Burgstall als Kriegsrath monatlich inner des Landes 50 Gulden, Wolf von Lamberg als Zahl- meister ebensoviel. Friedrich Paradeiser als Hauptmann über die in den friaulischen Confinen angeworbenen Halbhakenschützen sollte einen Diener und zwei Trabanten mit dem Monatssolde von sechs Gulden erhalten und sich mit einem Unterhauptmann, der des Wälschen kun- dig, versehen. Für den Fall einer Schlacht oder Belagerung, wollten die Land- schaften sich noch zu weiteren Opfern herbeilassen , es sollte da von je 100 Gulden ein gerüstetes Pferd gestellt und an die Stelle des Aufgebots für den zehnten Mann dfer entfallende Beitrag erlegt, und davon Mannschaft angeworben werden, da man sich vom Aufgebot wenig versprach.^ Laibach wurde in Vertheidigungsstand gesetzt.* Uebrigens gedachte auch das Reichsoberhaupt seiner Pflicht, die Reichsgrenze zu schützen, Karl V. schickte zur Deckung Steiermarks 6000 Spanier.» ' Landsch. Arch. Landl. Prot. I. Fol. 39, 46-50, 52-53. 2 L. c. Fol. 40. 3 Dr. Kandier, Kaccolta S. 49. 137 Doch es handelte sich nicht allein darum, die Länder zu decken, sondern auch einem. Angriffskriege der türkischen Macht von Ungarn her zu begegnen. Nachdem die Landschaften selbstthätig ihrer Pflicht gegen die engere Heimat genügt, sollten sie zur Erhaltung des Reichs in Anspruch genommen werden. Am 7. Juli berief König Ferdinand den krainischen Landtag auf den 1 7. desselben Monats ein. Die Land- tagscoramissäre : der Landesverweser Georg Gall, der Verwalter des Vicedomamts Josef Werder und Christoph Purgstaller, hatten den Auf- trag, dem Landtag zu eröffnen, dass der König mit Zapdya einen Waffenstillstand auf ein Jahr abgeschlossen habe, dem sich auch der Sultan angeschlossen. Sie sollten ferner darlegen, dass der letztere den Waffenstillstand nicht aus aufrichtiger Friedensliebe, sondern um Zeit zu einem gewaltigen Kriegszuge für das kommende Jahr zu ge- winnen, eingegangen habe, wodurch sich die Gefahr demnach ver- grössert, nicht vermindert habe. Weil nun diese den^ niederöster- reichischen Landen nach Ungarn zunächst drohe und jene mehrmals den Wunsch einer Versammlung aller Königreiche und Länder aus- gesprochen, um auf derselben über die Landesvertheidigung zu be- rathen, so sei zunächst ein Landtag in Oesterreich unter der Enns ein- berufen worden, um Ausschüsse für diese Versammlung zu wählen. Da jedoch der Landtag seinen Abgeordneten nur eine auf die Zusam- menkunft. aUer Königreiche und Länder lautende Vollmacht ausgestellt, während es zu besorgen sei, dass die Theilnahme allfr Länder nicht zu erlangen sein werde, so werde ein neuer Landtag für Niederöster- reich ausgeschrieben werden müssen, um die Vollmacht auch auf eine Zusammenkunft der niederösterreichischen Länder aUein auszudehnen. Die Landschaft wurde daher aufgefordert, zu dieser Zusammenkunft ihre Ausschüsse zu wählen, sie mit der Ennächtigung zur Beschluss- fassung ohne vorherige Berichterstattung an die Landschaft zu versehen und dieselbe auch auf den, wenn auch unwahrscheinlichen Fall auszu- dehnen, dass auch die andern Königreiche und Länder zu der Zu- sammenkunft zu bewegen wären. Ort und Zeit sollten nachträglich bekannt gegeben werden. Schliesslich wurden die Stände auch um ihr Gutachten wegen Unterbringung der türkischen Ueberläufer und Ver- wendung derselben zum Schutze der Grenze ersucht.^ ^ Folgende Darstellung dieses Aasschasstages beruht durchaus ^uf ^en stän- dischen Acten, F. 88. 138 * Noch am nemlichen Tage ertheilten die Stände ihre Antwort auf die königliche Werbung. Sie hätten zu ihren Abgeordneten für den Ausschusstag gewählt: Christoph, Bischof zu Laibach ; Hans Kazianer, königlicher Majestät Rath, Feldhauptmann in Steier, Kärnten und Krain und Landeshauptmann in Krain; Erasmus von Thurn, Deutschordens- comthur in Laibach, Ihrer königlichen Majestät Hauptmann in Wi- chitsch und ßepitsch ; Sigmund von Weichselberg, Pfleger zu Siebenegg; Hans Püchler, Pfleger auf Maichau; Jakob von Raunacb, Pfleger zu Prem; Wilhelm Praunsperger, Bürgermeister zu Laibach, und Jörg Eisenpart, Stadtrichter in Stein. Sie sollten volle Gewalt haben, mit den Ausschüssen der andern Lande zu verhandeln und zu beschliess'en; nebenbei wurden sie aber ausdrücklich angewiesen, im Einvernehmen mit den beiden Nachbarlanden vorzugehen, ,weil die drei Lande Steier, Kärnten und Krain aus altem und nachbarlichem Vertrauen in ihren Obliegen und Handlungen lange Zeit treu sich zusammen- gesetzt, dess wir uns noch unzweifenlich versehen.' Inbetreff der tür- kischen Ueberläufer beantragten die Stände, dieselben in Kostel, Pölan, .Gerlasäw und Ossiunitz zu unterbringen, ihnen Grundstücke ohne Steuer, Zins und andere Dienstbarkeit als Freisassen anzuweisen, nur einen Zehent von Vieh und Getreide sollten sie, soweit möglich und sie sich dessen nicht weigerten, reichen, und es solle ihnen ein tapfe- rer Mann als Hauptmann gesetzt werden. Sie könnten zu Kundschaf- ten, zur Verhütung der türkischen Ueberfälle und zur Gegenwehr gegen dieselben verwendet werden. Dies war die Entstehung einer Enclave der Militärgrenze auf unserm Boden. Mit dem Jahre 1530 hatte die Einwanderung der Flücht- linge begonnen. Bis zum Jahre 1541 hatten bereits 3000 türkische Slaven aus* Serbien und Bosnien, griechischer Religion, den Gorianz- berg und die Umgegend von Möttling, Sicherberg und Kostel bevöl- kert. Von ihnen bekam das Gebirge den Namen Uskokenberg. Nach und nach wurden den Ankömmlingen Grundstücke zur Bewirthschaf- tung gegen beständige Kriegsbereitschaft angewiesen. Sie wurden miU- tärisch organisirt und unter Hauptleute gestellt, welche ihren Sold aus dem Vicedomamt erhielten. Sie genossen Mauth- und Zollbefreiungen für alle Lebensbedürfnisse.^ Die Verhandlungen mit den einzelnen Ländern und die Wirren der Zeit überhaupt mögen die Einberufung des Ausschusstages ver- zögert haben, ^rst am 30. Oktober 1531 erging das königliche Schrei- » Mitth. 1868 S. 5Ö. f. 139 I ben, welches die Ausschüsse der niederösterreiphischen Lande auf kom- mende Weihnachten nach Linz berief. In der Instruction, welche die Abgesandten der Landschaft er- hielten, wurde ihnen insbesondere empfohlen , die Kräfte des Landes zu schonen, um Verlängerung des Friedens mit Ungarn anzuhalten und auf Bestellung eines stehenden Kriegsvolkes an der Grenze zu dringen, von welchem grösserer Nutzen, als von der in Unterdrauburg vereinbarten Aufgebotsordnung erwartet wBrde. Ausserdem sollten die spedellen Beschwerden des Landes- auch zur Sprache gebracht werden, Noth wendigkeit einer Polizeiordnung,, schlechte Münze, Vor- kauf menschlicher Nahrung, besonders des Viehes, Kaufmannshandel der Bauern, Salzhandels - Monopol der Triester und deren Verbot, Wein aus der römischen Mark und der Romagna nach Triest zu führen, u. s. w Mitte Dezember waren die Ausschüsse in Linz angekommen. Hier liess ihnen der König durch seine Commissäre: Cyriak, Freiherr zu Polheim und Wartenberg, Landeshauptmann in Oesterreich ob der Enns ; Achaz Schrot zu Khinberg und Balthasar von Presing, Oberster Küchenmeister, die Gründe auseinandersetzen, aus denen er Innsbruck nicht verlassen könne. Diess seien hauptsächlich die Religionsneue- rungen, der bevorstehende Reichstag und der Wunsch der Lande selbst, dass der König sie in. so gefährlicher Zeit nicht verlasse. Im Interesse der Länder liege es, dass die Ausschüsse die Reise von sechs Tagen nicht scheuen und sich sofort nach Innsbruck begeben.. In der That stiess auch dieses Begehren auf keinen Widerspruch. Die Kärntner Abgesandten verweilten eben damals in Salzburg; sie fragten bei den Krainern an, ob sie sich nach Innsbruck begeben sollten. Diese er- widerten (26. Dezember), die Kärntner mögen nur ihren Weg auf Innsbruck nehmen und sie zu Hall im Innthal erwarten, damit die Ausschüsse der drei niederösterreichischen Lande vereint in Inns- bruck einziehen. In Innsbruck begannen die Verhandlungen der Ausschüsse bereits im Dezember und endigten am 19. Februar 1532. Der erste Vortrag des Königs rechtfertigte die Verzögerung des Ausschusstages durch seine Reise mit dem Kaiser nach Köln und Aachen und durch den nach Speyer ausgeschriebenen Reichstag; dass die von den nieder- österreichischen Landen angeregte allgemeine Versammlung, welche der König gern zu fordern bereit gewesen, nicht zustandegekommen, weil die andern Lande dazu nicht zu bewegen waren, sei den Aus- schüssen ohnehin bekannt, sowie dass es nicht in der Schuld des 140 Königs liege, wenn diesfalls kein Erfolg erzielt worden. Der König legte dann die Nothwendigkeit der Kriegsrüstungen gegenüber dem erobe- rungslustigen und treulosen Feinde dar. Auf dem Reichstage zu Augs- burg habe er sich, um des Reiches Hilfe zu erlangen, zu Leistungen herbeilassen müssen, welche mindestens 100,000 Gulden monatlich auf sieben bis acht Monate, abgesehen von den Auslagen für Proviant, Kundschaft, Geschütz, SchilFung u. s. w., erfordern würden. Er forderte mit Rücksicht auf die Erschöpfung des Kammerguts, dass sich die Land- schaften zur Uebernahme seines Antheils an der Reichshilfe verpflich- ten sollten. Auch möchten sie zur Bezahlung und Abdankung des KriegsYolks an der Grenze und Befestigung derselben den noch nicht verwendeten Theil ihrer letztjährigen Bewilligung erfolgen lassen. Nun beginnt das in den Ständeversammlungen nun einmal unaus- weichliche Feilschen und Markten. Erst wollen die Ausschüsse nur die halbe Gilt bewilligen, also nach ihrem eigenen Anschlage einen Betrag von 115,250 Gulden, und dies, damit der König der Ausschüsse ,unter- thäniges treues Gemüth, das sie in Wahrheit zu Ihrer Majestät nicht allein als zu ihrem allergnädigsten Herrn und Lande^ürsten, sondern auch hochtugenlichen und frommen König haben', erkennen möge, und unter der Voraussetzung, dass ihren speciellen Beschwerden, die sie abgesondert vorlegen werden, Abhilfe geschehen werde. Für _den Fall eines Türkeneinbruchs wollten sie ausserdem von je 100 Gulden ein gerüstetes Pferd und vier Fussknechte, somit im ganzen 2305 Pferde und 9220 Fussknechte auf 2 Monate unterhalten.^ Für Besetzung der Grenze und Herstellung der Befestigungen könnten sie nichts bei- steuern, dafür möge der König mit Hilfe der Ungarn sorgen. Auch möge er für Bestellung des obersten Feldhauptmanns, Munition und andern Kriegsbedarf, für Kundschaft und Proviant Sorge tragen. Diese Aeusserung der Ausschüsse macht dem König ,nit kleinen Schrecken und sonder Beschwerde'; er stellt den Ausschüssen vor, dadurch würde die Reichshilfe vereitelt, weil sie nur unter der Be- dingung, dass Oesterreich seinen Antheil leiste, in Aussicht gestellt worden ; auch* auf die Ungarn, welche ihre Hoffnung auf die Ausschüsse setzen, würde es nachtheilig wirken, wenn sie sähen, wie wenig opfer- willig die Erblande seien, sie könnten dadurch veranlasst werden, einen Separatfrieden mit den Türken zum Nachtheil der Erblande und der ganzen Christenheit einzugehen. Auch mögen die Ausschüsse beden- ken , welchen Eindruck ihre geringe Opferwilligkeit auf das Reichs- ^ Auf Erain entfielen hiervon 180 Pferde, 720 Fussknechte. V. 141 Oberhaupt und den Papst, der ebenfalls seine Hilfe in Bereitschaft setze, machen müsse. Aber auch, wenn der Friede fortdauern und daher keine grössere Anstrengung erforderlich werden würde, so müsste es den Landschaften ,Spott und Verkleinerung bringen*, wenn sie, als die am meisten Gefährdeten, am wenigsten gethan hätten, und dass man glauben möchte, diess sei nicht aus Unvermögen, sondern aus andern Gründen geschehen. Auch auf das Beispiel Tirols werden die Ausschüsse hingewiesen, das sich, zu aller Hilfe ,mit Leib und Gut erboten und Ihre Majestät nicht verlassen wolle.' Auf diese allergnädigsten Vorwürfe entgegnen die Ausschüsse mit Loyalitätsbetheuerungen. Der König möge nicht glauben,' dass die Landschaften nicht seinen ,hochweisen Verstand', sein ,hochtugenliches christliches Leben' und seine ,hochlöbliche, milde, gnädige Eegierung' erkennen, dass sie wie ihre Gesandten den König vor allen andern Fürsten Oesterreichs sowohl mit unterthänigem, demüthigem Gemüth lieben als fürchten; besseres könne ja doch ein Fürst von seinen Unterthanen nicht begehren. ,Und mögeil sprechen die Gesandten mit guter Wahrheit, dass sie nit anders wissen, denn dass tägUch in den Landen und von männiglich Gott dem Allmächtigen gedankt wird, dass er diese Lande mit einem solchem Haupt versehen, und bitten nur um langes Leben und langwierige Regierung desselben.' Der König möge daher in den guten Willen der Landschaften und ihrer Gesandten keinen Zweifel setzen. Die Ausschüsse hätten nem- lieh bedacht, dass wenn sie auch das äusserste thäten, und wenn auch die andern Königreiche und Lande das ihrige thäten, doch alles' gegen einen so mächtigen Feind noch nicht hinreichen würde. Weiland der hocherfahrene Kriegsherr Kaiser Maximilian habe diess auch bedacht und einen Kriegsplan entworfen, an welchem die ganze Christenheit geistlichen und weltlichen Standes hätte theilnehmen und beisteuern sollen, denselben auch den Erblanden mitgetheilt, und es wäre noch von Nutzen, denselben auszuführen. Doch wie dem auch sei, es wäre den Landschaften jedenfalls ein Trost gewesen, wenn die andern öster- reichischen Lande als ,Glieder eines Hauptes' sich an der Versammlung mit Rath und That betheiligt hätten. Das wünschen die Landschaften noch und wollten gerne das ihrige thun, die Lande dazu zu bewegen. Doch wenn dies üicht möglich, wollten sie ihr äusserstes thun und die ganze Gilt, wie oben gesagt 230,500 Gulden, bewilligen, wünschten aber, dass mit der verlangten Beisteuer endlich einmal etwas fruchtbares ausgerichtet werde^; nun sei aus der Türkenhilfe (als einer freiwilligen Leistung der Stände) schier ein jährlicher Zins geworden, und die- U2 selbe dennocli nicht für ihren bestimmten Zweck, sondern anderweitig verwendet worden. Wenn endlich den Landschaften die Verantwortung aufgebürdet werde, als hätten sie es an der nöthigen Gegenwehr bis- her fehlen lassen, so müssten sie auf ihre grossen Opfer an Leib und Gut, Steuern und Aufgebot, Darbringung der ,grossen und höchsten Kleinode und Schätze^ hinweisen und zu bedenken geben, wie schwer schon diese Leistungen auf die Lande drückten, und dass daraus Empörung und Aufruhr erwachsen könnten. Indem der König das Anbieten der Landschaften annahm, wies er auf die Opfer, die er aus seinem Kammergut zum besten der Lande gebracht. Er habe mehr als drei bis viermal soviel ausgelegt, als die Landschaften. Seit Antritt seines Regiments habe er nach -Erweiterung seiner Herrschaft zum besten der Lande getrachtet. Wenn er nach dem Königreich Ungarn gestrebt, so sei diess nicht allein wegen des gerechten Anspruches auf dasselbe, sondern auch wegen des Nutzens für die Lande, denen es als Schild ^egen den Erbfeind dienen könnte, geschehen, auch mit Rath trefflicher Räthe aus den Erblanden, una wäre es nicht geschehen, so wäre wohl ganz Deutschland dem Ver- derben ausgesetzt worden. Die Verwendung der bewilligten Summe behielt sich der König für den grossen Krieg vor; zur Gegenwehr der einzelnen Lande gegen türkische Streif züge sollten nur die Reste früherer Bewilligungen ver- wendet werden. Auch sprach er seine Absicht aus, Hans I^azianer, der bisher die Streitkräfte der drei Lande befehligt, zur obersten Feldhaupt- mannsstelle zu berufen. Doch waren hiemit die Forderungen des Königs an die Ausschüsse noch nicht erschöpft. In einer vertraulichen Mit- theilung an dieselben verlangte er einen Beitrag zu einer Unter- nehmung strategisch-politischer Art, von welcher er sich die grössten Vortheile für den Krieg mit der Pforte versprach. Siebenbürgen sei ein Ort, von welchem aus Ungarn jederzeit erobert werden könne, dem man aber von Ungarn aus nichts anhaben könne. Deshalb wäre es Ihrer Majestät Wunsch, Siebenbürgen zum Valv. XI. 199 ; XV. 457. 8 Valv. X. 336 ; Muchar VIIL 465 ; Landsch. Arch. Fase. Rel. S. No. 10, Conv. 69. ! 174 Inzwischen hatte Soliman seinen zehnten Feldzug angetreten. Die Wellen der Donau trugen ihm die Köpfe der vor Pest erschlage- nen Gestenreicher als Siegesboten entgegen. Am 25. August 1541 nahm er die Königsstadt Ofen in Besitz. Hier trafen ihn Ferdinands Ge- sandte, Sigmund von Herberstein und Niklas von Salm, der Sohn des Vertheidigers von Wien. Für Ungarns Besitz boten sie dem Sultan 100,000 Gulden als Jahrestribut. Die Antwort lautete verneinend, Ungarn habe Soliman durch Waffengewalt in Besitz genommen, Gran, Wissegrad, Totis, Stuhlweissenburg müssten zurückgegeben werden. Doch sollte nach mündlicher Zusicherung des Sultanö Waffenruhe herrschen bis auf Ferdinands Erwiderung? Man erzählt, wie Sig- mund von Herberötein bei der Abschiedsaudienz, als er sich bücken wollte, um SoUmans auf dessen Knie ruhende Hand zu küssen, von gewaltigem Lendenschmerz ergriffen, auf windisch ,Hilf mir um Got- tes Willen' den ßustem Pascha anrief, der ihn verstand, aber nicht half. Soliman, der ihn ebenfalls verstand, hob die Hand eine Spanne hoch über das Knie, um dem Gesandten das Küssen zu erleichtern. Nach der Audienz zeigte Rustem Pascha den Gesandten die Donauflotte, das eroberte und mitgebrachte Geschütz, die leichten Feldschlangen und das ungeheure Belagerungsgeschütz, das Lager mit Graben und Wagenburg von Kamelen und Kanonen, des Kaisers Zelt mit ragen- den Thürmen und die im Schweigen jedes Winks gewärtigen Soldaten. Was hast du gesehen, fragte Rustem Pascha abermals windisch unsem Herberstein. ,Die grosse Macht eines grossmächtigen Herrn', war seine, des Wessiers Wohlgefallen erregende Antwort.^ Der Gebrauch der windischen Sprache in türkischem Munde wird uns erklärlich, wenn wir erwägen, wie der osmaniscHe Eroberer seine Kräfte in Heer und Cabinet durch geraubte Slavenkinder zu ergänzen gewohnt war, und welche Ausdehnung die slavische Zunge im ehemaligen Byzantiner- reich gewonnen hatte. Die Zeit des Waffenstillstandes nützte König Ferdinand zu Rü- stungen aus. Schon am 21. September entbot er die Stände von Krain zu der Ausschussversammlung nach Linz auf kommenden S. Gallus- tag, um die gegen die Feindesgefahr zu treffenden Massregeln zu berathen. Diese leisteten willig Folge und ordneten als ihre Gesandten dahin ab den Landeshauptmann Niklas von Jurischitz, den Ritter Erasmus Scheyer zu der Ainöd, Jörg Lamberg zum Rottenpüchel, Jakob von Lamberg zu Stein, Hans Josef von Eck zu Neuburg, Hans » Hammer 1. c. III. 234—238. 175 Dorn, Bürger zu Laibach. Sie erhielten die Weisung, den König zu bitten, sich inbetreff der Reichshilfe zu verwenden, damit dieselbe nicht gehindert, geweigert oder ,mit Unwillen und undienstlich' geleistet werde, ,dann die Werk allein, die von treuem Herzen und Gemüth gehn, die sein wirklich und fruchtbar, was sonst geschieht, ist alles Nachtl, Schaden und Verführung.' In welcher Weise aber, ,mit was Diemut und Höflichkeit' dies vorzubringen sei , wird den Ausschüssen anheimgestellt. Auch auf ihre alten Pläne kamen die Stände zurück, die Reichsgrenze den vornehmsten Reichsständen einzeln zu Lehen zu geben, oder auch die Reichsstädte für eine Unterstützung durct eröff- nete Aussicht auf Handel und Gewinn in diesen ehemals so blühenden Ländern zu vermögen, denen nichts als gesicherter Friede zu neuem Aufblühen fehlte. Mit Recht wiesen die Stände auch auf den Deutschen, den S. Georgs- und den Maltheserorden hin, in deren Beruf der Türken- kampf gelegen war, während nur der letztgenannte ihn ritterlich erfüllte. Mit Ungarn solle Frieden gemacht und Venedig zum Krieg gegen die Pforte und zum Angriff auf Dalmatien bewogen werden. Vor allem wäre der kleine Theil Kroatiens zwischen Unna und Save, den seine Bewohner bisher ritterlich gegen den Halbmond gehalten, als eine natürliche Feste, von Wasser, Gebirg und Meer umschlossen, vor dem Eindringen der türkischen Macht zu bewahren. Die Kroaten wären so wie die türkischen Ueberläufer (Uskoken) mit einem Jahrgeld in Sold zu nehmen. Wollte man die Grenzorte preisgeben, so sollten die Gesandten die Hilfe verweigern. Wollte man den Krainern wieder Görz zutheilen, wie früher bei den Bewilligungen zu des Landes Nachtheil geschehen, da es für Görz ohne Aussicht auf Wiedererstattung zahlen musste, so sollten die Gesandten sich dessen weigern. Wären endlich auf dem Aüsschusstage nicht alle Länder vertreten, so sollten die Ge- sandten nach ihrem Ermessen handeln und den Ständen darüber be- richten. - Unter den speciellen Anliegen der Landschaft finden wir die Bitte um Berufung eines Krainer Landmanns in die Regierung ; wie es scheint, waren die diesfälligen bestimmten Zusicherungen bald in Vergessenheit ^ gekommen, und hatten sich Fremde in den Rath der Krone eingedrängt. An die Gesandten Böhmens, welche zu dem Linzer Tage ebenfalls entboten worden waren, richteten die krainischen Stände ein eigenes, durch ihre Gesandten zu überreichendes Schreiben, in welchem sie das Land Böhmen mit seinen Nebenlanden als ein Glied Oesterreichs, unter Einem Haupt, dem König, mit den andern vereinigt, mit Rück- sicht auf die allen gemeinschaftliche Gefahr um seine nachbarliche Hilfe 176 baten, denn es handle sich auch um Böhmens Wohlfahrt, und die Erainer wollten es ihnen vergelten, wenn Böhmen bedrängt wäre. In gleich reichsfreundlicher Weise begrüssten Steiermark, Kärnten und Görz die Böhmen. Doch der Appell an Böhmens Brudersinn scheiterte an dem starren Festhalten seiner staatsrechtlichen Sonderstellung. Die böh- mischen Stände erklärten, den Ausschusstag nicht beschicken zu können; wolle aber Ihre Majestät einen Landtag in "Böhmen ausschreiben und darauf die Abgeordneten der andern Lande, berufen, so stehe dies in Ihrem Belieben. Der Landeshauptmann von Mähren, welcher vom König den Auftrag erhalten, einen Landtag für das Markgrafenthum Mähren behufs Beschickung des Linzer Tages auszuschreiben, meldete aus dem Feldlager zwischen Struschniz und Gallitz, dass in ganz Mähren ,die Sterb und Strafe Gottes regiert und etliche des Fumehmens sein, wann sie aus dem Läger kumen, mit Weib und Kind aus dem Land zu fliehn^, daher es nicht mögUch sei, einen Landtag abzuhalten, dass aber die im Lager versammelten Stände ihre Ausschüsse nach des Königs Willen gewählt, sie jedoch ebensowenig als die Böhmen ausser Landes abschicken könnten, doch sollten sie zu einem allfälligen Land- tag in Böhmen erscheinen. In demselben Sinne antworteten die Stände Schlesiens und der Oberlausitz. Der König sah sich daher genöthigt, einen Landtag für Böhmen und seine Nebenländer nach Kuttenberg auszuschreiben, um mit denselben unmittelbar wegen der Türkenhilfe zu verhandeln. So waren auf dem Linzer Ausschusstage, den König Fer- dinand selbst am 2^. Oktober mit einer Ansprache eröffnete, wieder nur die stets reichstreuen niederösterreichischen Lande, mit einziger Ausnahme von Oesterreich unter der Enns, vertreten. Der königliche Vortrag betonte nach einer ausführlichen Darlegung der Verhältnisse in Ungarn und der dortigen Wirren nach dem Tode König Ludwigs die früheren Versuche des Königs, eine Zusammenkunft aller Lande zur Vereinbarung über die Türkenhilfe zustande zu bringen, welche Versuche an dem' Widerstände einiger ^Königreiche und Länder ge- scheitert. Der König trage auch kein Verschulden an dem Misslingen der diesmaligen Verhandlungen mit den nicht erschienenen Reichslanden. Die Ausschüsse mögen sich jedoch dadurch nicht beirren lassen, son- dern zur Beschlussfassung über die beharrliche Türkenhilfe, über Armada, Schiffung, Geschütz und Munition, Ortflecken und Unterhal- tung des Kriegsvolks an der Grenze schreiten. Eventuell sollten sie nach Annahme dieser Beschlüsse durch ihre Landtage sich auf den böhmischen Landtag begeben, zu welchem auch die Ungarn entboten 177 werden sollen. Die Antwort der Ausschüsse auf das königliche Be- gehren war eine schroff ablehnende. Sie verwahrten sich, ,dass sie als die Gehorsamen die Bürden allein tragen sollten'. Man möge mit Böhmen den Anfang machen, von welchem der grösste Beitrag zu er- warten wäre. Die Schuld der Vereitlung liege an den nicht vertretenen Landen. Indessen zweifeln die Ausschüsse nicht, dass die Landschaften über ihren Bericht das ihrige thun werden, damit auf iem böhmischen Landtage der endgiltige Beschluss zustande komme. Doch bewilligten sie für die Beistellung von Proviant 50,000 Gulden und verfassten einen Rathschlag über den zur Aufbringung der Türkenhilfe auf den ,Rauch' oder das Haus des gemeinen Mannes und den ,Werth' der höheren Stände zu legenden Aufschlag.^ Der definitive Beschluss kam auf dem Landtage zustande, der sich noch zu Ende des Jahres 1541 in Prag versammelte. Da bewil- ligten die niederösterreichischen Lande eine allgemeine Grundsteuer von je 60 Gulden mit Einen Gulden.^ Wir finden auch, dass in diesem Jahre die Prälaten Krains 6300 Gulden zur Kriegsrüstung dargeliehen haben,^ und für die ungarischen Grenzorte bewilligten die niederöster- reichischen Lande 14,000 Gulden rhein.* Das Jahr 1542 begann mit neuen Kriegsrüstungen. Die Kurfürsten und Stände des Reiches bewilligten auf dem Reichstage von Speyer auf das durch die Gesandten der niederösterreichischen Lande gestellte Ansuchen eine Türkenhilfe von 40,000 Mann zu Fuss und 8000 Pferden ,unserer schweren deutschen Rüstung'. ^ Dagegen verpflichtete sich König Ferdinand zu nachstehender, durch die Erblande mit Ausnahme Ungarns zu stellender Rüstung: 1. Beistellung des Proviants; 2. des Geschützes, nemlich 100 Stück auf Rädern, darunter 40 Mauerbrecher und 60 Stück Feldgeschütz mit allem Zugehör, monatlich auf 53,000 Gulden angeschlagen; 3. der Flotte (, Armada auf dem Wasser'); 4. von 9000 leichten Pferden (Husaren), monatlich, inbegriffen eines Obersten, der Haupt- und Befehlsleute Besoldung und Tafelgeld, ungefähr 48,000 Gulden; 5. von 1000 wälschen Pferden, monatlich 12,000 Gulden; 6. von 10,000 Fussoldaten zu 4 Gulden und 2000 Doppelsöldnern, somit mo- natlich 48,000 Gulden; 7. des Transportwesens zu Wasser und zu Lande mit monatlichen 45,000 Gulden; 8. der Besatzungen mit monatlich ^ Das Vorstellende nach dem landsch. Arch. Fase. Bei. S. No. 10. . « Muchar 1. c. Vm. 469. • Oberleitner 1. c. ^ Landsch. Arch. Fase. 88. * Landsch. Arch. Fase. 92. 12 178 20,000 Gulden. Zu diesen Ausgaben versprachen Böhmen monatlich 80,000 üulden, die vorderösterreichischen Lande und Tirol 12,000^ Gulden beizutragen; auf die niederösterreichischen Lande wurden 69,000 Gulden repartirt. Auf dem Ausschusstage der niederösterreichischen Lande, welchen König Ferdinand im April 1542 nach Wien berief, sollte die Durch- führung der ReichstagsbeschlUsse beratheti werden. Erain sendete dazu den Domherrn Paul Wiener, den Landmann Georg von Lamberg und den Laibacher Bürger Marx Stettner. Als Yersammlungstag finden wir den 14. Mai angesetzt; doch müssen die Ausschüsse schon im April eingetroifen sein, denn am 1. Mai beschliessen sie bereits, dem in Wien erwarteten Kurfürsten Joachim von Brandenburg, dem Führer der Reichstruppen, bei seiner Ankunft fünf vergoldete Becher im Werthe von 500 Gulden zu verehren. Am 10. Mai entheben sie Triest und Fiume über ihre bei dem König angebrachte Bitte der Beitrags- pflicht zu den Kriegslasten Krains mit Rücksicht auf die Eigenschaft dieser Städte als Hafenplätze. Am 27. Mai bewilligen die Ausschüsse dem König einen Vorschuss von 40,000 Gidden für das Kriegsvolk, und am 1. Juni stellen sie an ihn die Bitte, den Rest der zu Ende des Jahres 1541 in Prag für das Kriegswesen bewilligten Summe pr. 1.043,074 Gulden dieser Bestimmung gemäss zu verwenden, eine Bitte, welche mit Rücksicht auf frühere Erfahrungen nicht überflüssig war. Sie berechneten, dass, wenn auf ,Armada', Geschütz, die leichten und die wälschen Pferde, die Martolosen u. s. w. monatlich 161,000 Gulden verwendet würden, dies in den sechs Monaten vom I.Juni bis 1. Dezember, als der Feldzugszeit, 966,000 Gulden ausmache, daher selbst nach Abschlag von Görz, das seinen AntheU nicht erlegt hatte, noch ein Ueberschuss von 68,074 Gulden bliebe. Da, wie oben gesagt, die in Speyer auf die niederösterreichischen Lande r,epartirte Summe 69,000 Gulden betrug, so glaubten die Ausschüsse, zu weiteren Leistungen nicht verhalten werden zu können, leisteten aber dem Appell an ihren Patriotismus bald willige Folge, indem sie die Stellung und Erhaltung von 4000 leichten Reitern, 1000 Martolosen, 500 wälschen Pferden, die Besoldung des Obersten der Kriegsräthe — Krain wählte als solche einen Sohn Hans Kazianers, Balthasar Kazianer, und Erasmus Obritschan — und des Zahlmeisters — als solcher wurde der Ritter Georg Maning zur Kirchperg mit 300 Gulden Besoldung gewählt — übernahmen. Ausserdem erklärten sie, für das Kriegswesen monatlich noch 16,000 Gulden beitragen zu wollen, welchen Beitrag sie auf mündliches Begehren des Königs auf 20,000 Gulden 179 erhöhten. Mit diesem sicher nicht unbedeutenden Resultate schlössen die Verhandlungen am 7. Juni.^ Am 7^ und 8. Juli musterte Ferdinand bereits bei Wien das Reichsheer, welchem sich später die Contingente der österreichischen Erbländer angeschlossen haben mögen.* Der mit grossen Hoffnungen unternommene Feldzug scheiterte jedoch kläglich wegen Geldmangel und Seuchen ; bei solchen Mängeln hätte wohl auch der begabteste Feldherr schwerlich etwas ausgerichtet.^ Auch zum spanisch-französischen Kriege, der im Jahre 1542 ent- brannte^ steuerte Krain sein Scherfleinbei; die Landschaft schickte 500 Pferde nach Marano.* Und während all' dieser Kriegswirren verheerten Pest und Hungersnoth, Heuschrecken und Ueberschwemmung unsere unglückliche Heimat.^ Im Oktober 1542 wurden die Ausschüsse der niederösterreichischen Lande abermals nach Wien berufen. Sie bewilligten eine ganze Gilt, d. i. 200,000 Gulden, davon sollten 64,000 Gulden dem König erfolgt, der Rest aber für 4000 geringe Pferde und 1000 Martolosen zum Grenzschutze verwendet werden.® Die letzteren befehligte derirainische Edelmann Bartholomäus Raunach. Im Laufe des Jahres hatte Krain 2500 Gulden für das gemeine Aufgebot (den Landsturm) ausgegeben."^ Das Jahr 1543 brachte den zehnten Feldzug Solimans gegen Ungarn und damit neue Opfer für die hartgeprüften Erblande. Der Ausschusstag in Wien, zu welchem Krain den Domherrn Paul Wiener, Georg von Lamberg zum Rottenpüchel, Franz von Rain zu Stermol und Severin Hof, Bürger yon Laibach, sendete, bewilligte 300,000 Gulden auf das Kriegswesen.® Doch auch in diesem Feldzuge war der Sieg mit Solimans Fahnen. Sein Ziel war die Eroberung Grans, welche auch durch den unwiderstehlichen Ansturm der Janitscharen und das Versprechen freien Abzuges für die spanische Besatzung gelang. Am 6. August sank das goldstrahlende Kreuz der Kathedrale, von einer Kanonenkugel zerschmettert. Der Sultan rief frohlockend : Gran ist erobert! Nahe an 12,000 Kugeln waren in die Stadt geschossen ^ Landsch. Arch. Fase. 92. « Muchar 1. c. VlII. 468. ^ UrtheU Bankes in «Deutsdie Geschichte im Befonnationszeitalter^ IV. 174—5. * Landsch. Arch. Fase. 92. 6 Valv. XV. 460. 8 Landsch. Arch. Pasc. 88, 92. Vgl. Ilwof, TürkeneinfäUe, Steierm. Mitth. XV. 92. 7 Landsch. Arch. Fase. 88. ^ Landsch. Arch. Fase. 92. 12* 180 worden. Am 4. November fiel auch Stuhlweissenburg und der Feldzug war damit beendigt.^ Krain hatte in diesem Jahre 23,000 Gulden für den Krieg ausgegeben.* Inzwischen dauerte ,die grosse Sterb' in Krain fort,* dazu kam im September ein türkischer Streifzug bis Möttling.* Im Jahre 1545 wUrde der Krieg in Ungarn nicht durch den Sultan in Person, sondern durch seine Paschas geführt. Schon im Januar versammelten sich die Ausschüsse der niederösterreichischen Lande in Wien ; Krain war durch Erasmus von Scheyer und Georg von Lamberg vertreten. Sie bewilligten zur Vertheidigung der Grenze gegen die Türken 300,000 Gulden, wovon auf Krain 27,356 Gulden entfielen; doch kam man überein, dass von obiger Summe 12,437 Gul- , den auf die Befestigung von Wien verwendet werden sollten. An die krainische Grenze sollten 250 Martolosen und 200 geringe Pferde ge- legt werden. Man berechnete ihre Kosten auf acht Monate mit 16,000 Gulden. Die Landschaften organisirten da ihre Streitmacht. Dem obersten Feldhäuptmann Leonhard Freiherm von Fels bewilligten sie als Bestallung auf seine Person, Tafelgeld, auf 25 Pferde, 10 Trabanten, drei Wagen, einen ,Gotschi' (die Benennung der damals erst in Gebrauch kommenden Kutschen)^ drei Trompeter, einen Dolmetsch und einen Kaplan monatlich 900 Gulden rhein. Generalzahlmeister der nieder- österreichischen Lande war Jörg Teufl, mit 1100 Gulden Gehalt und zehn gerüsteten Pferden. Unter den Militärbeamten finden wir zwei Feldärzte, Fensterl und Siebet, welche durch fünf Monate, der erstere 160, der zweite 50 Gulden bezogen, und einen Kriegssecretär durch zehn Monate mit 1000 Gulden. Die Besoldung für, einen von Seite Krains nach Raab abzuordnenden Kriegsrath zur Seite des obersten Feldhauptmanns wurde mit 50 Gulden auf seine Person, zehn ge- rüsteten Pferden zu 10 Gidden, zwei Trabanten zu 16 Gulden und einem Wagen zu 20 Gulden verglichen.^ Der Krieg in Ungarn, zu welchem auch der Reichstag von Speyer die ,Defensivhilfe* mit 8000 Mann zu Fuss und 1000 zu Pferd be- willigte,^ war beiderseits ohne entscheidenden Erfolg. Aus Slavonien zog sich der Kampf nach Kroatien. Hier auf dem Felde von Lonska ^ Mailath, Gesch. Oesterreichs 11. 59. * Landsch. Arch. Pasc. 88. » Valv. XV. 460. * Parapat, Letop. Matice 1871 S. 150, 151." 6 Landsch. Arch. Pasc. 92 und 97. « Banko 1. c. S. 217; Landsch. Arch. Pasc. 92, Erlass Kaiser Karls Y. 8. Juni aus Speyer. N 181 trafen die Türken auf eine aus Kroaten, Steirern und Krainern, unter Graf Niklas Zriny's Befehl, bestehende Streitmacht. Man schloss Waffen- ruhe ; doch während die Tapfern beider Heere sich nach einer in den ungarischen Kämpfen eingebürgerten Sitte im Zweikampfe massen, brachen die türkischen Haufen auf einmal mit üebermacht hervor und schlugen die Christen in die Flucht.* Im Dezember 1544 tagten die niederösterreichischen Ausschüsse, mit Ausnahme des Landes ob der Enns, abermals in Wien. Steiermark, Kärnten, Krain und Görz bewilUgten 210,000 Gulden als Türkenhilfe, Oesterreich unter der Enns allein 125,000 Gulden. Von ersterer Summe sollte Krain 31,350 Gulden übernehmen. Im Falle des Zuzugs, wenn der König selbst ins Feld rücken und eine Schlacht bevorstehen sollte, verpflichteten sich die Ländschaften, von je 100 Gulden Grundrente eiii gerüstetes Pferd auf zwei bis drei Monate zu stellen. Die Gemalin des Königs, die ,römische Königin',- hatte den Ausschüssen ein beson- deres Anliegen vorzutragen. Es sei den Ausschüssen bewusst, schrieb sie denselben, ,welchermassen Gott der Allmächtige Ihre Majestät und Derselben herzlieben Herrn und Gemal mit so viel geliebten könig- lichen Kindern begabt und versehen, deshalben Ihre königliche Ma- jestät als eine gnädige getreue Mutter mit so viel mehr Auslagen be- laden und aus mütterlicher Liebe geneigt wäre, so viel Ihrer Majestät für Derselben Person immer möglich, Ihrer Majestät Kinder Nutz und Frommen zu suchen' li. s. w. Ihre Majestät habe die fürstliche Graf- schaft Görz, die Herrschaft Wolkersdorf in Oesterreich und Stadt und Herrschaft Trautenau in Böhmen in wenig Jahren wieder eingelöst und wolle jetzt ein ansehnlich Gut rücklösen. Die Lande bewilligten der Königin mit gewohnter Loyalität 5000 Gulden als ,Ehrgeld', mit der üblichen Verwahrung gegen aUfällige Consequenzen.^ 'Das Jahr 1545 brachte wohl einjährigen Waffenstillstand mit der Pforte, aber keine Verminderung der Kriegslasten. Diese stiegen viel- mehr von Jahr zu Jahr. Von den auf den Monat Dezember nach Wien berufenen Ausschüssen der niederösterreichischen Länder und der Grafschaft Görz wurden 500,000 Gulden ^Is Jahresbeitrag für die Grenze verlangt, mehr als das Doppelte der früheren BewiUigungen. Die Landschaften von Oesterreich unter und ob der Enns nahmen an der Bevathung nicht theil. Steiermark, Kärnten, Krain und Görz ^ Hammer III. 264, 265. Muchar 1. c. S. 486, der hier aasdrücklicli die Erai- aor nennt. l Landsch. Arch. Fase. 92, Rubr. I., Wiener Hdlg. Nr. 8. 182 hatten ihre Vertreter geschickt. Für Krain erschienen: Jakob von Lamberg zum Stein, königlicher Rath und Landesverweser; Georg von Lamberg zum Rottenpüchel ; Hans Josef von Eck zu Neuburg und Mathes Klombner, Bürger zu Laibach. Der König forderte von den erschienenen Ausschüssen die ganze Gilt, welche er auf 150,000 Gul- den anschlug, und als Rüstung von 100 Gulden Rente ein gerüstetes Pferd auf zwei bis drei Monate. Die Ausschüsse boten anfänglich 100,000 Gulden und als Rüstung die Hälfte der königlichen Forde- rung nur auf zwei Monate. Auch verlangten sie, es möge früher die Reichshilfe erwirkt und die von Oesterreich unter und ob der Enns zur Beisteuer verhalten werden. Der König blieb bei seiner Forde- rung und bestand auf ihrer bedingungslosen Annahme, indem er den Landschaften vorwarf, dass sie durch ihr Bestehen auf der Beiziehung der Oesterreicher Ursache zur ,Absonderung' der Länder gäben, aus welcher nur , Verzweiflung und Zerstreuung derselben' folgen könne! Mit Recht wiesen die Lande diesen ungerechten Vorwurf zurück, in- dem sie hervorhoben, sie seien es vielmehr gewesen, welche stets um die Länderversammlung angesucht und der Aufforderung Ihrer Majestät stets willig Folge geleistet, während die von Oesterreich sich derselben entzogen hätten. Auch die Zumuthung, mit den Oester- reichern wegen gegenseitiger Hilfeleistung zu verhandeln, wiesen die Ausschüsse zurück, jene hätten ihnen keine Hilfe geleistet, als sie das letztemal von den Türken bedrängt wurden, und auch ihre Voll- macht laute nicht dahin. Schliesslich bewüligten die Ausschüsse die geforderte Gilt mit 134,000 Gulden. Davon sollten durch ein Jahr 600 geringe Pferde und 600 Martolosen besoldet werden, die ersteren monatlich mit fünf Gulden, die letzteren mit drei Gulden; für einen Hauptmann, der 100 Pferde führt, wurde ein Monatsgehalt von 50 Gulden bewilligt. Als Rüstung sollte von je 100 Gulden Grundrente ein gerüstetes Pferd auf zwei Monate gestellt werdeü, doch mit der Bedingung, dass die- selbe nur an den Grenzen der Lande verwendet werde. ^ Für die durch den Rücktritt des Wildenstein erledigte Lieute- näntsstelle in Windischland schlugen die Ausschüsse den Kaspar Frei- \ * Landsch. Arch. Fase. 92. Nach einer Angabe im Landsch. Arch. Fase. 97 haben die niedorösterreiehischen Lande im Jahre 1545 für das Kriegswesen 400,000 Gulden bewilligt; es scheint also, dass die beiden Oesterreich, obwohl sie sich am Wiener Ausschusstag nicht betheüigten, später die BewiUigung auf obigen Betrag ergänzten. 183 \ herrn von Herberstein, Lukas Zagkhl und Hans Lenkovitsch vor.* Lukas Zagkhl, ein guter Reiterführer, der sich unter Kazianer die Sporen verdient, erhielt dieselbe.^ Auch dieses Jahr sollte Krain von der Geissei der Türkenzüge nicht verschont werden. Ein Räuberhaufe verheerte das Unterland von S. Bartelmä bis Gurkfeld.^ 6. Törkeneinbrüche, Erainer kämpfen bei ICühlberg. Ausscjiusstag in Wien. Landtag in Laibach. Die Lage Krains im Jahre 1546 wird uns von dem obersten Feldhauptmann der niederösterreichischen Lande, Grafen Niklas Salm,* in wenigen ergreifenden Worten geschildert: ,Krain ist ganz schutz- los. Täglich fallen dort die Tilrken ein, rauben, plündern und führen die Christen weg.' Die Hilfe, welche der Graf dem bedrängten Lande bieten konnte, war gering. Er schickte 100 Martolosen und 150 Pferde unter dem Lieutenant der windischen Grenze, Lukas Zäkel, dahin. Unter den Türkeneinbrüchen litt besonders Unterkrain. Im März 1546 wurde die Gegend von Gottschee, Reifpiz, Ortenegg, Nad- lischek und Oblak bis vier Meilen von Laibach verheert.^ Im April desselben Jahres stiess das krainische Aufgebot bei Weiniz auf einen 120 Mann starken Türkenhaufen, schlug ihn in die Flucht und nahm 20 Mann gefangen.^ Im folgenden Jahre erschienen die Türken zwei- mal vor Rudolfswerth , verheerten seine Umgegend sowie den Mött^ linger Boden und führten viele Gefangene fort.''^ An der Grenze dauer- ten die kleinen Streifzüge mit gegenseitigen Verwüstungen fort. Dort befehligte damals Mert Gall, ein guter Parteigänger im Brennen, Plün- dern und Niedermachen.* Bei all' diesen heimischen Kriegsaffairen schickte Krain seine tapferen Kämpen noch auf ferne Kriegsschauplätze: in der Schlacht * Landsch. Arch. 1. c. • Landsch. Arch. Pasc. 97. » Valv. XI. 241, 338; XV. 4Ö0. Parapat 1. c. S. 151. * Oberleitner, Oesterr. FinaDzen unfer Perd. I., Arch. XXII. » Valv. XI. 390, 432, 467; XV. 460. • Valv. XV. 460. ' Valv. XI. 389, 488, 529. 8 Valv. Xn., 9. Kap. 184 von Müblberg (24. April 1547) fochten krainische Harnischreiter im Heere Kaiser Karls V.* Die Noth hatte die Ausschusstage fast zu ständigen Versamm- lungen der niederösterreichischen Lande gemacht. Am 6. Januar 1547 versammelten sich die Ausschüsse von Steiermark, Kärnten, Krain und Görz. Sie fassten die gleichen Beschlüsse wie 1545.* Für Krain waren Jakob von Lamberg und Pankraz Sauer zum Kosiak erschienen.^ Das Jahr 1547 brachte endlich nach siebenjährigen Kämpfen in Ungarn den Frieden oder vielmehr Waffenstillstand mit der Pforte, am 19teD Juni gegen eine jährliche Zahlung von 30,000 Dukaten abgeschlossen. Freilich bedeutete diese Waffenruhe noch lange kein Ende der Kriegs- rüstungen. Es galt vielmehr einer kräftigeren Organisirung der Ver- theidigungsanstalten. Die Nothwendigkeit derselben wurdef auch in Deutschland gefühlt. Auf dem Reichstage von Augsburg bewilligten ^ die Reichsstände zum Baue und zur Verstärkung der Grenzfestungen gegen die Türken auf die Dauer des Friedens, also durch fünf Jahre, einen Jahresbeitrag von 100,000 Gulden als Reichshilfe.* Auf den Ausschusstagen hatten sich trotz des .im Jahre 1542 verabredeten Werthverhältnisses wiederholt Streitigkeiten wegen der Repartition der gemeinschaftlich übernommenen Ausgaben ergeben, welche der freien Vereinbarung der Ausschüsse überlassen war. Diese Differenzen vereitelten im Jahre 1548 die gemeinsame Ausschuss- berathung in Wien, weshalb auch den Ausschüssen das Missfallen des Königs Ferdinand ausgedrückt wurde. Die bisher ein harmonisches Ganze bildenden Theile strebten wieder auseinander, die Verhand- lungen zur Deckung der notfawendigsten staatlichen Bedürfnisse muss- ten aus dem kaum gewonnenen Mittelpunkt wieder in die einzelnen Landtage verlegt werden. Begreiflich war es, wenn das bisher stets so glücklich eingehaltene Gleichgewicht zwischen den beiden Factoren des Reichs, Landstände und Monarch, getrübt wurde; wenn gegen- seitige Recriminationen folgten. Und doch konnte den Landschaften keine Schuld beigemessen werden. Der Grund lag tiefer , er lag in der ständischen Autonomie selbst, welche eine genaue Abschätzung der Steuerkraft jedes einzelnen Landes unmöglich machte. So wurden denn auch im Jahre 1548 auf den 27. August besondere Landtage in > Valv. XV. 460. , s Siehe oben Seite 182. ^ Landsch. Arch. Fase. 92. * Landsch. Prot. I., Fol. 193 ; Buchholz VI. 395 ; Muchar VUL 502. 185 den Erbländern ausgeschrieben, um von denselben die im Interesse des Staates und der einzelnen Länder nothwendigen Geldmittel be- willigt zu erhalten. In der für den krainischen Landtag ausgestellten Instruction der königlichen Commissäre wurden von Krain auf ein Jahr 24,000 Gulden, mithin auf die fünf Jahre des Waffenstillstandes 120,000 Gulden verlangt. Hievon sollten zur Grenzvertheidigung 100 geringe Pferde, 150 Martolosen aufgenommen, das Wartegeld auf 400 bewaffnete Bauern mit einem Dukaten, per 80 Kreuzer auf das Jahr, bestritten, auf Zengg, Wichitsch und die dazu gehörigen Grenzfestungen 5000 Gulden, auf die Befestigungsbauten von Laibach, Zengg, Wichitsch u. s. w. 3000 Gulden verwendet werden. Ferner sollten die Landschaf- ten von 200 Gulden ein gerüstetes Pferd, wie bisher, bereit halten, im Nothfalle sollten noch zwei geringe Pferde von je 200 Gulden auf drei Monate bestellt und unterhalten werden. In ihrer Landtags- antwort erboten sich die Stände, auf fünf Jahre 80,000 Gulden zu bewilligen. Davon sollten zur Verfügung des Kaisers, der die Grenz- festungen als Hut des Reiches zu unterhalten hatte, für jedes Jahr 5000 Gulden gestellt und für nothwendige Bauten an der Grenze noch ausserdem jährlich 3000 Gulden reservirt werden. Die Rüstung wollten die Stände nach dem königlichen Begehren, doch nur auf zwei Monate stellen, aber nur in dem Falle, wenn sie nicht selbst auf der Grenze von einer Gefahr bedroht würden. Von den Unkosten für General, Oberst und Lieutenant und die übrigen Offiziere des Grenz- heeres wollten sie dagegen enthoben werden, da diese Offiziere wegen ihrer zu weiten Entfernung bei der schnellen Bewegung des Feindes ihnen keinen Nutzen brächten. ^ Diese Antwort erklärten die königlichen Commissäre nicht an- nehmen zu können, und die Stände schickten sie daher durch Hans von Weichselberg unmittelbar an den König ab, der aber auf der ^geforderten Summe bestand und eine 'neuerliche Landtagseinberufung in Aussicht stellte.^ Am 5. November 1548 versammelte sich der Land- tag abermals. Das frühere Begehren des Königs wurde erneuert und der Begleiche Erlag von 2500 Gulden für die Grenzbefestigungen ger fordert. Nur sollte es der Landschaft freistehen, wenn sie sich durch die Forderung beschwert erachte, eine Landesbereitung zur Erhebung des wahren Landeseinkommens vorn'ehmen zu lassen. Indem die Stände sich über den Mangel an Vertrauen, der in der freigelassenen Lan- desbereitung liege , höchlich beschwerten und auf ihrem Unvermögen Landtagsprotokoll I. Fol 80—126. 186 zur Leistung der geforderten Summe beharrten, auch anführten, dass sie durch die vielfältigen, in andern Landen nicht vorkommenden Ausgaben bereits mehr als 20,000 Gulden Schulden contrahirt, be- willigten sie schliesslich die ganze Gilt derart, dass ein Landmami von jedem Gulden 20 Kreuzer und ein Unterthan 40 Kreuzer geben solle. Daraus sollten die 5000 Gulden auf die Grenzfestungen, und zwar die Hälfte so bald als möglich erlegt, dann auf die Landbefesti- gungen 3000 Gulden verwendet und die Kosten der Besoldung für General, Oberst und die andern Offiziere der Grenze bestritten wer- den. Den Rest wollten sich die Stände zur eigenen Verfügung vor- behalten. König Ferdinand nahm die ständische Bewilligung an, wies jedoch den an dieselbe geknüpften Vorbehalt zurück, weil der Rest der Be- willigung gleichmässig auch zu den Bedürfnissen der andern Lande verwendet werden müsse. Auch bewilligte er eine neue Steuer, die in dem allgemeinen Anschlag bisher nicht begriffen war, nemlich auf ledige, unangesessene Personen, die niemandem eine Abgabe leisten und ,mit allerlei Gattung hanthiren', 20 Kreuzer ; auf einen Handwer- ker 12 Kreuzer; auf einen gemeinen Taglöhner, Weib oder Mann, acht Kreuzer. Die Besitzer von Weingärten, die nicht Unterthanen, d. i. Angehörige des Bauernstandes seien, sollten von jedem Gulden einen Kreuzer reichen.^ 7. Erainische Büchsenschttzen. Sin Aufgebot und seine Tevisen. Aussohusstag der drei Lande in Oilli. Traten des Hans Lenkovitsch und Herbart von Auersperg. Tod Ferdinands I. Der fünfjährige Waffenstillstand mit der Pforte sollte durch die Bestrebungen Ferdinands, wenigstens Siebenbürgen, wo Zapolya's Witwe Isabella herrschte, wieder unter seine Herrschaft zu bringen, in ver- hängnissvoller Weise unterbrochen werden. Der Anschlag auf Sieben- bürgen gelang durch die Intriguen des Mönchs Martinuzzi, der Isa- bellen zur Abdankung vermochte, aber der Besitz Siebenbürgens hatte für Ferdinand die Erneuerung des Kampfes in Ungarn zur Folge. Die Fortschritte der türkischen Waffen brachten die Gefahr der Reichs- grenze näher. Am 1. März versammelten sich die Hauptleute der Grenze: Jakob von Lamberg; Freiherr zu Egg; Andre von Orzon; Veit von Dornberg; Karl Purgstaller und Hans Baptist Valvasor, auf LandtagsprotokoU I. Fol. 161—202. r 187 ^^ ^^ # Befehl des Königs in Fiume, um über die Beschützung der Grenze zu berathen. Sie beschlossen ^ für den Fall, dass Görz von den Tür- ken bedrängt würde, aus den Gerichten Gereuth und Wippach den dritten , fünften oder zehnten Mann , so viel als möglich Büchsen- schützen, gegen das gebührliche Liefergeld zu Hilfe zu schicken; für die Festung Zengg sollten im Nothfalle 300 Büchsenschützen aus den Gerichten Reifniz, Gottschee, Pölland und Kostel gestellt werden. Während der Belagerung Temeswars (Juli 1552) wurden gleichfalls 600 Büchsenschützen in Krain ausgehoben.^ Als Erlau von den Türken bedrängt wurde, rückte das krainische Aufgebot unter Jakob von Lambergs Führung an die Grenze (14. September 1552), um einen Einbruch des Feindes zu verhüten. Unser vaterländischer Chronist hat uns Namen und Wahlsprüche der krainischen ,Offizirer', die gegen den Erbfeind ins Feld zogen, aufbewahrt. ^ Es waren diess: der Feld- hauptmann Jakob von Lamberg: ,Gott geb glückseligs Ende'; Hans Lenkovitsch: ,Was Gott schickt'; Balthasar von Lamberg zum Saven- stein : , Wahrlich in rechter Treu' ; Herbart von Auersperg : ,In manu Domini sors mea'; Jobst von Gallenberg, Lieutenannt der Reiterei: ,Soirs sein, schickt's sich' ; Wilhelm von Schnitzenbaum, Viertelhaupt- mann (nemlich des Contingents eines der Viertel, in welche das Land zum Behufe der Vertheidigung getheilt waf): ,All's Gott befohlen'; Hans Gall zu Rudolfsegg, Reiterfähndrich: ,Wie es Gott schickt'; Mert Gall, Viertelhauptmann: /Alles vergessen^ und vergeben'; Andre von Wemeck, Wachtmeister: ,Alles Gott befohlen'; Abel von Hohen- wart, Viertelhauptmann : ,Gott traut, wohl baut' ; Georg Sigersdorf zu Grosswinklern : ,Herr, Dein Wille geschehe' ; Karl von Purgstall, Zahl- meister: ,Mit Glück erhalten'; Christoph Wagen zu Wagensberg: ,Zu Gott mein Hoffnung'; Jakob von Gallenberg: ,Ich schweig und ge- denk'; Adam Gall: ,In guter Hoffnung' ; Cosmus Rauber : ,Nichts ohn' Ursach'; Hans Scharf: ,Spero ac confido'; Georg Scheyer zu der Ainöd: ,Mit Gottes Hilf; Georg Barbo zu Wachsenstein: ,Ich befehl' es Gott'; Christoph Gussitsch: ,Natürlich bleibt erblich'; Felix Nicolitsch zu Wachsenstein: ,Ich hoff' zu Gott'; Stephan Semenitsch: ,Ich mein' mein Lieb'. Das Aufgebot kehrte ain 28. November in die Heimat zurück, nachdem die Feindesgefahr durch das entschlossene Auftreten der bedrohten Länder abgewendet worden war. Selbst Görz, das wir selten * Landsch. Arch. Fase. 123. « Valv. XV. 463. 1«8 an der Grenzveilheidigung betheiligt sehen, hatte diesmal eine Com- pagnie Reiter geschickt.^ War auch der auswärtige Feind von der Grenze verscheucht worden, so nahte dafür ein anderer unsichtbarer, mit den Ballen der Kaufleute und den Fähnlein der Landsknechte wandernder : die Pest, wohl aus Ungarn und dem Orient eingeschleppt, wüthete 1553 in Istrien und auf dem Karst, 1554 in Krainburg.^ Wir haben gesehen, wie das treue Zusammenwirken aller fünf niederösterreichischen Lande in dem siebenjährigen ungarischen Kriege gelockert worden war, während die allerdings zunächst und am meisten bedrohten Lande Steiermark, Kärnten und Krain immer noch fest zu- sammenhielten , ungeachtet die Last der Grenzvertheidigung für sie, insbesondere aber für das unter fast ununterbrochenen Raubzügen leidende Krain eine unerschwingliche geworden war. Krain hatte im Jahre 1555. auf zwei Landtagen erst 20,000 Gulden, dann 2000 Gul- den, ausser dem Aufgebot, zur Erhaltung der Grenze bewilligt. Diese Bewilligung sowie jene von Steiermark und Kärnten erschienen un- genügend zur Bestreitung der Grenzvertheidigung, welche sich für die windische Grenze (die Grenze Steiermarks gegen Ungarn) auf 141,356 Gulden und für die kroatische und krainische auf 206,507 Gülden belief.* Es wurden daher die drei Lande auf den 16. Juni zu einer Ausschussberathung nach Gilli entboten. Die krainische Landschaft sandte als ihre Abgeordneten den Landesverweser Jakob von Lamberg, die beiden königlichen Räthe und Verordneten Anton Freiherrn von Thurn und Hans Josef Freiherrn von Eck, den Verord- neten und Einnehmer Jobst von Gallenberg und Leonhard von Sigera- dorf zu Grosswinklern. Die Landschaften lehnten einstimmig die ihnen vom Landesftirsten aufgebürdete Verantwortlichkeit für die Grenzver- theidigung ab, für welche sie ohnehin alles geopfert. Allein könnten sie einem so mächtigen Feinde nicht Widerstand leisten. Für die kroa- . tischen und windischen Ortflecken wollten sie jedoch für diesmal noch Sorge tragen, seien aber dazu nicht verpflichtet (denn ihre Erhaltung war Sache des Kaisers) und lehnen es für die Folge ab. Es sollen aber auch die kroatischen und windischen Herren zur Mitwirkung an der Grenzvertheidigung verhalten werden. Im Kriegsfalle werde Krain (sowie Kärnten) 1000 Mann, Steiermark 2000 Mann bereit halten. * Czörnig, Görz L 738. 2 Valv. XV. 464. 8 Muchar 1. c. VUI. 533. 189 ■ Eine weitere Forderung des Königs im Betrage von 6000 Gulden wurde abgelehnt. Die Befestigung Agrams wurde als hochwichtig zur Sprache gebracht.^ Das in Cilli begonnene Werk sollte ein Ausschusstag aller nie- ^ 'derösterreichischen Lande vollenden , welchen König Ferdinand im folgenden Jahre (1556) nach Wien berief und zu welchem Krain ausser den bereits auf dem Cillier Tage Genannten noch den Bürgermeister von Laibach, Michael Fränkovitsch und den Stadtschreiber Primus Strusnik abordnete.^ Die Verhandlungen dieses Länderparlaments blie- ben wegen mangelhafter Vollmachten der Ausschüsse beschlusslos. Allerdings hatten dieselben auch religiöse Beschwerden zur Sprache gebracht, allein diese fanden seitens des Königs billige Rücksicht, wie wir später sehen werden, und nicht sie waren es daher, welche den Erfolg der Berathung vereitelten.* Dagegen wirkten allerdings die deutschen Zerwürfnisse lähmend auf die Beichshilfe zur Grenzverthei- digung. Im Jahre 1556 erschienen Gesandte Steiermarks, Kärntens, Krains und der Grafschaft Görz auf dem Regensburger Reichstag, um Hilfe gegen die Türken zu erflehen.' Krain hatte den Freiherrn , Anton von Thurn und zum Kreuz gesendet.* Wir finden nichts Von einem Erfolge dieser Gesandtschaft, und die Zeitverhältnisse lassen einen solchen auch kaum annehmen. Während die Ausschüsse tagten, dauerten die Kämpfe in Ungarn mit wechselndem Kriegsglücke fort. Aus den Reihen der Krainer gläozt da ein Name hervor, dessen Träger dem krainischen Grenzland an der Kulpa entstammte. Hans Lenkovitsch, Oberst der steirischen und windischen Grenze, sammelte sich seine ersten Lorbeern vor Babocza. Vor diese Türkenfeste führte der Palatin Thomas Nadasdy die öster- reichischen und ungarischen Truppen. Lenkovitsch befehligte 300 Hu- saren, der krainische Edelmann Christoph von Sigersdorf 600 Fuss- gängen An der Rinya stiessen die unter Ali Pascha zum Entsatz heranrückenden Türken mit den Oesterreichern zusammen, welche im schweren Kampfe Sieger blieben. Unter den Gefallenen wird Chri- stoph von Sigersdorf genannt ; Babocza war der Siegespreis. Es wurde nach dem Abzug der türkischen Besatzung in die Luft gesprengt.^ Darauf zogen die Sieger vor Korothna, das sie mit stürmender Hand > Mitth. 1867 S. 31 f. 8 Valv. X.338. ' Vgl. den folgenden Abschnitt ^Anfange der Eeformation in Krain'. * Valv. XV. 464. 6 Valv..Xn. 28 ; Hammer III. 357, 358. 190 nahmen, während eine Anzahl türkischer Schlösser ohne Kampf ver- lassen wurde. Im folgenden Jahre (1557) zog Ferhad, der Pascha von Bosnien, mit mehreren tausend Mann nach Kroatien und plünderte die Gegend zwischen Agram und Ivaniö. Hans Lenkovitsch sammelte 1000 Reiter, darunter 300 Pferde der krainischen Bitterschaft, und wenige Fussgänger und erwartete den Anzug des Feindes bei S. He- lena. Hier überfiel er ihn unter dem Schlachtgeschrei: ,In Gottes Namen' (,V temu ime boäje') und trieb ihn in wilde flucht. Von 4000 Türken sollen 2000 dem Christenschwert erlegen sein, ihre Rosse und alles erbeutete Gut fiel dem Sieger zu. Wahrlich ein braves Beiterstücklein ! * Unter des tapfem Lenkovitsch' Führung erwuchs dem Lande ein junger Held aus öinem der ältesten Geschlechter des Landes, Herbart von Auersperg. Im Alter von 18 Jahren trat er in die Beihen der wackeren Grenzvertheidiger , hieb sich tüchtig mit den Türken herum und war nach zwei Jahren (1548) Hauptmann von Zengg.* Hier war es, wo er 1557 auch einen kühnen Streich ausführte, indem er mit 340 Mann ausfiel und 4200 Türken in die Flucht schlug.* Da- für ward er zum Lieutenant an der kroatischen Grenze, d. i. zum Stellvertreter des obersten Feldhauptmanns, befördert. Als solcher fand er bald Gelegenheit, sich im Schutze der Heimat zu bewähren. Nachdem die Türken schon im Jahre 1558 Gottschee und die Um- gegend von Beifniz verheert, kam im Januar des Jahres 1559 Malkofc- Beg mit 6000 Beitern bis nahe vor Möttling. Als sie hier Kunde von dem zu ihrem Empfange bereit stehenden Aufgebot erhielten, zogen sie durch die Wälder in die Gottschee und Beifniz ab. Am 29. Januar waren sie in der Gegend von Beifniz. Dann rasten sie mit unwiderstehlicher Wuth , wie ein aus seinen Ufern getretener Strom, über Oblak und Nadlischek auf den Karst und verheerten die Um- gebung von Zirkniz, Unz und Ivanje Selo. Eine Abtheilung überfiel die Pfarrkirche S. Michael ober Jakoboviz, wo sie entschlossenen Wider- stand fanden und die eichene Pforte nicht zu erbrechen vermochten. Am 31. Januar waren sie in der Poik. Als sie im Februar Oblak und Nadlischek heimsuchten, schlug sie ein Herr von Auersperg — es war wohl niemand anderer, als unser Herbart — in die Flucht, er- legte viele und jagte ihnen 600 Gefangene ab. Im September des- » Paxapat 1. c. S. 154, 155; Hammer III. 359. « Radics, Herbart VIII. von Auersperg. Wien 1862, S. 119—122. » Valv. Xn. 91. 191 selben Jahres wurden die eingefallenen Räuber abermals von den Herren von Auersperg mit blutigen Köpfen heimgeschickt.^ Im fol- genden Jahre (1560) pflog Herr Herbart blutige Abrechnung, indem er mit etlichen hundert Mann über die Grenze ging, viele Dörfer niederbrannte und 20,000 Schafe wegtrieb. Und als ihm die türki- schen Befehlshaber Deli Mehemed und Hassan Aga nachsetzten, er- legte er sie mit vielen ihrer Genossen und brachte viele Rosse und gute Beute heim. Durch diesen Erfolg ermuthigt, machte Veit von Halleck, Oberstlieutenant an der windischen Grenze, mit 700 Pferden und 500 Schützen, darunter 100 schwere Reiter unter einem Herrn von Scheyer und 200 Schützen aus Krain, einen Streifzug in die Grenze und nahm blutige Repressalien. ^ So dauerte der blutige Grenz- krieg fort bis zum Tode Ferdinands I. Im Jahre 1561 überfallen- 1800 Türken Kostel an der Kulpa (8. Mai), und es erging der Ruf zum Aufgebot. Am Lichtmesstag 1564 waren die Räuber 'in Adelsberg und zogen von da auf. Reifniz, wo sie nach gewohnter Art mit Mord und Brand wütheten.^ Im Gefolge der Kriegsheere zog der Würgengel der Pest über das unglückliche Land, 1557 entvölkerte sie Krainburg, 1563 und 1564 die Hauptstadt Laibach, so dass viele Einwohner fort- zogen und sich auf den nahe gelegenen Bergen ansiedelten.* # Im Jahre 1558 übergaben die Lande die Verwaltung des Grenz- kriegswesens ihrem Landesfürsten, dem nunmehrigen Kaiser Fer- dinand L, als obersten Kriegsherrn.^ Natürhch hörten damit ihre Lei- stungen nicht auf, ja sie steigerten sich von Jahr zu Jahr angesichts der immer wachsenden Gefahr. Im Jahre 1558 bewilligte der krai- nische Landtag. zur Unterhaltung des Kriegswesens im Lande, dann an der kroatischen Grenze, auf vier Jahre jedes Jähr 60,000 Gulden, zur Unterhaltung der gerüsteten Pferde den sechsten Pfennig und zur Aufstellung von 600 Bogenschützen statt des dreissigsten Mannes von jeder Hube 24 Kreuzer, von einer halben Hube 12 Kreuzer und von einer Hofstatt 6 Kreuzer.® Aber auch den Kaiser traf die Grenz- vertheidigung schwer; im Jahre 1564 belief sich sein Beitrag zu der- selben auf monatliche 45,547 Gulden.' 1 Parapat 1. c. S. 156. 8 Valv. XV. 466, 467, 8 Parapat 1. c. S. 157 ; Valv. XL 8, 467. * Valv. XI 113, 716. ^ Landsch. Arch., Eingabe der Stände an Kaiser Max II., 1574. ö Mitth. 1859 S. 88. ' harter, Ferdinand IL, L S. 282. 192 Am 25. Juli 1 564 starb Kaiser Ferdinand I. Von seinem Bruder Karl hatte er 1556 die deutsche Kaiserkrone ttberkommen, welche nun durch dritthalbhundert Jahre, mit einer einzigen Unterbrechung, bei der deutschen Linie des Hauses Habsburg blieb. Die Kronen von Ungarn und Böhmen sah Ferdinand noch mit der römischen vereinigt auf dem Haupte seines Erstgebornen, Maximilian. Als dieser zum unga- rischen König gekrönt wurde, erschienen in dem glänzenden Gefolge desselben auch sieben krainische Edelleute mit 34 Pferden.^ Unter den Leiden der türkischen Invasion und dem Kampf zwischen altem und neuem Glauben hat sich doch stets die Milde und Gerechtigkeit Ferdinands, aber auch die Treue und Ergebenheit seiner Völker be- währt. Mehr als einen Beleg dafür haben uns die Verhandlungen der Ausschusstage geliefert, welche, durch Ferdinand ins Leben gerufen und in aller Weise, freilich unter manchem Widerstand von Seite der privilegitten Stände, gefördert, mitten in einer Zeit forderalistischer Zerfahrenheit den Reichsgedanken verkörperten, die Völker einander näherten und durch Concentrirung der Kräfte Europa vor der drohen- den Ueberflutung asiatischer Barbarei bewahrten.^ » Valv. X. 340, 341. > Prof.Bidermann (Geschichte der österrdchischen Gesammtstaatsidee, I. Abth., Innsbr. 1867) hat das Streben Ferdinands nachgewiesen, aas den durch ihn beherrsch- ten Ländern (Innerösterreich, Tirol, Vorderösterreich, Elsass, Görz, Frianl, Triest, Böhmen, Ungarn, Kroatien und Slavonien) ein Ganzes zu schaffen und riicksicht- lich der gemeinschaftlichen Angelegenheiten sie centralistisch zu regieren. Interessen- gemeinschaft bestimmte die Böhmen, Kroaten und Ungarn zur Unterwerfung, rück- sichtlich Anerkennung der von Ferdinand geltend gemachten Herrscherrechte. i 1 193 Viertes KLapitel. Anfänge der Reformation. 1. Vorbereitende Zustände. Wenn auch weit entfernt vom Mittelpunkte der grossen refor- matorischen Bewegung des 16. Jahrhunderts, hatKrain doch frühzeitig ihre Schwingungen gefühlt. Waren es doch auch hier im grossen und ganzen dieselben Erscheinungen wie in Deutschland, welche den Boden für die Saat der neuen Lehren vorbereiteten. Unser Vater- land gehörte damals noch zu seinem grössten Theile der alten Mutter- kirche Aquileja an, deren Patriarchensitz durch wechselnde Schick- sale nach Udine übertragen worden war. Dort herrschten, wie im alten Mutterlande der Kultur überhaupt, die schlimmsten Uebel der Kirche : Indiflferentismus und weltliche Ueppigkeit. Selbstsüchtige Miethlinge statt aufopfernder Hirten setzte der Patriarch über die ihm anver- traute Herde, und so wucherten denn auch unter solchem Regiment alle Laster einer zügellosen Zeit: Habsucht, Schwelgerei, Gewalt- thätigkeit.^ Wie sich die Zustände des Klerus zu Ende der Regierung Maximilians L gestaltet hatten, davon haben uns die Innsbrucker Ver- handlungen (1518) ein anschauliches Bild entrollt. Aeusserhch beraubte sich der Priester aller Achtung und alles Einflusses auf die Gemeinde durch seine zügellosen Sitten, innerlich fehlte ihm das Wissen und die Kraft der atis demselben geschöpften Ueberzeugung, welche die Ver- kündiger der Reformation unwiderstehlich machten. Dazu gesellten sich die Ungunst der Zeit, die unglückliche Lage des Landes, dessen Gren- zen der Eroberungssturm der Osmanen mit fast ununterbrochenem Waffenlärm erfüllte. Dieser verschlang alle geistigen und materiellen Kräfte in dem einzigen Ziel : Wache zu stehen zum Schutze des hei- matlichen Herdes und der bedrohten Civilisation des Abendlandes. Keine Spur einer niederen oder höheren Schule im Lande, abgesehen von wenigen Kloster- oder Dorfschulen, keine Spur einer Obsorge für * Belege in den erzbischöflichen Protokollen von üdine. Ueber die Zustände Korns s. Janus, der Papst und das ConcÜ, Leipzig 1869, S. 373—392; über jene der Nachbarländer: Robitsch, Gesch. des Protestantismus in der Steiermark, 1859, S. 4; Muchar, Geschichte der Steiermark VIII. 330—331, 451, 464; Hermann, Geschichte Kärntens 11. 158 f. 13 194 die Entwicklung des begabten Volkes. Nur Einzelne, Söhne begün- stigter Stände, holen sich die Grundlagen höherer Bildung auf den benachbarten italienischen oder deutschen Universitäten. Was die Lai- bacher Diöcese betrifft, so waren ihre Oberhirten nicht selten durch Herkunft und Bildungsgang ihrem eigentlichen Berufe entfremdet, fiischof Rauber wenigstens war, wie wir gesehen haben, mehr Krieger und Diplomat, als, wie er seiner Würde zufolge hätte sein sollen, ,Auf- seher' und Leiter der ihm anvertrauten Gemeinde. Wir finden kaum eine Spur regelnder oder bessernder Einwirkung von einer oder der andern Seite. So war denn alles hier reif, die Eindrücke in sich auf- zunehmen, welche mit der unwiderstehlichen Gewalt geistigen Lebens- dranges alle Ländergrenzen überfluteten. Nie hätte jedoch die Reformation ihren Gang durch Eiu^opa und speciell durch Oesterreich mit solch siegreicher Schnelligkeit zu- rücklegen können, wäre ihr nicht der mächtigste Hebel des Wortes zur Seite gestanden : die Buchdruckerpresse. Und so ist denn auch das erste Edict, das König Ferdinand L, ehe noch das erste Jahr seiner Allein- regierung verflossen war, am 12. März 1523 in Religionssachen erliess, gegen die Verbreitung der Schriften Luthers und seiner Anhänger in den niederösterreichischen Landen, also auch in Krain gerichtet.^ Hier war es wohl der lebhafte Handel, der die Verbreitung des gedinick- ten Wortes förderte, wie er später zum Vertriebe der ersten selbst- ständigen Geistesproducte Krains thätig war. Doch, während schon in Wien die Scheiterhaufen der Inquisition für hartnäckige Ketzer lodern, finden wir nichts von gewaltsamer Unterdrückung in dem un- beachteten stillen Winkel unserer Heimat. Die neue Lehre hat bald ihre Anhänger in der einheimischen Priesterschaft selbst gefunden, welche sie von der Kanzel verkündet. Die höheren Stände verhalten sich noch gleichgiltig, so dass Bischof Rauber, wie die krainische Landschaft 1525 ihre Gesandten nach Augsburg auf den Reichstag sendet, sich ihrer bedienen kann, um seiner Beschwerde über die Prediger Ausdruck zu geben. ,Es ist leider in dem Land grosser Irr- sal, welcher am meisten durch die Prediger entstanden, aus Ursach, dass sie widerwärtig Sachen auf der Kanzel und sonst anzeigen, die mehr zu ZeiTüttung des Glaubens, zu Unfried und Aufruhr, als zu Einigkeit dienen.' Offenbar deutet hier der Bischof auf den Bauern- aufstand dieses Jahres hin, unter dessen Forderungen wir auch der * Abgedruckt bei Raupach, Evangelisches Oesterreich, Hamb. 1732—44, II. 23, aus dem Codex austriacus. 195 Abschaffung der Ablasstaxen und neuen Zehente und der freien Wahl der Pfarrer durch die Gemeinden begegnen* Als der Landesverweser Josef von Lamberg dem Bischof die für die Gesandten entworfene Instruction zur Durchsicht übersendete, schrieb ihm dieser: ,Hieneben möcht auch die fürstiiche Durchlaucht ersucht werden, der lutherischen Sachen halben gnädige Fürsehung der Billigkeit n^ch zu thun, damit nicht täglich mehr Irrsal der Obrigkeit, wie bisher beschehen. Und sofern der Erzpriester morgen bei Euch sein wird, so sagt ihm, dass unser Rath ist, dass man ihn bei Ihrer fürstlichen Durchlaucht als einen lutherischen Ketzer anzeige. Und er alles das leugt, so er nur reden kann. Das schreiben wir jetzo darumben, dass uns gestern angezeigt ist, wie seine (des Erzpriesters) Priester und Kaplan', so jetzo neulich auf 3. Lukastag zu S. Lukas neben viel frummen Prie- stern Mess gelesen haben, lutherische Mess und nicht, wie die chri- stenlich Kirchen solchs gesetzt, gelesen und Canones ausgelassen, solches sie von ihm gelernt.'* Also war es schon acht Jahre nach Luthers Auftreten ein Würdenträger der Erzdiöcese Aquileja, der die Messe nach protestantischer Anschauung reformirte und auch seinen untergeordneten Klerus dazu anhielt. Der Bischof hatte keine Macht, diesem Beginnen zu steuern, da der Reformator nicht sein Diöcesan war, und vom Patriarchen war keine Abhilfe zu erwarten, denn er kümmerte sich nicht um seine Diöcese, deren Leitung er vollständig Erzpriestern tiberliess. So musste denn das Uebel bald auch die Grenzen der Diöcese von Aquileja überschreiten und in das bischöf- liche Gebiet eindringen, und wir finden auch bereits im Jahre 1527 in Laibach einen Ki^eis protestantisch gesinnter Männer um den späteren Landschrannenschreiber* Mathias Klombner sich scharen.* Alle ge- hörten dem Bürgerthum an, denn der Adel mochte durch die frische Erinnerung an das reUgiös-communistische Programm des Bauernauf- stands von dem offenen Bekenntniss der neuen Lehre noch abgehalten werden. Indessen hatte diese in den österreichischen Ländern bereits ^ Landsch. Arch. Fase. 207. Instruction fdr Augsburg und Schreiben des Bischofs vom 27. Oktober. « Landsch. Prot. I. Fol. 13. ' Elze, Superintendenten der evangelischen Kirche inXrain, Wien 1863, S. 1. Bischof Chrön sagt in seinem in der Laibacher Seminarsbibliothek anfbowahi-ten Manuscript (Mitth. 1864 S. 2): ,Primi haeresis Lutheranae in Carniolia autores ex Laicis erant: Mathias Elobner, E. E. Landschaft. Landschreiber, Mathias Zweckl, Andreas Farrest; primi seductores laici: Leonardus Budina, Cristoph. Prunner, Adam Bochoritsch, Bart. Picus.* Wie man sieht, aUes Bürgernamen. 13* 1 196 solche Verbreitung gewonnen, dass die Kirche sich genöthigt sah, den weltlichen Arm gegen die Anhänger Luthers zu Hilfe zu rufen. Am 20. August 1527 erliess Ferdinand von Ofen aus sein Generalmandat wider die Lutheraner. Mit Bezug auf die gegen Luther ausgesprochene Reichsacht und das Verbot seiner Bücher werden in diesem Mandat die ausgestreuten Irrlehren ausführlich erörtert und die Strafen gegen dieselben festgesetzt: Feuertod gegen Antastung oder Verachtung der Gottheit oder Menschheit Christi, dessen Geburt, Leiden, Auferstehung, Himmelfahrt, in Rede, Predigt oder Schrift; Gefängniss für Unterlas- sung der Beichte; Gefängniss bei Wasser und Brod für Uebertretung des Kirchengebots der Fasten. Das Bücherverbot wird erneuert, lan- desfürstliche Beamte, die das Mandat nicht ausführen, mit Amtsent- setzung, Städte mit Entziehung ihrer Privilegien bedroht, den Anzeigern Belohnung zugesichert,^ kurz, die ganze Macht des Staates gegen einen unsichtbaren Feind aufgeboten, der in jedem Hauch des von Deutschland her wehenden Geistes der Wissenschaft lebte und webte. Das Ofener Mandat wurde auch dem Krainer Landeshauptmann Veit von Thurn und dem Landesverweser Jörg von Gall in 160 gedrück- ten Exemplaren überschickt, deren Verbreitung im ganzen Lande befohlen wurde, ^ ein Beweis für die allgemeine Verbreitung der ver-- pönten Lehren. Die nächste praktische Folge dieser war die Verweige- rung des geistlichen Zehenten und der von den Priestern verlangten Opfer, gegen welche ,lutherischen Anmassungen' der Patriarch von Aquileja einen Schutzbrief König Ferdinands erlangte, welcher Geld- und Leibesstrafen gegen die Verweigerer der geistlichen Abgaben und diö Verbreitung unkatholischer Lehre androhte (15. Nov. 1528). ^ Wie der Staat der Kirche seinen Arm geliehen hatte, um gegen die Verächter ihrer Gebote einzuschreiten, so ergriff er, eben nicht zum Vortheile der geistlichen Autorität, die Initiative, um die ver- rotteten Zustände der Hierarchie zu untersuchen und zu bessern. Ein Edict vom 24. März 1528 ordnete eine allgemeine Visitation in den österreichischen Erblanden an. Mitglieder der diesfälligen Commission von weltlicher Seite waren: Christoph, Bischof von Laibach, Christoph von Zinzendorf, Wolfgang Matseber. Geistliche Commissarien waren denselben zugeordnet.* Doch wir hören und sehen nichts von dem Erfolge dieser wohlgemeinten Massregel, ebenso wenig als von jenem * Kaupach H. Beil. S. 60. . 2 Valv. VII. 431. 3 Laib. Domkap.-Arch., Mitth. 1864 S. 1. * Eaupach II., 47. Beil., S. 70 Nr. VII. ^ N 197 , - / ^^"^ des am 20. Juli d. J. ergangenen Mandats wegen Bestrafung der Ketzer als VerbrecKer ^ und des am 24. Juli erneuerten Verbots ,sectisclier' Bücher und des Druckes sowie Verkaufs derselben. Nach diesem letzteren sollten Druckereien nur in Landeshauptstädten errichtet, kein Buch ohne Bewilligung der niederösterreichischen Statthalter und Regenten oder des betreffenden Landeshauptmanns gedruckt werden. Denjenigen , welche sectische Bücher drucken oder feil- haben würden, ward angedeutet, dass, sobald sie in den Erblanden betreten würden, sie als ,Hauptverführer und Vergifter aller Länder' ohne alle Gnade stracks am Leben mit dem Wasser gestraft (d. i. ertränkt), ihre verbotenen Waren aber verbrannt werden sollten.C_. C Sm 16. November l J29C^ard dieses Verbot in Krain erneuert.^-Wie wenig jedoch dies Aufgebot von Wasser und Feuer gegen Gutenbergs schwarze Bataillone fruchtete, ersehen wir aus einem, \4:. Oktober 1530, an den Landeshauptmann Hans Kazianer gerichteten Mandate gegen die Verbreitung der neu gedruckten lutherischen und sectischen Schriften und Bücher. Diese Bücher, hiess es darin, seien nicht blos nicht zu lesen, sondern zu vertilgen, was schon öfters befohlen wor- den, aber nicht beobachtet werde. Vielmehr sähen die Obrigkeiten der Verbreitung dieser Schriften zu, die den gemeinen Mann in Irrthum führen müssten; der Landeshauptmann solle daher in den Städten, Märkten, Gebieten, durch Mandate und Befehle, wie auf anderm Wege darob sein, dass solche Bücher nicht gelesen und verkauft werden, und die Verkäufer bestrafen.^ Blieben auch alle diese Re- pressivmassregeln wirkungslos, so durften die Anhänger der neuen Lehren es doch noch nicht wagen, mit ihrer Propaganda öffentlich aufzutreten, blieb ja doch auch ihre heimliche Wirksamkeit nicht ungestört, wie ein Befehl des Landeshauptmanns Kazianer vom 17ten @j JL öSSIbe weist^ einige der lutherischen Secte Angehörige, , welche neben" andern ketzerischen Artikeln wider das hochwürdige Sacrament unseres Seligmachers und wider die hochgelobte Königin Jungfrau Maria in Winkeln heimlich predigen', gefänglich einzuziehen.^ Kazianer handelte dabei als ergebener Diener des* Landesfürsten, eine andere 1 Raupach II. 49. ( 2 Raupach 11.49. 3 Elze, Artikel ,Truber* in Herzogs Realencyklopädie für Theologie und Kirche, Suppl. III. 360. * Radics, Herbart, 188, nach dem landsch. Arch. ^ Elze, Superintendenten, S. 2. 1»8 HalCung beobachteten dagegen die Stände, als Vertreter des Landes und Inhaber gerichtlicher und administrativer Autonomie. Sie hatten sich noch nicht ofifen erklärt, aus Gründen, die bereits angedeutet wurden ; welche Partei sie aber eventuell zu ergreifen gesonnen wären, zeigten sie unumwunden in ihrem Verhalten den päpstlichen Sanun- lern gegenüber. Sie beschlossen, denselben zu gebieten, das Land zu verlassen, und selbst in dem Falle, dass sie einen königlichen Befehl vorweisen sollten, ihnen das Sammeln doch nicht zu gestatten, bis man an den König Ferdinand darüber berichtet hätte. ^ 2. Traben erttei Aoftretan. Beiohitag in Aogfbnrg. ZAmpfe in der alten ' Zirobe. Der Tag von Hagenan und dai Beligionigesprach von Worms. (1530-16i0.) Aus dem Stande^ der den Verfall der Religion verschuldet, sollte der Mann hervorgehen, dem es beschieden war, nicht allein der evan- gelischen Lehre, allen Anschlägen der Gewalt zum Trotze, den Weg zu dem Herzen des Volkes zu bahnen, sondern auch dessen seit deiz Zeiten Gyrills und Methods vernachlässigtes und missachtetes Idiom im Dienste des religiösen Bedürfnisses zum Range einer Schriftsprache zu erheben. Primus Trüber, geboren 1508 wahrscheinlich am 8. Juni* zu Raschiza,* nahe dem Stammschlosse der Auersperge, als Unterthan und Erbhold dieses altberühmten Geschlechtes ,* besuchte die Schuieü in Fiume (1521), Salzburg und Wien, war arm wie Luther und musste wie dieser sich sein Brod vielfach nach der Sitte der Zeit durch Ab- * LandtagsprotokoUo I. Fol. 2. 3 Elze, Superintendenten, und dessen citirter Artikel in Herzogs Beal-En- cyklopädie. » öogenwärtig das bevölkertste Dorf der Ortsgemeinde Auersperg mit 207 E.; Ortsrepertorium des Herzogthums Krain, S. 14. * Nach einer von Kitzinger in den Mitth. 1865, S. 2, angeführten Aeusserung des Bischofs Chrön in seinen Notaten wäre Trubers Vater, Hieronymus Bartolo- mäus, öffentlicher Notar gewesen und im Bauernaufruhr (des Jahres 1515 ?) von den Aufständischen an einen Baum gehängt worden. Die Stelle lautet : ,Postea (Truberas) publice confessus est per conciones , patrem ejus (Hieronymus Bärtolomaeus, notarins publicus) a rebeUibus rusticorum in tumultu suspensum ab arbore.* Trüber selbst aber bezeugt in der Vorrede zur slovenischen üeborsetzung des Neuen Testa- ments (Tübingen 1577), er sei ein Kind und Erbhöld Krains, er sei ,auf der East- zhitzS ,dem Freiherm von Auersperg gehörig*, geboren. Schnurrer, Slavischer Bücher- druck in Würtemberg, Tübingen 1799, S. 119 — 121. •r'. 199 singen geistlicher Lieder von Haus zu Haus erbetteln. Seine Armuth verwehrte ihm den Besuch einer Universität, daher er auch nicht in der Lage war, sich die Kenntniss des Griechischen und Hebräischen zu erwerben. Dagegen war er in Fiume mit dem Illyrischen und Ita- lienischen bekannt geworden, von welchen Sprachen besonders die erstere ihm später zustatten kommen sollte. Als er (1527) in seine Heimat zurückkehrte, fand er -an dem Bischof von Triest , Peter Bo- nomo, einen Gönner, der ihn als ,Discantisten' in seine Cantorei auf- nahm und seine geistliche Ausbildung vollenden half. Sein Einfluss verschaffte ihm (1530) die Kaplanei S.Maximilian in Cilli und später die Pfarre zu Lack bei Ratschach an der Save und zu Tüffer. Hier war es, wo der junge feurige Mann, der wohl schon aus der Fremde den Samen der neuen Ideen mitgebracht, Gelegenheit fand, in eifrigem Predigen gegen kirchliche Missbräuche seinen Beruf als Verkündiger des Evangeliums zu bewähren. Es galt den Visionen einiger eksta- tischer Weiber entgegenzutreten, welche Heiligenerscheinungen vor- gaben und verlangten, den Zorn des Himmels durch Kirchenbau zu beschwichtigen. Dagegen wies Trüber das Volk zur rechten Busse und Erkenntniss Christi nach den Worten der Schrift an, ohne dass er sich jedoch im übrigen noch von der Kirche getrennt hätte. Der Ruf seiner Predigten mag ihn im folgenden Jahre (1531) an den Dom in Laibach geführt haben, aUein hier verwickelte ihn sein Feuereifer in den ersten Conflict mit seinen geistlichen Obern. Er vertheidigte hier von der Kanzel nicht allein den wichtigsten protestantischen Lehrsatz von der Rechtfertigung durch den Glauben, sondern pre- digte noch dazu gegen den Cölibat der Geistlichen und die Austhei- lung des Abendmahls unter Einer Gestalt, für zwei der populärsten Forderungen jener Zeit, welche wir noch eine wichtige Rolle werden spielen sehen. Auf das Wagniss Trubers folgte alsbald das Predigt- verbot des Bischofs Rauber, allein der Stadtmagistrat öffnete ihm das unter dessen Patronat stehende Kirchlein der heil. Elisabeth im Bürgerspitale Laibachs, wo er seine Predigten unter steigender Theil- nahme des Adels und der Bürgerschaft ungestört fortsetzte. Seit 1536 hatte sich ihm der Domherr Paulus Wiener, ein angesehener Mann, ständischer Verordneter und als solcher oft mit Slissionen an den Hof betraut, angeschlossen und Trubers Lehre rasch entschlossen zur That gemacht, indem er sich vereh lichte.^ Auch der Domherr David Hasiber und der Kaplan der Spitalskirche Andreas Latomus ' Das Vorstehende nach Elze's ciürten 2wei Schriften. . 200 traten zur neuen Lehre über.* Im Jahre 1540 erwirkte jedocli der Landeshauptmann Niklas Jurischitz einen königlichen Erlass, infolge dessen sich Trüber auf seine Pfarre in Lack zurückziehen musste. Nichts kann besser die Machtlosigkeit der katholischen Hierarchie gegen- über den neuen Glaubensideen illustriren, als ein Decennium ungestör- ter protestantischer Propaganda in der Hauptstadt des Landes unter den Augen des geistlichen Ol^erhirten und der mit aUen Mitteln der Inquisition reichlich ausgestatteten weltlichen Macht. Während Trüber der neuen Lehre das Gewicht seines Wortes lieh, verhielten sich die herrschenden Stände des Landes, Adel und Ritterschaft, keineswegs unthätig. Auf dem Reichstage zu Augsburg, wo die protestirenden Stände Deutschlands (25. Juni 1530) dem Kaiser infolge seiner Aufforderung eine Denkschrift über^ die Unterschei- dungslehren des alten und des neuen Glaubens, das später sogenannte Augsburg'sche Bekenntniss (confessio Augustana) überreicht hatten, waren, wie wir gesehen haben, auch die Abgeordneten Krains an- wesend: der Bischof von Laibach, Georg von Auersperg und Sigmund von Weichselberg. Ueber ihren Anschluss, selbstverständlich mit Aus- nahme des Bischofs, an das neue Bekenntniss liegt uns zwar kein Document vor, aber in späteren Actenstücken haben die Krainer Stände sich oft darauf berufen, dass auch sie auf dem denkwürdigen Tage von Augsburg ihr protestantisches Glaubensbekenntniss niedergelegt hätten. Von nun an sehen wir die Stände übrigens ununterbrochen ihre Sympathie und ihren Zusammenhang mit der grossen religiösen Bewegung Deutschlands festhalten und in ihren Beschwerden über kirchliche Misstände immer deutlicher das Verlangen nach Gewissens- freiheit hervortreten. Auf dem Tage von Linz (5. Februar 1530, daher noch vor dem Erscheinen in Augsburg) bitten die Ausschüsse den König, bei Kaiser, Papst und den Ständen des Reichs auf Beilegung der ,Spaltung der deutschen Nation im christlichen Glauben' hinzu- wirken, da dieselbe der Erlangung eines glücklichen Erfolges in der Vertheidigung gegen die Türken eher hinderlich als förderlich sein dürfte.2 Auf den Tagen von Innsbruck (1532), Wien (1536/37 und 1539) und Linz (1535), wiederholen sich die Klagen über die Pre- diger, deren ,Missverstand' und ,Unschicklichkeit' sowie deren ,offen-^ bare Laster', über den Mangel an Predigern überhaupt, wodurch das * Mitth. 1864 S. 2 ; Manuscript des Bischofs Chrön. 2 Landsch. Arch. Fase. Rel. S. Nr. 9, Conv. 69. ^ 201 Volk^ aller religiösen Anleitung entbehre. Auf dem Wiener Aus- schusstage, Dezember 1536 bis Januar 1537, kommt es bereits zu einer erregteren Verhandlung.* Die Ausschüsse klagen über die Reli- gionsspaltung, den daraus hervorgehenden Majigel an Priestern und die Verwilderung des Volkes. Wenn, ein Prediger dem gemeinen Mann das Wort Gottes christlich in verständlicher Weise predigen wolle, werde es ihm, der ,Regensburger Ordnung' zuwider, nicht gestattet. Die Stände- spielten hier offenbar auf die Massregeln gegen prote- stantische Prediger an. In diesem Punkte hatten sie jedoch kein Recht, sich auf die Regensburger Beschlüsse zu berufen. Auf dem sogenann- ten ßegensburger Convent (Ende Juni 1524), an welchem Oesterreich, Baiern und die geistlichen Staaten Süddeutschlands sich betheiligten, waren nendich allerdings Reformen und Zugeständnisse auf kirchlichem Gehiete beschlossen worden, welche die ärgsten Uebelstände des bis- herigen Kirchenwesens betrafen und festsetzten, dassdie Besetzung -der geistlichen Stellen mehr nach persönlicher Würdigkeit erfolgen, eine Menge kirchlither Erpressungen wegfallen, der Ablasskram auf- hören, finanzielle UebergrifFe beschränkt werden sollten. Allein zu weiteren Einräumungen an die neue Lehre wollte man sich unter keiner Bedingung verstehen ^ und alles abwehren , was einer Begün- stigung derselben auch nur ähnlich sähe.^ König Ferdinand erwiderte daher auch den Ständen, dass er bisher in der Religion nichts ange- ordnet' habe, als dass Gott ,um Verleihung seiner Gnade und Milde- rung seines Zorns' angerufen und jedermann zur Busse und Besserung und Befolgung der Gebote Gottes nach dem althergebrachten christ- lichen Glauberi, d. i. nach katholischen Grundsätzen angewiesen werde. Diesfalls sei auch ein Generale ergangen und die Weisung gegeben worden, dass sich nach der Regensburger Reformation benommen werde. Wenn nun dem entgegen gehandelt werde und die Geistlich- keit nicht geschickte und taugliche Prediger angestellt habe, so wäre dies Ihrer Majestät nicht lieb, der König trage. auch keine Schuld daran. Ihre königliche Majestät wolle an alle Ordinarien schreiben und Befehle ergehen lassen, auch eine allgemeine Visitation anordnen und dort, wo es nicht nach der Regensburger Ordnung gehalten werde, selbst das Nötihige verfügen. Aber daneben wolle Ihre Majestät den Ausschüssen nicht verhehlen, dass Ihre Majestät mehrmalen gründ- lichen Bericht empfangen, dass in Ihren Landen an etlichen Orten ^ Landsch. Arch. Fase. 92 / Wien. Ges. Nr. 8. 2 Häusser, Gesch. des Zeitalters der Eeformation, Berlin 1868, S. 102. ( 202 nicht aüein der Regensburger, sondern aüer ehrisUichen Ordnung ent- gegen gehanddt werde. Ihre Majestät begehren daher yoq den Aus- schüssen, dass sie diess ihren Landschaften anzeigen und diese ver- fügen, dass von jedermann, wie Ihre Majestät selbst wünsche, der Regensburger Reformation nachgelebt werde. Die Ausschüsse dankten für diese Versprechungen und Versicherungen des Königs und baten um Beschleunigung der Visitation, ,damit niemand unschuldig verdacht oder wider die Billigkeit beschwert werde'. Darauf erwiderte der König, seine früheren Versicherungen wiederholend, dass die von ihm erwähnte ,Handlung wider die christliche Religion^ von welcher die Ausschüsse nichts wissen wollten, landkundig (landmärig) sei, er wolle aber nicht zweifeln , dass die Landschaften künftig ,auf solch böse I Handlung mehreres Aufsehen haben' und dieselbe abstellen virerden. Da es aber gegenwärtig um Wichtigeres sich handle und die Dinge keinen Aufschub leiden, schloss der König — auf den Zweck des Aus- schusstages, Vertheidigung gegen die Türken, anspielend, — so wolle er , diesen Artikel (wegen der Religion) in Ruh gestellt haben und für diesmal nicht weiter davon handelnd Doch war damit die Ver- handlung noch nicht geschlossen. In der vom 12. Januar 1537 datirten ,Be8chlusschrift der fünf niederösterreichischen Lande und der Graf- schaft Görz' kamen dieselben auf die Religionssachen zurück. Sie erklärten: ,Inbetreflf der Religion halten es 'die Ausschüsse zwar für nöthig, ihrer und ihrer Mitverwandten ,fernere Entschuldigung zu thun^ hätten aber bedacht, dass diess am füglichsten mündlich durch ihre Verordneten bei Ihrer königlichen Majestät geschehen könnte', worauf der König (18. Januar 1537) erwiderte: ,Der Religion halben, derhalben sich die Ausschüsse durch ihre Verordneten mündlich Ent- \ schuldigung zu thun vernehmen lassen, hätten ihnen Ihre Majestät . auf ihr erstes Anzeigen so weit den Artikel berührt, auch hernach | dermassen gnädigste Antwort gegeben, daran billig die Ausschüsse ^ zufrieden und derhalben zur Ruhe sein sollten, wie sich Ihre könig- liehe Majestät noch also gnädiglich versehe.' ' Dass durch die von TCönig Ferdinand in Aussicht gestellten Verfügungen die kirchlichen Uebelstände nicht behoben wurden, zeigen schon die Verhandlungen des auf den Wiener gefolgten Linzer Aus- schus^tags im August 1538.^ Schon in der Instruction der Krainer ' Gesandten wurden dieselben angewiesen, ,Ihre Majestät zu bitten, schreien und anzurufen', dass Ihre Majestät ,den Landen und ihren ^ Landsch. Arch. Pasc. Eel. S. Nr. 10. ' . 203 getreuen TJnterthanen zur Ruhe die bösen Missbräuche gnädigst ab- stellen'. In ihrer Antwort auf den königlichen Vortrag (4. August) führten die Ausschüsse an, dass in allen Erblanden an verständigen Predicanten merklicher Abgang und Mangel, auch an manchen Pfarr- kirchen gar kein Seelsorger mehr vorhanden sei, und baten um Abhilfe. Der König erwiderte darauf, der Mangel an Priestern komme nicht * zum geringsten Theile von der Entziehung pfarrlicher Einkünfte und gestifteter Güter, wodurch die Erhaltung der Geistlichen unmöglich werde, und von anderweitiger schmählicher Behandlung der letzteren her. Es solle übrigens zur Erhebung der Ursachen des angeblichen Priestermangels eine Visitation abgehalten werden, In ihrer ,Beschluss- schrift' wiesen die Ausschüsse den Vorwurf des Königs zurück. Es sei ihnen nichts von Entziehung geistlicher Einkünfte bekannt, und Ihrer Majestät Obrigkeit würde sie, wenn sie vorkäme, nicht gestatten. Der Mangel an Priestern komme aber vom Missbrauch der Pfründencumu- ürung und der ,Absenten'. Dies waren geistliche Pachtschillinge, welche der Inhaber einer Pfründe von demjenigen untergeordneten Amtsbruder erhob, dem er die Obsorge über die ihm anvertrauten Schäflein überliess. Sie waren so bedeutend, dass der Vicar sie nicht erschwingen konnte und daher genöthigt war, die Pfründe zu verlassen. Die Krainer Gesandten erstatteten eine mit der vorstehenden über- einstimmende Rechtfertigung, in welcher sie noch beifügten, in Krain sei es bisher noch nicht erhört, dass den Geistlichen eine Schmach oder Unbill zugefügt worden wäre, und es wäre die Visitation von Seite der geistlichen und weltlichen Obrigkeit besonders auf dem Lande am Platze. Auf eben diesem Ausschusstage, wie auf jenem zu Wien (November und Dezember 1539) gaben die Ausschüsse bereits ihrer. Theilnahme an dem nothwendig auch auf OesteiTeich rückwirkenden Gange der Dinge in Deutschland und der Solidarität der protestantischen Inter- essen den entschiedensten Ausdruck. Es war die Zeit der Versöh- nungsversuche des Kaisers, welche auch in den österreichischen Erblariden S)anpathie und neue Hoffnungen auf eine günstigere Gestal- tung der religiösen Verhältnisse erweckten. Die Instruction für die Abgesandten Krains zu der Linzer Versammlung (August 1538) machte denselben zur Pflicht, den König zu bitten, dass er bei Papst, Kaiser und an andern Orten ,es allergnädigst fördere und behilflich sein wolle, damit eine Vereinigung im Glauben beschlossen und nicht der- massen, wie bisher, im Irrthum gelebt, Leib und Seele verführt werde. Das würde auch die Stände des Reichs zu ansehnlicher Hilfe, Ihrer 204 Majestät und den Landen zum Trost, verursachen/ In der Antwort auf den königlichen Vortrag (4. August 1538) stellten die Ausschüsse der niederösterreichischen Lande auch die Bitte: da einige Fürsten des deutschen Reichs Wegen der dortigen Spaltung ihre Hilfe (zum Türkenkrieg) verweigern, so möchte der König an den Kaiser eine Botschaft absenden, damit ein ,gemeiner Reichsfriede oder Stillstand^ zustande komme und ein ,vollkommener' Reichstag zur Berathung der Türkenhilfe ausgeschrieben, auch in der Religion durch ein General- oder Nationalconcilium, d. i. mit oder ohne Rom, Ordnung hergestellt Werde. König Ferdinand erwiderte darauf, er habe nichts unterlassen, den Kaiser zur Beilegung der Religionsspaltung zu bewegen, und werde darin fortfahren.* Auf dem Wiener Ausschusstage brachten die Aus- schüsse schon in ihrer ersten Antwort auf den königlichen Vortrag (22. November 1539) die Religionssache zur Sprache. Sie forderten eine ,gute christliche Vergleichung' und ,gelehrte Predicanten' und baten zu diesem Zwecke um ein ,General- oder Nationalconcilium', auch damit die ,protestirenden Stände' des Reichs nicht ihre Hilfe zu verweigern Ursache hätten, um Erwirkung eines ,gemeinen Reichs- friedens oder Anstands' bei der kaiserlichen Majestät- Der König erklärte darauf, er halte das gewünschte Concil aus vielen wichtigen Ursachen für höchst nothwendig, habe dasselbe auch bisher beim Kaiser, soviel in seiner Macht gestanden, gefördert und hätte zur Verhütung der Spaltung gern gesehen, dass es zustande gekommen wäre. Er wolle es auch bei seinem bevorstehenden Zusammentreffen mit dem Kaiser ,mit sonders gnädigem Fleiss soUicitiren' und über- haupt es an nichts fehlen lassen, was im heiligen römischen Reich zu Fried, Ruhe, Einigkeit und Vergleichung immer dienlich und för- derlich sein möge. Indem die Ausschüsse für diese gnädige Zusiche- rung ihren Dank abstatteten, deuteten sie auch darauf hin, dass sie vom Concil auch Beihilfe zur Erlangung christlicher, geschickter und gelehrter Prediger erwartete n.^ Der Tag von Hagenau (Juni 1540) schien den Wunsch aller redlichen Katholiken nach einer Reform der Kirche zur Wiederver- einigung ihrer ausgeschiedenen Glieder der Verwirklichung näher zu bringen. Es gab da Bischöfe, welche glaubten, dass man in einigen der wichtigsten Punkte nachgeben, dass man die Priesterehe und den Kelch für die Laien bewilligen und den Gottesdienst in deutscher * Landsch. Arch. Fase. Eel. S. Nr. lO. ^ Landsch. Arch. Fase. 92. 205 Sprache gestatten müsse. Auch die kirchlichen Fastengebote und die Bilderverehrung schienen ihnen nicht zu den wesentlichen Dingen zu gehören.^ Es kam auch ein ,Äbschied' zustande, den der Kaiser sich wohl gefallen liess, wie König Ferdinand, 4. Oktober 1540, den zu Laibach im Landtag Versammelten i;nittheilen liess, mit dem Beisatze, dass laut desselben das , christliche Religionsgespräch zu Worms' noch im Oktober 1540 durch gelehrte und ,schidliche' Personen beider Par- teien seinen Fortgang haben solle -und dass der Kaiser einen Reichs- tag nach Begensburg ausgeschrieben habe» auf welchen er seine Hoffnung setze. ^ Das Religionsgespräch in Worms (November 1540 bis Januar 1541) brachte zwar keine Einigung der Religionsparteißn, denn ,die päpstlichen Abgeordneten hatten lediglich die Aufgabe, die Einigung zu verhindern, die sie auch glücklich lösten,' ^ allein der äussere Friede wurde erhalten und eine günstigere Lage der Prote- stanten vorbereitet. 3. Bitten der Stände tun freie Beligionsübnng. Trüber als Domherr und Dom- prediger. Wiedertäufer. Landtag in BUjr und Seichstag in Augsburg. Verhafts- befehl gegen die Häupter der Protestanten. Trüber flüchtet zweimal aus Erain. Der erste kindische Büoherdruok. (15^ -1550.) Auf dem Regensburger Reichstage (Februar 1541) wurde das in Worms begonnene ,Religionsgespräch', der Versuch einer Vermittlung der einander schroff entgegenstehenden Religionsmeinungen, fortge- setzt. Die Absicht des Kaisers ging dahin, Priesterehe und Laienkelch in Deutschland freizustellen. Dagegen erklärten sich einige protestantische Fürsten bereit, den Primat des Papstes anzuerkennen. Man einigte sich über einige der wichtigsten Lehren.^ Doch der Papst erklärte^ die Resultate des Religionsgesprächs nicht annehmen zu können, und behielt sich die Entscheidung auf einem Concil vor. War indessen auch die religiöse Vermittlung gescheitert, so erlangten die deutschen Protestanten doch durch den Reichstagsabschied vom 29. Juli günsti- gere Bedingungen. Der Nürnberger Friede wurde bestätigt und der. * Ranke, deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation, IV. 139, 140. . 2 Mitth. 1867 S. 44. Im landsch. Arch. in Laibach befindet sich ein Pascikel: Handlangen in Religionssachen zu Hagenau im Monat Juli 1540, dann der Abschied vom 25. Juli 1540. Der Fascikel trägt die üeberschrift : Religionssachen Nr. 2. S. Ranke 1. c. S. 138, 139. 8 Worte Ranke's 1. c. S. 141-148. * Ranke I.e. 148-155. 206 Uebertritt zum Protestantismus freigestellt.* Aber auch die öster- reichischen Protestanten hatten auf diesen Reichstag Hoflfnung^en für die von ihnen angestrebte Gewissensfreiheit gesetzt, und es waren zu demselben 24 Abgeordnete der niederösterreichischen Länder und der Städte Wien, Graz, Linz, S.Veit, Stein, Radkersburg, Komeu- burg, Enns und Laibach erschienen. Sie übergaben daselbst eine schriftliche Bitte um Freigebung des evangelischen Bekenntnisses und seiner Ausübung, indem sie die allgemeinen Landplagen, Türkennoth, Feuer und Pest, allein der Vernachlässigung der neuen reinen Religion und der Unbussfertigkeit in ihren Ländern zuschrieben.^ Ihre drin- gende Bitte fand jedoch keine Erhörung, der König entliess sie mit Bedauern, aber ohne Zugeständniss, mit Verweisung auf den Reichs- tag, dessen Beschlüsse aber nicht für Oesterreich galten, und auf das allgemeine Concil.^ Auf dem Ausschusstage in Lifaz (Oktober 1541) begnügten sich die Stände mit allgemeinen Bemerkungen über die Nothwetidigkeit eines christlichen, bussfertigen Lebens und der Bitte, der König woUe ,gnädigste Ordnung vornehmen, dass alles, was dem heihgen Wort Gottes zuwider ist, abgethan, das Wort Gottes gepre- digt und Gottesfurcht gezügelt werde*, wovon glücklicher Erfolg gegen den Erbfeind zu hoffen sei.* Doch finden wir nicht, dass diese Bitten eine andere Folge gehabt hätten, als das Mandat wegen des Mittag- läutens, welches Ferdinand am 20. Oktober 1541 erliess.** Die Krainer Gesandten hatten übrigens die specielie Instruction erhalten, um Ab- steUung der Kirchfahrt nach Salcano bei Görz zu bitten. ,Neulicher Zeit hat sich zu Salkhan in der fürstlichen Grafschaft Görz eine Kirchfahrt erhebt, also dass von dem gemeinen Mann von allerlei Landen und Sprachen ein grosser Zulauf. Man hat fürgeben, die Blinden wären sehend geworden, die Krumpen grad, die Lahmen gesund, das doch alles im Grund ein Abgötterei und Verführung, auch zum höchsten wider Gott und sein Wort. Wiewoht hrevor Mandat im Land ausgangen und Verbot geschehen, dass sich niemand auf solche Abgötterei geb', noch daselbs Hilf suech, es kunt niemanden helfen, ,wär' ein Aberglaub' und Entziehung Gottes Ehr', darauf Straf Land und Leuten von Gott nach Laut göttlicher Schrift gefolgt war, so ist doch solches alles nicht angesehen. Demnach Ihre königliche Majestät » Ranke 1. c. 160, 161; Häusser 1. c. 213. * Eaupach 1. c. I., Beü. IX. » Muchar 1. c. VUI. 465. * Landsch Arch. Fase. Rel. S. Nr. 10. «^ Mitth. 1864 S. 90. 207 unterthänigst zu bitten, dass Ihre M^-jestät von Gottes Ehr' wegen dieselb' Kirchfahrt gnädigst abstellen und verbieten wolle.' ^ Als König Ferdinand die Stände der niederösterreichischen Län- der 1541 im Monat Dezember nach Prag, der Türkengefahr wegen, berufen hatte, erneuerten diese im Auftrage ihrer Mandanten die gemeinsame Bitte um Freigebung der Religion. Am 13. Dezember 1541 fertigten die Ausschüsse, unter ihnen die Krainer: Sigmund Freiherr von Weichselberg, die Ritter Christoph Rambschüssel und Erasmus Scheyrer, dann von Seite der Grafschaft Görz der Ritter Bonaventura von Eck, und von den Städten Laibach, eine ausführ- liche Bittschrift. 2 Ihr Eingang weist auf die sociale Zerrüttung hin: ,dass schier kein recht politisch oder bürgerlich, sondern bei allen Ständen wider all gut Sitten, Ordnung und Recht ein frei Leben und in den^ sondern Haushaltungen unmässige Verschwendung und keine rechte Zucht ist, aber die führnehmlichst Ursach und grösst Ver- brechen ist leider Gottes und seines heilwürdigen Worts Verachtung.' Die Stände wissen kein anderes Mittel zur Abwendung des göttlichen Strafgerichts, welches in den verheerenden Türkeneinbrüchen sich kundgebe, als dass das Wort Gottes allenthalben nach christlichem Verstand gepredigt und das Volk zur Busse ermahnt werde. Der König habe sich auch von vielen Jahren her bemüht, die Religions- spaltungen zu vergleichen, wie es denn im jüngsten Reichstag (zu Regensburg 1541) so weit gekommen, dass voA vielen Artikeln gehan- delt und ein gemeiner Friede in den Religionssachen bis auf weitere Vergleichung geschlossen worden. Wofern aber sie (die Stände der niederösterreichischen Länder), als Unterthanen des Königs ia solchem allgemeinen Frieden in den Artikeln, die als christlich nach dem Wort Gottes zu erhalten wären, nicht begriffen wären, oder so einer diesen Artikeln zugethan, darüber in Sorgen Leibs und Guts stehen sollte, könnte es ihnen nicht anders denn schmerzlich sein. Deswegen sei der Landschaften höchstes herzlich Flehen und demüthigste Bitte, der König wolle darob sein, dass das heil. Evangelium nach rechtem christlichem Verstände, und der hohe Artikel von der Vergebung der Sünden allein aus dem Verdienst und Leiden Jesu Christi (der Lehr- satz Luthers von der Rechtfertigung durch den Glauben allein), und daneben die Liebe des Nächsten und alle guten Werke als Früchte * Landsch. Arch. Fase. Eel. 1^. Nr. 10; Conv. Nr. 69, Linzer Handlung. - ^ Gedruckt 1542 in Quart ohne Angabe des Orts und von Kaupach 1. c. II. 74 f. der Beilagen vollständig wiedergegeben. 208 und gewisse Anzeigen des innerlichen Glaubens gepredigt, ferner das hochwürdige Sacrament des Altars, also wie es am Anfang der Christen- heit auf etlich hundert Jahr gehalten worden und noch in vielen Landen gebraucht wird, denen, die es begehren, gereichet, die bis- herigen Missbräuche in der Kirche abgestellt, die Pfarrkirchen mit guten, geschickten Seelsorgern versehen, auch die, so das Wort Gottes predigen, nicht wie bisher geschehen, verjagt werden. Wann dann gleich die Missbräuche nicht so bald könnten gehoben werden, so könnte doch darum die Predigt des reinen Worts und rechtmässiger (iebrauch der Sacramente, als nothwendige Mittel der Seligkeit, nicht nachbleiben, insonderheit wegen des unwissenden und ruchlosen Volks, welches von aller Gotteserkenntniss gekommen, nachdem viele Pfarren ohne Priester wären. Schliesslich baten die S|tände ,mit gebogenen Knieen und stets seufzendem schreiendem Herzen^ der König möge seine getreuen Lande ,in solchen Abschied konimen lassen^ d. i. um Theilnahme an den Wohlthaten des Regensburger Religionsfriedens. In seiner Antwort (13. Januar 1542) bezeugte der König seine Begierde zur Hebung alles gottlosen Wesens in seinen Landen. Was aber die Predigt des reinen Wortes anbelangt und die Verjagung der Prediger, so erklärte der König, er sei dem nie zuwider gewesen, dass das Wort Gottes im wahren christlichen Verstände (nemlich im katholischen Sinne, während es die Ausschüsse im protestantischen meinten), wie es von der christlichen Kirche approbirt, gepredigt werde. Er erbot sich, den Ordinarien und geistlichen Obrigkeiten allen Ernstes aufzulegen, in Gemässheit des Regensburger Reichs- abschiedes ointer den Geistlichen eine Reform vorzunehmen, die Miss- bräuche abzustellen, desgleichen die erledigten Pfarren mit geschickte» und gelehrten Pfarrern und Seelsorgern zu besetzen, damit die Unter- thanen in dem wahren Wort Gottes unterwiesen und sonst nach christlicher Ordnung versehen werden. Der Abschied von Regensburg, auf den sich die Stände beriefen, sei nicht zwischen den Ständen und ihren Unterthanen, sondern nur zwischen den ersteren selbst geschlos- ' sen worden, und der Religionsfrieden beziehe sich also auch nur auf die Stände des Reichs, nicht auf die der niederösterreichischen Länder, als Unterthanen des Königs. Auch habe der Regensburger Religions- frieden nur den Sinn, dass die Katholiken bei ihrer Religion und die Protestanten bei dem Status quo bleiben.^ ^ Baupach I., 38, 39. Die hier aasgesprochene Ansicht des Königs von der Erhaltung des status quo stimmt nicht mit den Acten de4 Beichstags (s. Häusser 1. c. S. 218), wornach der üebertritt zur protestantischen Beligion freigestellt wurde. 209 Die Stände hielten es hierauf für nöthig, sich deutlicher zu er- klären, indem sie auf die Unterscheidungslehre von der Vergebung der Sünden durch Christi Leiden allein, ohne Zuthun unserer Werke, Luthers Lehre von der Rechtfertigung durch den Glauben allein, hin- wiesen und verlangten, dass die Prediger, welche solche Artikel und sonst das Wort Gottes ,klärlich' predigten, nicht verjagt, sondern geduldet werden sollten. Die weitere Antwort des Königs ist nicht bekannt, doch ist vorauszusetzen, dass sie nur in der Verweisung auf den früheren Bescheid bestanden haben werde.* Auf dem Ausschusstage in Wien, welcher jenem in Prag noch im Jahre 1542 folgte, brachten die Stände der niederösterreichischen Lande abermals ihre Religionsanliegen zur Sprache. König Ferdinand drückte ihnen sein Missfallen aus, dass sie die in Prag überreichte Schrift, doch ohne die ihnen mündlich ertheüte Antwort, nicht nur nicht geheim gehalten, sondern in Bruch gelegt und verbreitet hätten. Nachdem jedoch die Ausschüsse die Erklärung abgegeben, dass ihre Meinung nur dahin gehe, dass es bei Ihrer Majestät Erbieten bleiben solle, so wolle Ihre Majestät es dabei beruhen lassen, jedoch den Ausschüssen gnädigst aufgelegt und befohlen haben, sich fernerhin solcher Schriften und besonders der Eröffnung und Publicirung der Verhandlungen, ,so Ihref Majestät hin und wieder der obliegenden Noth nach vertravHich und gnädig mit ihnen thun', zu enthalten.^ Waren die Bitten der Stände um Verbriefung der Glaubensfrei- heit auch bisher nicht erhört worden, so dauerte doch in Krain der Zustand factischer Duldung fort. Trüber, der sich bereits offen zu protestantischen Grundsätzen bekannt und daher, wie erwähnt, den Auftrag erhalten hatte, Laibach zu verlassen und sich auf seine Pfarre nach Lack zurückzuziehen, wurde im Jahre 1542 vom Bischof Franz Kazianer zum Domherrn an der Laibacher Kathedrale ernannt* und kehrte somit auf den Schauplatz seiner früheren erfolgreichen Thätig- keit zurück. Im Jahre 1544 betraute ihn der auf Kazianer gefolgte Bischof Urban Textor mit den Predigten im Dome, zugleich mit Trubers Gesinnungsgenossen, dem Domherrn Paul Wiener.* Wahr- scheinlich versah Trüber die windische, Wiener, die deutsche Predigt. * Eaupach 1. c. * Landsch. Arch. Faac. 92. * Elze, Superintendenten S. 4. * Elze, Superintendenten S. 4. 14 210 Trüber wirkte hier durch sein überzeugendes Wort gegen die, beiden Religionsparteien gleich verhasste Secte der Wiedertäufer, welche sich nahe bei Laibach zeigte.* Nach Trubers Zeugniss selbst* hatten diese Schwärmer noch vor der Predigt des EvangeUums in den windischen Landen ihr Unwesen getrieben. In der That finden wir schon in der auf dem Innsbrucker Ausschusstage (1532) angebrachten Religions- beschwerde der niederösterreichischen Länder die Klage über den Missbrauch der Wiedertaufe. ^ Im Jahre 1540 erhielt der Landes- hauptmann Niklas Jurischitz von der Königin Anna ein Dankschreiben (20. März)^ für die unterm 29. Februar ihr gemeldete Bekehrung von fünf Wiedertäufern, und mit einem Schreiben vom 1. April ^ den Auf- trag, wenn diese Secte noch fernerhin auftauchen sollte, ihre Anhänger, falls sie den Widerruf nicht leisten wollten, nach Triest zu schicken, wo sie einem gewissen Andreas de Dorio, mit welchem sich König Ferdinand ins Einvernehmen gesetzt hatte, ausgeliefert werden sollten, wol zu keinem anderen Zwecke, als um als brauchbarer StoflF für Autodafes zu dienen. Nach dem oben citirten Zeugniss Trubers wäre jedoch diese Secte erst nach der im Jahre 1545 in Graz erfolgten Hinrichtung eines ihrer Häupter durch das Rad bei den Windischen ausgerottet worden. In der That findet sich auch weiter keine Spur derselben. Bischof Urban war ein Freund der Jesuiten. Er stand noch mit ihrem Stifter Ignaz von Loyola und dessen Begleiter Jajus in ver- trauter Verbindung und Briefwechsel,^ und durch ihn wurde später (1550) die Berufung der Jesuiten nach Oesterreich veranlasst. "^ Beim Antritte seines bischöflichen Amtes hatte er Trüber nach Laibach be- rufen, da dieser ihm als guter Kanzelredner bekannt war und er viel- leicht von ihm eine Sinnesänderung erwartete. Diese lag freilich ebenso wenig wie kluge Mässigung in Trubers Charakter, der mit allem Feuer des Neophyten für die neue Lehre eintrat. Der Bischof suchte daher Trubers Wirksamkeit Einhalt zu thun, indem er ihm 1546 die Pfarre S. Bartelmä in Unterkrain verlieh, welcher Ort noch heutzutage bis- ^ Elze, Art. ,Truber* in Herzogs Eeal-Encyklopädie S. 361. 2 Vorrede zur zweiten Auflage des N. T. von 1582, bei Sillem, ,Primu8 Trüber', Erlangen 1861, S. 81, 82. 8 Landsch. Arch. Fase. 88. * Landsch. Arch. Fase. 123. fi Landsch. Arch. 1. c. ® Elze, Superintendenten S. 4. ^ Ranke, röm. Päpste II. S. 25; Valv. VIIL 664. 211 weilen im Munde des Volkes ,luteranska vas' genannt wird.^ Als jedoch Bischof Urban in Erfahrung brachte, dass Trüber und Wiener ins- gebeinä das Abendmahl unter beiden Gestalten austheilten, und als Wiener nach dem Tode seiner ersten Frau eine zweite nahm, ergriff er nach der glücklicKen Beendigung des Schmalkadischen Krieges, in welchem übrigens, wie bereits erwähnt, die Krainer auf kaiserlicher Seite kämpften, den geeigneten Moment, um einen entscheidenden Schlag gegen die Anhänger des augsburgischen Bekenntnisses in Krain zu führen. Er sollte zunächst ihre Häupter: Dr. Leonhard Mertlitz, seit 1520 Domherr, seit 1534 Domprobst und Archidiakonus von Rad- mannsdorf; Georg Dragolitz, Generalvicar; Klombner, Landschrannen- schreiber; Martin Pregel und Adam Concili, angesehene Bürger; Wiener und wol auch Trüber treffen, der aber eben auf seiner Pfarre in S. Bartelmä sich befand. Der Bischof befahl ihre Gefangennehmung. Trüber entzog sich derselben, von seinen Freunden zeitig benach- richtigt, durch die Flucht an sichere Orte. Sein Haus in Laibach wurde jedoch erbrochen, seine Bücher weggenommen und er seiner Pfründe verlustig erklärt.^ Gegen die übrigen Häupter der evange- lischen Bewegung wurde vom Bischof der Process eingeleitet. Im Monat Oktober 1547 wurden in Gegenwart des kaiserlichen Notars Martin Oenotrius die Zeugen wider die Beschuldigten: Johann Warasdin, Levit an der Kathedralkirche; Jakob Scherer, Pfarrer in Oberburg; Philipp Strauss , Kaplan an der S. Johanniskirche in Burgstall (oder Gradische), und ein Ungenannter vernommen.^ Die üntersuchnng hatte sich übrigens auch auf Georg Jureschitch, Prediger, und Kaspar Roka- vez, Vicar an der Domkirche, ausgedehnt, welche in ihren Predigten und geistlichen Amtshandlungen protestantische Grundsätze zur Gel- tung brachten. Der erstere hatte sich übrigens auch dadurch verfäng- lich gemacht, dass er das königliche Mandat, betreffend die Fürbitte für die Königin Anna, nicht vollziehen wollte. Er bekannte sich übrigens auch dem geistlichen Gerichte gegenüber offen zu protestan- tischen Grundsätzen. Die Zeugen bestätigten übereinstimmend die den Laibacher Predigern izur Last gelegten Irrlehren : Verwerfung der Ver- ehrung der Heiligen und der Jungfrau Maria, der Messe, des Fasten- gebots, der gregorianischen Litanei, Absolvirung ohne specielle Beichte, * Elze, Superintendenten S. 4. * Elze, Superintendenten S. 4 und 5 , und derselbe in Herzogs Real-Encyklo- pädie S. 361. 8 üntersuchungsprot/okoU, veröflFentlicht von Kitzinger, Mitth. 1864 S. 4. 14* 212 protestantische Auffassung des Abendmahls und Austheilung desselben unter beiden Gestalten, endlich die Leetüre evangelischer Schriften, des Brentius, Spangenberg und anderer durch Wiener und Juri- schitsch. Warasdin brachte noch weitere Anklagen gegen die Laibacher Prediger vor. Sie sollten die für den Kaiser und König abgehaltenen Processionen lächerlich gemacht und über den Bischof gelacht haben, wenn er Kleriker ordinirte. Wir wissen zwar nichts von dem End- resultate der Untersuchung und dem gegen die Beschuldigten ge- schöpften Uilheile, allein die Folge wird zeigen, dass sie wenigstens ihren letzten Zweck, die Unterdrückung des augsburgischen Bekennt- nisses, nicht erreichte und der geistliche Stand auch später noch die eifrigsten Proselyten lieferte. Mertlitz und Dragolitz zwar verschwin- den aus unserer Geschichte ; wo sie geblieben, darüber könnten vielleicht die Acten der Inquisition Aufschluss geben. Wiener rettete sich durch i die Flucht , nachdem er in Wien im Kloster der Minoriten gefangen , gehalten worden, und wurde der erste evangelisch^ Bischof Sieben- bürgens, wo er am 16. August 1554 starb;* Jurischitsch und Rokavez blieben ihrer Ueberzeugung getreu, und wir werden ihnen noch mehr- fach in den Reihen der Protestanten begegnen. Trüber kehrte sogar im Jahre 1548 auf die von König Ferdinand infolge demüthiger Bitten der Stände ertheilte Erlaubniss nach Laibach zurück, wahrscheinlich unter der Bedingung der Unterlassung aller Propaganda, welche er nicht einzuhalten vermochte, daher er alsbald dem Vaterlande wieder den Rücken kehrte. ^ Während in Krain die geistliche Gewalt den ersten entschiedenen Offensivschritt zur Unterdrückung der immer stärkeren Bewegung wagte, wie wir gesehen haben, mit keinem durchgreifenden Erfolge, J hielten die protestantischen Stände der niederösterreichischen Länder noch immer an der Hoffnung fest, durch den bevorstehenden Reichs- tag in Augsburg eine legale Befestigung ihrer Gewissensfreiheit zu erlangen. Am 1. September versammelten sie sich in Stadt Steyr und wählten ihre Abgeordneten für Augsburg. König Ferdinand, von dieser, wie es scheint, ohne sein Wissen einberufenen Versammlung in Kennt- niss gesetzt, forderte die Stände (Prag, 31. August 1547) auf, ihr Begehren dem Reiche früher bekannt zu geben, und verlangte, dass die Abgeordneten ihn zum Reichstage begleiten möchten, eine Forde- rung, aus welcher das Misstrauen hervorblickt, die Abgeordneten ^ Elze, Art. ,Truber* in Herzogs Real-Encycloplädie S. 361. * Elze, Superintendenten S. 5. 213 könnten, wenn sie allein reisten, Einverständnisse mit den Missver- gnügten im Reiche anzetteln. Hans Weiöhselberger wurde nun mit dem Berichte über die Verhandlungen in Steyr und die Begehren der Stände an den Reichstag nach Prag gesendet. Diese bestanden in dem Verlangen nach freier. Religionsübung nach eigener Ueberzeugung und dem Augsburgischen Bekenntniss, Freiheit der Predigt und Com- münion nnter beiderlei Gestalt. Ueber diese ihre Forderungen sprachen die Stände in einer weitläufigen Schrift, welche die Abgeordneten dem Kaiser zu übergeben hatten. Am 20. September ging der Landtag in Steyr auseinander. Die Abgeordneten eilten nach Prag und kamen mit König Ferdinand zu Ende Oktober in Augsburg an. Doch fanden sie dort kein Gehör. Man verwies sie auf das inzwischen angenommene Jnterim, ^ welches bekanntlich keine Partei befriedigte und nur das Signal zu Gewaltschritten gegen den Protestantismus gab. In Krain sehen wir inzwischen die religiöse Bewegung stetig fortschreiten, im Jahre 1548 hat sie sich bereits der bedeutendsten Stadt Unterkrains bemächtigt. Sie ist in derselben durch einen Vblks- aufstand zur Herrschaft gelangt-, in welchem ein katholischer Priester, P.Johannes, erschlagen worden sein soU.^ Das Edict Ferdinands vom 20. März 1548, womit alle Kirchenpatrone und Inhaber geistlicher Lehen aufgefordert wurden, das Leerstehen von Beneficien dem Bischof anzuzeigen, damit er dieselben mit gut katholischen Priestern besetze, ist wohl in Krain ebensowenig wie anderwärts zur Durchführung ge- langt, der Mangel an Priestern hat es wirkungslos gemacht. Dazu kommen noch die Uebertritte katholischer Geistlicher, wie jener des Andreas Latomus (1550), durch welchen die Spitalskirche, in welcher der evangelische Gottesdienst begonnen, wieder in die Hände der Evangelischen fällt.^ Latomus war früher Domprediger gewesen. Schien es doch, als sollten alle Inhaber dieser Stelle in die Fusstapfen Trubers treten. Wir haben gesehen, wie Trüber 1548 zum zweiten male, nun- mehr auf lange Zeit, Krain verlassen musste. Diesmal waren ihm die Verfolger auf den Fersen. Im Fluge ging es über Tirol in das gast- liche Baiern, wo die Reichsstadt Nürnberg dem Vertriebenen das erste Asyl bot. Der gute Veit Dietrich nahm sich seiner an und verschaffte ^ Muchar 1. c. YUI. S. 498; Valv. VlI. 432; Raupach I. 41. * Chronologische DarsteUung der wichtigeren, die Stadt Rudolfswerth betref- fenden Daten, Programm des E. ÖJbergymnasiums, Laibach 1868, S. 9. » Mitth. 1864 S. 1. 214 ihm alsbald die Frühpredigerstelle in Rotteuburg an der Tauber, wo Trüber sich zum ersten male verheirathete. Hier erquickte den Weit- gewanderten zueret das Glück des eignen Herdes, aber es machte ihn nicht unempfindlich für die Kämpfe und Leiden der Heimat. Durch das gesprochene Wort konnte er nicht mehr für sein Volk wirken, so sollte denn das geschriebene an seine Stelle treten. Der religiöse Gedanke hat (Jrosses zum Heile der Menschheit vollbracht, diesmal sollte er zum mächtigen HeW dienen, um eine Sprache, deren alte Kultur fast in Vergessenheit gerathen war, aus dem Dunkel eines nur dem niedern Verkehr dienenden Idioms zum Range einer Schriftsprache zu erheben. Damit die neue Lehre in das Volk dringe, war es nothwendig, ihm in seiner Sprache geschriebene Bücher in die Hände zu geben. Aber welche Schwierigkeiten standen diesem Vor- haben entgegen ! Bisher war die slovenische (windische) Sprache weder geschrieben noch gedruckt worden. Trüber selbst schreibt : * Uns und männiglich ist bewusst, dass vor 34 Jahren kein Brief oder Register, noch weniger ein Buch in unserer windischen Sprache zu finden war, denn man hielt dafür, die windische und ungarische Sprache wären so grob und barbarisch, dass man sie weder schreiben noch lesen könne.' Wie sollten ferner die vielfach so eigenthümlichen Laute des Sloveni- schen in der Schrift wiedergegeben werden V Trüber entschied sich für die deutschen Lettern, da diese in der Schule vorherrschten und den Geistlichen, denen er zur Verbreitung der Reformation in die Hände arbeiten wollte, die geläufigsten waren. Nun gesellten sich zu dem Unternehmen noch äussere, vom Willen des Schriftstellers unabhängige Hindernisse. Es war die Zeit des Interim, ,das den Schalk hat hinter ihm', und die Druckereien in Nürnberg und Schwäbisch-Hall lehnten den Druck der zu evangelischer Propaganda bestimmten Schriften ab. Endlich gelang es ihm, die Presse von Tübingen für seine Absichten zu gewinnen und dort seine ersten Schriftwerke unter dem Pseudo- nym ^Phüopatridus Illyricus^ erscheinen zu lassen. Bevor Trüber jedoch sein Manuscript dem Druck übergab, schickte er es nach Krain, um es hier von umsichtigen Männern prüfen zu lassen. Katechismus und Abecedarium wählte Trüber zum Ausgangspunkte seiner schrift- stellerischen Thätigkeit, das Volk sollte zuerst eine kurze Unterwei- sung in den nothwendigsten Heilswahrheiten und eine Anleitung zum Lesen der neuen Schriftsprache, und zwar sowohl für das deutsche '( 1 Sülem 1. c. S. 26 aus der Vorrede zur zweiten Auflage des N. T. (Tüb. 1582), nach dem Manuscript der Harab. Stadtbibliothek. 215 als für das lateinische Alphabet erhalten. In aller Heimlichkeit, mit Gefahr des Verfassers und Druckers, wurden diese Erstlingswerke der slovenischen Literatur gedruckt. Trüber musste Druck und Correc- tur Fremden tiberlassen, welche kein Wort von der windischen Sprache verstanden. So erschienen denn folgende Werke: 1. Satcc^iMuö in bcr SBinbifd^eit ©prad^ fambt einer furzen 2Iu§= legung in gefang tpeiß. Stern bie Sitanei nnb ein ^rebig öom redeten ©tauben, gefteUt burd^ ^tjilopatribum Stt^ricum (Pseudonym Trubers): Slnu fratfu ^obuuj^ene ffatcrtm öfafi jl^Iouil more önebn pr^ti. Am Schlüsse S. 244: gebrudft in ©Qbenburgen burd^ bcn Sernei ©fur^anij (Pseudonym). Ein Exemplar befindet sich auf der kaiserlichen Hofbibliothek in Wien. In der deutschen Vorrede (erstes Blatt) gibt der Verfasser dem Leser eine Anleitung zur richtigen Aussprache, nemlich des v wie eines gelinden /", des h wie des deutschen ch u. s. w., und fügt bei: ,Und entsetze dich nicht, ob dir am ersten gedünkt seltsam und schwer, sondern lies und schreib diese Sprache selbst, wie ich ein Zeitlang gethan; alsdann wirdest befinden und gar bald sehen und merken, dass auch diese unsre Sprach, sowohl als die Teutsche zier- lich gut zu schreiben und zu lesen ist, braucht wenig Articulos und zu den Präpositionibus ein einzigen Buchstaben als Djl^a, der Vater, fojf)U, zu dem Vätern u. s. w. Auf die deutsche Vorrede folgt dann eine krainische Vorerinnerung auf vier Seiten: 3?fem ©louenjom ©nabo, aR^r, aW^loft, inu prauu fpofnane bofd^tie ffufi Sefnfa ©tiriftufa proffim u. s. w. 2. SIbecebarium önb ber Hein ©atcd^iSmug. 3n ber SBinbijd^en ©prad^. Sine Suquice, ig til^ fe t^ äRtabi inu preproftt ©louent mogo lal^fu ö fratfim j^afu 6rati nauuijtiiti. a?ttc^ ' fo tubi t^ öegft}^ ftnfi te ferjjl^anffc öere, inn ane 3KoI^tue, te fo prepifane ob aniga ^er^atila bfel^ ©louenjou. Born. XIII, Et omnis lingua conßehitur Beo, Das ganze, nicht einmal zwei volle Bogen starke Werkchen enthält eine krai- nische Vorerinnerung S. 1—4; Abecedarium 5 — 7; Katechismus 8 bis 26; endlich die (Gothisch-) Römischen und arabischen Zahlenzeichen und schliesst: ,gebrudEt in Siebenbürgen burc§ ben 3ernt ©Jur^antj.' Die ganze Auflage, welche wohl nicht bedeutend war, ging mit geringer Ausnahme nach Krain. Obgleich Trubers Freunde auch eine krainische Postille von ihm verlangten, so stellte er doch für jetzt seine Arbeit ein, denn die Schwierigkeiten und die Kosten des Unter- 216 nehmens, welche er wohl selbst getragea, mussten ihn von der Fort- setzung desselben abschrecken, so lange er nicht anderweitiger Bei- hilfe versichert sein konnte.^ 1 Sdligionibeiohwtrdra dar Landtage. Die Oommunion rab ntraqae. Der Beichstag in Angfborg. Bischof Urban predigt in Srainbnrg. Stiftung fOr krainiscbe Studenten in Tftbingen. Bie ertten Sohnlmeieter. Anftanohen von ZwingliazierD. 0561-1560.) Das Concil von Trient hatte die von Kaiser und Ständen auf das- selbe gesetzten Hoffnungen christlicher Einigung nicht erfüllt. Statt mit den nothwendigen eindringenden Reformen zu beginnen — war es doch das eigne Urtheil der Concilsväter, dass sie mit der Reformation bei sich selbst anfangen niüssten,^ — «teilte man die alte Lehre der neuen Irrlehre recht schroff gegenüber und machte alle Verständigung unmög- lich. Man beschloss zwaV, die Bischöfe sollten künftighin nur nach Wür- digkeit gewählt werden, das Wort Gottes selbst verkündigen und für fähigere Lehrer und bessere Schulen sorgen, man schaffte einige Miss- bräuche beim Ablasswesen, Dispensen, Licenzen und Privilegien ab, von einer aufrichtigen inneren Reform, von einer Verbesserung der Kirche war nicht mehr die Rede. Nun kam der Kaiser selbst in * Elze, Superintendenten S. 5; Sillem 1. c. S. 31—34; Schnurrer 1. c. S. 5—8; Kopitar, Grammatik der alavischen Sprache in Krain, Kärnten und Steiermark. Laibach 1808, S. 389—392; Safafik, Geschichte der südslavischen Literatur. Heraus- gegeben von J. Jireöek. L Slovenischos und glagolitisches Schriftthum. Prag 1864, S. 47-143. * P. Theiner, Acta genuina S. S. Oec. Concilii Tridentini. Zagrabiae 1874, T. L p. 41, 42, dann in der Vorrede Pg. I-II. die bezeichnende Stelle: ,Patres istos non unam alteramve haeresim excidere oportebat: sanandum erat toium ecclesiae corpus, injuria temporum haud secus ac incuria ptisto^ rum magna infirmitate pergravatum , inio scabie tarpiasitna et prope- modutn irrem ediabili affectum, interius exteriusque devoratum. Interius per . summam inscitiam, infelicem illam radicem omnium malorum, qwie apud omnes fere et praeprimis apud clerum inferiorem et animarum cura detentum in rebus fidei aecque ac in re litteraria invdlueratj mentes ocülosque omnium veluti offusa quadam ac densissima caligine ohcoecaverat. — Quid deinde commemorare juvat et depravatissimos mores, quibus clerus tunc temporis ab infimo ad sum- mum usque deturpatus erat, scandalum ßdelibus factus. Candida ecclesiae vesiis, exterior sua forma ac praecipua sua pulchritudo, peniius corrupta, immutata fuerat' Quid mirum, quod haereses temporum iniquitate, dancülum serpentes, tuftc altius extollerent caput etc. etc. 217 Opposition mit Rom, er suchte Verständigung mit den Protestanten, Grund genug für Rom, das nur ungern an Deutschlands Grenze ver- legte Concil von dort zu entfernen, unter Protest der kaiserlichen Commissarien gegen alle Beschlüsse einer ,Winkelversammlung' in Bologna. Dann wieder jahrelange Unterbrechung und endlich Wieder- eröffnung in Trient (Mai 1551) kurz vor dem verhängnissvollen Um- schwünge in Deutschland (Coaütion und Ueberfall des Kaisers in Tirol), und bald wieder die vollste Reaction gegen alle Reformbedürfnisse unter Faul IV. (1555 — 1559), das war der wenig befriedigende Verlauf des ersehnten allgemeinen Concils. Es ist nicht ohne Interesse , mit diesem Bilde den Gang der ' Reformation in Oesterreich und speciell in Krain zu vergleichen. Hier wird über geistliche Reform und dogmatische Zugeständnisse nicht zwischen den Fürsten der Kirche, sondern zwischen dem weltlichen Herrn und seinen Unterthanen verhandelt. Die Landstuben werden dann zu Disputationssälen, die Landtagsschriften zu langathmigen theologischen Abhandlungen. Priestermangel und Communion sub utraque sind die beiden Angelpunkte der Discussion. In dem erstem glaubten die Stände den Punkt des Archimedes gefunden zu haben, von welchem aus sie den ganzen Bau der alten Kirche erschüttern könnten, und sie hatten sich, wie wir sehen werden, darin nicht ge- täuscht; das Begehren nach dem Kelch stand aber im innnigsten Zusammenhange mit jenem nach Predigern. Wie weit in der That der Priestermangel in den Erblanden gestiegen war, beweist die am 30. März 1551 erfolgte Erneuerung des Edicts von 1548 wegen der Besetzung der leerstehenden Pfarren mit dem Beisatze, dass wenn taugliche Priester nicht zu bekommen wären , man dies der betreffenden geistlichen Behörde oder der Hoch- schule in Wien, ,allda gelehrte und geschickte Leute zu überkommen', anzeigen solle, ein Zusatz, welcher den, auch vom Jesuiten Orlandini in seiner Geschichte der Gesellschaft Jesu geschilderten Mangel an taugUchen Männern zum geistlichen Lehramte genügend illustrirt.^ In der Instruction König Ferdinands für die zum Laibacher Landtag abgeordneten Commissäre (8. März 1553) wurde übrigens der- von den Ständen beklagte Priestermangel zum Angriffspunkte gegen die ersteren benützt. Indem der König constatirte, dass dieser Mangel so weit gehe, dass an mehreren Orten weder gepredigt noch die Sacramente gereicht werden, dass Kinder ohne Taufe, Kranke ohne das Sacrament » ßaupach 1. c. 11. 105. 218 verscheiden, wurde das Begehren an die Stände gestellt, die Priest«- nicht durch Besteuerung des Zehents, als ihres einzigen Einkommens, an den Bettelstab zu bringen und zur Auswanderung zu treiben, dann ihnen auch die gebührende Ehrfurcht zu erzeigen, da sie oft schmäh- lich gehalten, von den Lehensherren in ihrem Einkommen verkürzt und von den Kirchenvögten bedrängt würden. In ihrer Antwort auf diese Beschuldigungen hoben die Stände hervor, dass die Weltlichen dieselben Lasten tragen müssten, wie die Geistlichen, aber geringeren Grundbesitz hätten als diese. Dafür müssten sie noch Weib und Kind ernähren und mit Leib und Gut gegen den Feind stehen. Etliche Stifte und Klöster im Lande seien so reich, dass eher sie den Stän- den beispringen könnten, als diese jenen. Warum sollten die Klöster mit ihrem Ueberfluss den beschwerten Pfarrherren oder Beneficiaten nicht beispringen? Der Mangel an tauglichen Priestern komme aber daher, dass die besten Pfarren und Beneficien von ihren Inhabern mit unerträglichen , Absenten' und , Schätzungen' beladen würden. Einige würden schier an den Meistbietenden versteigert. Wer mehr Absent zu geben sich herbeilässt, den lasse man gut sein für einen Pfarrer oder Vicar. Diese Absenten würden dann noch weiter vergeben. Wo früher 10 bis 20 Gulden Absent gegeben worden, müsse ein armer Pfarrherr jetzt 30—50, wo früher 40—50, jetzt 60—90 Gulden Absent geben. Wenn aber die Cumulirung'der Pfründen und deren Vergebung um Pacht (Absent) abgestellt, bei Verleihung derselben nur auf die Würdigkeit gesehen würde, so würden sich nicht nur genug gelehrte und taugliche Priester finden, sondern dieselben würden auch die Steuer von den Zehenten gern entrichten. Auf den Vorwurf schmäh- licher Behandlung der Geistlichen erwiderten die Stände, keinem Geistlichen werde Unehre erwiesen, ,wenn sich aber etliche mit ärger- lichem Leben und Exempel bei dem gemeinen Mann selbst Unehren, das besteht an ihrer selbst Besserung.'* Mit dieser schlagenden Replik schloss die Verhandlung für dies- mal, um in den folgenden Landtagen zu einem stehenden Programms^ punkt zu werden, für welchen bereits in der Landtagsinstruction der königlichen Commissäre vom 7. Januar 1555 in charakteristischer Weise Vorsorge getroifen wurde. Wenn die Stände, heisst es da, ,mit der Religion herfürkommen' und darüber ,viel disputiren wollten', sollen die Commissäre ihnen mittheilen, dass sie diesfalls keine Voll- macht hätten, und wenn die Stände ihnen eine schriftliche Beschwerde Meine ürkundensammlung zur Reformationsgeschichte, Mitth. 1867 S. 45 f. 21Ö Übergeben würden, sollten sie sich darauf beschränken, dieselbe an- zunehmen und den Ständen den Bescheid zu geben, dass sie dieselbe dem Landesfürsten zuschicken wollten, und nicht zweifelten, dass er alles Noth wendige in Religionssachen vorkehren werde. Neben dieser offenen dürften die Landtagscommissäre wohl noch eine weitergehende vertrauliche Weisung erhalten haben, da sie nicht allein das Eingehen auf die, den Priestermangel abermals beklagende und mit weitläufiger historischer Deduction das Verlangen nach dem Laienkelch ,bis auf ein frei GeneralconciUum' begründende Landtagsantwort ablehnten, mit dem Beisatze, die andern Lande hätten bereits bei Ihrer Majestät wegen der Religion supplicirt, und was ihnen bewilligt werde, würde ohne Zweifel auch für Krain Geltung haben, — sondern auch nur -auf wiederholtes Begehren der Stände ihre Beschwerdeschrift endlich mit Protest annahmen und an König Ferdinand schickten. Doch erfolgte hierauf keine Antwort, denn am 29. April baten die Stände neuerdings um Bescheid und Verordnung über ihre Beschwerde oder wenigstens um einstweilige Verfügung, dass der Landschaft ,dieserhalb nichts Beschwerliches zugefügt werde.' ^ Inzwischen hatte König Ferdinand auf den 26. Oktober 1555 eine Ausschussversammlung der niederösterreichischen Lande nach Wien ausgeschrieben, um über die drohende Türkengefahr zu berathen.^ Krain schickte dahin als' seine Vertreter: Jakob vonLamberg, Landes- verwalter; Anton Freiherrn von Thurn; Hans Josef von Eck; Jobst von Gallenberg; Leonhard von Siegersdorf; Michael Franko witsch, Bürgermeister, und Primus Strusnik, Stadtschreiber zu Laibach. ^ Da erneuerten die Stände ihre Bitte um freie Religionsübung, doch aber- mals ohne Erfolg.* Als die krainer Stände im Dezember 1555 sich in Laibach versammelten, liess ihnen Jedoch der König durch die Land- ' tagscommissäre Jakob von .Lamberg, Landesverwalter und Landesver- weser ; Wolfgang , Abt zu Sittich ; Hans Josef von Eck und den Vice- dom Christoph von KnüUenberg eröffnen, inbetreff der freien Reli- gionsübung habe er noch nicht Müsse gehabt, eine Resolution zu fassen, was aber die Communion betreffe, so könne er in das Begehren der Stände nicht Willigen, weil er dadurch der Kirche vorgreifen würde. Aber auf dem bevorstehenden Reichstag in Regensburg werde * Meine Urk.-Samml. 1. c. S. 46, 47. 2 Muchar 1. c. VIII. 539. 8 Valv. X. 338. * Raupach I. 45, 46, Beil. III. ; Muchar 1. c. 220 alles verhandelt werden, was zur Beilegung der Religionsstreitigkeitei dienlich, und er werde sich diesfalls nicht weniger väterlich und gnäi erzeigen, als bei Aufrichtung des Religionsfriedens (in Augsborg>j Dabei erneuerte der König sein Ansuchen um Steuernachlass für di< Pfarren und Klöster. In ihrer Antwort dankten die Stände für dail Versprechen inbetreff der Religionsbeschwerde und fügten bei, siej hätten diesfalls, wie auch wegen der Coramunion, den nach Wien (zu dem auf den Januar 1556 einberufenen Ausschusstage) abgeordneten Gesandten Vollmacht ertheilt. Das Verlangen inbetreff des Steuer- nachlasses wiesen sie zurück und erneuerten ihre Klage über die unerschwinglichen Absenten, welche allein den Priestermangel ver- schuldeten.' Als die Abgeordneten der fünf uiederösterreichischen Lande und der Grafschaft Görz im Januar 1556 in Wien erschienen, wohin sie der König der drohenden Türkengefahr wegen beschieden hatte, erklärten sie, dass sie Auftrag hätten, zunächst der Religion wegen zu verhandeln. Seit 14 Jahren hätten sie diesfalls vergeblich verhan- delt. Auf dem letzten Ausschusstage hätten sie gebeten, dass sie nichts wider ihr Gewissen zu thun gedrungen werden möchten. Ihre Majestät habe sie auf den Regensburger Reichstag verwiesen, möchten aber bedenken, wie schwer ihnen diese Vertagung auf ungewisse Zeit fallen müsse. Sie beschworen daher den König, sie bei der ,reinen Lehre' bis auf ein allgemeines Concil bleiben und des Augsburger Religionsfriedens gemessen zu lassen. Der König erwiderte hierauf, die Stände seien wie anderer Fürsten Unterthanen im Religions- frieden einbegriffen, denn der Reichstagsabschied habe den Sinn, dass die Unterthanen der Religion des Herrn folgen sollen. Deshalb sollen sie auch bei der katholischen Religion, die er (der König) bekenne, verharren. Ohnehin könnten diejenigen , . denen die Religion ihres Fürsten nicht gefällig, Hab und Gut verkaufen und ,ohne Nachtheil ihrer Ehren' anderswohin ziehen. Inbetreff des Kelchs könne er nichts abändern, weil dies Kirchensatzung und dem künftigen Reichs- tag weitere Verfügung in Religionssachen vorbehalten sei. Indessen wolle er einstweilen in Bezug auf das Abendmahl seine Verordnung vom 20. Februar 1554, wornach die das Abendmahl unter beiden Ge- stalten Empfangenden der Obrigkeit zur Bestrafung angezeigt werden sollten^ einstellen, jedoch unter der Bedingung, dass die Stände an * Meine Urk.-Samml. 1. c. S. 49. 2 Raupach IL 98, XI. der Beü. 221 den katholischen Kirchensatzungen und Ceremonien nichts ändern und den künftigen Reichstagsabschied abwarten sollten. Auch den Kirchendienern und Schulmeistern solle, sofern sie obiger Bedingung nachkommen, kein ,Ueberlast' widerfahren. In ihrer Replik auf diese Antwort des Königs wiesen die Stände darauf hin, wie traurig es für die Unterthanen sein müsse, wenn sie der Religion halber ihr Vaterland, wo sie Leib und Leben für die Wohlfahrt und Würde des Hauses Oesterreich in die Schanze geschlagen, sollten ver- lassen müssen. Sie könnten sich also mit der königlichen Antwort in diesem "Punkte nicht zufriedenstellen, sondern bäten um Gottes willen, Ihre Majestät möchten ihnen ,den Schatz des göttlichen Wortes nicht verkümmern.' Schliesslich baten sie um ,genugsame Versicherung', d. i. um Garantien für die ihnen zu bewilligende Gewis- sensfreiheit. Nach vier Tagen erst erhielten die Ausschüsse die Ant- wort des Königs, welche alle an* die Concession der Communion geknüpften Hoffnungen abwies. Der König erwiderte, er sehe keinen Grund, warum die Stände sich an seiner Antwort nicht sollten genügen lassen. Man könne die neue Lehre nicht ohne alle Schranken frei- lassen, denn wie lange würde sie dann rein bleiben? Der König erwarte daher, dass die Stände die Antwort auf den eigentlichen Verhandlungsgegenstand nicht vorenthalten würden. Diese erwiderten aber, indem sie ihren Standpunkt festhielten, die Ausschüsse hätten nicht gleichlautende Vollmachten. Die einen seien angewiesen, ohne Garantien für freie Religionsübung, für ihre Schulmeister und Kirchen- diener nichts zu bewilligen, bezüglich der andern lauten die Vollmachten zwar nicht so streng, doch sei auch von diesen bei der Stimmung in den Ländern, wenn sie auch eine Zusage leisten sollten , nichts oder wenig Erspriessliches zu erwarten.^ Dabei blieb es denn; es wurde * Valv. VII. 4o4 und X. 338 vermengt, wie es scheint, die Verhandlungen der Jahre 1555 und 1556. Dass die ohige Verhandlung in das Jahr 1556 zu setzen ist, zeigt übrigens die ausführliche Analyse hei Muchar 1. c. VIII. 539 f., durch welche anch die Darstellung Raupachs I. 46, 47 und Beilage III. zu berichtigen und das negative Besult^t des MTiener Ausschusstags der Divergenz in den Vollmachten der Ausschüsse zuzuschreiben wäre, welche nach dem Vorgehen aUer früheren Ausschuss- tage als ein genügender Grund zum Abbruche der Verhandlungen erscheinen musste. Die in Wien übergebeno Bittschrift wurde, wohl ebenso wie die Prager Eingabe auf Veranlassung der Stände, dem Druck übergeben unter dem Titel: Supplication der niederösterreichischen Erblande der königlichen Majestät durch 40 herrlicher Männer, das heilige Evangelium ihnen zuzulassen und vergunnen, überantwortet etc. auf den letzten Januarii des 1556 Jahrs zu Wien übergeben. 8. Bl. Quart s. 1. e. a. 222 zwar kein gemeinsamer Beschluss gegen die Türkengefahr erreicht, aber die Länder leisteten doch nicht minder in den folgenden Türken- kämpfen das äusserste zur Vertheidigung der bedrohten Heimat. Der Ausschusstag in Wien hatte den Ständen die erste, wohl nur durch die Noth des Augenblickes erpresste Concession gebracht, die Communion sub utraque. Dies war die älteste Forderung, welche schon zu einer Zeit ausgesprochen und von Männern festgehalten wurde, welche sich von der alten Kirche noch nicht getrennt hatten. Hatten doch die Bischöfe Rauber und Kazianer von Laibach, wie Peter Bonomo von Triest, Trubers Gönner, in ihrer Sterbestunde das Abendmahl unter beiderlei Gestalt genossen.* Doch war für den Augen- blick Ferdinands Concession von geringem Werthe, denn die Stände durften sich noch keinen Prediger halten, sie waren also inbetreff der Ausspendung des Sacraments an die katholischen Priester ange- wiesen, diese aber eiferten heftig dagegen, und der König konnte sie nicht zwingen, die Communion unter beiderlei Gestalt zu verab- reichen. Die Stände erneuerten denn auch in den Landtagen von 1556 und 1557 ihre Bitten um freie Uebung der ReUgion und An- stellung christUcher Prediger zur freien Verkündung des Gottes worts, doch ohne Erfolg, denn die Landtagscommissäre vertrösteten einmal die Bittenden auf baldige Erledigung ihrer Beschwerden durch den König, und wiesen dann wieder dieselben mit Bezugnahme auf den nächsten Reichstag, wo der König auch ohne Mahnung der Stände den ,Misstand in der Religion' beilegen werde, zurück.^ Als Ferdinand den Kaiserthron bestieg (1558), verwirkUchte er die Hoffnungen der evangelischen Glaubensgenossen in seinen Erblanden durch eine versöhnlichere ,Politik in Glaubenssachen', ein Ausdruck, der heutzutage paradox erscheinen könnte, aber für jene Zeit seine volle Berechtigung hatte, in welcher Angelegenheiten des Glaubens sich von der Politik der Höfe nicht - trennen Hessen, vielmehr als starke Triebfedern von beiden Theilen gebraucht, wohl auch miss- braucht wurden. In einem AugenbUcke, wo der Papst (Paul IV.) die Abdankung Karls V. und die Wahl Ferdinands zum Kaiser, weil die eMere ohne seine Genehmigung, die letztere durch ketzerische Kur- fürsten erfolgte, für null und nichtig erklärte, ihm wegen des Augs- burger Religionsfriedens Vorwürfe machte, war kein energisches Auftreten gegen die Reformation in Oesterreich zu erwarten. Es ^ Landsch. Arch., Schreiben Trabers vom 8. Juli 1561, ^ Meine Urk.-Samml., Mitth. 1867 S. 49, 50. 223 trat da die allgemeine Abneigung gegen Rom in der durch den Reichskanzler Seid auf Befehl Ferdinands ausgearbeiteten Widerlegung der päpstlichen Ansprüche scharf genug hervor* und äusserte ihre Rückwirkung selbst auf das nach Pauls IV. Tode versammelte Con- clave. Wenigstens berichtete der kaiserUche Gesandte in Rom, Franz von Thurn, an den Kaiser, der Cardinal von Augsburg habe im Conclave dem Cardinal Medici gerathen, einen mit den Sitten und Gebräuchen von Deutschland vertrauten Papst wählen zu lassen, und ihm dabei versichert, dass wenn man dem Volke das Abendmahl unter beiden Gestalten und die Priesterehe gestattete, man mit Leichtigkeit die andern Streitpunkte beilegen würde. ^ Freilich hat das Conclave die Erwartungen der Gemässigten getäuscht, denn der Gewählte, Pias IV., hielt die katholische Restauration für seine erste Aufgabe. Indessen hat der Protestantismus in Oesterreich in den letzten Regierungsjahren Ferdinands unaufhaltsame Fortschritte gemacht und seine völlige Organisation auch in Krain, wenn auch noch unter man- chen, durch die Hierarchie bereiteten Hindernissen, verwirklicht. In Krain finden wir bereits 1543 die erste Spur einer Schulthätigkeit, Linhafd Budina als , lateinischen Präceptor',^ 1557 neben ihm schon Jörg Wurmb als ,deutschen Schulmeister',^ und im Jahre 1559 stiftet Michael TifFernus, wahrscheinlich von Tüffer in Untersteier gebürtig, Professor der Theologie in Tübingen, bei der dortigen Universität ein Stipendium für zwei, Theologie studirende Krainer,^ die künftige Pflanzschule für viele Prediger des Krainer Landes. * Smets, Wien im Zeitalter der Reformation, Pressburg 1875, S. 61 , '62, wo die angeführte Stelle aus der Denkschrift des Kanzlers merkwürdig genug ist, um sie hier zur Charakterisirung der Lage zu reproduciren: ,Jetzuncl hebt man den alten verlogenen Zank wieder an (um die päpstlichen Ansprüche) und bedenkt her- gegen nicht, dass mittlerzeit, von den vorigen Päpsten her, die Sachen weit eine andere Gestalt gewonnen. J)enn da man vormals den römischen Stuhl gar nahend angebetet und für Gott gehalten, da wird derselbe jetztund von einem grossen Theil der Christenheit verachtet; und da man vormals den päpstlichen Bann übler, d«nn den zeitlichen Tod gefürchtet, da lachet man jetzund desselben; und da man vormals, was von Rom kommen, für göttlich und heilig gehalten, da ist das römi- sche Wesen und Leben jetzund der ganzen Welt dermassen bekannt, dass schier männiglich — er sei, wer er wolle, der alten oder neuen Religion — davor ausspeiet.* * Czörnig, Görz I. 888, Anmerkung. 3 Hofthaidingsprotokoll von 1543 im bist. Verein. * HofthaidingsprotokoU von 1557 im bist. Verein. 6 Valv. Vn. 434. 224 Von katholischer Seite finden wir den protestantischen Präcep- toren (Krzieliern) nur im Deutschen Hause, das seiner alten Mission sich wieder zu erinnern scheint, einen Schulmeister Hans Pingitsd ( 1 543) entgegengestellt. * Dass der bisher auf Adel und Bürger beschränkte Protestantis- mus nun auch in der Bauerschaft sich zu verbreiten begann, ersehen wir aus einem Vorfalle, dessen unsere vaterländische Chronik^ nur in kurzen Worten erwähnt, den uns aber die ständischen Acten ^ in lebendiger und für das Verhältniss zwischen der katholischen Hierar- chie und den Ständen sehr bezeichnender Weise schildern. Im April 1555 predigte Bischof Urban in Krainburg dem Landvolke und er- mahnte es, im Glauben fest zu bleiben nnd nicht seinen Herren zu folgen, welche vom Glauben abgefallen wären, indem sie die Com- munion unter beiderlei Gestalt begehrt hätten. Die in Laibach eben im Landtag versammelten Stände ,von Herren, Ritterschaft, Adel und Städten' fassten das Vorgehen des Bischofs als einen Angriff slu( ihren Glauben und ihre Autorität zugleich sehr ernst auf und erliessen am letzten April ein Schreiben an den noch in Krainburg weilenden Bischof. Sie sagten darin, sie hätten dem Bischof bisher ,alle und überflüssige Ehrerbietung' erwiesen und es um ihn nicht verdient, es sich auch nicht von ihm versehen, dass er sich einer Aufreizung des gemeinen Volka unterstehen und die Stände ihren Unterthanen gegen- über so unchristlich schmähen würde. Denn die Stände hätten ihm keinen Anlass dazu gegeben und erkennen sich und ihre Standes- genossen ,gottlob, so ehrbar und fromm', dass sie von ihrem Gewissen und dem schuldigen Gehorsam gegen Gott und die Obrigkeit nie ab- gefallen noch unchristlich gehandelt. Der Bischof möge also' fernerhin sich solcher unchristlicher Beschuldigungen der Stände gegen den gemeinen beweglichen Mann, der ohnedies der Steuer wegen schwierig sei, enthalten und ein solches Vorgehen auch andern nicht gestatten. Sonst könnten die Stände nicht umgehen, ihre Beschwerden an den König gelangen zu lassen, ,welches Euer fürstlicher Gnaden in mehr zu Verantwortung gereichen möcht'.' Hierüber seien sie der Antwort des Bischofs durch den Ueberbringer des Schreibens gewärtig, um dann noch vor Schluss des Landtags ihre Beschlüsse in dieser Ange- legenheit fassen zu können. * HofthaidingsprotokoU im bist. Verein. 2 Valv. VII. 433. 3 Landsch. Arch. Fase. Rel. S. Nr. 9. 225 Auf dieses Schreiben antwortete der Bischof sogleich, er habe dasselbe spät in der Nacht empfangen und sich darüber ,nicht wenig entsetzt'. Er habe daraus entnommen, dass einige, ,aus was Geists Eingebung' wisse er nicht, sich unterstehen, den Bischof und die Landschaft gegen einander zu , verhetzen'. ,Wills aber Gott, fügte der Bischof bei, so soll sich derselben Angeben änderst erfinden.' Da die Stände aber von ihm eine Antwort begehren, so wolle er sie ihnen am nächsten Morgen mündlich geben. Der Bericht über die mündliche Verhandlung der Stände mit dem Bischof bietet charakteristische Züge. Der Bischof äusserte, er sei über das Begehren der Stände ,hart erschrocken', denn es könnten ihm viele, nöthigenfalls der König selbst bezeugen, dass er ,dieses Land als gute Christen gerühmt habe'. Er habe die, Predigt, die er zu Krainburg gehalten, eigentlich in Laibach beabsichtigt, aber es sei ihm die Zeit (auf der Herreise von Oberburg?) zu kurz geworden. Er gestehe, das Gleichniss von Einem Schafstall und Einem Hirten gebraucht und die Zuhörer ermahnt zu haben, dabei zu bleiben. Zuletzt habe er gesagt, er höre, dass Eine Ehrsame Landschaft die Communion unter beiderlei Gestalt be- gehre, das sei wider die Ordnung. Er möge ,etwas mehr geredt haben', aber ,von einer Aufruhr wegen habe er nichts geredet.' Dass er aber gesagt, dass die Stände abgefallen wären, ,wenn mans bei Licht besehen will, so hab es fast die Gestalt, dass man abfallen wöir.' Man hätte inbetreff der Communion mit seinem Rath handeln sollen. ,Deschelany' habe er Eine Ehrsame Landschaft in der Predig genannt. Wenn er zu weit gegangen sei, bitte er, es ihm zu verzeihen. Wenn aber die Herren begehren, dass er hinfür davon abstehen solle, das könne er nicht, ,denn er lasse ihm nichts sperren.' ,Wir sollten unsere Eltern fragen, wie sie glaubt haben, also sollen wir uns auch halten.' Es sei ein unchristliches und unbilliges Begehren (nach der Communion unter beiderlei Gestalt), das die Landschaft gethan habe. Er habe kraft seines bischöflichen Amtes gehandelt, denn ,Epi- scopi' seinen Aufseher und Späher. Er habe in der Predigt gesagt, wer sich inbetreff des Abfalls vom Glauben nicht schuldig wisse^ solle sich darum nicht annehmen. Sollte aber der gemeine Mann vom Glauben abgewendet werden, das wäre nicht gut. . 15 226 Schliesslich begehrte der Bischof, die Landschaft solle von der Förderung der Communion abstehen. Darauf Hessen die Stände dem Bischof ihre Forderung abermals vorhalten und ihn ermahnen, den gemeinen Mann nicht zu Wider- willen und Aufruhr gegen seine Herrschaften aufzureizen, sonst würden sie verursacht sein , ihre Beschwerde darüber bei dem König anzu- bringen; doch hatten auch diese Vorstellungen keinen Erfolg, denn der Bischof erklärte nach vielen Umschweifen zuletzt, wenn er schon die Landschaft von dem Begehren nach der Communion sub utraque nicht abbringen könne, so wolle er doch den gemeinen Mann, so lange er könne, vor der Verführung bewahren. Minder ernst nahm es Urbans Nachfolger, Petrus von Seebach, mit der Verwaltung seines bischöflichen Amtes. Ihn musste Ferdinand I. 1560 ermahnen, in Laibach zu residiren und einen deutschen Pre- diger zu halten, damit nicht die Stände Anlass erhielten, evangelische Prediger zu berufen.^ Bischof Petrus glaubte dieser Ermahnung hinläng- lich entsprochen zu haben, indem er aus Oberburg, der gewöhnlichen Residenz der Laibacher Bischöfe, am 27. Dezember 1560* ein Mandat an alle seine Diöcesanen erliess, bei der katholischen Lehre zu bleiben, bei Strafe der Excommunication, und wenn diese nichts fruchten sdUe, des Einschreitens Seiner kaiserlichen Majestät! Ein Bischof muss von der weltlichen Autorität an seine Amtspflicht erinnert werden und glaubt dieser genügt zu haben, wenn er eine papierne Drohung er- lässt, welche für den abgebrauchten Bannstrahl das weltliche Schwert substituirt! Begreiflich, dass unter solchem Verfall der hierarchischen Macht auch eine selbst bei Protestanten verpönte und geächtete Secte in der nächsten Nähe des bischöflichen Sitzes ihr Haupt zu erheben wagte. Im Mai 1560 wählten zwei Zwinglianer die Kirche S. Chri- stoph bei Laibach zum Schauplatz ihrer Propaganda, üeber eine Anzeige des Generalvicars Nikolaus Skofitz ^- der Bischof weilte wohl wieder in Oberburg — befahl der Landeshauptmann dem Lai- bacher Magistrat, die Jünger Zwingli's festzunehmen; diese hatten sich aber inzwischen bereits geflüchtet.^ * Valv. X. 340. Desselben Schreibens mit dem Datam vom 9. Dezember er- wähnt auch Badics, Mitth. 1867 S. 67, als im bischöflichen Archive vorfindlich. 3 ürk. der Laib. Seminarsbibl., Mitth. 18Ö4 S. 5. « Mitth. 1861 S. 67, nach dem fürstbisch. Arch. 227 5. Slovenischer und kroatischer BtLcherdnick in Tt'bingdn und Urach. Hans Ung^ad and ](azimilian IX, als Förderer des Bibelwerkes. Tmhers Berufung nach Laihach. (1555-1561.) Wir haben gesehen, wie Trüber, abgeschreckt durch das Wag- niss und die Schwierigkeiten der slo venischen Uebersetzung nach Vollendung ßeiner Erstlingswerke mit der Arbeit inne gehalten hatte, wozu wohl auch seine Uebersiedlung als Pfarrer nach Kempten (1552) beigetragen haben mochte. Nun kam ganz unerwartet ein Anstoss zur Fortsetzung des begonnenen Werkes. P. P. Vergerius , ehemals Bischof von Capodistria, hatte als Anhänger der neuen Lehre 1549 sein Vaterland verlassen und war in das Bündner Land gekommen, wo er seipem neuen Bekenntnisse viele Gläubige zuführte und auch durch Flugschriften für dasselbe mit Glück thätig war. Herzog Chri- stoph von Würtemberg berief ihn zur Förderung der italienischen Uebersetzung der. würtembergischen Confession und des Brenzischen Katechismus nach Tübingen; später liess er sich auf des Herzogs Einladung bleibend in Würtemberg nieder. Als er nun im Januar 1555 in Göppingen verweilte, fasste der ehrgeizige und unternehmende Mann den Gedanken einer slavischen Bibelübersetzung, der nicht weniger Nutzen als Ruhm versprach. Am 6. Januar 1555 schrieb er darüber an den Herzog,^ auf dessen evangehschen Eifer und Beihilfe er rechnete, und nun handelte • es sich für ihn noch darum, den Mann zu finden, der geeignet wäre, die Arbeit der Uebersetzung selbst zu übernehmen, für welche dann Vergerius als gewandter Hofmann und Diplomat äusserlich wirken wollte. Der Mann fand sich in unserm Trüber, welchen Vergerius ausgekundschaftet hatte und an welchen er nun die schriftliche Anfrage richtete, ob et sich getraue, die Bibel in die windische und kroatische Sprache zu übertragen, wozu er selbst (Vergerius) aus allen Kräften mithelfen und Beiträge von Für- sten und Herren verschafiFen wollte. Der schriftlichen Anfrage folgte eine Zusammenkunft mit Trüber in Ulm in Gegenwart • mehrerer gelehrter Theologen. Trüber erklärte da, wie früher schriftlich, so jetzt mündlich, er könne ein solches Werk nicht ausführen. Ab- * Schnurrer 1. c. S. 13 und Anm. 6 S. 15. Die SteUe lautet : Tubingae pestis ii^cepit progredi: quare cum illic nuUam habeam vocationem, quaB me cogat ibi mauere in periculo, subsistam hie per aliquot dies et tndornaho negotium de versione in linguam Slavicam Deo juvante et caritate et dementia vestra Celsi- tutdinis — ' 15* 228 gesehen davon, dass er weder Hebräisch noch Griechisch verstehe, sei auch die windische Spräche arm an Worten und könne manches nicht ausdrücken; überdies theile sie sich in mehrere Dialekte, die oft in einem Strich Landes von zwei bis drei Meilen sehr ver- schieden seien. Das Kroatische betreffend, könne er wohl einen Kroaten zur Noth verstehen, aber die Sprache könne er weder lesen noch schreiben. Wollte man ihm aber zwei krainische oder unter- steirische Priester oder andere Gelehrte aus denselben Ländern, die das Windische gut und zugleich Latein und Deutsch . verstehen, und zwei Kroaten, die gut Dalmatinisch und ,Bosnarisch^ reden, auch zu- gleich Cyrillisch und Glagolitisch-gut schreiben könnten, zuordnen, so wolle er das Werk wohl übernehmen. Man verwendete sich nun um die von Trüber gewünschten Mitarbeiter. Es wurden auch ein win- discher und ein kroatischer Priester aus Dalmatien für die Arbeit angeworben , aber der erstere starb noch vor der Abreise nach Deutschland, der Dalmatiner kam nach Tübingen, er brachte sogar eine ganze kroatische Bibel in der Handschrift mit, die er nach seinem Vorgeben 1547 aus der Vulgata zu dolmetschen und mit kroatischen (glagolitischen) Buchstaben zu schreiben angefangen und 1554 voll- endet hatte, allein als man Anstalten zum Druck machte, erklärte der Dalmatiner zum allgemeinen Erstaunen, er sei nicht gesonnen, sich lange aufzuhalten, er habe nur den Beweis liefern wollen, dass eine kroatische Bibel bereits vorhanden sei und man daher Mühe und Kosten für eine neue Uebersetzung ersparen könne. Er wisse auch Ort und Gelegenheit, wo seine Bibelübersetzung ohne seine und ihre Kosten gedruckt werden könne. Er Hess sich auch durch keine Versprechung zurückhalten, sondern reiste nach viertägigem Aufenthalt wieder ab. Inzwischen hatte Trüber das Evangelium des Matthäus in das. Windische -übersetzt.^ Der Herzog von Würtemberg bestritt über Vergerius' Verwendung die Kosten, die Morhard'sche Druckerei in Tübingen übernahm den Druck. Das Mitte August begonnene Werk war vermuthlich noch vor Ende des Jahres vollendet.^ Es erschien unter dem Titel: ,Ta Euangeli Suetiga Mateusha^ sdai peruizh via Slouenski Jesig preobernen, Euangdium D. j^. Jesu Christi ÄtUhore Matthaso, nunc primum versum in linguam SMäuicamJ' 1555. 8^ ^ Die vorstehende Erzählung des Hergangs nach Trubers eigenen Worten in seiner Vorrede zum I. Theil des N. T. bei Schnurrer 1. c. S. 18—21. Ueber die Bi- belübersetzung des Dalmatiners vgl. Safafik 1. c. I. S. 170. " Schnurror 1. c. 229 90 Blätter; Unter dem Titel ist eine "auch sonst in Trubers Schrif- ten vorkommende, Vignette: Das Lamm der Apokalypse stehend auf dem gestürzten Lindwuim. Darunter: Matth. 21: Dabitur genti faciefUi frultus eius. Auf der Rückseite des Titelblatts: od S. Mateusha Lebna 8. Jeronim taku pishe etc. Dann komitit die krainische Vor- rede: Tei praui cerqui Boshy tiga slotiensJciga Jesika Milost inu Myr od Buga Ozheta skusi Jßsusa Gristusa nashiga Ohranenica prossimo etc., drei Blätter, an deren Ende gefertigt vashi slushäbniki inubratie V. und T., d. i. Vergerius und Trüber, als gemeinschaftliche Heraus- geber. In dieser Vorrede sagt Trüber, der unzweifelhafte Verfasser: ^Mateusha vsamite koker enu kossüice öli jushinizo,'' Der Vorrede folgen ßummarij vseh Gapitolou\ sechs Blätter, dann wieder ein Wort an die Slovenen : Luhi Slouenci ! — Mi smo, Bug vei, dosti smishlouali, skakouimi puhstahi to nasho bessedo bi mogli prou, po . tei Orthogra- phy shtaltnu inu sastopnu pissati, de bi preueliku puhstabou öli Con- sonantou kani siUahi ne iemäli^ koker ty Peami inu drugi deio^ kateru ie gerdu vidüi. Taku mi ne smo mogli sdai vnashi sästopnosti drigazhi naiti^ temush de se ta H sa Ch, ta V sa pul Fpisheio inupostauio inu de se ty shtimouci isrelco po shegi nashiga iesiga etc. Es folgt nun das übersetzte Evangelium Matthäi auf 80 Blättern. Der Rest des Buches ist mit Joh. XX, 31, Haee autem scripta sunt etc. 2etu je pag piffanu etc. und Matth. XXIII, 14, Et praedicabitur etc. Und es wird dieses Evangelium etc. 3mi ta (Suangetion etc. ausgefüllt. Schliesslich empfeh- len sich die beiden Herausgeber in das Gebet der Leser um glückliche Beendigung der noch übrigen Uebersetzungsarbeit und bitten wieder- holt und angelegentlich um Mittheilung allenfalls nöthig erachteter Berichtigungen.^ Gleichzeitig mit dem Evangelium Matthäi vollendete Trüber im Jahre 1555 noch folgende Werkchen: ^Äbecedarium, Ene Buquice, is katerih se ti mladi inu preprosti Shu^nci mogo lahku tar hitru brati inu pissati nauuishitiJ' Unter diesem Titel das Lamm auf dem Lind- wurm und darunter Rom. XIIII. Et omnisjingua conßebüur Deo. 1555 8^ ein Bogen* Ausser dem eigentlichen Abecedarium enthält das Werkchen unter' anderm auch ein gereimtes fizha nash/ Catechismus. V slouenskim Jesiku^ sano kratko sastopno Islago, Jnu ene mölytue tar nauuki Boshy, Vseti is zhistiga suetiga Pisma, Eine Vignette : Jesus unter den Schriftgelehrten ; darunter Psalm VIII, 1 Kopitar 1. c. S. 392—394.. Safafik 1. c. S. 104. 230 , Matth. XXI. Is tih ust kir ne umm gouorUi inu kir sesaio si ti Gospud tuio ehast gori naredel 1555. 16.® Beide Werkchen sind mit lateinischen Buchstaben gedruckt, was Trüber in der Vorrede zum Katechismus mit den Mängeln der frühe- ren mit deutschen Lettern gedruckten Ausgabe und mit der besseren Eignung der lateinischen Buchstaben rechtfertigt.^ Ausser den angeführten wird auch nachstehendes, 1 Bogen 8® starkes Werkchen als ein Produkt Trubers im Jahre 1555 bezeichnet :* Ena Mölitou tih Kersehentkou^ kir so sa vdo te praue Vere Viesusa Christusa pregnani, Oratione de perseguitati e forusciti per lo Evangdio et per Giesu Cristo, Ai Rom, 8. Per tua cagione ogni di siawo ammazzati e condotti come pecore aUa beccaria. Als Trüber diese Arbeiten vollendet hatte, forderte ihn Verge- rius, der sich als Leiter der Uebersetzung gerirte, ungeachtet er selbst der Sprache nicht mächtig war, auf, in der Arbeit fortzufahren, aber Trüber wollte vorher das Urtheil von Sachverständigen in den slo- venischen Gebieten über den Versuch mit dem Evangelium Matthäi abwarten. Da dieses günstig ausfiel, griff er die Sache mit neuem Eifer an, bestrebte sich, die gedruckte Uebersetzung zu verbessern, und vollendete die Uebersetzung sämmtlicher Evangelien und der Apostelgeschichte im Herbst 1556.* Dieselben erschienen unter dem Titel : Ta pervi deil tiga nouiga Testamenta vtim so vsi shtyri Euan- getisti inu tu diane tih Jogrou, sdai peruizh vta SUyuenski Jesik skusi Primosha Truberia sueistu preobernen , kar ie vezh per tim inu kadai ta drugi deü bode dokonan , tebi ta druga stran letiga papyria pouei. Der erst- halber Theil des newen Testaments, darin seind die vier Euangelisten und der Apostel Geschieht ... in die gemeine Win- dische Sprach jetzunJ zum erstenmal fleissig verdolmetscht etc. Tubingae. Anno 1557. 4^ In der Deutschen Vorrede sagt Trüber unter anderm: Er habe sich in diesem seinen Dolmetschen mit Wörtern und Stylo dahin be- flissen, auf dass ihn ein jeglicher Windischer, er sei ein Krainer, Unter- steirer, Karner, Karstner, Histerreicher, Niederländer (Unterkrainer?) oder Besyak (Provinzial-Kroat) möge leicht verstehen. Und deswegen sei er schlecht bei der bäurischen windischen Sprach und wie mans » Kopitar 1. c. S. 395-397; Safafik 1, c. 48, 113. * Kopitar 1. c. S. 398; Safafik l. c. S. 139. ^ Nach seiner eigenen Angabe bei Schnurrer S. 2i. .231 auf der Bastschuh redet ^ da er geboren sei, blieben und habe unge" wohnliche und crobatische Wörter darein nicht mengen, auch neue nicht mögen erdichten. Dass er einiges improprie verdolmetscht, sei ge- schehen, weil eigentliche windische Wörter nicht vorhanden waren oder ihm ai\ch nicht zu Dienste standen. So wolle er doch einen sehen und hören, der nur diese gemeine lateinische Wörter proprie Windisch verdolmetschte: Salutatio, Exultatio, Jubilatio, Laetitia, Hilaritas, Jucunditas, Persequutio, Afflictio, Patientia, Contumelia, Opprobrium, Contentio, Seditio, Insidiae, Tumultus, Modestia, Occasio, Locus, Oppor- tunitas, Scandalum, virtus, Gloria, Brachiüm, Adoptio, Abominatio, Turba, AfFectus, Stupor, Pietas, Jmpietas, Adorare, Religio, ßuper- stitio, Assiduitas, Sors, Sacramentum, Tabernaculum, Panes proposi- tionis und- dergleichen un^älig. Die Zoili mögen ihre Ueberlegenheit mit einem Stuck aus der Bibel erzeigen und beweisen. Die Unterschrift lautet: 2^ü6ingcn 9. Sunt 1557 ^rimug 2;ru6er, Srcincr. Trüber fertigte diese Uebersetzung aus zwei lateinischen, zwei deutschen und einem italienischen Neuen Testament. In seiner Vor- rede verspricht er, auch die Episteln zu liefern; weil aber diese mehrere Schwierigkeiten haben, so werden sie auch mehr Zeit erfor- dern; nachher wolle er auch das Neue Testament in Arbeit nehmen. Uebrigens rühmt er, dass das Werk, da es vorher aus Unwissenheit Einige gehindert haben, nunmehr von einem wahrhaft gottseligen Deutschen sei gefördert worden (wahrscheinlich ist Johann Brentius gemeint). Trüber spricht seine Hoffnung aus, Gott werde nach ihm Leute erwecken, die das von ihm ungefangene unvollkommene Werk besser ausführen und vollbringen. Doch seien auch die Alten und die Ersten, sollten sie es gleich nicht immer recht getroffen haben, nicht zu verachten. Das Buch, in zwei Exemplaren auf der kaiserlichen Hofbibliothek in Wien vorhanden, enthält ausser den vier Evangelisten und der Apostelgeschichte noch einen windischen Kalender für das Jahr 1557, nebst einer Jahrtafel zur Anweisung, wie derselbe bis zum Jahr 1630 dienen könne, verfertigt von M.Johann Hildebrand, Professor zu Tübingen ; Reime über gutes Wetter und die Eintheilung der Jahreszeiten, die längste und kürzeste Nacht; eine Anzeige der vor- nehmsten Zeitperioden von Adam bis 1557 (,ewa praua Baitinga ku- liku je leit od Saehetka tiga Suita od eniga ishasa do drusiga^ do letoshniga 1557. Leita^) ; ein Register der Bücher des alten und neuen Testaments; eine freie Uebersetzung von Melanchthons Loci communes^ 232 in 62 Kapiteln und endlich eine Postille, d. i. Auslegung der Evan- gelien.^ Anfangs 1560 erschien ebenfalls zu Tübingen der andre halbe Theil des Neuen Testaments, enthaltend den Brief an die Römer, unter dem Titel: ^Ta drugi Deä tiga Nouiga Testatnenta vtim bosh imd vse listy inu pisma tih Jogrou^ skratkimi inu sastopnimi Idagami sdai peruijsh is mnogoterih Jesikou via Shuenski skusi Primosha Truberja Grainza sueistu preöb^nen^ ,3)er onbcrfialb %f)tH bc^ nctocn SQSinbifd^cn leftamcntö, barin tncr^^ bcn fein aüe (Spiftcin unb ©efd^rifftcn ber $. Slpofteln mit ©ummaricn önb furjen Slufelcgungcn. SStibingi 1560/ 4<^. . Die Widmung, Tübingen, 1. Januar 1560, ist an König Maximi- Uan gerichtet, der mitten in einem unduldsamen Zeitalter durch Freisinn und religföse Duldsamkeit glänzte und nun als eifriger Freund und Förderer des slavischen Bibeldruckes in unsere Geschichte eintritt. Trüber schreibt, da sein Versuch des windischen Bücherdrucks von dem windischen Volk gut aufgenommen und er von Mehreren aus demselben, auch von einigen Gelehrten in Deutschland ermuntert worden sei, mit der Uebersetzung des Neuen Testaments fortzufahren, da auch bereits ein Priester, Stephan Consul, ein geborner Istrianer, es übernommen habe, die vier Evangelien, die Apostelgeschichte und andere Büchlein aus der windischen Sprache in die kroatische, welche auch von Dalmatinern, Bosniern und Serben bis nach Konstantinopel hin verstanden werde, zu übertragen, so habe er (Trüber) sich durch diese Umstände bewegen lassen, dass er wirklich angefangen, den andern Theil des Neuen Testaments zu dolmetschen. Bisher habe er sich des Dedicirens enthalten, da aber der König der rechte Erbherr 1 Kopitar 1. c.'S. 399- 415; Schnorrer 1. c. S. 24 — 27; Safafik S. 105. Der von der Buchhandlung Tross in Paris ausgegebene ,Catalogue des Ltvres Andern etc., Annee 1874, Nr. VIII. bringt S. 550 bis 554 unter Nr. 4482— 4502 seltene Bücher in windischer und kroatischer Sprache, worunter Nr. 4482—4484, 4486, 4488 —4490, 4493, 4494, 4497, 4498, 4500 und 4501 zu unsern Drucken gehören. Der Katalog begleitet diese Abtheilung mit einer historischen Einleitung nach Schnur- rer, worin auch auf die äusserste Seltenheit dieser Drucke hingewiesen wird. Beweis dessen die Preise des Katalogs. Obiges Buch Trubors (Nr. 4500) ist mit 280 Francs notirt. Der Katalog fügt bei : ,Notre exemplaire est un de ceux-lä qui ont le titre seulement en languo winde et qui ne possedent pas la preface en allemand. Cette preface a ete supprimee ä dessein par roditeur; on a röimprimö les 4 prenuers feuillets et le 4® finit par la röclame Ta slo Kolendar. Le 5® feuilles, signat. D commence par les mots : Ta slovenski Kolendar. Cette premiere edition est d'une insigne rarete.' 23B der windischen und kroatischen Lande sei, so habe er diesen, die Epistel an die Römer enthaltenden Theil demselben zueignen wollen, mit der Bitte, der König ,wolle mit den gottsehgen und verständigen Krainern, Kärntnern, Karstnern, Histerreichern und Windischmärkern (,denn dieser Länder Völker verstehen gründUch meine Sprach und Schriften') dieser und aller meiner vorigen und künftigen Schriften gnä- digster Patron, Beförderer, unparteischer Arbiter und Richter sein.' Wo er gefehlt, wolle er sich willig belehren lassen, dagegen gelobe er, wenn unleidliche ärgerliche und verführerische Opinionen oder Irrthümer in seinen Schriften wahrhaftig befunden werden sollten, die- selben in öifentlichem Druck in der deutschen und wipdischen Sprache vor jedermann zu bekennen und zu widerrufen.* Als Trüber diese Verwahrung niederlegte, hatte er bereits die Erfahrung gemacht, dass jedes grosse patriotische Unternehmen seine Feinde und Neider finde. Es war die Beschuldigung gegen ihn er- hoben worden, er sei ein Schwärmer, Sectirer, Zwinglianer. d. s. w. Wahrscheinlich ging diese Verdächtigung von Vergerius aus, der sich gern den Ruhm der Bibelübersetzung zugeeignet und Trüber nur als Werkzeug ausgenützt hätte, was dieser durchkreuzte.^ Dagegen hatten schon im Jahre 1559 mehrere Prediger und Beamte aus Oberkrain Trubenj das Zeugniss gegeben, dass seine Uebersetzungen jedermann verständlich und von jedermann, auch von den Gegnern anerkannt seien. ^ Um nun diesen Verdächtigungen ein für allemal ein Ende zu machen, sendete Trüber schon am 2. Januar 1560 vo^i jedem seiner bis jetzt gedruckten windischen Bücher je ein Exemplar an König Maximilian mit der Bitte, der König wolle dieselben den Sachverstän- digen zur Beurtheilung und Prüfung nach Krain senden.* Indessen hatten die gegen Trüber ausgestreuten Verdächtigungen bereits zur Folge gehabt, dass der fernere Druck windischer Bücher eingestellt wurde, da man in Würtemberg eifrig, über der Reinheit des augsburgischen Bekenntnisses wachte. Trüber wendete sich daher (12. Januar 1560) auch an die krainische Landschaft, indem er sie bat, seine Bücher von competenten Personen geistlichen und welt- lichen Standes prüfen zu lassen und ijim ein Zeugniss über das Er- 1 Kopitar 1. c. S. 415-416 ; Schnurrer 1. c. S. 28 -31; Safafik 1. c. S. 105. « Schnurrer 1. c. 37—42 8 Schnurrer 1. c. S. 40. * Kostrenöiö, Urkundliche Beiträge zur Geschichte der protest. Literatur der Südslaven. Wien 1874 S. 3. Nr. II. ; Vgl. Schnurrer S. 35. 234 gebniss zu tiberschicken. ^ Am 20. Februar antworteten die Stände > bereits,* Trubers Schreiben sei in ihrer Versammlung verlesen worden. Nun hätten sie selbst, so viel aus ihrer Mitte die windischen Bücher gelesen und noch heutigen Tages in ihren Schlössern und Häusern lesen Hessen, nie gefunden, auch von allen Priestern und Pfarrherren, die besagte Bücher gebrauchen, noch von irgend einem Menschen hohen oder niedem Standes je gehört, dass in diesen Büchern und geistlichen Gesängen, die in der Gemeinde von jung und alt gelesen gehört und gesungen würden und bis an das Meer, Dalmatien und die türkische Grenze ausgebreitet seien, etwas unrichtig verdolmetscht oder der Augsburger Confession zuwider sei. Doch hätten sie, um Trubers Wunsch zu erfüllen, aus allen vier Ständen, von Geistlichen, Herren, Ritterschaft und Städten, einen Ausschuss von Personen, die der deutschen, italienischen, lateinischen und windischen Sprache mächtig und in der Schrift belesen seien, niedergesetzt. Dieser solle aus allen Gegenden des Landes Priester und andere vertrauenswürdige Personen zu sich erfordern und dann mit ihnen die Prüfung der Bücher vornehmen. Dann wollen sie ihm ihr Zeugniss zusenden. Mittlerweile möge er sich aber durch diesen Zwischenfall, ,welches der Weltlauf mit sich bringt, dass kein gut Werk ungetadelt bleibt', der Uebersetzungsarbeit nicht überdrüssig machen oder hindern lassen! Der von den Ständen niedergesetzte Ausschuss bestand aus den Freiherren Achaz von Thurn; Hans Josef von Eck zu Hungerspach; Dietrich von Auersperg, je drei Herren aus dem Ritterstand und dem übrigen Adel und vier Bürgern. Die Priester, welche der Auss^chuss zur Revision der Truber'schen Uebersetzung einzuberufen beabsich- tigte, waren Thomas von Wippach und der dortige Vicar; Marx, Pfarrer in Asp; der Pfarrer von Veldes; der bereits erwähnte Rokavez in Krainburg; Gregor, Pfarrer zu Vodiz; der Pfarrer von Zirklach; Mathes, Pfarrer zu Mannsburg; Wolfgang, Pfarrer zu S. Veit bei Sit- tich ; Zislpacher, Pfarrer zu Gurkfeld ; Nikla^, Pfarrer zu Tschitembs (?) ; die Tfarrer von Weiniz , Weissenfeis und Franaw (?) ; Haiis, Pfarrer zu Töpliz; die Pfarrer in Tschermoschniz , Kostel, Reifniz, Oblak, Zirkniz und Ugg (Igg?). Alle diese Priester,, wenn auch noch katholisch, galten doch als ,der Wahrheit und der Augsburger Confession anhän- gig und nicodemisirend', auch als gelehrt, belesen und der windischen Sprache kundig. Vom Laienstande wurden ausserdem Budina, den » Landsch Arch. Pasc. Kel. S. Nr. 2. * Landsch. Arch. l. c. •ttttam 235 wir bereits als lateinischen Präceptor kennen gelernt haben ; der Auf- schlager ,zu der Alben'; Klorabner und viele andere zur Mitwirkung berufen. 1 Inzwischen hatte Trüber bereits ein Schreiben des Herzogs Christoph von Würteiüberg (vom 18. Februar 1560.aus Stuttgart datirt) erhalten, worin ihm dieser die Antwort des Königs Maximilian (vom 4. Februar 1560 aus Wien) mittheilte. Der König schrieb dem Herzog, weil er ein solches Werk, wie Trüber es unternommen, zu fördern wohl geneigt sei, so wolle er dessen Bücher durch Leute, welche der windischen Sprache und der h. Schrift kundig seien, durchsehen lassen und das Ergebniss dem Herzog ehestens mittheilen. ^ In der That- übersendete der König schon mit Schreiben vom 19. Februar das Urtheil über Trubers windische Bücher , welches dieselben in Bezug auf Treue und Sinn der Uebersetzung als untadelhaft erklärte, jedoch gegen die Sprache Einwendungen erhob. Dieselbe sei zwar die slo- venische (slavonica), doch auf jenen Dialekt beschränkt, der in Steier- mark, Kärnten, Krain herrsche, so dass die Uebersetzung von den in Oberungarn , im Trentschiner, Arwa-, Liptau- und andern benach- barten Comitaten wohnenden Slaven wenig oder gar . nicht verstan- den würde, eben .so wenig von den'Polen, Böhmen, Mähren, Russen, lUyriern und den Bewohnern der Umgegend von Agram. Dieser Vor- wurf konnte Trüber nicht treifen, denn er hatte ja seine Arbeit eben nur < für die Slovenen in Steiermark, Kärnten, Krain und dem damals dazu gehörigen Küstenlande und Istrien berechnet, ausdrücklich gesagt, ^ dass er in dem, in seinem Geburtsorte üblichen Dialekt schreibe, und für die Kroaten sollte ja eben eine eigene Uebersetfeung angefertigt werden. Polen, Böhmen, Mäbr^r und Russen blieben schon vollends aus dem Spiel. Eine andere Einwendung war besser begründet. Sie richtete sich gegen Trubers Germanismen, Worte wie Vrshah , Gnada, Ferdamane, Trosht, Nua, Leben, Lön und dgl. Der Kritiker bemerkte, die Sprache müsse so geläutert werden, dass man sie auch ohne Kennt- niss des Deutschen verstehen könne. Aber diese Germanismen waren ja nicht von Trüber importirt, sondern herrschten thatsächlich in der Sprache.* In der Orthographie wollte- der Kritiker das kroatische eh an die Stelle des slovenischen 0h gesetzt, das gelinde vom scharfen ^ Ko8trend4Ö 1. c. S. 3 Nr. III. * Landsch. Arch. Fase. Rel. S. Nr. 2; Schnurrer 1. c. S. 31. ^ Noch heutzutage werden diese und ähnliche Germanismen gebraucht; in Untersteiermark ist selbst der Ausdruck .,Lehen' (das deutsche Jiebcn*) noch nicht aus dem Munde des Volkes verschwunden. 286 s unterechieden wissen.^ Indem Herzog Christoph von Würtemberg diese Kritik , für deren Autor man einen gewissen Paul Scalich hält, an Trüber sendete, stellte er ihm anheim, die Mängel in der Ortho- graphie zu verbessern,* und gestattete ihm die Fortsetzung des Bibel- werkes. An König Maximilian schrieb er, dass er ihm von den weite- ren Arbeiten Trubers jedesmal Exemplare vor dem Drucke zusenden werde.* Trüber aber, indem er dem Herzog für seine Bemühung und die Wiedereröffnung des- Druckes dankte, erklärte zugleich in gerech-, ter Empfindlichkeit, er wolle mit dem Drucke innehalten, bis er ein gründliches und glaubwürdiges Urtheil von einem Krainer oder Unter- steirer über seine Bücher erhalte. Er berief sich auf die Bestimmung derselben für Kärnten, Krain, Istrien und Steiermark, rechtfertigte seine für jeden Deutschen oder Lateiner leicht verständliche und les- bare Orthographie und fügte bei, er wolle der Landesobrigkeit in Krain und Untersteiermark, dem Hauptmann von Cilli^ und andern gelehrten und gottseligen Krainern und Untersteirern zuschreiben, dass sie dem König Maximilian einen lautern und wahrhaftigen Bericht über seine Bücher und deren Orthographie geben.* Am 18. März schrieb Trüber auch an seine Freunde Budina, Seyerl, Tischel (?), Kobinger, Klombner, Foresta und Pregel um Vermittlung einfes recht- fertigenden Urtheiles der Landschaft über seine Orthographie, welche er nochmals rechtfertigte. In Bezug auf die Germanismen bemerkte er insbesondere, dass er ganz wohl an die Stelle derselben echt sla- vische Worte hätte setzen können , aber er habe nun einmal bei der ,gemeinen krainerischen Sprache' bleiben wollen. Auch forderte er nochmals die Uebersendung der Entscheidung inbetrefF der ihm an- geschuldeten Irrgläubigkeit mit dem Beisatze : ,Wo mir Eine Ehrsame Landschaft in dieser Sachen nit will beistehen, so dolmetsche un^d drucke hinfür, wer da will.'-'^ Obwohl nun diese Forderung Trubers auch fortan unerfüllt blieb, brachte dies doch keine Störung in den Verlauf des Bibelwerks. Am L April 1560 schrieb Trüber aus Kempten an den Freiherm von Ungnad, König Maximilian habe die bisher gedruckten Bücher prüfen und vertheilen lassen, sie seien alle für gut befunden worden.^ Erst in dem Schreiben vom 10. Juni 1 Schnurrer 1. c. S. 32 S4. * Landsch. Arch. Fase. Rel. S. Nr. 2. » Schnurrer S. 36. * Landsch. Arch. Fase. Rel. S. Nr. 2. * Landsch. Areh. Fase. Rel. S. Nr. 2. « Kostrenöiö 1. e. S. 10 Nr. IV. 237 1560,^ womit die Landschaft Trüber nach Laibach berief, brachte sie auch die ,Justification' seiner Bücher zur Sprache und stellte jhnen sowohl bezüglich der Lehre als der Sprache das beste Zeugniss aus, so dass Trüber in dieser für seinen Uebersetzerruf so wichtigen An- gelegenheit endlich, wenn auch spät, die vollste Genugthuung erhielt. Der windische Druck genoss, wie wir gesehen haben, die Unter- stützung des Herzogs von Würtemberg und des Königs Maximilian, welche ohne Zweifel den grÖ9sten Theil der Kosten bestritten. Die krainische Landschaft hatte bis Ende März 1560" bereits 1000 Gulden beigesteuert, selbst unter katholischen GeisUichen zeigte sich Theil- nahme für das Bibelwerk. Der Prior von Franz erklärte sich zur Beisteuer bereit.* Für den Vertrieb der Bücher in Krain, Kärnten und Steiermark wirkte in Laibach vor allem Klombner, der auch mit den Buchführern (Buchhändlern) in Laibach und Kärnten verhandelte ; neben ihm wirkten die Pfleger in Erkenstein (Unterkrain) und Rohitsch, Budina, Forest, Seyerl, Marx Pregel. Der Buchführer in Kärnten nahm 80 Stück ab. Klombner schickte auch nach Wien Exemplare der Truber'schen Schriften an Stephan Walch, um sie dem Herrn von Eitzing, dem Landschreiber, Landsecretär und andern zu verehren. Auch den krainischen Aebten in Oesterreich und den andern dort lebenden angesehenen Krainern sollte er Exemplare verehren und sie um ihre Beisteuer angehen. Den Prädicanten in der Möttling wurden zehn Exemplare unentgeltlich überlassen. Der Preis für ein ungebun- denes Exemplar sollte zehn Batzen betragen, da aber Budina dem Buchführer von Kärnten das Stück ,rein' um acht Batzen gelassen hatte, so wurde dieser Preis festgehalten. Ohnehin war der Vertrieb der Bücher in Krain mit grossen Schwierigkeiten verbunden, da der Bischof, wie Klombner schreibt, ,wüthete', und es mussten die Bücher eine Zeitlang vor seinen Nachstellungen geborgen werden.* Schon bei der ersten Unterredung mit Trüber (1555) hatte Ver- gerius die Uebersetzung der Bibel in die kroatische Sprache angeregt. Wie wir gesehen haben, war die Ausführung dieses weitgehenden Planes an dem Mangel kroatischer Mitarbeiter gescheitert, da Trüber- selbst das Kroatische wohl zur Nothdurft verstehen, aber nicht lesen und schreiben konnte. Indessen regte der Fortgang der windischen Bibelübersetzung einen Istrianer, Stephan Consul (Stipan Istrianin) aus Pinguente, der wegen Hinneigung zur neuen Lehre sein Vaterland ^ Landsch. Arch. 1. c. 3 Kostrenöiö 1. c. S. 3, Nr. lU. » Kostrendiö 1. c. S. 3, Nr. m. •. 238 hatte verlassen müssen und sich in Deutschland durch Schulhalten und Predigen zu ernähren suchte, zur Nachfolge an. Er machte den Versuch einer Uebertragung des Truber'schen Neuen Testaments in die iUyrische Schrift und Sprache (d. i. serbisch -dalmatisch -bosnische Mundart mit glagolitischen Buchstaben). Im Sommer 1559 legte er seine Handschrift sachverständigen Personen in Möttling vor, welche ihm (28. August) die Richtigkeit seiner Uebersetzung beglaubigten und zugleich die Bitte um Unterstützung derselben beifügten. Es waren dies: Mathes Schmaitz,. Comthur in Möttling; Stephan Stipa- nitsch, Kaplan zu Osse; Hans Kolonitsch, Kaplan zu Kreuz im Ge- biete des Grafen von Zriny; Hans Faistenperger, Gregor Lokovitsch, christliche Prediger in der Möttling; Sebastian Römer, Verwalter der Hauptmannschaft Möttling ; Hans Pitschik, Bürgermeister ; Antoni Wo- schitsch von Modrusch ; Andre Jokschitsch ; Jörg Pissetz, Stadtschreiber ; Michel Woschitsch, alle vier Bürger daselbst in der Möttling, u. a.^ Bei seiner Rückkehr von Möttling scheint sich Consul an Trüber gewendet zu haben, der schon am 1. Januar 1560* an König Maxi- milian schrieb, dass Stephan Consul die Uebersetzung der Evangdien, der Apostelgeschichte und anderer Bücher aus der windischen in die kroatisch-serbische Sprache unternommen habe,^ damit der Samen des Evangeliums durch Kroatien, Dalmatien, Bosnien, Serbien und die Türkei bis Konstantinopel gepflanzt werde. Für diese grossartige Erweiterung des Bibelwerkes aus dem beschränkten Gebiete der Slo- venen über die gesammte südslavische Welt fand sich zur rechten Zeit ein aufopfernder Gönner und Freund. Hans Ungnad Freiherr von Sonegg war, wie so viele seines Standes in Oesterreich, zur evan- gelischen Lehre übertreten. Im Jahre 1493 als Sohn eines kaiser- lichen Kammermeisters geboren, hatte er 37 Jahre dem Kaiser treu gedient und in seinem Dienste, hauptsächlich in dem langjährigen Kampfe um Ungarn, einen grossen Theil seines Vermögens aufgewen- det. ^ Er hatte in Ungarn gegen die Türken gekämpft und bekleidete . * Kostrendiö 1. c. S. 1, Nr. 1. 2 In der Dedication des II. Theils des N. T. bei Schnurrer^S. 29. • ^ In seinen Briefen an Herzog Albrecht von Preussen, mit welchem' er bereits 1543 als oberster Peldhauptmann von Ungarn in Verbindung getreten war, klagt Ungnad, er habe während seiner 37 Dienstjahre viele hunderttausend Gulden zum Nutzen des Kaisers verwendet, und als dieser König von Ungarn geworden, vieles von seinen Gütern, Schlössern, Städten und Einkommen zugesetzt, ohne für seine Dienste bezahlt worden zu sein. Voigt, Briefwechsel des Freiherrn Hans Ungnad mit Herzog Albrecht von Preussen. Oesterr. Arch. XX. 239 zuletzt 'die Stelle eines Landeshauptmanns der Steiermark. Schon im Frühlinge 1555 hatte er sich nach Wittenberg begeben, wo er im Umgange mit Philipp Melanchthon bis 1558 verweilte. Als Kaiser Ferdi- nand den steirischen Ständen befahl, entweder bei der Religion ihres Landesfürsten zu bleiben oder ihre Güter zu verkaufen und das Land zu verlassen, da opferte Ungnad seine Ehrenstellen und seine Heimat dem Gebote des Gewissens und wanderte ins Exil nach Würtemberg, wo Herzog Christoph den Mönchshof, das ehemalige Stift S. Amandi , in Urach ihm zur Wohnung anwies. Nachdem er sein Leben lang den Erbfeind des christlichen Glaubens mit dem Schwerte bekämpft, hatte ihn jetzt die Vorsehung berufen, den Best seines Lebens der fried- lichen Ausbreitung des Evangeliums unter der Herrschaft des Halb- monds zu widmen. Er ergriff die ihm von Trüber mitgetheUte Idee des kroatischen Druckes mit %allem Eifer der neu gewonnenen Ueber- zeugung. Da er im ungehinderten Genuss der Einkünfte von seinen Gütern blieb , war er auch in der Lage , das Bibel werk materiell zu fördern und vor aller Unterbrechung sicherzustellen.^ Ungnad zögerte auch nicht mit der Ausführung des Werks. Consul wurde in seine Dienste genommen und erhielt einen Gehalt von 170 Gulden nebst freier Wohnung. Im April 1560 wurde er von Regensburg, wo er sich mit seiner Familie niedergelassen hatte, nach Nürnberg geschickt, um nach seiner Anweisung* glagolitische Letjbern giessen zu lassen. Der Punzenschneider war Johann Hartwach, der SchriftgiesseiL Simon Auer. Schon jetzt kamen Beiträge zu dem Unternehmen aus Oester- reich; die Landschaft in Niederösterreich gab 108 Gulden, jene von Oberösterreich 100 Gulden, einzelne Personen in Nürnberg sammelten 71 Gulden. Probezettel und Abecedarien wurden zuerst abgezogen, in der Anzahl von 200 Exemplaren, und nach Wien, Laibach und an andere Orte gesendet, um dieselben der Prüfung von Sachverständigen zu unterziehen. Am 20. August liess Consul die Schrift von Nürnberg abführen, um sie dem. Freiherrn von Ungnad zu überliefern. Dieser- schickte sie nach Tübingen in die Morhart'sche Officio.^ Trüber hatte inzwischen nichts unterlassen, auch seinerseits das kroatische Bibelwerk zu fördern. Schon am 15. Juli 1560 meldete er dem König Maximilian, dass sein ,grösstes krainerisches Buch' — die * Schnurrer 1. c. S. 43, 44. * Schnurrer 1. c. S. 50; Sillem 1. c. S. 60. Schnurrer führt S. 82 einen zu Nürn- berg gedruckten yProhezetieV an, der das gl^olitische Alphabet von verschiedener Grösse, überdies das Vaterunser, das 1. Kapitel des Briefes an die Römer und den 117. Psalm kroatisch in glagolitischer Schrift enthält. 240 erste Hälfte des neuen Testaments — bereits in die kroatisch-ser- bische Sprache übersetzt, die nöthigen Buchstaben in fünferlei Alpha- beten, so gut und besser als man dieselben in Venedig habe, und was sonst zum Druck gehört, fertig und drei taugliche Personen zum Dolmetschen und Drucken vorhanden seien, so dass es nunmehr zum Beginne des Druckes nichts weiter als eines Verlegers und der Er- haltung der gedachten Personen bedürfe. Daran knüpfte Trüber die Bitte, der König möchte mit den Landschaften von Oesterreich, Steiermark, Kärnten und mit den ungarischen und kroatischen Grafen und Herren handeln und sie bewegen, zum Verlegen des windischen und kroatischen Drucks und zur Erhaltung der drei kroatischen Personen behilflich zu sein. Das seien sie vor anderen Nationen schuldig, weil ihre Unterthanen und auch die Türken, nemlich die slavischen Rene- gaten, sich beider. Sprachen bedienen und weil sie durch den Bibel- druck von den Türken mehr Frieden, als mit ihren Spiessen und Büchsen erlangen würden. Auch dem Kurfürsten ,am Rhein' ^ und dem Fürsten von Würtemberg wolle der König die Förderung dieses Unter- nehmens ans Herz legen. Dem Herzog von Würtemberg hatte Trüber zwei abgeschriebene kroatische Kapitel aus dem neuen Testament und drei gedruckte kroatische Alphabete zugeschickt. Diese sollte er dann dem König zuschicken, damit dieser auch sein Urtheil über die Arbeit fällen könne.* In demselben Sinne, wie an König Maximilian, schrieb Trüber am 17. Juli 1560 an den Herzog von Würtemberg, den er auch um seine Verwendung bei dem König bat.^ Die bisherigen Vorbereitungen für den kroatischen Druck be- schränkten sich auf das glagolitische Alphabet. Es galt nun auch für den bei den Serben vorherrschenden cyrillischen Druck Vorsorge zu treffen. Es fand sich dazu durch Verwendung der krainischen Land- schaft ein fähiger Mann in dem Priester Anton Dalmata oder, wie er sich selbst unterzeichnete, , Antonius ab Alexandre. Dalmata', der am 3. Februar 1561 Laibach in Begleitung eines dortigen Bürgers verliess und über Kempten, wo er mehrere Tage bei Trüber, als dem Leiter des neuen Unternehmens, verweilte, in Urach bei Ungnad ankam. Sein Aufenthalt wurde ihm vorläufig in Tübingen angewiesen, wo Stephan Consul bereits die kroatisch-glagolitische Druckerei eingerichtet hatte. Der Herzog von Würtemberg bestritt den Unterhalt der zum Uebersetzen, Setzen und Drucken nöthigen Personen. Dalmata erhielt * Ijandsch. Arch. Fase. Rel. S. Nr. 2. * Landsoh. Arch. l. c. 241 hier im herzoglichen Stift die Kost und bezog einen Gehalt von 30 Gulden. Nach seiner Ankunft wurde soglei^ch. zur Anfertigung des cyriUisehen Alphabets geschritten, die Nürnberger Meister wurden nach Urach berufen, um dort die cyrillischen Litern zu giessen, ein Werk, das in drei Monaten glücklich zu Stande gebracht war. Auch von dieser Schrift wurden FrohezetteU gedruckt und verschickt, und nun wurde in Urach eine cyrillische Druckerei eingerichtet.^ Als somit alle Vorbereitungen für den Druck in serbischer Sprache getroffen waren, Hess Trüber eine öffentüche Ankündigung, gleichsam einen Prospect über das neue Unternehmen, drucken: ,9flc9ifter önb fummarifd^er Snl^alt oller ber tüinbifd|cn 83üd)er, bic öon 5ßrimo Jrubero bis auf biel3 1,561. Sät in %xvid geben jeinb, SSnb je^unb jum önbern in ber croatifd^en ©prad) mit gtüeierlei crobatifdjen ©efdjrtfften nemtid^ mit ©lagoHa unb ßirulifea tperben getrudt (btefe ©prad^ unb S5ud^[taben braud^en aud^ bie Surfen) barbet ift ein SUorreb, bte jetgt an, toarumb biefer @Ien^u§ ober Stegifter getrudt fei unb tnaS l^ernad^ in gemelten ©prad^en tneiter trerbolmetf^t unb getrudEt tperben foH. ©etrudft ju 2iübingen ht\ Ulrtd^ 3Kor^rt§ SBittib 1561. 4^' In der Vorrede rechtfertigte sieb Trüber nochmals gegen die Beschuldigung der Sectirerjei, welche neuer- dings wieder aufgetaucht war, denn im Herbst 1560 wurde Stephan Consul in Nürnberg von einigen Predigern und Bürgern befragt, ob Trüber Zwinglisch, Calvinisch, Schwenkfeldisch oder was sonst für einer andern Secte wäre. Dann forderte er zu Beisteuern für den neuen serbisphen Bücherdruck auf, indem er das Beispiel Herzog Christophs rühmte , der neben anderer Förderung auch den Dolmet- schern mit Weib und Kindern Herberge und Unterhalt verschafft habe ; von tJngnad aber sagte er: ,Wir Dolmetscher sagen und bekennen hiemit frei öffentlich, wenn Seine Gnaden mit so hohen Ermahnen, Anhalten, Trösten, Zusagen, Darreichen, Fürstrecken, Fürdernuss, auch mit Schreiben, Reiten und Boten Ausschicken nicht so treu, christenlich und fleissig zu uns gestanden und. beharrlich geblieben, wir hätten noch keine Herberg, kein Unterhaltung, noch crobatische Druckerei bei einander/ Auch an Baron Ungnad wendete sich Trü- ber in dieser Vorrede mit der Bitte, damit diejenigen, welche schon zum ^indischen Druck beigesteuert, nicht zu sehr beschwert würden, neue Beihilfe zum croatischen und cyrilUschen Druck zu werben. * Der Inhalt war derselbe wie bei der glagolitischen. Es wurden 300 Exem- plare gedruckt und verschickt. Schnurrer S. 87; Kopitar S. 453; Safafik III. S. 297. 8 Schnurrer 1. c. S. 50, .51 ; Kostrenöiö S. 15, IX. 16 242 Die Rückseite des Titelblattes zeigt das glagolische Alphabet . dteifach : gross, mittelmässig und klein. Das kleine stellt zugleich die Ziifern vor und hat 32 Figuren , von den andern jedes nur 28. Am 1. März 1561 hatte Trüber bereits die Freude, dem König Maximilian, der dem Bibel werk von Anfang an seine Gunst zugewendet hatte, den ersten kroatischen Druck, einen Katechismus, übermitteln zu können.* Das Buch führte den Titel (in glagolischen Buchstaben): Katechismus. Edna mälahna kniga^ ukoi esu vde potribni % prudni nauki i Artikuli prave krstianske vere^ skratkim istomasihettem sa mlade i priproste Ijudi. J edna prediga od kriposti i ploda prave karstianske rcre, krosi Stipana Istrianina, spomoszhu dobrih Hrvaiov sad nai prvo istomazhcna. 2)er ©atcdjiömuS, mit furjen Stu^Iegungcn, Symbolum Athar- nasii \)nb ein ^rcbig öon bcr firoft mb SBürcfung be§ rcd^tctt d^riftlid^cn ©lauben^, in bcr Sro6attfd)en @ptac^. Stampana Utubingi Godishsehe po Isukrstovim roistvu 1561.^^ Es umfasste in 8® 8 Bogen. Die bei- gefügte Predigt hat die Aufschrift: Primi Truberi Sertno cröatice redditus de vocabtdo fidei etc.^ In der Vorrede bat Trüber den König, diese erste Probe kroatischen Drucks durch Sachverständige prüfen zu lassen. Zunächst solle der erste halbe Theil des Neuen Testa- ments zuerst mit glagolitischen, dann mit cyrilhschen Buchstaben im Namen des Königs Maximilian im Druck erscheinen. Das an König Maximilian geschickte Exemplar begleitete Hans Uiignad mit einem Schreiben an denselben aus Urach, 12. April 1561, in welchem er gleichfalls um Prüfung des Werks durch sachverstän- dige Personen bat, ,da das schwarze mendlin, der müUe artifex (der Teufel) sich an Zweifel mit allem Vleiss dawider setzen wirdet, ob er dieses mit seinen schedlichen verderblichen Listen, als ob dise Buechl etwan mit Ainichen Irrthumben, falschen Opinionen, depravirten un- rechten Buchstaben vnd dergleichen befleckt weren, verhindern und zu nichte machen möchte, wie vor auch mit der windischen sprach feischlich heschehen etc.,'* womit der Freiherr auf die gegen Trüber aus- gestreuten religiösen und sprachlichen Verdächtigungen anspielte. In linguistischer Beziehung zeigte sich auch Stephan Consul in dieser seiner ersten Arbeit weder in Orthographie noch Sprache correct.^ ' Schnurrer 1. c. S. 83; Kostrencic 1. c. S. 14, VIII. 2 Kopitar 1. c. S. 438. Katalog Tross Nr. 4486, Priis 180 Francs. » Schnurror 1. c. S. 82, 83. * Schnurrer 1. c. S. 84. ''. Kopitar's Urtheil 1. c. S. 4:59. 243 Die Auflage des Werks betrug 2000 Exemplare, davon wurden nach Laibaclf 1200, nach Wien 700 Exemplare geschickt, in Urach befanden sich 1564 noch 10 Exemplare.* Am 5. Mai antwortete König Maximilian bereits dem Freiherrn von Ungnad, er habe die Probe des ersten kroatischen Drucks em- pfangen, er ermunterte den Freiherrn, in dem löblichen christlichen Werk des Bibeldrucks getreulich fortzufahren, damit es zu gutem Ende geführt werde und zu zeitlicher und ewiger Wohlfahrt der armen Un- wissenden gereichen möge. Er erbot sich zu aller Förderung des Un- ternehmens und theilte mit, dass er einen Beitrag von 400 Gulden zu Händen des Ambros Fröhlich^ in Wien angewiesen habe. Auch zum Druck des Neuen Testaments in kroatischer Sprache und mit cyril- lischen Buchstaben, das grosse Mühe und Unkosten verursachen müsse, wolle er auf Verlangen ,sich noch mehr angreifen' und seinen Bei- trag leisten.^ Der oben genannte Vertrauensmann des Königs, Ambros Fröh- lich, stand auch mit Laibachern protestantischen Bekenntnisses in Verbindung, welchen er Genaueres über die Aufnahme des kroatischen Probedruckes in Wien berichtete. Am 4. Mai schrieb er an Georg Seyerl, Bürger m Laibach,* er sei bei dem königlichen Secretär Lin- degg gewesen, um Bescheid von König Maximilian zu empfangen. Jener habe ihm gesagt, er wisse um den Handel sehr wohl, ,man. dürfe aber nicht viel davon reden' (weil bekanntlich Kaiser Ferdinand ' die Hinneigung seines Sohnes zum Protestantismus sehr ungern sah und die Spannung zwischen Vater^ und Sohn eben damals aufs höchste gestiegen war^), es Bei ein gut christlich Werk, der König habe 400 Gul- den bewilligt, und wenn diese nicht hinreichen, solle man sich ferner verwenden, der König wolle zu diesem Werk 1000 Gulden geben. Auch Christoph von Eitzing interessire sich dafür. Er begehrte zwei Exem- plare des Katechismus, die wolle er nach Ungarn an den Grafen Ba- thiany schicken. Auch meinte er, es solle die Vorrede an König Maximi- lian nicht blos deutsch, sondern auch kroatisch gedruckt werden. Hier- onymus von der Au, ein alter Freund des Fröhlich, erbot sich, unter den Kaufleuten am Lugeck eine Sammlung anzustellen. Ein ungenannter Doctor versprach, auch in Prag für eine Unterstützung zu wirken. * Schnurrer 1. c. S. 87. * Er war Rathsherr, Schnurrer L c. S. 65. 3 Kostrenöiö S. 29, XV. * Kostrenöiö 1. c. S. 27, XIV. ^ S. Smets, Wien im Zeitalter. der Reformation S. 64, 65. 16* 244 Im Gegensatze mit der Aufnahme in Wien stand die feindselige i tJaltung angesehener Personen in Krain, wie des tapferen Kriegs- manns Hans Lenkovitsch, der als treuer Diener seines Herrn, des Kaisers Ferdinand, dem Bibeldruck ,sehr zuwider' war. * Mathes Klomb- ner war jedoch mit seinem gewohnten Eifer und seiner Unerschrocken- heit für die Verbreitung des kroatischen Erstlingswerks thätig. Er sorgte für sichere Aufbewahrung der nach Laibach gesendeten Exem- plare, nach welchen von bischöflicher Seite gefahndet wurde. Die meisten wurden, wohl wegen der Armuth der Gegenden, für welche sie bestimmt waren, verschenkt. Auch nach .Venedig sendete Klomb- . ner ein Exemplar , um die Meinung der dortigen, mit dem glagoli- tischen Druck bereits bekannten Typographen zu erfahren. Er hoffte, das Werk werde ,per contraband' nachgedruckt werden und ganz Dalmatien füllen, denn ,man begehre ja keines Gewinns, sondern dass Gottes Ehre ausgebreitet werde'. Auch meldete er, dass die kärnt- nische Landschaft bereits 100 Thaler für den kroatischen Druck be- willigt habe und man mit der stelrischen diesfalls noch in Verhand- lung stehe. ^ Während Trüber in Deutschland für das Wohl seiner Heimat wirkte, hatten sich in dieser die Verhältnisse der Bekenner des Pro- testantismus immer misslicher gestaltet, utid 'als im Juni 1Ö60 die Herren und Landleute von Krain und der dazu gehörigen Landschaften in Laibach versammelt waren, fassten sie am 10. Juni den Beschluss, Trüber von seiner propagandistischen Thätigkeit im Auslande zu der nicht minder nothwendigen seelsorglichen in der Heimat zurückzu- berufen. In ihrem Schreiben vom gleichen Datum schilderten sie den Verfall der religiösen Zustände. Sie hätten lange genug auf Besserung der Kirche und der Religion gewartet. Weil aber diese je länger je mehr abnehme und sich weder Bischof noch Domkapitel, welche die Pfarrkirche inne haben, um die rechte Seelsorge, Verkündung des Gotteswortes und Unterweisung in demselben kümmern, so dass in der Hauptstadt und in dpr Hauptpfarrkirche fast durch ein Jahr schon nicht einmal am Weihnachtstag, zu Ostern und Pfingsten» eine Predigt gehalten worden, dazu die von König Ferdinand zugelassene Com- munion unter beiderlei Gestalt denen, die darnach begehren, selbst in Todesnöthen verweigert werde, so könnten die Stände nicht umgehen, sich um einen gottesfürchtigen christlichen Priester und Prädicanten 1 Kostrencic 1. c. S. 35, XIX. 2 Kostrenöic 1. c. S. 33, XVJII. 245 ZU bewerben. Weil sie nun zu Trüber, der das Wort Gottes erst in Krain und dann nach erlittener Verfolgung in Deutschland gelehrt - und gepredigt, ein besonderes Vertrauen tragen, er auch als des Deutschen und des Windischen kundig vor anderen zur Unterwei- sung im Gotteswort und zur Austheilung der Sacramente berufen sei, so bitten sie ihn um der Ehre Gottes und des allgemeinen Wohles willen, ins Land zu kommen, und seien erbietig, ihm als Besoldung und Unterhalt soviel und mehr, als er in Kempten habe , zu reichen, ihn auch für Reise und Uebersiedlung schadlos zu halten. Auch wenti sich ,der Teufel mit seinen Instrumenten' wieder gegen ihn regen und ihm der Aufenthalt im Lande nicht gestattet werden sollte, so wollen sie ihm nichtsdestoweniger seine Besoldung nicht entziehen und ihn nach ihres Leibs, Verstands und Guts Vermögen nicht verlassen. Gleich- zeitig fügten die Stände ein Schreiben an den Rath von Kempten um Entlassung Trubers bei.^ In Trüber erregte diese Berufung, so lieb ihm die Thätigkeit in der Heimat auch sein mochte, manches Bedenken. Einerseits waren die Verhältnisse in Krain noch zu unsicher und unaufgeklärt, ander- seits lag ihm der Fortgang des so hoffnungsreichen Bibeldruckö am Herzen. Am 17. Juli wendete er sich vertrauensvoll an seinen hohen Gönner^ König Maximilian, der ,solches den Widersachern der wahren Religion nicht werde offenbaren'. Weil seine Berufung nicht allein ihm selbst, sondern auch der krainischen Landschaft selbst gefährlich werden könnte, indem die Jesuiten, Bischöfe und Mönche der wahren Religion zuwider seien und ihrien der Kaiser zu viel Glauben schenke, auch die gegen ihn (Trüber) vor 13 Jahren erlassenen V-erhaftbefehle noch nicht widerrufen seien, so habe er bei dem Herzog von Wür- temberg und seinen Theologen und geistlichen Räthen Rath gesucht und von diesen den Rath erhalten, die Sache femer in Erwägung zu . nehmen und bei andern christlichen Herren , auch bei gelehrten, got- tesfürchtigen und verständigen Personen Raths zu pflegen. Er bitte daher den König als einen ,hochverständigen christlichen König und beständigen Christi Confessor', ihm und seinen treuen und gottseligen Unterthanen in Krain behilflich zu sein, um die Predigt des Evan- geliums und die Ausspendung der Sacramente zu ermöglichen, und seinen Rath dem Herzog von Würtemberg, oder der krainischen Landschaft, oder Trubern selbst zu eröffnen. ^ * Landsch. Arch. Fase. Eel. S. Nr 2. •^ Landsch. Arch. Fase. Rel. S Nr. 2. * Landsch. Arch. Fase. Rel. S. Nr. 2. ® Landsch. Arch. Pasc. Rel. S. Nr. 2. ■ \ 246 Fast gleichzeitig (17. Juli) theilte Trüber dem Herzog von Wür- temberg den Ruf der krainischen Landschaft mit , wobei er beson- ders hervorhob, weil dieser Ruf gegen den Willen des Landesftirsten geschehe, so sei es in Frage gestellt, ob er als ein rechter und ordent- licher betrachtet werden könne und er (Trüber) schuldig sei, demsel- ben nachzukommen, und ob er dabei ,mit Gott und gutem Gewissen' sein Leben aufs Spiel setzen möge. Der verstorbene Bischof habe ihn im Jahre 1547 beim Kaiser angezeigt, dass er lutherisch gesinnt sei j und predige, deshalb habe letzterer mehrere Befehle ausgehen lassen, l* ihn gefänglich einzuziehen; als er aber aus sonderlicher Schickung Gottes der Verhaftung entgangen, habe ihn der Bischof excommunicirt, ihn aller seiner Pfründen entsetzt und seiner Bücher beraubt, und seit damals habe er sich im Reich aufgehalten und etliche Bücher der heiligen Schrift in die windische Sprache übersetzt und im Druck her- ausgegeben,, was der kaiserlichen Majestät zuwider sein solle. Nun, des Königs Zorn, sagt Salomo, ist der Bote des Todes, und Christus sagt zu allen Predigern : Seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben u. s. w. Der Herzog möchte daher durch seine hoch- gelehrten Theologen und seine sachverständigen christlichen Räthe ein Urtheil fällen lassen, ob diese Berufung, wornach er wieder gegen den Willen und das Verbot des Kaisers in Krain das Evangelium pre- digen und die Sacramente austheilen solle, recht und ordentlich ge- schehe, und ob er derselben zu gehorchen und zur Ehre Gottes, Erweiterung der christlichen Kirche und seinem lieben Vaterland zu Guten sich in allerlei Gefahr zu begeben schuldig sei. Dann möge man ihm auch rathen, was für eine Kirchenordnung er in Krain auf- richten solle, und der Herzog möge sich auch an König Maximilian um Vermittlung in dieser Angelegenheit und Vertheidigung der krai- nischen Landschaft gegen die Anklagen der Jesuiten, Bischöfe und Mönche verwenden.^ - Am 25. Juli meldete Trüber den krainischen Ständen, der Rath des Herzogs von Würtemberg, seiner Theologen, insbesondere des Herrn Brentius, und der geistlichen Räthe sei, die Landschaft möge in Religionssachen ohne Rath undv Vorwissen des Königs Maximilian nichts ,von sich selbst' anfangen und durch den König beim Kaiser anhalten, dass gestattet werde, den windischen und kroatischen Bfbeldruck in Laibach einzurichten,^ — ein Rath, der offenbar ganz im Sinne Tru- I 247 bers ausgefallen war, der auch am 27. Juli abermals an König Maxi- milian schrieb, dass der alte Befehl noch immer aufrecht bestehe, wornach er in den österreichischen Ländern als Sectirer eiuzufangen sei, und der König daher, wenn die Landschaft von Krain in dieser Angelegenheit sich an ihn wenden sollte, entweder veranlassen möchte, dass er ohne Gefahr sein Amt antreten könne, oder dass ein anderer Prädicant berufen werde. ^ Zwei Monate waren vergangen, als ein neuerliches Schreiben ,der krainischen Stände einlangte (1. Oktober 1560), in welchem die- selben weitläufig erörterten, dass der würtembergische Rathschlag auf ihre Verhältnisse nicht passe. In Deutschland hätte bisher jeder Fürst und jede Stadt nach ihrem Ermessen Prediger aufgenommen und die Missbräuche in allen Kirchen, über welche ßie zu verfügen gehabt, abgestellt. Den krainischen Ständen als Unterthanen eines Landesfürsten stehe aber kein Reformationsrecht gegen die Geistlich- keit zu, sie vermöchten dieselbe auch nicht zu zwingen, das Sacrament . unter beiden Gestalten zu reichen, und könnten daher nicht länger eines christlichen Prädicanten entbehren. Einen solchen für ihr Seelen- heil zu berufen, das könnten sie und Trüber mit gutem Gewissen vor jedermann verantworten. ,Wir können niemand wider seinen Glauben -und seine Meinung dringen, entgegen begehren wir auch, in unserm Gewissen und Confession ungedrungen gelassen zu werden.' ,Unser Erbieten. — schloss das Schreiben — habt Ihr aus unserm vorigen Schreiben vernommen. Ihr wisst, dass sich gegen der Welt des Bösen und gegen Gott des Guten zu versehen ist. Wir wollen unsers Theils treulich an Euch handeln. Wir können aber weder uns selbst noch Euch gewisser Sicherheit vertrösten^ doch dieweil die Römische kaiser- liche Majestät bisher gegen der anderen Landschaften Prediger nichts thätlichs fürgenommen, verhoifen wir, Ihre Majestät werd' uns oder Euch auch nicht so fast dringen. Wo aber je die widerwältigen Geistlichen so stark gegen Euch anhalten und Ihre Majestät gegen Euch bewegen würden, wollen wir Euch an sichere Ort abzutreten verhelfen, auch Euch nichts desto weniger die Besoldung reichen und erfolgen lassen, bis Gott fernere Mittel und Gelegenheit schickt.' Sie senden ihm hiemit zur Zehrung und damit er sich beritten machen möge, 100 Gulden, geben auch dem Rath von Kempten Nachricht und erwarten Trüber des ehesten in Laibach. ^ ^ Kostrenöiö 1. c. S. 11, VI. * Landsch. Arch. Fase. Kel. S. Nr. 2. 248 Dieses zur Entscheidung drängende Schreiben erhielt Trüber erst am 2. Dezember, er sagte nun sogleich den Herren von Kemp- ten seinen Dienst auf, bat sie auch, sich bis Lichtmess mit einem Prediger zu versehen. Aber jetzt erhob sich ein neues Hinderniss. Trüber beabsichtigte nemlich, in den Weihnachtsf eiertagen des Jahres 1560 mit Stephan Consul in Tübingen eine Probe mit dem kroatischen Druck zu machen, und hatte sich bereits gegen den Herzog von Wür- temberg, Ungnad und Ulrich von Eitzing verbindlich gemacht, nach den Weihnachtsfeiertagen den kroatischen Druck zu beginnen. Es wurde nun mit Ungnad, der eigens deshalb nach Tübingen gekommeD war, berathschlagt, was zu thun sei, und bescHlossen , nach Laibach um einen oder zwei Kroaten sich zu verwenden, welche vom Herzog guten Unterhalt und angemessene Besoldung haben sollten. Sobald aber mit Hilfe dieser Kroaten der Katechismus gedruckt sein werde, wolle er (Trüber) sich nach Laibach verfügen.* Nachdem Anton Dalmata in Kempten angekommen waV, wo ihn Trüber acht Tage lang beherbergte, wurde er von diesem nach Urach abgefertigt, während Trüber in Kempten den ferneren Bescheid der krainischen Landschaft abwarten wollte. Inzwischen gab es beim Druck des kroatischen Katechismus einen unangenehmen Zwischenfall, wel- chen Vergerius verursachte, indem er über eine Stelle der Vorrede, in welcher der Kritik des berüchtigten Scalich gedacht wurde, Lärm erhob. Ungnad berief daher Trubern eiligst nach Urach, und dieser verabsohiedete sich nun von den Herren von Kempten, die ihm noch 30 Gulden verehrten und einen Wagen mit sechs Pferden und ein Reitpferd mit zwei Knechten mitgaben. In dieser Zeit schrieb der Herzog von Würtemberg an Ungnad, er wolle Trüber mit einer Stelle versorgen, dieser aber erklärte, er nehme keine an, sondern wolle der Landschaft Diener bleiben. Trubers grösste Sorge war die kroa- tische Druckerei. Er setzte Zweifel in die Befähigung beider Ueber- setzer und wünschte einen Bosnier oder Uskoken, der recht kroatisch reden und cyrillisch schreiben könne. Auch wollte er klaren Bescheid haben, ob die krainischen Stände sich getrauten, ihn öffentlich sein geistliches Amt verrichten zu lassen.^ Seine Besorgniss war nicht ungegründet ; auch Klombner, der die Verhältnisse noch besser kennen musste, schrieb am 28. Mai 1560 aus Laibach an Ungnad, er fürchte, dass Trüber bei seiner Rückkehr Verfolgungen erfahren werde.^ ' Landsch. Arch. Fase. Rel. S. Nr. 2. •2 Landsch. Arch. Fase. Rel. S. Nr. 2. 3 Kostrenöic 1 c. S. 35, XIX. I, 249 Trüber sah sich in dieser zweifelhaften Lage genöthigt, die ihm vom Herzog von Würtemberg dargebotene Pfarre in Urach anzunehmen, \xm nicht seinen letzten Sparpfennig verzehren zu müssen.^ Inzwischen hatten sich in Krain die Verhältnisse günstiger gestaltet. Der Landes- hauptmann wurde für die evangelische Lehre gewonnen und man befürchtete von ihm kein Hinderniss mehr für die Rückberufung Tru- bers und die Bestellung von Predigern.* So sandte denn die Land- schaft zu Ende April ^ ihren vertrauten Diener Stotzinger an Trüber ab, um ihn aufzufordern, sich schnellstens reisefertig zu machen und mit ihm nach Laibach zu kommen. Auch versprach ihm die Land- schaft behilflich zu sein, sich um geeignete Personen für den kroa- tischen Druck umzusehen und zur Förderung desselben wieder nach Deutschland reisen zu dürfen. Demzufolge verliess Trüber am 9. Juni 1561* sein Pfarramt in Urach und eilte nach - Laibach , wo er acht Tage darauf gesund und wohlbehalten ankam. -^ 6. Tmbers Verhandlung mit Bischof Feims. Seine organisatorische Wirksamkeit in Erain. (Juni — August 1561.) Als Trüber nach dreizehnjähriger Abwesenheit ^eine Heimat wiedersah, war seine Absicht, wie er schon früher sich geäussert, nicht ,in Winkeln zu predigjsh.' 'Er trat daher unverweilt sein Pre- digtamt in deutscher und windischer Sprache an.^ Am. 29. Juni predigte er zum ersten male in der Spitalskirche in beiden Sprachen, und es mag sicher der Ruf von seiner Rückkehr nach Laibach, wo er von seiner früheren Wirksamkeit her in bestem Andenken stand, seinen Predigten zahlreiche Zuhörer zugeführt haben. Das Wieder- erscheinen des begabtesten Verkündigers der neuen Lehre, wie es den moralischen Muth seiner Glaubensgenossen hob, konnte nicht ver- fehlen, die Gegenpartei wenigstens zu dem Versuche einer Reaction aufzustacheln. Einen Erfolg konnte sie selbst davon kaum erwarten. Die Lage war weder in Deutschland noch in Oesterreich einer katho- lischen Reaction günstig. Dort hatte die evangelische Lehre entschie- dene Uebermacht erlangt, der Adel war ihr fast durchgehends zugethan, * Elze, Superintendenten S. 10. « Kostrenöiö S. 24, XII. 8 Kostrenöiö S. 19, X; Elze 1. c. S. 10. * Gef. Mitth. des Herrn Pastors Elze in Venedig. 6 Kostrenöiö S. 40, XXI. e Kostrenöiö S. 40, XXI; Elze 1. c. S. 10.. 250 die Mönche hatten die Kloster verlassen, unter hundert Geistlichen gab es kaum Einen, der nicht geheirathet hatte. Der geineitie Mann wollte von den Ceremonien nichts mehr wissen. Er verliess die Kirche, sobald die Predigt aus war, konnte er diese nicht nach seiner Neigung haben, so las er zu Hause evangelische Predigten oder hörte deren von Seinesgifeichen an.^ Die Rückwirkung dieser Zustände auf Oester- reich konnte nicht ausbleiben. Hier war «elbst der Erstgeborne des regierenden Hauses, der eventuelle Thronfolger in Ungarn und Böhmen wie in der Kaiserwürde, Maximilian, ein entschiedener Anhänger der neuen Lehre und widerstand allen Bekehrungsversuchen von Jesuiten und Bischöfen. Er hatte einen Protestanten zu seinem Hofprediger gewählt, den man mit Gewalt von seiner Seite reissen musste; er entzog sich den kirchlichen Ceremonien, ja er dachte schon an die Eventualität einer Flucht aus Oesterreich, und eben um die Zeit, als Trüber in Laibach ankam, war der Gesandte des Papstes, Bischof Hosius, von Wien abgereist, ohne die ihm aufgetragene Bekehrung des Thronfolgers erzielt zu haben. ^ Wie in Niederösterreich, so con- solidirte sich die Reformation in Innerösterreich. In Klagenfurt trat der Vicar der Stadtpfarre offen mit dem Bekenntniss des Lutherthums hervor (1560) ^ und in Grätz wirkte die ständische Schule mit Erfolg für die Verbreitung desselben.* In Krain aber vermochte ein in Haupt und Gliedern fauler Klerus der mit den Waffen des Geistes eindrin- genden Reformation keinen Widerstand entgegenzusetzen. Als Trüber in Laibach ankam, befand sich der katholische Ober- hirt des Landes nicht auf seinem Posten, wie es der Moment der Gefahr erforderte. Er residirte noch immer gegen König Ferdinands aus- drückliche Anordnung in Oberburg, und von da aus erliess er (3. Juli) ein Schreiben an Trüber,^ worin er ihn aufforderte, ihm bekannt zu geben, ob er ,auf Geleit' ins Land gekommen, ob auf besondere Be- rufung der Obrigkeit, oder aus eigenem Antriebe, um in den Schoss der Kirche zurückzukehren, oder ob er die Absicht habe, unberufener Weise ,in fremde Ernte die Sichel zu stellen', d. i. zu predigen, während doch für Predigt hinlänglich gesorgt sei, da alle Feiertage drei Prädicanten (damals die gemeinschajftliche Benennung katholischer und protestantischer Prediger) im Deutschen Hause, im kaiserlichen ' Ranke, zur deutschen Geschichte 8^25 — 27. * Smets Lc.S. 64-65. ^ Hermann, Gesch. Kärntens II, 178. * Muchai- VIII, 535. 6 Landsch. Arch. Fase. R. S. J^r. 2; Elze S. 11. 1 251 Hofspital und im Dom windisch predigen und der Domdechant die deutsche Predigt halte, auch der Bischof selbst in beiden Sprachen das Wort Gottes verkündige. Er forderte daher Trüber auf, sich über sein Vorhaben zu erklären, damit er dann meinem Amt und dem kaiserlichem Befehl gemäss vorgehen könne. Trüber antwortete (8. Juli 1561) mit einer Darstellung des Her^ gangs seiner Flucht aus Krain vor 13 Jahren. Vor Jahren sei er durch Bischof Kazianer und ein ehrsames Kapitel zum Canonicus gewählt worden und habe das Wort Gottes in ,rechtem, gemeinem christlichen Verstand' zu allgemeiner Zufriedenheit gepredigt ; Bischof Urban habe dann ihn und. Wiener zu den Predigten im Dom berufen. Nachdem sie aber d^njenig^n, die es begehrt, das Sacrament unter beiden Gestalten gereicht, jedoch nicht ,so gar öffentlich', da. ja selbst die früheren Bischöfe, Rauber und Kazianer, dann, der Bischof von Triest, Peter Bonomo, noch in ihrer Sterbestunde dasselbe nicht anders empfangen wollten, so habe Bischof Urban einen königlichen Befehl erlangt, Wiener sei gefangengenommen worden, er (Trüber) aber habe sich der Verhaftung durch die Flucht entzögen, da ihm überdies ein königlicher Befehl oder eine Vorladung nicht zugekommen. Er habe auch eine ,billige Audienz oder Handlung' nie geflohen oder gescheut, erbiete sich auch noch jederzeit dazu. Nichtsdestoweniger habe Bischof Urban ihn. ohne irgend ein Verhör und eine Verant- wortung ab officio et beneficio suspendirt und ihm alle Bücher ge- nommen, wodurch er denn verursacht worden, sich um andere Dienste zu bewerben, die er denn auch in den obern deutschen Landen im heiligen Reich mit Predigen treu und fleissig, mit gutem, ruhigem Ge- wissen ohne Trennung von der Braut Christi, der Kirche, verrichtet habe, so dass seine Entfernung aus Krain nicht als Flucht gedeutet werden könne. Nachdem ihn aber die Stände Krains, seine gnädigen und gebietenden Herren, seinem Beruf gemäss zum Prediger bestellt, habe er diesen Ruf mit gutem Gewissen und dem Vaterland zuguten nicht abschlagen können noch mögen. Er wolle nichts als die Ehre Gottes fördern, die Busse und den rechten lebendigen Glauben an Christus verkünden und sich in allem der alten, wahren christlichen Kirche und der Augsburger Confession gemäss halten und wie bisher in den 31 Jahren seines Predigtamts alle verführerischen neuen Lehren, alle Secten und Schwärmereien, die dem Wort Gottes zuwider seien, gänzlich veimeiden.* * Landsch. Arch. Fase. Rel. S. Nr. 2. 252 Auch die Stände richteten (10. Juli) ein Schreiben an den Bischof, worin sie, da Trüber nur ihrer dreimal wiederholten Berufung zufolge und nicht auf eigenen Antrieb ins Land gekommen, seine Rechtfer- tigung übernehmen. Sie motiviren ihre Beinfung, wie früher schon Trüber gegenüber, mit der Verweigerung des Kelchs durch die katho- lische Geistlichkeit und dem Mangel an religiöser Unterweisung selbst i in der Hauptstadt des Landes. So hätten sie denn also Trüber, den ! die beiden letzten Bischöfe ,bis an ihr £nd' gern gehabt und zum Predigtamt berufen haben', zum Prediger bestellt. Wenn Trüber früher das Land verlassen, so sei dies geschehen, um den Anschlägen seiner Verfolger zu entgehen, er sei aber nie angeklagt oder verhört worden. Dann rühmten die Stände Trüber wegen sjeiner ,Bescheidenheit' (Mäs- sigung), baten den Bisobof, den Anklagen gegen ihn kein Gehör zu geben und ihn i^ seiner Lehre und seinen Predigten selbst zu ver- nehmen, auch versprachen sie, alle Ungebühr selbst abzustellen, wie sie denn nichts anderes, als Besserung jjes Lebens und die Ehre Gottes begehren.^ Damit endete die Verhandlung, Trüber fand weiter kein Binder- niss in seiner Amtsthätigkeit, welche diesmal vor allem die Organisining der evangelischen Kirche in Krain zum Zwecke hatte. Krain entbehrte zwar bisher nicht einzelner protestantischen Prediger. In Krainburg hatte schon 1559 ein früherer katholischer Priester, Kaspar Rokauz, gepredigt, und er war im März 1561 wieder nach Krainburg berufen w^orden.^ Auch der Prediger im Deutschen Hause, Georg Juritschitsch, war von der alten Kirche abgefallen und ein. eifriger Parteigänger der neuen geworden.^ In Möttling predigte Gregor, der weder Deutsch noch Latein, sondern nur Windisch konnte, Trubers Bücher aber aus- wendig wusste. Der Bischof von Laibach warf ihn zweimal ins Ge- fängniss; erst liess er ihn durch den Erzpriester von Rudolfswerth, Jörg Graf, auf sieben Tage ins Gefängniss setzen, dann als Gregor seine Mis- sionsthätigkeit bis ins Sannthal ausdehnte, nahm der Bischof ihn selbst in Franz, in der Nähe der bischöflichen Residenz Oberburg, mit ge- waffneter Hand fest, hielt ihn durch 21 Tage bei grosser Kälte, bei Wasser und schimmligem Brod gefangen und liess ihn erst auf ernst- liches Begehren der Stände wieder frei. Klombner nahm ihn dann auf acht Tage in Pflege, er hat den halb Verhungerten und Erfrore- nen ' ,geätzt , purgirt und wieder zu Früchten pracht'. Der Bischof ' Landsch. Arch. Fase. Rel. S. Nr. 2. 2 Pürstbisch. Arch., Mitth. 1861 S. 67, 68. 8 Fürstbisch. Arch., Mitth. 1861 S. 68. 253 verbot Gregorn dann den Aufenthalt in seiner Diöcese, er trotzte aber diesem Gebot, so dass Klombner Sorge trug, Gregor werde noch , einen krainerischen Martrer abgeben'. Der Mann war übrigens arm wie die Apostel. Er betrieb das Tuchscherergewerbe, und als man ihm vorhielt, das sei nicht priesterlich, antwortete er: ,S. Paul hat auch sein Handwerk trieben'. Der Hauptmann von Zengg wollte ihn als Prediger mit freiem Tisch und Doppelsold in Dienst nehmen, aber Herr Gregor wollte die Möttlinger nicht verlassen, obwohl sie ihm nichts gäben und er sich durch seiner Hände Arbeit ernähren musste. Der zweite Prediger in der Möttling, Herr Hans, war schon gelehrter, der konnte Deutsch, man konnte ihm ,mit deutschen Büchern helfen.'^ Auch andere Theile .des Landes erhielten während Trubers An- wesenheit ihre ständigen Seelsorger in früheren katholischen Priestern, so Unterkrain (Ratschach) in Georg Matschek, Oberkrain (Veldes) in Christoph Faschang und der Karst in Gregor Stradiot.^ Nach zehn Wochen organisatorischer Thätigkeit folgte Trüber wieder dem Zuge seines Hertens nach der ihm liebgewordenen lite- rarischen Thätigkeit. Nachdem er seinem Wunsche gemäss einen Serben , Matthäus Popowich, und einen Bosnier, Hans Maleschevaz, beide türkische Flüchtlinge (Uskoken) für die Druckerei in Tübingen angeworben, zog er mit ihnen im August 1561 wieder aus Krain fort, indem er TuLschak und Juritschitsch mit der einstweiligen Besorgung des geistlichen Amtes in Laibach betraute.^ Ein mittlerweile vom Bischof erwirkter Befehl des Kaisers, Trü- bem zu befragen, ob er sich zu der Lehre der Augsburgischen Con- fession bekenne, in welchem Falle er ihm das Predigen nicht gestatten dürfe, war von keiner praktischen Bedeutung, denn obwohl infolge desselben der Landeshauptmann Trubern die Predigt verbot, so gelang es doch demselben, sich vor dem Bischof alsbald zu rechtfertigen, so dass er ihm wieder erlaubte, ,bescheidenlich' zu predigen.^ * Kostrenöi6 S. 6 — 7, III. Unter dem Herrn Hans dürfte wohl Hans Tulschak, a^uch ,der Scherer* genannt, zu verstehen sein. Vgl. Elze 1. c. S. 12. * Elze, Superintendenten S. 12. Dass die Krainer sich bereits seit längerer Zeit dem protestantischen Lehramte zuwendeten, beweist uns unter andern auch die Erwähnung eines Erainers, Andreas Cupicius (Kopoz?), als evangelischen* Predigers zu Weisskirehen in Oesterreich, der im Jahre 1553 in Haft genommen wurde' und 10 Monate zu Wien im Gefangniss schmachten musste, endlich aber Gelegenheit fand zu fliehen und in den ungarischen Bergwerken Kühe und Sicherheit fand. Eaupach, Presbytörologia S. 23. » Elze 1. c. S. 12. * Elze 1. c. S 13. 254 7. Traber wieder In DentschlancL Fortgang des windischen und kroatisohen Drackes. (August 1561 — Juni 1562.) Mit den zwei neugeworbenen Mitarbeitern , ^ zwei Boten, vier Pferden und einem Esel, der die uskokischen Bücher und ein junges Türklein tragen musste, machte Trüber den Weg von Laibach über Tirol, Kempten und Memmingen nach Urach in zwanzig Tag^n. Die Zehrung betrug nicht mehr als 34 Gulden, ungeachtet mancher' ausser- ordentlicher Ausgaben, denn es heisst in der Rechnung: ,Am 16ten September zu Kempten zwei Tag und zwei Nacht gelegen, allda hat der lange uskokische Priester (Mathes Popowich) 20 Mass Wein aus- gesoffen/ Und wieder: ,Zu Memmingen hat der lang uskokisch Priester zum Schlaftrunk elf Mass Bier ausgetrunken.' ^ Im Essen zeigten sich dagegen beide Uskoken als wahre Asceten, sie assen nie Fleisch, sondern blos Fische.^ Wir finden nicht, dass sie dem Bibelwerk be- sondere Dienste geleistet hätten. Nach einem Aufenthalt von 20 W^ochen wurden sie wieder nach Krain zurückgeschickt. Sie hatten in Urach nicht allein vollen Unterhalt gehabt, sondern auch eine monatliche Besoldung, und beim Abzüge schickte ihnen Ungnad noch jedem ein. Boss.» Georg Zwetzitsch (Zvecic) begleitete sie. Er hatte die Briefe des h. Paulus ins Serbische tibersetzt und nahm die Handschrift mit, um sie in seinem Vaterlande prüfen zu lassen. Ein anderer Gehilfe kam im Sommer 1562 in der Person des Laibacher Prädicanten Georg Juritschitsch.* Es brauchte also nun, da Trüber anwesend war und Ungnad die Leitung der Anstalt in Urach in der aufopferndsten Weise übernahm, weder die windische noch die kroatische Presse zu feiern. Jene hatte bereits die Episteln an die Korintherund Galater geliefert. Jetzt unternahm Trüber ein grösseres selbständiges Werk, über wel- ches er an die Verordneten in Krain schrieb:^ ,Nun wollt' ich auch gern etwas für unsere crainerische Kirch mit mir pringen, deswegen hab' ich also die Augsburgische Confession transferirt und paraphra- sirt, mit den andern würtembergischen und sächsischen Confessionen, » Schnurrer 1. c. S. 53, Elze 1. c. S. 12.' 2 Schnurrer 1. c. ^ Schreiben Ungnads an den Landesverweser Jobst von Gallenberg, 9. Febr. 1562. Landsch. Arch. Fase. Rel. S. Nr. 2. * Schnurrer L c. S. 54. 5 11. April 1562. Landsch. Arch. Fase. Rel. S. Nr. 2. 255 auf dass auch wir Krainer ein ganz corpus und fundamentum der ganzen christlichen Lehr kurz bei einander klar und verständig haben, dawider kein Jesuwider, Staphylus oder Asotus mit Grund der Wahr- heit reden, predigen oder schreiben wird mögen. Und hab zu Tübingen verordnet und mit Druckern beschlossen, dass sie^mir gemelts Büchl in vier Wochen 1000 Exemplar trucken werden' etc. Das Werk erschien unter dem Titel: Artiadi oli Deili te praue stare vere Jcers^hansJce^ is S. Pystm poredu posfatdeni, inu kratku sastopnu islosheni. Kateri so tudi tdku utim 1530 leitu , nashimu nermilostiushimu Gospudi Cessaryu Carolu tiga Imena Petimu ranicimu. Inu potle utim 1552 leitu timu Concilyu Vtrienti^ od enih Vdikih NembshJcih Vyudou^ Meiste inu Predigarieu^ naprei polosheni inudani^ sdai peruizh is La- tinsJciga inu Nemhshkiga JesyJca^ uta Slquenski sueistu Istölmazheni, odspreda uiti slouenski predguuori se praui, katera Vera ie od S. Troyce postaulena^ ta ner prauishi^ inu ner starishi^ skusi Primosha Truberia Crainm. S)re9 ©l^rifttid^e ©onfeffionen, namtic^ Slugfpurgifd^e , SBirtcm^ bergifd^c brib ©äd^fifc^c ttJte bie eine bem ®ro§mäc^tig[ten Siömifd^en ^atferßarolo bem fünften etc. I|ocI|toMtci^er ©ebäd^tnu^ im 1530. Seit mh bie anbern jwo bem ©oncilio ju Orient Slnno 1552, t)on ettid^en t)on ®ott erleuditen S^ur, ^M^^^r ®^^tt ^^^ SCfieoIogen überanttüort , au^ Satein önb ieutfd^ in bi^ SBinbifc^ Sud^ jufam gejogen. VtiUtigi 1562^ 4®. In der Vorrede an Herzog Christoph von Würtemberg, Urach, 1. Mai 1562, erklärt der Verfasser den nächsten Beweggrund seiner Arbeit. Da die alte biblische Religion jetzt auch .in den windischen und kroatischen Landen öffentlich gepredigt und von vielen begierig aufgenommen werde, mancher ,vermeinte' Geistliche aber das Volk berede, der abtrünnige Trüber mit seinen Gesellen wolle durch luthe- rische Predigten und Bücher in jenen Ländern einen neuen falschen Glauben aufbringen, den kein christlicher noch weltlicher Potentat in seinem Land dulden noch annehnsn wolle, so habe er sich entschlossen, jetzt in der Eil neben so vielen andern Geschäften auch die Augs- burgische Confession in windischer Sprache mit lateinischen Buch- staben drucken zu lassen, um jenes gute einfaltige Volk zu belehren, dass solcher rechte Glaube in etlichen Königreichen, in vielen Fürsten- thtimern, Ländern und Städten wirklich eingeführt sei. Aus Dankbar- keit für des Herzogs gnädige Förderung des Bibelwerks habe er diese Schrift in dessen Namen erscheinen lassen. Nach der deutschen Vor- rede folgt eine andere in windischer Sprache an die Christen in Krain, Steiermark und Kärnten, Bl. 1 — 23, worin Trüber aus Sleidah und anderen neueren Geschichtschreibern erzählt, was Luther erregt 256 habe, wider den Papst aufzutreten, wie jede der drei Confessionen entstanden sei und welche Glaubenspunkte unbedingt gegen die ,Päp- stischen' behauptet werden müssen. Die Auflage war, wie wir gesehen haben, 1000. Nach Laibach gingen 310, nach Villach 443, zu Urach waren 1564 noch 150 Stück vorhanden.* Dieses Werk Trubers erschien später, in das Kroatische -über- setzt, in glagolitischer und cyrillischer Schrift ^ in einer Auflage von je 1000 Exemplaren. Von der glagolitischen Ausgabe wurde der grösste Theil nach Laibach, von der cyrillischen nach Wien versendet,* wahr- scheinlich weil man für letztere es hauptsächlich auf Ungarn und die untern Donauländer abgesehen hatte. Das Hauptgewicht der Uebersetzerthätigkeit fiel in dieser Pe- riode auf die kroatische Sprache. Die Seele des ganzen Unternehmens war der alte Ungnad, der, mit der treuherzigen Biederkeit des Kriegs- manns alle persönlichen Schwierigkeiten und Empfindlichkeiten über- windend, alle seine Zeit, seinen Einfluss und sein Vermögen auf den kroatischen Bücherdruck verwendete, die grossartige Idee der Aus- breitung des Evangeliums durch die Türkei mit wahrem Jünglingseifer verfolgend. Trüber unterstützte diese Bestrebungen auf das wärmste und fand sich Wodurch fast hie und da in unbewusstem Conflict mit seinen Predigerpflichten. Ohnehin beruhte aber die kroatische Pro- paganda ganz auf der windischen Uebersetzung , nach welcher die kroatische^ angefertigt wurde, ein Vorgang, welcher allerdings den inneren wissenschaftlichen Werth der letzteren sehr verminderte. Die kroatische Propaganda war grösstentheils auf deutsche Un- terstützung angewiesen. Trüber hatte sich noch vor_ seiner Abreise von Laibach an die steirische Landschaft um Beihilfe verwendet. Die krainischen Stände befürworteten seine Bitte \ und die Landschaft be- willigte ihm auch wirklich 100 Gul^n.^ Selbst in Oesterreich unter der Enns erhielt der bereits genannte Agent König Maximilians, Ambros Fröhlich, durch eine Frau Barbara Zinzendorf 73 Thaler als Beitrag » Schnurrer 1. c. S. 99—101; Kopitar 1. c. S. 417; Safafik 1. c. I, 114. Kata- log Tross Nr. 4488 , Preis 250 Francs. Diesem wie andern tübingischen Drucken sind die Portraits von Trüber, Consul und Dalmata in Holzstich beigegeben. 2 Schnurrer 1. c. S. 101—103. 3 L. c. * Schreiben der im Hofthaiding versammelten Landleute vom 18. Aug 1561. Landsch. Arch. Fase. Eel. S. No. 2. ö Kostrenöic S. 53, XXV. 257 gottseliger Leute, darunter ein Herr* von" Weisspäch mit 50 Gulden. Sie wollten den kroatischen Katechismus an kroatische Priester und Pfarrherren in ihrem Gebiete austheilen. Auch Wiener Bürger stellten Beiträge' in Aussicht^ Am thätigsten wirkte der alte Ungnad. Er schrieb, 14. September 1561,^ an die deutschen Fürsten. Er schilderte den religiösen Zustand der Südslaven, besonders der unter türkischer Herrschaft schmachtenden, den Mangel an religiöser Unterweisung und guten XJebersetzungen der h. Schrift. Wie dann besonders Trüber zur Bekehrung dieser Völker durch seine XJebersetzungen gewirkt, und wie der Herzog Christoph von Würtemberg ihn sowohl als die andern zum Druck nöthigen Personen beherberge und unterhalte.^ Auch in der Cyrillica wolle man nun Bücher drucken und dadurch, da sie für alle Völker bis Konstantinopel bestimmt seien, den Türken mit dem Schwerte Gottes schlagen. Dieses Werk verursache aber grosse Mühe und Un- kosten. Die Bücher müsse man grösstentheils verschenken, denn die Pfarrherren und Priester in den gedachten Landen seien so arm, dass sie selbst zum Pflug gehen und sich mit Feldbau eniähren müssen. Weil nun Herzog Christoph ohnehin schon so viel für das ßibelwerk thue und auch ausserdem viele um des Glaubens willen Vertriebene und viele Stipendiaten im Lande unterhalte, so sei er (Ungnad) ver- anlasst worden, sich auch an andere Fürsten des Reichs zu wenden. Was insbesondere König Maximilian für das Bibelwerk gethan und noch thun wolle, mögen die Fürsten aus dem Original, das der Ueber- bringer des Schreibens in Händen habe, sich überzeugen, auch wie König Maximilian Ungnad den Auftrag gegeben habe, dieses Xihrist- liche Werk zu fördern und zu Ende zu führen, woran aber jetzt der Geldmangel hinderlich sei. In einem Postscript fügt Ungnad bei, die cyrillischen Buchstaben seien so weit fertig geworden, dass man etliche Alphabete und das Paternoster drucken konnte, wovon auch dem Schreiben Proben beigelegt wurden, damit sich die Fürsten von der eifrigen Förderung des Werkes überzeugen können. Ein gleichlauten- des Schreiben richtete Ungnad an den Herzog Albrecht von Preussen.* Diese Schreiben überbrachte ein Stallmeister des Freiherrn an die Höfe von Kassel, Weimar, Bämburg, Dessau, Dresden, Berlin, Küstrin, 1 Kostrenöiö S. 37, XX. 2 Kostrenöiö S. 46, XXIII; * Ausserdem hatte der Herzog einen jährlichen Beitrag von 300 Gulden an- gewiesen. Schnurrer S. 55. * Voigt, Briefwechsel Ungnads mit Herzog Albrecht von Preussen, XX. Band des österr. Arch. 17 258 Stettin und Königsberg. Die Sendung war nicht ganz ohne Frucht. Philipp, Landgraf zu Hessen, spendete 200 Thaler, erklärte sich auch geneigt, weiter beizusteuern ; Joachim, Fürst zu Anhalt, schickte zwölf Thaler; Johann, Markgraf zu Brandenburg, 100 Gulden Meissner Währung; Wolfgang, Ftirst zu Anhalt, 30 Thaler mit Zusicherung weiterer Beiträge; Herzog Albrecht von Preussen gab ein Darlehen von 600 Gulden und einen Beitrag von 100 Gulden zum Druck, hielt den Stallmeister frei und schickte Herrn Ungnad, einem alten Be- kannten, mit einem langen treuherzigen Schreiben ein Leibrösslein von ruhigem Gang, das bisher den Herzog getragen, da ,wir die stillen gemachen Pferde suchen und die tobenden und scharrenden meiden und Jungen befehlen müssen.' Er entschuldigte sich, dass er wegen der Universität in Königsberg grosse Auslagen habe. August, Kurfürst von Sachsen, gab 200 Thaler und wünschte, dass Luthers Hauspostille und die Bibel und nicht ,des Rottengeists Illirici Schwär- merei' in den slavischen Sprachen gedruckt werde.* Selbst einige litthauische Edelleute, der Graf von Myr, der Fürst von Radziwill, er- klärten sich zu Beiträgen bereit.* Das Beste musste freilich hei alledem noch Ungnad thun. Er deckte den Abgang aus seinem eige- nen Vermögen und legte vom Jahre 1562 angefangen jährlich dem akademischen Rath in Tübingen Rechnung. Der eifrigste Gönner und Förderer des Unternehmens blieb auch fortan König Maximilian. Fjr liess sich die Drucke dediciren, nachdem er von den Vorreden Einsicht genommen hatte, ja sie gingen sogar bisweilen unter seiner Adresse nach Oesterreich.^ In den Jahren 1561 und 1562 erschienen folgende kroatische Drucke: - 1 Schnurrer S. 55 f.; Kostrenöiö S. 54 (XXVI, XXVII, XXVIU), 58 (XXXIV), 59 (XJXY, XXXVI), 67 (XXXIX, XL. XLU). * Eostrenöiö S. 53, XXY. Ungnad beabsichtigte auch einen litthauischen Katechismus drucken zu lassen, eine Idee, die unausgeführt blieb, da auch von lit- thauischen Beiträgen nichts weiter verlautet. Kostrenöiö S. 93 (LIX), Schreiben Un- gnads an den Herzog Albrecht von Preussen. 3 Kostrenöiö S. 55 (XXIX). Als der kroatische Katechismus in cyrillischer Schrift fertig war, tibersendete Freiherr von Ungnad dem König Maximilian wie gewöhnlich ein Exemplar, indem er beifügte, dass gleichzeitig zwei Fässchon mit diesem Druckwerke und mit glagolischen und cyrillischen ,Tafelplätten* (Abecedarien, das später in ,Plateltaf* verballhornte Wort), an Ambros Fröhlich zur Vertheilung geschickt würden, jedoch mit einem Mauthzettel, der melde, dass diese Sendung für König Maximilian bestimmt sei, woran Seine Majestät hoffentlich kein Missfallen haben werde. 259 • GlagoUtiseh: 1. Slbcbarium unb bcr gattjc ßatcd^tömu^ one au^Iegung in ber S^rulifci^cn ©prad^. (Auf dem Wort ,cQtuttf(i^' ist ein Carton mit dem Wort: crobatifc^.) 12 Blätter 8«. Auf dem letzten Blatt: Tubingae 1561. Die Auflage war zu 2000 Exemplaren. Davon wurden verschickt nach Wien 500, nach Laibach 1018, an den Ban von Kroatien 50, an Ungnad 50; zu Urach waren 1564 noch 311 Exemplare übrig. ^ 2. Pm dd Novoga Teslamenta (soll heissen Testamenta) vatom Jesu svi zhetiri Evangelisti i dijane Apustdlsko^ is mnosih jasikov vopseheni S(idashni i rasumni Hrvazki jasik po Äntonu Dcdmatinu , i Stipanu Istnanu spomo^hu drugih bratov^ sada prvo verno stlmazhen^ 2)er crft l^db I^cil beg itctDcn S^cftoment^ , barinn fein bic öicr @t)an^ gcliftcn önb bcr Sl:pofteI ®cf d^ic^t, \t%i jum crftcn mal in bic Srobatif d|c ©prad^ öcrbotmctjc^t önb mit Olagolifc^cn S3ud^ftobcn gctrudt. 2;übingcn 1562 in 40. 26 Blätter, Titel, Dedication, Vorreden; Text 206 Blätter.« Die Auflage war 2000. Verschickt wurden nach Laibach 252, Wien 75, an Peter, Grafen zu Eberau und Ban in Kroatien, 25; an Christoph Ungnad, Freiherrn zuWarasdin, 25; zu Urach waren 1564 noch 1544 Exemplare. 3. (Deutscher Titel:) J)tc fürncm|)ftcn ^Qu:ptartidd ßl^riftlid^cr Sc^rc, aufe bcr latcinifd^cn, tcutfd^cn ünb 2Binbif^cn ©prad^ , in bic ßro^ batifd^c jc|unb jum crftcnmal öcrbolmctfd^t örtb mit Krobatif^cn JBud^ftabcn gctrudt. S^übingcn 1562. 4®. Auf die deutsche folgt eine Einleitung von drei Blättern und das Register auf fünf Blättern. Der Text beträgt 34 Bogen. Die Auflage betrug 1000 Exemplare. Davon kamen nach Laibach 244, nach Villach 310, nach Wien 52; zu Urach waren 1564 noch 317.^ » Schnurrer S. 82. Katalog Tross Nr. 4482. Preis 160 Francs. Der' Katalog gibt eine Schriftprobe aus diesem Abcedarium. « Schnurrer S. 89; Kopitar S. 439; Safarik S. 1, 168. Katalog Tross Nr. 4501 mit dem Beisatze : ,Ayec les portraits de Primus Trüber, Stephanus Consul et Ant. Dalmata' und der Anmerkung: ^L'edition imprimee d'apros le ^Manuel' de Brunet, Tragurii 1562, n'existe pas^ le redacteur du catalogue a mal lu le mot Tübingen/ Preis 150 Francs. « Schnurrer S. 97; Kopitar S. 446; Safafik I, 184. Katalog Tross Nr. 4493, Preis 220 Francs. In der mir während meiner Arbeit gefälligst zugesendeten Nr. 351 des Wiener »Vaterland* vom 22. Dezember 1872, Feuilleton : fAlte slavische Drucke auf der Kreisbiblioihek in Eegenspurg', beschreibt der Verfasser H. G. W; ein dort vorhandenes, in gepiesstes Schwidinsleder gebundenes Exemplar dieser glagolitischen Ausgabe der Loci communes. Dasselbe zeigt auf der Vorderseite des Einbands das Portrait von ,$nmug Xruber Carnio.*, in der damals gewöhnlichen Kleidung der 17* 2G0 4. Artiktdi ili deli prave stare vere krstianshe is svetoga Pisma redotn postavleni na krcUko rasumno slosheni i stumajgheni: Koi.esu ta- kaishe taJco va 1530 godishzhu nashemu nai milostivamu gospodinu Zesaru Karclu Petoga imena^ bogoljubna spomenutja. J poüe va 1552 godishzhu^ konziliju ili sborishzhu va Trentu od ednih vdihih Ehrsegm % voidov^ varoshi^ gradov^ i prodikaehi ozhito isrozheni i dani. Soda vnovja is UUinskoga NemshJcoga i Krainskoga jasika na Hervaehi verno stlfnazheni, Po Antonu Dalmatinu i Stipanu Istrianu. Confessio ober aSefcnntnufe bed ©laubcn^ bic bem — Jiaifcr ßarolo V. — %no 30 iit Sluggpurg übcranttoort , aug bcm ßatcin unb Xcutfd^ in bic S^robotifc^e ©prac^ öerbolmctfd^t unb mit ©lagolifc^cn SBud^ftaben gctrucft. Vtibingi 1562. 4«.i Auflage 1000, davon nach Laibach geschickt 389, nach Villach 174, nach Wien 46; zu Urach waren 1564 noch vorhanden 307 Stück. evangelischen Geistlichen mit Baret auf dem Haupte, ein Buch in den Händen. Zu seiner Linken schwebt die heilige Dreifaltigkeit in den Wolken. Auf der Rückseite des Einbandes erblickt man unter einander die Portraits von »Antonius Dalmata Exul.* und »Stephan. Consul Istrianus*: 41 (41 Jahre alt?) ^ Schnurrer S. 101; Kopitar445; Safafikl,' 184. In dem oben erwähnten Feuil- leton des »Vaterland': fAlte slavische Drucke auf der Kreishibliothek in Regens- hurg* beschreibt der Verfasser auch eine glagolitische Ausgabe der Augsburger Con- fession, welche überdies durch Holzschnitte und Einband interessant ist. Auf einem Blatte vor Beginn des Textes, sowie auf der Kückseite des Registers findet sich ein Holzschnitt, Christus, Tod und Hölle überwindend. Das allerletzte Blatt endlich trägt äie Portraits des Antonius Dalmata und Stephan Consul in guten Holzschnitten von einem unbekannten Meister. Sie befinden sich in viereckigen Umrahmungen, 9"5 Centimeter hoch und 75 Centimeter breit, welche nach innen Säulenreihen hil- den. Beide Schriftsteller tragen die damalige Kleidung der evangelischen Geistlichen mit Baretten auf dem Haupte. ,Antonius Dalmata Exul*, wie die Unterschrift lautet, hält ein Buch in der Hand, hinter seiner linken Schulter gewahrt man ein Crucifix; ,Stepha. Con. Ping.* hat ein offenes Buch vor sich liegen, ein Kreuz befindet sich auf seiner rechten Seite. Beide tragen Barte. Die Physiognomie des ersten ist mehr streng, die des zweiten milder und behäbiger. Des ersteren Portrait nimmt die Vor- derseite, das des letzteren die Bückseite ein, glagolisch gedruckte Bibelsprüche be- gleiten oben und unten beide Holzschnitte. Die Ausstattung des Einbandes ist reich. Schon der Goldschnitt mit reich eingepressten Ornamenten ist sehr bemerkenswertL Noch interessanter sind die Decken, da dieselben zwischen eingepressten Orna- menten die fein ausgeführten Portraits von Dalmata und Consul zeigen, und zwar zeigt der rothe Ledereinband auf der Vorderseite das Porträt Consuls mit der Jah- reszahl 1562, während er auf der Rückseite in der Mitte das von zwei Genien gehaltene Regensburger Wappen, dann oben das Portrait Consids, unten jenes Dalmata's zeigt; jenes Consuls mit dem Beisatze: Istrianus: 41 (41 Jahre alt?), jedoch in kleinerem Masstabe als jene des Buches. — Katalog Tross Nr. 4489, Preis 240 Francs. 261 5. Postila^ to est kratko iztlmazhenje vsih neddskih Evangeliov i poglaviteih prasdnikov^ skrosi vse leto, sada nai prvo brvatshimi dovi sMampana. Äutjc Slu^Iegung über bic ©onntagS := unb bcr färrteJ^rnften fjefte ©öangelia. iütingcn 1562, 4<^. Zueignung und Vorbericht auf mehre- ren Blättern, dann 233 Blätter Text, Blatt 167 ein Titel: Slnbcrer X^cil bcr ^ßofttttc. Auflage 1000. Es gingen nach Laibach 167, nach Villach 71, nach Wien 206; zu Urach waren 1564 noch 483.* 6. S)r. SRattl^äug Slulbcrg ^ßrcbigten bom ^agcl in hoattfd^cr (b. t. tß^rifd^er) ©prad^e unb mit glagolitifd^er ©d^rift. (Aus dem Deutschen übersetzt von Anton Dalmatin und Stipan Istrianin.) Tübingen 1562, 4^ Auflage 1000. Nach Laibach gingen 500, nach Wien 100, an Christoph Ungnad 140; zu Urach waren 1564 noch 259.* Cyrilliseh: 1. (Der deutsche Titel nach dem Cyrillischen:) Slbccebarium ünb ber gan|e ©ated^i^muS one au^Iegung in ©^röifd^er @prad^. Urach 1561, 11 Blätter 8«. Auflage 2000. Nach Wien gingen 700, naqh Laibach 1090. Zu Urach waren 1564 noch 90.* 2. Katehismus» Edna malahna Jcnt'ga^ u koi iesu vde potribni i koristni nauzi i artikuU prave karstlanske vere^ skratkim istumazhenem^ sa mlade i priproste Ijuäi. I ta prava vera od boshjega stana ili bitja u svetoi troizi^ od svetoga Atanashia sloshena^ tere iedna lipa predika od kriposti i ploda prave karstianke vere^ kros Äntöna Dalmatina i Stipana Isfriana^ sad nai prvo is mnosih jesik harvazki istumazena (soll heissen istumazhena). Satcd^ifemu^, äJiit außlcgung in ber ©^ruifd^en ©prad^. 1561. 7 Bogen 3 Blätter 8«. In der deutschen Vorrede an König Maximilian (25. Oktober 1561) bittet Trüber, indem er des Königs milde Beihilfe zur cyrilli- schen Druckschrift rühmt, denselben, er möge auch diese erste Probe in derselben durch Sachverständige beurtheilen lassen, sodann wollen sie treulich fortfahren, die Schriften des Neuen Testaments und andere christliche Bücher in windischer und kroatischer Sprache zu drucken, und was jederzeit gedruckt werde, wollen sie an den König einsenden. 1 Schnurrer S. 103; Kopitar 446; SafafikI, 186. Katalog Tross Nr. 4497, Preis 200 Francs. 2 Schnorrer S. 105; Kopitar S.447; Safarik I, S. 188. 3 Schnurrer S. 87; Kopitar S. 453; Safaftk III, 297. Katalog Tross Nr. 4483, Preis 165 Francs. Beigegeben ist dem Katalog eine Schriftprobe aus diesem Abe- cedarium. % ■ 262 Dieser Katechismus ist von dem bereits angeführten glagoKti- schen nur in dej Schrift verschieden, die Sprache ist in beiden dieselbe. Auflage 2000. Nach Wien gingen 500, nach Laibach 1129; zu Urach waren 1564 noch 237.^ 3. (Der deutsche Titel unter dem cyrilüschen:) 35ic fütttftntpften ^auptQttidcI ©J^rifttid^er Seigre, aufe ber Satcinifd^cn , S)cutfci^cn onnb 3Binbif(i^cn ©pracfi, in bie Srobattfd^c jcfetunbt jum crftcn mal öcrbolmctfd^t, önb mit ©^rulifd^cn SBud^ftabcn gcbrucft. Tübingen 1562. 4«. Der Text beträgt 34 Bogen drei Blätter. Eine Vorrede an König Maximilian von 14 Seiten, rein religiösen Inhalts. Die Schrift ist nichts als eine kroatische Uebersetzung der von Trüber ins Windische übertragenen Loci communes Melanchthons, welche als Zugabe zu dem ersten Theil des von ihm 1557 heraus- gegebenen Neuen Testaments in windischer Sprache erschien. Auflage 1000. Davon gingen nach Laibach 39, nach Villach 73, nach Wien 350; zu Urach waren 1564 noch 497.* 4. (Der deutsche Titel:) ßonfe[fto ober SBefcnntniß bc§ ®Iaubenö aü§ bem Satcin lonb Zmi[ä) in bic crobatifd^e ©prad^ tjcrbolmetfd^t önb mit ß^rulifc^cn 93ud^ftaben getrucft. Tübingen 1562. 4<^. Vorrede an den Landgrafen Philipp von Hessen, mit dem Datum Urach 20. Oktober 1562, in deutscher und kroatischer Sprache. Auflage 1000. Nach Laibach gingen 45, nach Villach 100, nach Wien 494; zu Urach waren 1564 noch 312.^ Die cyrillischen Bücher hatten fast keinen Absatz,*^ denn in den Gegenden, für welche sie bestimmt waren, gab es eben wenig lesens- kundige Personen. In Kroatien aber scheint die Saat auf fruchtbaren Boden gefallen zu sein. Hier hatte der eifrige Prediger Gregor (La- chovitsch) vorgearbeitet, im Dezember 1561 dehnte er seine Missions- thätigkeit auf 10 Meilen Weges von Möttling aus, taufte und predigte ,mit grosser Gewalt'. Der Ban von Kroatien, Freiherr Peter von Eberau und zu Kaisersperg, neigte sich der evangelischen Lehre zu und wünschte den eifrigen Missionär im ,windischen Land' (so hiess man damals Sla- vonien) zu sehen. ^ Später zog der Ban, der zugleich Hauptmann in 1 Schnurrer S. 87; Eopitar S. 449; Safafik III, 297. 2 Schnurrer S. 96; Kopitar S. 453; SafaHk III, 297. Katalog Tross Nr. 4494, Preis 200 Francs. 8 Schnurrer S. 101; Kopitar S. 452; Safafik III, 298. Katalog Tross Nr. 4490, Preis 200 Francs. * Schnurrer S. 65. 6 Kostroncic S. 64 (XXXVIII). 1 I I 263 Möttling war, die Propstei der Gottsleichnamsbruderschaft in Möttling ein und verlieh sie dem Prädicanten. Darüber klagten die Möttlinger vor der Landschranne. Es wurde verglichen, dass dieselben dem Prä- dicanten jährlich auf Gottsleichnamstag zum Unterhalt 24 Gulden geben sollten.^ 8. Bückberufong Trabers nach Erain. Supplication des Bischofs, Haftbefehle und Verhör Trabers. Während Trüber in Deutschland das Missionswerk des slavischen Buchdrucks eifrig förderte, war in Krain die Sache des Protestantis- mus in steter Aufnahme begriflFen, mächtig gefördert durch die Con- cession der Communion sub utraque. Im Dezember 1561 schrieb der eifrige Agitator Klombner an den Freiherrn von Ungnad aus Laibach:* ,Wir haben nun hie die drei Wochen nach einander stark conimuni- cirt, und wird also diese (Weihnachts-) Feiertag continuirt und küm- mern uns gar nichts um Bischofs und seiner PfaflFen Geschrei. Herr Caspar Rhokawetz zu Krainburg hält eine starke Communion morgen ab, 300 Personen zeitlich vor verkündet und anzeigt/ Die von Trüber zur Besorgung der geistlichen Geschäfte in Laibach zurück- gelassenen beiden Prediger Tulschak und Juritschitsch begaben sich in den Stand der Ehe, trauten öich gegenseitig und zeigten sich dann öffentlich mit ihren Frauen, ^ ein Schritt, der allerdings bei katholischen Zeloten starken Anstoss erregte, aber doch nichts anderes war, als die kirchliche Sanction eines factisch längst bestehenden und von der kirchlichen Autorität geduldeten Zustandes, denn auch unter dem ka- tholischen Klerus gab es damals wenig Cölibatare mehr. Es herrschte allenthalben im Lande grosse Sehnsucht nach der Rückkehr Trubers, der durch seine Energie und Beredsamkeit den Sieg der evangelischen Lehre und die Organisation der krainischen Kirche vollenden sollte. Als Ungnad am 9. Februar 1562 an den Landesverweser Jobst von Gallenberg in Angelegenheit des Bibeldrucks und der Rückkehr Tru- bers schrieb, erbrach ein Herr von Auersperg — ob Hans oder Her- bart, ist nicht ersichtlich — den Brief und schrieb darauf: ,Diesen Prif hab ich auf gut Vertrauen eröffnet, vnd ist aus der Ursach ge- schehen, dass mein Hausfrau eine sondere Begierd zu wissen gehabt, * Meine Urk. Samml., Mitth. 1867 S. 51. « Schreiben vom 20. Dezember 1561 bei Kostrenöiö S. &i (XXXVIII). ^ Elze, Saperintendenten S. 13. 264 wann Herr Primus sollte hineinkommen'.* Wir sehen, wie die Frauen, stets die stärkste Stütze des religiösen Bedürfnisses, vor Begierde brannten, den feuereifrigen Prediger wieder zu sehen und zu hören. Aber auch der niedere Klerus, der sich aus dem Joch des alten Be- kenntnisses los zu machen wünschte, richtete seine Blicke auf den be- gabten und siegesgewissen Landsmann und Vorkämpfer. ,Es warten viel Priester auf ihn (Trüber) — schrieb Klombner an Ungnad, 20. De- zember 1561, — die wollen erst zu seiner Ankunft frumb werden . . . /^ Schon Anfangs Februar 1562 hatten die Prager Gesandten der krainischen Landschaft: Jobst von Gallenberg, Landesverweser; Hans Josef von Eck ; Achaz von Thum ; Dietrich von Auersperg und Mert Gall von Rudolfseck Trubern zur versprochenen Rückkehr gemahnt.^ Aih 10. Februar antwortete ihnen Trüber aus Urach, wo er des kroa- tischen Drucks wegen verweilte, er wollte gern dem Rufe nachkom- men, aber nicht allein seine alte Krankheit, ein böser Rothlauf, hin- dere ihn daran, sondern auch die Angelegenheit des kroatischen Drucks. Für diesen müsse bald wieder bei Fürsten und Reichsstädten ,ternii- nirt' werden. Ungnad habe schon J3tzt 800 — 900 Gulden vorgestreckt, und wie viel Geld werde der Druck noch erfordern ! ,Ich feire wahr- lich nicht,' schrieb Trüber, ,sammer kein Geld, hab nicht guete, ruewige noch gesunde Tag allhie , das wisse der liebe Gott Ich verhoflF vor Ostern alle Sachen mit dem Druck dermassen anzurichten, dass man mein nun hiefür nicht dabei wird bedürfen. Aber nach Ostern wollt gern auch 14 Tag im Sauerprunn von wegen meiner Krankheit baden, denn also krank mit bösen geschwollenen Füssen, unlustig, bin niemand zu Nutz, mich verdriesst warlich gar oft zu leben. Aber nach Ostern, wills Gott, so will ich alsbald zu Laibach sein, Weib und Kind hernach gemach ziehen lassen.' Uebrigens meinte er, durch seinen Aufenthalt in Deutschland den Evangelischen Krains noch mehr nützen zu können, als in Laibach, er theilte den Gesandten mit, der Herzog von Würtemberg habe ihm zugesichert, im Falle der Noth wollten alle evangelischen Fürsten, Stände und Städte des Reichs beim Kaiser für die Religionsfreiheit der Krainer intercediren. Endlich rieth Trü- ber den Ständen, bei dem Kaiser um das Barfüsserkloster in Laibach, in welchem kein Mönch sich mehr befinde, anzuhalten, um es an der Stelle des bisherigen zum Bürgerspital einzurichten und in seiner Kirche ^ Landsch. Arch/Fasc. Eel. S. Nr. 2. 2 Kostrenöiö 1. c. 3 Elze, Superintendenten S. 14. 265 einen Ersatz für die beschränkte Räumlichkeit des Elisabethkirchleins zu gewinnen.^ Die Verhältnisse gestatteten Trübem nicht, sein Versprechen, zn Ostern nach Laibach zu kommen, zu erfüllen. Er verschob die Rückreise auf die nächstkommenden Pfingsten. Am 11. April ^ schrieb er an den Landesverweser und die Verordneten, er habe auf ihr Schreiben vom 14. März, das ihm am 9. April zugekommen, die Pfarre Urach sogleich dem Herzog aufgesagt und wolle, sobald die von ihm als Angebinde für die krainische Kirche ins Windische übersetzte Augsburgische Cpnfession in Tübingen ausgedruckt sei, also in etwa vier Wochen, ins Land kommen, entweder zu Wagen über Augsburg oder Salzburg, oder auf der Donau über Regensburg, Linz und Wien. Die Stände möchten zu Pfingsten seinen Schwager Lukas Zweckel hinaus- s«hicken, damit er ihm bei der Uebersiedlung behilflich sei. In 13 Ta- gen könne man übrigens den Weg von Urach nach Laibach über Salzburg oder Innsbruck wohl zu Pferde machen. Er (Trüber) dürfe übrigens nicht mit seiner Familie reisen, um nicht ausgekundschaftet zu werden; er wolle daher von Ulm an mit einem Buchbinder von Augsburg, der für das Einbinden der kroatischen Bücher aufgenommen worden, auf einem Umwege in die Heimat rückkehren. Nach der Sitte der Zeit mischte Trüber auch in seine Correspondenz poUtische Neuig- keiten. Diesmal berichtete er den Ständen unter anderm, der Kaiser habe abermals in Gegenwart seiner andern Kinder den König Maxi- milian ,hoch ermahnt', sich zu der alten Religion zu begeben, das ist in den Schoss der katholischen Kirche zurückzukehren. Auf das habe sich der König erboten, dem Kaiser bis zum Tode treu und gehorsam zu sein, aber seinen Vater gebeten, in Glaübenssachen seinem Ge- wissen keinen Zwang anzuthun. Auf diese Rede seien dem Kaiser die Augen nass geworden, und er habe gesagt, er wolle den König, ,was Glauben belangt, auf sein eigen Gewissen legen'. Und darauf habe er alle drei Söhne zur Einigkeit vermahnt. ,Es wird bald der Fürsten ein walstat — setzt Trüber hinzu — vnd ist zu hoflFen, König Maxi- milian wird bald erwählter römischer König, des sollten wir alle froh sein. Allelujah.' Dann meinte Trüber, der Bischof von Laibach sollte auch dem Beispiel der Bischöfe von Magdeburg und Hall folgen und sein Bisthum ,reformiren', d. i. mit demselben zur protestantischen Kirche übertreten. Trüber erwartete dies von ihm, da er (ehe er in * Landsch. Arch. Fase. Eel. S. Nr. 2. * Landsch. Arch. 1. c. 266 Krain Bischof geworden) in Oesterreicb das Sacrament unter beiden Gestalten gereicht. Am 3. Mai erhielten die Verordneten Trubers Schreiben, am 7. antworteten ^ sie ihm bereits, dass sie Lukas Zweckel bewogen hätten, liinaus zu ziehen und Trübem bei seiner Uebersiedlung zu helfen. Und so langte denn. Trüber, den der Herzog bei seiner Abreise von Urach noch durch ein Geschenk von 100 Gulden ehrte, im Juni 1562 mit Weib und Kind und all seiner Habe gltickUch in Laibach an.* Kaum war Trüber in die Heimat zurückgekehrt, als der Bischof Petrus von Seebach, die Gefahr richtig erkennend, welche der katho- lischen Kirche von dem Feuereifer Trubers drohte, an den Kaiser eine Bittschrift um dessen Entfernung richtete.^ Bezeichnend für die De- fensive, in welche die Katholischen zurückgedrängt worden waren, ist es, wie sich da der Bischof verwahrt, dass weder er noch ein anderer Geistlicher den Evangelischen als Angeber bekannt werde. Er theilt seine Beschwerden dem Kaiser nur mit ,sub sigillo confessionis', denn er und sein Klerus würden sonst ihres Lebens nicht sicher sein, ,wie es dann in Germanien erschallt: Wird der Trüber von Laibach ver- jagt, so wollen wir Münch und Pfaffen all' erschlagen'. Der Bischof schildert dann in grellen Farben den Verfall des Katholicismus und die Umtriebe der Evangelischen, wie Tulschak und Juritschitsch, ab- gefallene Priester der katholischen Kirche, einander ihre Köchinnen copulirt, gegen die Messe gepredigt, den Papst und Klerus als Ver- führer, Schelmen und Diebe gescholten, wie Adel. und Bürgerschaft der Frohnleichnamsprocession fem geblieben. Trüber habe einen Buch- drucker ins Land gebracht, der unreprobirte Schmachlieder wider den Klerus, die römisch-katholische Kirche und die Religion, auch win- dische Translationes von Unkundigen dmcke. Trubern hängen zehn bis zwölf Priester' an, die wegen unpriesterlichen Verhaltens und ihrer Unwissenheit, dann wegen Bruchs ihrer Gelübde verjagt worden. Die Unterthanen würden vom Adel gezwungen, den lutherischen Prädi- canten auf ihren Schlössern zuzuhören. Dies geschehe, damit dem katholischen Pfarrer die Collectur benommen und ihm damit die Exi- stenz unmöglich gemacht werde. Der Bischof forderte schüesslich die sogleiche Gefangennehmung und Ausweisung Trubers, der beiden Lai- bacher Pastoren Tulschak und Juritschitsch, ferner derjenigen, welche * Landsch. Arch. 1. c. 2 Elze, Superintendenten S. 14. Schreiben üngnads vom 24. Nov. 1562 an die Verordneten in Krain. Landsch. Arch. Fase. Rel. S. Nr. 2. 3 VeröflfentUcht von Kitzinger, Mitth. 1864 S. 51. 267 auf dem flachen Lande wirkten, Juri Mafechik, Kaspar Rokhavetz und Stradiot, endlich des Mathes Klombner, ,denn dieser ist ein Anstifter, der obvermeldten Idioten (!) Unterweiser, der meinem Vorfordem viel Müh geschafft, auch von ihm zu mehrmalen von Laibach vertrieben, der des Teufels verführerische, unapprobirte, von andern Sectischen zusammengetragene Bücher, windische Postillen allenthalben in Krain in Gschlössem verstreut'. Infolge der bischöflichen Beschwerde erliess alsbald Kaiser Fer- dinand aus Schloss Podiebrad, 30. Juli 1562,^ an den Landeshauptmann Jakob von Lamberg, den Landesverweser Jobst von Gallenberg und den Vicedom Georg Höfer den Befehl, die vom Bischof bezeichneten Per- sonen zu verhaften, weil sie ,nicht nur in der Stadt Laibach, sondern auch fast im ganzen Fürstenthum Krain bei MännigUch das hochwür- dige Sacrament des Taufs, das Amt der heihgen Messe, die in der Kirche hergebrachten löblichen Ceremonien und in Summa unsere alte wahre katholische Religion durchaus mündlich und in Schriften ver- dammen, dazu den geistlichen Ordinarien ihre Jurisdiction schmälern, sich auch sonst in mehr Weg gar sträflich und ungebürlich halten sollen'. Insbesondere inbetreff des Trüber, Klombner und Rhokauetz, welche bereits vor Jahren hätten verhaftet werden sollen, sich aber der Verhaftung durch die Flucht entzogen hätten, befremde es den Kaiser, dass sie jetzt ,zu seiner höchsten Verkleinerung' in Laibach sicher sein und solche ,unleidliche Handlungen' sich erlauben sollen. Gleichzeitig wies der Kaiser die Landschaft an, den angeordneten Ver- haftungen keinen Widerstand entgegenzusetzen, und verbot dem Bür- germeister und Rath der Stadt Laibach, Trüber und seine ,Gesellen' in der Spitalskirche femer predigen zu lassen. ^ Es war vorauszusehen, dass die Stände gegen diese ihren ganzen religiösen Besitzstand bedrohende Verfügung Protest einlegen würden, umsomehr, da der Bischof an sie keine Beschwerde gerichtet, auch die früher Trübem ertheilte Erlaubniss zu predigen nicht zurückgezogen hatte. Am 20. August 1562 versammelte sich denn auch der zu diesem Zwecke zusammenbemfene grosse Ausschuss : Landeshauptmann; Lan- desverweser; Melchior Hasyber, Verwalter des Vicedomamts ; Josefund Adam Freiherren zu Eck ; Achaz Freiherr zu Thurn ; Herward, Dietrich undWeikhard zu Auersperg; Pangraz Sauer; Max von LambeVg; Abel von Hohenwart; Jakob und Sigmund von Gallenberg; Franz von * Landsch. Arch. Fase. Rel. S. Nr. 2 ; Elze 1. c. S. 15. ® Landsch. Arch. 1. c. 268 Scheyer; Georg von Rain; Friedrich von Weichselberg; Kaspar Mau- ritsch ; Georg Schwab ; dann Bürgermeister , Richter und Rathsherren von Laibach. ^ Adel und Bürgerschaft standen, wie man sieht, für die evangelische Sache zusammen, und da auch die drei ersten Beamten des Landes, welche den kaiserlichen Befehl zu vollziehen hatten, sich an der Berathung betheiligten, so war vorauszusehen, dass die Ver- haftung nicht zum Vollzuge gelangen werde. Der Ausschuss beschloss eine ausführüche Schutzschrift für Trüber an Kaiser Ferdinand zu richten und König Maximilian um dessen Vermittlung anzugehen. Li der Schutzschrift an den Kaiser (21. August) ^ erörterten die Stände von neuem ausführlich die uns bereits bekannten Ursachen von Tra- bers Berufung, rühmten dessen Loyalität g^gen den Kaiser und seine FamUie, wie er jederzeit in der Kirche für des Kaisers und seiner geliebten Kinder glückselig Regiment und für das christüche Kriegs- volk an der Grenze bete, welches deshalb ohne Zweifel durch Wirkung des gemeinen Gebets in seinen Unternehmungen gegen den Erbfeind augenscheinlichen Segen und Sieg gehabt, wie Trüber auch jeden zum Gehorsam gegen die Obrigkeit mahne ; sie erinnerten daran, wie Trüber schon einmal, durch seine Feinde verdächtigt, sich vor dem Bischof gerechtfertigt habe, der an ihm nichts zu strafen gefunden, sondern ihn nur mit gebührlicher Vermahnung zur Bescheidenheit angewiesen. Die Stände beriefen sich auf ihr mit den andern Erblanden vor dem Kaiser abgelegtes Glaubensbekenntniss. Es wäre besser für sie, dass sie nie geboren, wenn sie das, was sie einmal als göttliche Wahrheit erkannt, verleugnen sollten. Sie beriefen sich auf ihre treuen Dienste, die schwere Steuerlast, die sie mit ihren Unterthanen trügen, auf ihre Kämpfe mit Türken und Venetianera. Sie hätten bisher nieman- den in seiner Kirche Eintrag gethan, sollte man ihnen nun auch dieses kleine enge Kirchlein im Spital, ,darinnen wir bisher bösen Luft und Geruch von den armen Leuten geduldet', nicht vergönnen, so wäre das zu erbarmen. Auch die Stadt Laibach habe sich an der öffent- lichen Ablegung der Confession neben den andern Ständen betheiligt, und wenn sie den Ständen die Spitalskirche sperren wollte, müssten diese der Beiträge zur Stadtbefestigung überdrüssig werden. Uebrigens erboten sich die Stände, Trüber und die andern Prädicanten jederzeit vor den Bischof als Ordinarius zur Verantwortung zu stellen. Schliess- lich baten sie um Zurücknahme der kaiserUchen Befehle. In der * Landsch. Aich. 1. c. 2 Landsch. Arch. 1. c. 269 Bittschrift an König Maximilian^ beriefen sie sich auf die bei Ein- leitung des cyrillischen Druckes dem König gemachte Darlegimg der Verhältnisse, welche sie zur Berufung Trubers bewogen. Sie deuteten auf Bischof und Domkapitel als die wahrscheinlichen Veranlasser der kaiserlichen Befehle hin, hoben hervor, dass der Bischof Trubern das Predigen erlaubt und diese Erlaubniss bisher nicht zurückgezogen, auch gegen Trüber keine Beschwerde erhoben habe, zu deren Ver- antwortung sie ihn vor den Bischof hätten stellen können. In Wien verdächtige man die Stände . durch boshafte Erdichtungen , wie z. B. dass man in Laibach mit der Taufe eine solche ,wilde seltsame Ord- nung halte', dass man die Kinder nur in den Laibachfluss eintauche und damit die Taufe für abgethan halte. Auf Maximilian, als einen ,gottseligen hocherleuchteten König, der bisher um Erhaltung seines christlichen Gewissens mancherlei Anstoss überstanden', setzen die Stände ihre Zuversicht, dass er bei dem Kaiser ein gnädiger Mittler sein und ihnen Glaubensfreiheit erwirken werde. An den aih Hofe weilenden krainischen Landmann Hans Georg von Lamberg, Freiherr zum Stein und Gutenberg, richtete der Ausschuss die Bitte, das Schrei- ben an König Maximilian diesem unmittelbar, jenes an Kaiser Ferdi- nand aber dem Vicekanzler Georg Sigmund Seiden zu übergeben, mit der Bitte, es dem Kaiser selbst zuzustellen und zu bewirken, dass dasselbe von dem Vicekanzler selbst oder doch in seiner Gegenwart vor dem Kaiser verlesen und ,abgehöit' werde. ^ Obwohl man Trüber den durch die Umstände hinlänglich gerecht- fertigten Rath ertheilte, die Stadt, wo ihn die Stände schützen konnten, nicht zu verlassen, liess er sich doch nicht abhalten, am 29. August der Einladung eines jungen Herrn von Stamberg nach Reifniz zu folgen, wo ihm jedoch der Erzpriester das Betreten der Kirche und die Predigt daselbst verwehrte. Er ritt darauf* mit den übrigen adligen Herren und grauen nach Wilwin (Willigrain?) und predigte daselbst. Das, schrieb er darüber selbst (4. September) an Ungnad, habe die "Pfaffen, deren viele dahin gekommen, sehr verdrossen. Sie drohten sogar, ihn zu erschiessen, ,welches mich gottlob wenig anficht.'^ Selbst aus Istrien erhielt Trüber Beweise von Sympathie von evangelisch ge- sinnten Adeligen.* * Landsch. Arch. 1. c. « Landsch. Arch. Fase. Rel. S. Nr. 54/4. 8 Kostrenöiö S. 102 (LXVIII). * Kostrenöiö S. 103 (LXIX). 270 Seit der VorsteDung der Stände blieb Trubers Angelegenheit in der Schwebe. Am 28. November brachte endlich ein Kammerbote aus Frankfurt drei Befehle an Bischof, Landeshauptmann und Vicedom. Der Bischof erhielt den Auftrag, Trüber ordentlich zu verhören, die Verordneten wurden angewiesen, Trüber vor den Bischof zu stellen, und dem Vicedom wurde befohlen, den Spitalspfründnem aufzutragen, zur Messe zu gehen und bei der alten Religion zu bleiben, bei Strafe der Ausstossung aus dem Spital* Infolge des kaiserlichen Befehls forderte der Bischof im Namen des Landesfürsten Trüber auf, am zweiten Adventsonntage im bischöf- lichen Palaste vor ihm zu erscheinen, um über seine Lehre verhört zu werden. Trüber antwortete (L Dezember), dass er diesen Befehl genau vollziehen werde. Am 6. Dezember 1562 erschien er denn auch im bischöflichen Palaste, wo sich ausser der katholischen Geistlichkeit der Landesverweser Jobst von Gallenberg, die Verordneten und andere Herren und Landleute des Herzogthums Krain, sowie der Laibacher Stadtmagistrat eingefunden hatten.* In deren Gegenwart wurden vom Bischof nachstehende Fragen vorgelesen, auf welche Trüber mit Ja oder Nein zu antworten hatte. 1. Ob er glaube, dass die christliche Kirche oder Versammlung mit dem römischen Bischof als Papst und oberster Vicarius Christi auf Erden die rechte, wahre christUche Kirche sei, oder aber diejenige, welche Luther und seine Anhänger als solche erklären. 2. Ob er die sieben Sacramente, d. i. Taufe, Firmung, das hoch- würdige Sacrament des Altars, Busse, letzte Oelung, Priesterweihe (,Priesterschaft') und die Ehe, glaubt, predigt und hält? 3. Ob er glaubt, dass unter der Gestalt des gesegneten Oblats der wahre Leib und das wahre Blut Christi sei? 4. Ob er glaubt, dass die guten Werke zum ewigen Leben noth- wendig seien, oder dass wir allein durch das Verdienal Jesu Christi alle selig werden. 5. Ob er glaubt, dass man durch die Fürbitte der lieben Heiligen (späterer Zusatz: ,der Jungfrau Maria, Mutter Gottes') Gott anrufen soll, wie die christliche Kirche in der Litanei zu thun pflege. 6. Ob er glaubt, dass es ein Purgatorium (Fegfeuer) gebe und dass dasselbe denjenigen nützlich sei^ welche mit einer Todsünde aus dieser Welt geschieden, ohne Busse gethan zu haben, und ob das 1 Kostrenöiö S. 123 (LXXIX). Landsch. Arch. Pasc. Rel. S. Nr. 2. 2 Landsch. Arch. 1. c. Elze, Superintendenten S. 16. 271 Gebet und andere gute Werke, als Almosen für sie gegeben, ihnen in der Vorhölle oder dem Purgatorium von Nutzen seien. 7. Ob er glaubt, dass die Kirchengebräuche und Ceremonien, welche die Menschen zur Andacht, Barmherzigkeit und Betrachtung des Leiflens Christi bewegen sollen, zu halten seien oder nicht? 8. Ob er glaubt, dass die Messe, die bisher in der heiligen Kirche gehalten worden, ein Opfer sei für die Lebendigen und Todten, ob er die Messe hält und das Messgewand braucht und die Canones liest ? 9. Ob er glaubt, dass unter der Gestalt des Oblats, wenn die Worte Christi darüber gesprochen werden, der wahre Leib und das Blut Christi vorhanden sei, und ob man die Gestalt des Oblats (die Hostie) in der Monstranze ehren und anbeten soll? 10. Ob Vigilien, Gebet und Gesang, sowie Almosengeben den Abgestorbenen helfe oder nicht? 11. Ob die Gestorbenen ohne alle Ceremonien, ohne brennende Kerzen, Kreuz und Vigilien begraben werden sollen? 12. Ob das Gelübde der Keuschheit zu halten sei oder nicht? 13. Ob er tauft, und wie er tauft, und ob er dies mit Wissen des Ordinarius thut? Ob er das gesegnete Taufwasser braucht? 14. Ob er das Chrisam der heiligen Oelung zur Taufe und zu den Kranken braucht? 15. Ob er den Kindern bei der Taufe das Zeichen des belügen Kreuzes an der Stirn und Brust macht? 16. Ob er die Ceremonie mit dem Speichel gebraucht, den Kin- dern die Nasenlöcher und Ohren bestreicht? 17. Ob er das weisse Tüchel über das Kind thut, sprechend: ,Accipe vestem candidam.' 18. Ob er laut des ,Exorcismi', der in der Kirche im Gebrauch, die Kinder tauft oder sich eines andern bedient? 19. Ob er der Augsburgischen Confession sei? 20. Ob am Freitag und Samstag Fleisch zu essen wider das Gebot der Kirche Sünde sei? 21. Ob die Priester schuldig seien, in Gemässheit der Kirchen-* geböte die sieben Tagzeiten, Metten, Prim, Terz, Sext, Non, Vesper zu singen und zu beten ?^ Das Verhör über diese Fragen wurde am 6. Dezember abgebrochen und erst am 20. Dezember beendigt , worüber der Bischof dann als- * Landsch. Arch. Fase. Bei. S. Nr. 2. Elze S. 16, 17. 272 bald an den Kaiser berichtete. Trüber hatte sich offen zur Augs- burgischen Confessiön bekannt, sich darauf berufen, dass er von der Landschaft berufen worden sei, zu predigen und die Sacramente zu spenden. Inbetreff der Taufe antwortete er, er taufe wie Johannes der Täufer, mit purem Wasser und andächtigem Gebet, brauche dazu weder liquores noch andere Ceremonien. Die Begräbnissceremonien der katholischen Kirche halte er für unnütz, er halte nach dem Be- gräbniss eine Rede an das Volk. Was die Messe betrifft, so sei dieselbe kein Opfer für Lebendige und Todte, sondern nur eine Gedächtniss- feier des Leidens und Sterbens Christi u. s. w.^ Als Trubers Verhör beendigt war, wendeten sich die Stände abermals mit einer Bittschrift für ihn an den Kaiser, ^ baten gleich- zeitig den Kanzler Seiden, von dem sie wussten, dass er, ,mit Sanft- muth und Furcht Gottes begabt, alle Sachen, die Ehre Gottes und der Menschen Gewissen berührend, bei der Römischen kaiserlichen Majestät zum besten zu dirigir^n und Ihre Kaiserliche Majestät um christliche Mitgeduld zu vermahnen geneigt sei', um Ueberreichung ihres Schreibens und Vermittlung, dass sie im Genüsse ihrer Religions- übung belassen werden möchten.* Dem kaiserlichen Rath und Secretär Hans Kobenzl überschickten sie die auf Trubers Ausweisung Bezug habenden kaiserlichen Befehle und ihre Antwort und baten ihn um Förderung ihrer Angelegenheit beim Kaiser, verehrten ihm auch, ,da er als Protector in diesen Sachen zu schreiben bemüht sein müsse', einstweilen 40 Dukaten in Gold.^ Da zudem die Stände auf die Anklage gegen Trüber mit einer noch schwereren gegen den Bischof geantwortet hatten,^ welche auch * Landsch. Arch. 1. c. * In dieser Eingabe sagten die Stände unter anderm, dass es ihnen verwun- derüch vorkomme, wie man Herrn Trüber beschuldige, er habe einen BvtchdrucJcer ins Land mitgebracht, der ,unprobirte Schmachlieder* drucken solle. Sie wissen um keinen Buchdrucker im ganzen Land, auch Trüber habe das nie ,fürgenomen*. Gleich- wohl sei in seiner Abwesenheit ein Buchdrucker, der gar kein Zeug zum Drucken gehabt, allein etliche gross hülzen Buchstaben, mit denen er ohne eine Presse etliche Sprüche aus der heiligen Schrift entworfen, nach Laibach gekommen und habe ge- beten, ihm zur Erkaufung eines Druckzeugs zu helfen. Welches man ihm aber ab- geschlagen und Primus Trüber selbst bei seiner Ankunft widerrathen habe. Darauf derselbe Buchdrucker, den weder die Stände noch Trüber zuvor gekannt, noch zu fördern gedacht, ungeschafft wieder aus dem Land gezogen sei, und kein Lied noch Büchel nie gedruckt noch drucken hat mögen. Landsch. Arch. s. R. S. Nr. 54/4. 3 Landsch. Arch. Fase. ßel. S. Nr. 2. * Landsch. Arch Fase. Bei. S. Nr. 54/4. •''' Elze 1. c. S. 17 und in Herzogs Eealencyklopädie Art. ,Truber* S. 362. . 273 die Einleitung einer Untersuchung zur Folge hatte / so liess man bei Hofe den Handel fallen, und Trüber erlangte für längere Zeit Ruhe vor seinen Widersachern. 9. Trulser organisirt Schule und Zirche. Neuer Verhaftslsefehl gegen ihn. Er geht nach &örz. Seine Eechtfertigung gegen den Verdacht des Zwinglianismus. Eloster- visitationen. Zeich und Friesterehe auf dem Concil zu Trient. Der nächste Gegenstand, dem Trüber in Gemeinschaft mit den Verordneten nach glücklich abgeschlagenem bischöflichen Sturmlauf seine Sorge zuwendete, war die im Laufe der Zeiten in arge Vernach- lässigimg gerathene Schule. Das Jahr 1563 sah die Errichtung der ersten landschaftlichen Schule, eines Gymnasiums, welches unter die Leitung des bisherigen lateinischen Präceptors Leonhard Btfdina ge- stellt und auch in dessen Hause untergebracht wurde. Zum Gehilfen Trubers im Predigtamte wurde der Krainer Sebastian Krell, der in Jena und Tübingen mit Unterstützung eines Gönners in Nürnberg studirt hatte, berufen, über Antrag Trubers selbst, der seine aus- gezeichneten Kenntnisse in der griechischen und lateinischen Sprache, in den theologischen und andern Wissenschaften und seinen religiösen Eifer rühmte. Krell wurde (2. August 1563) unter der Bedingung angestellt, dass er, soviel es sein Predigtamt und seine Gesundheit zulasse, in der unter Budina's Leitung stehenden Schule die adelige Jugend in der heiligen Schrift und in den guten Künsten täglich durch ein bis zwei Stunden unterrichte. Dafür erhielt er für das erste Jahr einen Gehalt von 150 Gulden.^ Die protestantische Propaganda war zu dieser Zeit in Krain sehr lebhaft. Besonders in Unterkrain und dem angrenzenden Kroatien machte der eifrige Missionär Gregor Vlachovitsch grosse Fortschritte. Er predigte vor dem Ban und dem Bischof von Agram.^ * Seit Pfingsten 1563 befand sich in Laibach ein italienischer Bischof, welcher, wie es scheint, mit der Untersuchung gegen den Bischof beauftragt war. Dieser letztere reiste eigens an den kaiserlichen Hof, um 'sich zu rechtfertigen, und als er (am 14. September) nach Laibach zurückgekehrt war, verbreitete sich das Gerücht, er habe bei dem Kaiser Gnade wieder erlangt. Er schenkte dem italienischen Bi- schof 200 Thaler als Eeisezehrung nach Wien, und dieser liess sich wiederholt ver- lauten, wenn der Bischof von Laibach noch grössere Sünden und Laster auf sich hätte, 80 würden ihm alle von Kaiser und Papst verziehen werden, wenn er nur den Ketzer Trüber nicht sich im Lande hätte einnisten lassen. Kostrenciö S. 186 (CXXI, Schreiben Trubers an Ungnad). * Elze, Superintendenten S. 18, 30. Landsch. Arch. Fase. Rel. S. Nr. 2. 3 Kostrehciö S. 171 (CIV). 18 274 Um die evan^elisclie Kirche in Krain auf eine feste Grundlage zu stellen und vor Verdächtigungen, wie deren oben erwähnt worden sind, zu sichern, ging Trüber an die Verfassung einer Kirchenordnung, deren bereits begonnener Druck jedoch bald durch neue Verfolgungen und Verdächtigungen unterbrochen wurde. Im September 1563 langte ein neuerlicher Befehl des Kaisers an den Landeshauptmann ein, Trü- ber in das Schlöss vorzufordern und dann bis auf weiteren Bescheid festzuhalten. Letzterer erhielt davon zeitig Kenntniss, und zum Glück befand sich auch der Landeshauptmann eben in Agram bei der Com- mission wegen der Grenzvertheidigung. Tniber erhielt zwar von den evangelischen Landleuten sogleich die Zusicherung, man werde ini Falle seiner Gefangennahme sich für ihn durch den Herzog von Würtem- berg und die andern Reichsfürsten beim Kaiser verwenden; allein er erwartete nicht viel von dieser Fürbitte, denn er meinte, man werde ihn nicht lange im Laibacher Schlosse behalten, sondern ihn nach Rom schicken, ,allda werd' ich ein walisch Suppen, mit Gift vermacht, aus- trinken müssen, denn mein Nani' ist zu Rom schier sowohl als (jener) Lutheri seligen bekannt und verhasst.' Es sollte jedoch nicht soweit kommen. Am 5. Oktober, als man den Landeshauptmann aus Agram zurück erwartete, schickte der Landesverweser, den wir als Freund der evangehschen Sache kennen gelernt haben, um Trüber und theilte ihm mit, die (bis dahin geheim gehaltenen) kaiserlichen Befehle wegen Ver- folgung Trubers seien zuverlässig da, und der Bischof werde sie dem Landeshauptmann überantworten uncl Vollziehung begehren. Trüber möge der Vorforderung in das Schloss (das Laibacher Bergschloss, als Residenz des Landeshauptftianns) nicht folgen, sondern dem Landes- hauptmann antworten, es sei ihm von den Verordneten und dem grossen Ausschuss untersagt, sich zu stellen. Dann wolle der Landesverweser alsbald den grossen Ausschuss einbemfen, vom Landeshauptmann Ein- sicht in den Befehl begehren, und der Ausschuss werde sich dann an den Kaiser mit der Bitte wenden, ihm den Ankläger Trubers bekannt zu geben, denn es sei der Verdacht, dass der Landeshauptmann selbst durch den italienischen Bischof, mit dem er sich ,gebrüdert', den Be- fehl erwirkt habe. Das entschiedene Auftreten der Stände verhinderte auch diesmal die arglistig geplante Festnehmung Trubers.^ War Trüber so vor seinen Feinden behütet, so drohten ihm dafür nicht minder empfindhche Verdächtigungen vonseite zelotischer Glau- bensgenossen. Eine sich der mildern Auffassung Melanchthons und der 1 Kostrenöiö S. 186 (CXXI) und 190 (CXXIV). 275 Unionisten nähernde Aeusserung Trubers in einem freundschaftlichen Briefe an einen Freund in Urach ^ war zur Kenntniss des oilho- doxen Dr. Andrea, Kanzlers der Universität Tübingen, gekommen, und derselbe hatte nichts eiligeres zu thun, als hierüber an den Herzog von Würtemberg zu berichten, mit der Insinuation, dass Trubers eben im Druck befindliche Kirchenordnung durchzusehen wäre, ob sie nicht ähnüche, der augsburgischen Confession zuwiderlaufende Worte enthalte. Der Herzog ertheilte auch sofort (19. November 1563) an Ungnad den Befehl, den Druck der Kirchenordnung einzustellen, und schrieb unter Dr. Andreä's Schreiben : , Wenn dem so (nemlich Trüber zwinglisch) wäre, wolle er (der Herzog) es dem König MaximiUan mit- theilen, damit dessen Lande nicht durch Trüber vergiftet würden.'^ Als jedoch Trüber selbst sowohl als auch der Landesverweser im Namen der Stände den Verdacht des Zwinglianismus entschieden zu- rückgewiesen, schrieb der Herzog selbst (29. Februar 1564) an Trüber, dass seine Worte über das Abendmahl ,an sich recht und christlich^ aber der Missdeutung ausgesetzt wären, daher er in seinen Reden und Schriften solche ,ambigua et flexiloqua vocabula' venneiden möge.^ Allein auch damit war die Sache noch nicht abgethan, und wir werden später von neuen Intriguen des Dr. Andrea gegen Trüber hören. Während sich Trüber so die Orthodoxen im protestantischen La- ger vom Leibe hielt, stürzte ihn sein Feuereifer immer wieder in neue Gefahren. Anfangs November hatten ihn die Görzer Stände durch Georg .Grafen von Thurn nach Görz eingeladen, um durch ihn evan- gelischen Gottesdienst halten zu lassen. Er predigte durch 14 Tage nach einander deutsch, windisch und italienisch in dem Hause des Herrn von Eck und im Schlosse zu Rubbia, da ihm die Kirche von der Geistlichkeit versperrt worden, und theilte das Abendmahl in allen drei Sprachen aus. Dem Herrn Hannibal von Eck taufte er einen Sohn, ,darob die Pfaffen und Mönch schier unsinnig worden\ Dann * Die Stelle lautete nach Elze, Saperintendenten S. 19: ,In unsrer (der krainischen) Kirche, dlp die evangelische Lehre angenommen, ist noch (Gott Lob !) von keiner Secte noch Zwiespalt zu hören. Wir lehren und glauben einhelHglich den Worten Christi beim Abendmahl, dass wir allda den wahren Leib und das- wahre Blut Christi des Herrn im Geist und itn Glauben empfahen und uns wahrhaftig des Leibs und Bluts Christi, d. i. seines Yerdiensts, theühaftig machen, nach dem Wort Pauli 1. Cor, 10/ ' Schreiben Ungnads an Trüber, Urach 2L Dezember 1563. Landsch. Arch. Fase. Rel. S. Nr. 2. 3 Elze 1. c. S. 19—20. 18* 276 ritt (M- ,auf einem klein Eselein' über Land und hielt in der Kirche zu Kreuz an einem Sonntage eine Predigt in Gegenwart aller Wip- \ pacher und vieler katholischer Geistlichen, ,dawider niemand nichts geredt, auch den Priestern selbst Wohlgefallen/ Diese Predigt wollte er in alle drei Sprachen bringen und an Ungnad nach Urach schicken, damit sie gedruckt werde. ^ Inzwischen hatten jedoch seine Gegner nicht geruht. Die Sache wurde dem Kaiser angezeigt und ein Ver- haftbefehl erwirkt. Trüber erhielt jedoch durch den von Wien rück- gekehrten Freiherrn Josef von Thurn noch rechtzeitig (Ende Novem- ber) Nachricht von der ihm drohenden Gefahr und richtete (1. De- zember), nach Laibach rückgekehrt, ein Schreiben an den Grafen Thurn und die Görzer Stände, worin er Mittheilung der Klage und der Kläger sowie des kaiserlichen Befehls forderte, damit er sich dagegen zu rechtfertigen wisse. Dem Grafen schrieb er gleichzeitig noch be- sonders, der Kaiser sieche, sein Unwille werde bald gestillt sein und die Sache in Vergessenheit kommen.* In der That hatte auch der Ausflug nach Görz keine nachtheilige Folge für Trüber. Die Zeitlage in den letzten Regierungsjahren Kaiser Ferdinands war überhaupt einer durchgreifenden katholischen Reaction nicht günstig. Der Kaiser fühlte selbst die Nothwendigkeit einer Reform in der alten Kirche und that von seinem Standpunkte alles zur Hebung der gesunkenen Kirchenzucht. Schon im Jahre 1561 Hess er mit päpst- licher Zustimmung in Ober- und Niederösterreich eine Klostervisitation vornehmen. Infolge dessen richteten die Prälaten von Oberösterreich eine Vorstellung (24. Januar 1562) an den Kaiser, worin sie unter anderm um Zurücknahme des Verbots des Concubinates baten: ,Ma- jestati Vestrae Caesareae etiam satis superque constat, a longissimo jam tempore nüUmn fere passim esse parochum, qui vel concubinam vel uxorem suam non haberet.' Die Aebte führten weiter an, die Pfar- rer könnten wegen ihrer Studien nicht ohne Concubinen für das Haus- wesen sein, und sie würden ohne Zweifel ihre Pfarren im Stiche lassen, wenn man sie dazu verhalten und sie so hinter den andern Priestern zurücksetzen wollte. In einem Briefe vom 24. Februar 1562 an seinen geheimen Rath Dr. Gienger sprach Ferdinand seine Absicht aus, auch die Klöster in Steiermark und Krain visitiren zu lassen, wo, wie aus der Antwort Dr. Giengers zu entnehmen , der Stand der Dinge kein ' » Kostrcncic S. 217 (CXXXVII). 2 Kostrencic S. 202 (CXXXI) und 104 (CXXXII). 277 besserer war als in Oesterreich. Am 16. Mai 1552 wurde auch wirk- lich zur Visitation dieser Klöster eine Commission abgeordnet.^ Auf dem Concil von Trient forderten die Gesandten des Kaisers vor allem Reformation der Sitten, beim päpstlichen Hofe angefangen, Erlaubniss des Kelchs und der Priesterehe (für welche Forderung auch die deutschen Bischöfe mit Freimuth eintraten), Errichtung von Schu- len für die Armen, Reinigung der Breviere, Legenden und Postillen,- verständlichere Katechismen, deutschen Kirchengesang u. s. w. Obwohl nun das Concil sich gegen das Papalsystem als .Dogma'- erklärte und es nur als theologische Ansicht zuliess , so gewährte es doch den Uebelständen, welche der Kaiser rügte, keine Abhilfe und lehnte seine Forderungen ab.^ Doch dieser hielt an denselben unerschiitterlich fest und richtete an den Papst (14. Februar 1564) ein Schreiben, worin er hauptsächlich die schleunige Gewährung des Kelchs und der Prie- sterehe für seine deutschen Erblande ansuchte und die Noth wendig- keit der letzteren durch die Ergebnisse der letzten Klostervisitation begründete. Der Papst schlug die Priesterehe rund ab, gewährte aber das Abendmahl unter beiden Gestalten,^ und Ferdinand liess dem- zufolge (14. Juni 1564) an die Bischöfe und Erzbischöfe in seinen Erb- landen einen Befehl ergehen^ in welchem ihnen befohlen wurde, überall in ihren Kirchen den Gebrauch des Kelches einzuführen.^ 10. Der windische und kroatische Bücherdruck . * in den Jahren 1563 und 1564. Während Trüber in der Heimat verweilte, blieb die windische Presse in Tübingen hinter der kroatischen zurück. Jene producirte ausser der bereits erwähnten Kirchenordnung, deren Ausgabe an den Umtrieben orthodoxer Eiferer scheiterte, nur die .Duhovne Peisni. katere so skusi Primosha Truheria vta slauensJci yesik etc. ©eiftlid^e ßieber in bex SBinbifd^en ©prad^, fampt anbern jugetl^anen ^ßfalmen önb d^riftltd^en Siebern, tüeld^e öon etlid^en gut^erjigen K^riften au§ ber teut= fd^en ®pxaä) in bie SBinbifi^e öerbolmetfd^t , fo l^ernad^ im anbern Sl^eil biefe^ 95üd^Iin§ gefunben tüerben. 3;iibingen 1563.' S. 39 wieder ein Titel * Dr. Sickel, Reform - Libell des Kaisers Ferdinand I. von 1562, Arcli. für österr. Gesch. XLV. S. 10-24. « Raupach I. 61 f. Ranke, Fürsten und Völker Südeuropas 1854, II. S. 331 f. P. Thoiner: Acta genuina Concilii Tridentini, Zägr. 1874. 8 Smets, Wien im Reformationszeitalter S. 68, 69. * Raupach I. S. 64, 65. 278 ,Ene dvhovne peisni — bcr anber %f)txt bcr SBinbifd^en ^falmcn unb geiftlid^cn ßicbcr.' In diesem Tlieil stehen bei mehreren Liedern die Anfangsbuchstaben (j. J. (Georg Juritschitseh), P. T. (Primus Trüber), bei andern L. Z. (Lukas Zweckel, Trubers Schwager) und wieder bei andern H. K. (Klombner ?). Das Ganze besteht aus 205 Seiten kl. 8®. Von einer Vorrede oder anderen Nachricht ist nichts zu finden. Es wurden 1000 Exemplare gedruckt. Davon gingen nach Laibach 500, nach Villach 200, nach Wien 40, an Christoph üngnad 80. Zu Urach waren 1564 noch 176 Stück. ^ Zur Förderung des kroatischen Bücherdrucks hatten die Stände dem Freiherrn von Ungnad und Trubern bei der Rückkehr des letz- teren nach Krain (Juni 1562) zugesagt, Uebersetzer für Urach anzu- werben, doch hatten die diesfälligen Unterhandlungen keinen Erfolg. Der Vicar Weixler in Kostel, der Pfarrer Franz Vajic in Golig, der Kaplan Balthasar N. und der Vicar Mathes Ziväc in Mitterburg, end- lich der Presbyter Franziscus Chlay in Galignana erklärten, sie könnten nicht ausser Landes ziehen , aber die meisten erklärten sich gern bereit, bei der Uebersetzung im Lande selbst mitzuwirken.* Die Stände beschlossen daher, die kroatische Uebersetzung durch zwei kroatische Priester in Laibach anfertigen zu lassen, und meldeten dies (10. Juli 1562) an Ungnad mit dem Beisatze, sie seien ausser Stande, die Kosten dafür zu tragen. Dieselben möchten aus der Reichshilfe bestritten werden. Ungnad wolle daher zur Zehrung der kroatischen Uebersetzer eine Summe Geldes übersenden und sich an König Maxi- milian und an die Reichsfürsten um Beihilfe zur Durchführung des Uebersetzungswerkes verwenden.^ Am thätigsten zeigte sich bei den vielfältigen Verhandlungen in der Uebersetzungsangelegenheit Klomb- ner, den wir in ununterbrochener Correspondenz mit Ungnad und den Uebersetzern sehen.* Durch ihn Hess sich der Pfarrer in Kostel zur ' Safa?ik I. 76 ; Schnurrer S. 107 ; Kopitar S. 433. Die windischen Lieder wurden von Juritschitseh ohne Truhers und Ungnads Wissen zum Dfuck gebracht, Sie enthalten im 1. Theil 7 bereits früher gedruckte religiöse Dichtungen Trubers; der 2. Theil enthält 60 Lieder, von denen jedoch nur 25 mit den Anfangsbuchstaben der Namen ihrer Verfasser bezeichnet sind (12 mit H. K. ; 8 mit G. J., offenbar Georg Juritschitseh; 3 mit L. Z. (Lukas Zweckel); 1 mit G. K.; 1 mit P. T., welches wohl auch Primus Trüber angehört {Gefällige Mittheilung des Herrn Th. Eize in Venedig.) 2 Kostrenöiö S. 73 (XLVII) ; 79 (LI) ; 80 (LH) ; 81 (LUX) ; 86 (LVI) ; 87 (LVII). 3 Kostrenöiö 88 (LVIII). * Kostrenöiö 72(XLV); 73 (XLVII); 8l(LIII»; 123(LXXVin); 127(LXXX); 140(LXXXIX); 157 (XCIV). 279 Uebersetzung der Spangenberg'schen Postille in . das Windische be- wegen, während Mathes Zivcic in Mitterburg dieselbe ins Kroatische übertrug. Anfangs Januar 1563 waren beide Uebersetzungen vollendet.^ Trüber hatte, wie wir gesehen haben, schon beim Beginne des kroatischen Bücherdrucks Zweifel über das Gelingen der Uebersetzung geäussert. Seine AengstUchkeit in dieser Beziehung war vielleicht eine übertriebene, jedenfalls scheint das Benehmen Stephan Consuls in dieser Angelegenheit den Conflict verschärft zu haben, denn dem biedern Dalmata wollte Trüber selbst durchaus keine Schuld an den Fehlern der Uebersetzung beigemessen haben. ^ Trüber handelte wohl etwas vorschnell, als er im Spätsommer 1562 an Dalmata schrieb und ihm das ungünstige Urtheil eines Mönchs aus dem Laibacher Fran- ziskanerkloster über die Uebersetzungen meldete. ,Ego silebo, fügte er bei, posthac et cum vestra versione prorsus nullum volo habere commercium. Kes erat bene consulta, ut Labaci fieret versio. Postquam vero hujusmodi tragoedias movistis contra me, valete, et quidquid agi- tis, agite prudenter, et respicite finem. Negotium vestrüm est magni momenti.'^ Dalmata und Consul beriefen sich zu ihrer Rechtfertigung der Landschaft gegenüber* auf den Umstand, dass Trüber die Ueber- setzungen selbst in Krain habe anfertigen. lassen, dass er selbst bei der Uebersetzungsarbeit zugegen gewesen, dass die nach Urach ge- kommenen uskokisehen Priester die Richtigkeit und Verständlichkeit der Uebersetzung betheuert hätten. Speciell aber in Bezug auf die gebrauchte Orthographie führten sie an , ' sie hätten vor zwei Jahren in Laibach mit einigen kroatischen Priestern diesfalls Rücksprache gepflogen, insbesondere wegen des Buchstaben Jer, den sie ,ornatus causa' viel gebrauchen, jedoch nicht aussprechen, und sie seien mit denselben übereingekommen, diesen Buchstaben im Druck nicht zu setzen. Sonstige Errata, welche auch in anderen sprachlichen Werken vorkommen, hätten sie verzeichnet und bereits gedruckt. Uebrigens hätten sie nichts dagegen einzuwenden, dass die Uebersetzung künf- tighin in Krain geschehen solle, nur möge man rechte Kroaten oder Dalmatiner, die auch des Griechischen und Lateinischen kündig seien, dazu bestellen. ^ Kostrenöiö S. 157 (XCIV). 2 Kostrenöiö S. 115 (LXXIV). 3 Kostronöiö S. 105 (LXX). * Landsch. Arch. Fase. Rel. S. No. 2. Schreiben vom 12. September 1562. 280 Auch Ungnad zeigte sich durch Trubers Aeusserungen sehr be- unruhigt und forderte ihn sogleich auf (letzten September 1562)*, sich näher zu erklären, inwieferne die Uebersetzung nicht richtig sei. Trüber präcisirte nun in einem Schreiben an den Landesverweser und die Verordneten (Oktober 1562)* seine Meinung dahin, dass einige Wörter in der kroatischen Uebersetzung ,dunkel, unrecht gedolmetscht und gedruckt' seien. Ungnad begnügte sich aber mit dieser Erklä- rung nicht, sondern sandte (19. November 1562)^ Georg Zvecic an Trüber, um von ihm eine unumwundene und specielle Erklärung zu verlangen. Ehe er diese Erklärung erhalten, schrieb er an Trüber, wolle er kein Buch mehr drucken oder nach Laibach schicken. Con- sul, als der zunächst von Trüber Angegriffene, schloss sich Zvecic an, und beide langten am 14. Dezember 1562 in Laibach an. Zveciö ver- handelte alsbald mit Trüber. Dieser erklärte, es sei in den kroatischen Büchern Einiges in der Orthographie übersehen, auch einige Worte nicht nach der Aussprache geschrieben, doch im Text selbst sei kein Irrthum. Voii Zvecic: aufgefordert , die Fehler im kroatischen Druck näher zu bezeichnen, erwiderte Trüber, er könne das nicht, er könne keinen kroatischen Buchstaben lesen. Er habe davon nur durch an- dere gehört. Bei dem Landesverweser erhielt Zveüö den nemlichen Bescheid. Dieser sagte ihm auch, die Stände (welche vermittelnd ein- geschritten waren) meinten es gut, könnten aber keinen Process an- fangen ,wegen der geringsten Pünktlein'. Zudem waren die Stände eben durch Trubers Verhandlung mit dem Bischöfe in Anspruch ge- nommen; Zvecic reiste daher inzwischen mit Consul nach Mitterburg, und hier schloss Consul am 1. Januar 1563 mit den Geistlichen Fa- bianic und Zivcic in Mitterburg und Chlay in Galignana einen Ver- trag ab, wornach dieselben die Revision und Corrigirung der kroa- tischen Uebersetzungen gegen Entlohnung von 4 Kreuzer für den Bogen übernahmen. Nach beendeter Arbeit erklärten sie die Ueber- setzungen bis auf einzelne Wörter und Buchstaben für richtig. Die Priester, welche Zvecic in Mitterburg fragte, wie ihnen die kroatischen Bücher gefielen, antworteten einmüthig : ,Wohl, und ^e wünschten, ihr Messbuch und Brevier wäre so.' Was das Verständniss betreffe, so erklärten sie die Irrthümer ohne Belang. Von Mitterburg wendeten sich Zvecid und Consul nach Möttling, um auch dort Zeugnisse für ' Landsch. Arch. Fase. Bei. S. No. 2. 2 Kostrenöid S. 109 (LXXIII). ^ Lahdsch. Arch. 1. c. 281 den Werth der kroatischen Uebersetzungen zu erhalten. Alle, Priester und Laien, welchen sie die Bücher vorlegten, erklärten sie für gut und rein kroatisch. Es waren dies mehrere Bürger von Möttling und Modrusch, der Verwalter der Hauptmannschaft Möttling, Johann Dre- noczy, der Pfarrer Hans Lameila in Töpliz, der Prediger Gregor Vla- hoviß in Möttling. Ueberhaupt zeigte sich in Istrien und Kroatien viel Theilnahme für das kroatische Bibel werk. Der Ban Graf Peter von Eberau schrieb (15. Januar aus Selin) an Ungnad, er wolle mög- lichst zu dem Werk des kroatischen Bibeldruckes beitragen und habe bereits mit Stephan Consul wegen dreier Personen Rücksprache ge- pflogen, darunter zwei aus seinem ,Hofgesinde', welche die Bibel ver- dolmetschen und durchsehen sollten. Er w^olle auch den öffentlichen Verkauf der kroatischen Bücher anordnen. Er dankte für die ihm überschickten Werke, welche er ,stracks seinen einfältigen elenden Pfaffen, das Vaterunser daraus zu erlernen, hingegeben habe.' Auch Franz Barbo, Hauptmann in Fiume, zeigte viel Theilnahme für das Bibelwerk. Er liess nicht nur die kroatischen Uebersetzungen durch kroatische Priester prüfen, deren Urtheil ein ganz beifälliges war, sondern erbot sich auch, für den Vertrieb der Bücher zu sorgen.^ Zveöiö und Consul hatten also alle Ursache, mit dem Resultat ihrer Reise nach Krain zufrieden zu sein, und zu Ende des Jahres 15G3 war der leidige Zwischenfall durch die Erklärung der krainischen Ver- ordneten,, die kroatischen Uebersetzungen seien bis auf einige Irr- thümer in der Orthographie ganz gut befunden worden,^ vollständig beigelegt. Der Vertrieb der kroatischen Bücher begegnete anfangs minde- ren Schwierigkeiten als jener der windischen, im Dezember 1563 aber ordnete Ferdinand in Wien, auf das Gerücht, das§ kroatische Bücher im Umlaufe seien, eine Inquisition in allen Buchläden an. Auch König Maximilians Vertrauensmann, Sebastian Fröhlich, der die Bücher- spedition von seinem Vater Andreas übernommen, erhielt infolge einer Denunciation den Besuch zweier kaiserUchen Commissäre, des Dr. Eder, niederösten-eichischen Regimentsrathes, und des kaiserlichen Secretärs Cobenzl. Sie drangen in Fröhlichs Abwesenheit in seine Kammer ein, wo sie die neu überschickten Bücher in kroatischer Sprache fanden. Da » KostrenöiöS. 133 (liXXXIV); 135 (LXXXV); 138(LXXXVII); 145(XCII); 153(XCIII); 159(XCVII); 158 (XCV, XCVI, XCVIII); 163(XCIX); 167 (C); 168 (CD ; 169 (CU). 2 Kostrenöiö 215 (CXXXVI). 282 inzwischen Fröhlich nach Hause kam, so fragten sie ihn, ob er nicht dergleichen Bücher hätte. Als er dies bejahte, erkundigten sie sich nach deren Anzahl. Er erwiderte, die könne er nicht angeben; die Bücher seien ihm nur auf gutes Vertrauen zur Aufbewahrung gegeben worden. Dann fragten sie, ob ihrer nicht mehr vorhanden seien, was er verneinte; und wie viele dem Grafen. Zriny zugeschickt worden, worauf er erwiderte: Keines. (Er hatte jedoch thatsächlich dem Grafen Zriny kroatische Bücher zugeschickt.) Darauf verboten ihm die Commissäre im Namen des Kaisers bei dessen Strafe und Un- gnade, ,so lieb euch Leib und Leben', die Verbreitung der Bücher und entfernten sich dann, um dem Kaiser Bericht zu erstatten. Fröhlich entdeckte dies seinen Freunden Christoph Reid und Kaspar Wentzler, und über den Rath des erstem begab er sich zu Dr. Eder und sagte ihm, dass er die Bücher, sowie man sie ihm übergeben, auch wieder abliefern müsse. Darauf erwiderte Dr. Eder, der Teufel habe ihn in diese Klemme gebracht, er gäbe 200 Gulden dafür, wenn er nichts damit zu thun hätte. Er wollte, dass jeder glaube, was er wolle, und ihn in Ruhe lasse. Die Sache sei sicherlich von jemandem ein- gefädelt worden, der sich bei Hof in Gunst setzen möchte. Schliess- lich befahl er übrigens Fröhlich bei Strafe der Ungnade des Kaisers, die Bücher zu behalten, welche man ihm nicht ungesiegelt belassen hätte, wenn man ihm nicht Vertrauen schenkte. Auch rieth er ihm, zu Cobenzl zu gehen, der immer in der Umgebung des Kaisers sei. Als Fröhlich nun zu diesem kam,, erhielt er von ihm eine ,gar grobe rauhe Antwort'. Er liess Fröhlich gar nicht zu Worte kommen, sondern verwies ihn auf das Verbot. Dabei liess es nun Fröhlich beruhen. Die cyrillischen Bücher hatte er jedoch bereits in Sicherheit gebracht./ Jedenfalls blieb die Sache ohne Folgen. Denn der Kaiser siechte damals bereits bedenklich, und da die Höflinge in Erfahrung brachten, dass der Büchervertrieb mit Willen des präsum- tiven Thronfolgers, Königs Maximilian, vor sich gehe, so wagten sie keiii weiteres Einschreiten.^ ^ Kostrenciö S. 206 (CXXXIII). Schreiben Ungnads vom 21. Dezember 1563, Landsch. Arch. Fase. Rel. S. Nr. 2 2 Schnurrer S. ^^\ Raupach S. 434. Martin Cromer schrieb aus Wien 18. März 1564 an Cardinal Hosius: Jndicavit mihi nuper quidam Consiliarius, editos esse nonnuUos libros lingaa Slavica. Id cum comperisset Sonex (i. e. Imperator) jussisse eum inquiri. Cognitum est, filii (i. e. Maximiliani Regis) voluntate id factum esse. Silentium igitur esse.* ^83 In Laibach besorgte Fabian Kirchperger die Versendung der kroatischen Bücher, welche, und zwar die glagolitischen meist nach Möttling, Agram, Warasdin, Zengg, Fiume und Mitterburg, die cyrilli- schen in die Moldau, Walachei, Siebenbürgen und Ungarn gingen. In Möttling ward Gregor Vlahoviß, in Fiume Barbo mit der Verbreitung betraut.^ In materieller Beziehung beruhte der kroatische Bücherdruck zum grössten Theile auf den Vorschüssen, welche Ungnad aus seinem Vennögen leistete. Der Herzog von Würtemberg unterstützte den Druck allerdings fortwährend und wies noch am 22. März 1563 500 Gulden dafür an.'^ Ungnad sah sich jedoch durch die grossen Kosten der Unternehmung veranlasst, sich am 4. April 1563 an die deutschen Fürsten und Reichsstädte mit der Bitte um Unterstützung des Bibel- drucks zu wenden. Er schrieb, unter den Verbreitern des göttlichen Wortes bei Wenden und Kroaten seien die ersten Trüber, Antonius Dalmata und Stephan Consul. Die kroatische Druckerei bestehe gegenwärtig mit Setzern, Druckern, Correctoren und Uebersetzern in neun Personen, welche unterhalten und besoldet werden müssten, ebenso wie die in Kroatien und Krain zur Uebersetzung und Revi- sion bestellten Personen. Obwohl nun König Max, auch mehrere Reichsfürsten Beiträge geleistet, der Herzog von Würtemberg auch noch jährlich dazu beitrage, so habe das doch nicht hingereicht, und Ungnad habe seines eigenen Guts eine ansehnliche Summe (3000 Gul- den) vorgestreckt, wolle es auch noch ferner ,bis auf den Rock' thun. Alle Reichsstände, die einen Beitrag leisten, sollen in die im Druck befindliche Bibel eingetragen werden. Es soll auch jährlich Rechnung über die Verwendung der Gelder gelegt werden vor der Universität Tübingen und den Räthen des Herzogs.^ An die Reichsstädte wurde Stephan Consul mit einem Karren voll Büclier abgesendet,* und er hatte bessern Erfolg als der gleichzeitig an die Fürsten abgesendete Stallmeister des Freiherrn. Nur Philipp Landgraf von Hessen spen- dete (19. September) 100 Thaler. •'^Dagegen schenkten die Reichsstädte Nürnberg 400 Gulden rhein.; Regensburg 50 Gulden rhein.; Rotten- burg an der Tauber 100 Gulden in Ducatengold; Ulm 300 Gulden; Kaufbeuren 40 Thaler; Lindau 60 Thaler; Kempten 50 Goldgulden; > KostrenMö S. 121 (LXXVI); 141 (XC); 211 (CXXXV). 2 Kostrenöiö S. 171 (CV). » Kostrenöiö S. 172 (CVI); Schnurrer S. 60. * Schnurror 1. c. 5 Kostrenöiö S. 189 (CXXII). 284 I Memmingen 100 Gulden; Reutlingen 30 Gulden; Frankfurt 200 Gul- den; Strassburg 400 Thaler mit dem Versprechen weiterer Hilfe ,ftir ein so nützliches Werk'. In Augsburg spendeten einzelne Bürger 240 Gulden, da die Stadt selbst wegen ihrer Schuldenlast ausser Stande war, einen Beitrag zu leisten.^ Obwohl diese Beiträge eine ansehnliche Suqime ausmachten, reichten sie doch selbstverständlich nicht aus, den Abgang vollständig zu decken, und als Ungnad dem Senat der Univei-sität Tübingen seine Rechnung über den Bücherdruck von dessen Beginn 1561 bis Georgi 15G4 vorlegte, beliefen sich die Gesammtausgaben auf einen Betrag von 7842 Gulden 3 Kreuzer 4 Pfennige. Ungnad hatte aus seinem Vermögen, ehe die protestantischen Reichsstände einen Beitrag ge- leistet, 5146 Gulden 13 Batzen vorgeschossen, wovon ihm aus deren Beisteuer 2694 Gulden 10 Batzen 10 Pfennig vergütet wurden, so dass er noch 2445 Gulden 4 Batzen 1 Pfennig zu fordern hatte. Es waren im ganzen 25,600 Exemplare aufgelegt worden. Ungnad erbot sich übrigens, das Unternehmen, das ihm als wahre Herzenssache galt, aus dem Büchererlös und nöthigenfalls mit seinem eigenen Vermögen weiter zu führen.^ Leider sollte es dem edlen Manne nicht gegönnt sein, den Fort- gang und die Vollendung seines letzten christlichen Liebeswerkes zu sehen. Im September 1564 unternahm er eine kleine Reise nach Winteritz in Böhmen, um dort eine Schwester, die verwitwete Gräfin Schlick, zu besuchen, da inzwischen Ferdinand I. gestorben und sein Sohn Maximilian ihm nachgefolgt war, welchem der alte Freiherr bei der Ankunft in Prag sich vorstellen wollte. Aber am 27. Dezember 1564 ereilte ihn der Tod. Auf dem. Krankenlager gedachte er noch seiner kroatischen Druckerei. Er empfahl sie seiner Gemalin: ,Sie sei sein bester Schatz'. Seine Leiche wurde nach Würtemberg zurück- geführt und in der Stiftskirche in Tübingen beigesetzt. Mit Ungnads Tode hörte auch der kroatische Bücherdruck nicht sofort auf, wenig- stens finden wir noch unterm 12. August 1565 ein Schreiben der Söhne des Verstorbenen, H^ns Ludwig und seiner Brüder, an Bürger- meister und Rath der Reichsstadt Kaufbeuren, welchen sie den Tod- des Vaters melden und sich bereit erklären, das Bibelwerk mit Unter- 1 Kostrenöiö 179 (CVIII); 180 (CIX); 181 (CX); 182 (CXII); 182(CXUI); 182(CXIV); 183 (CXV); 188(CXVI); 184fCXVII); 185(CXIX); 185 (CXX); 189 (CXXII); 190 (CXXIII). Schnurrer S. 60, 61. * Kostrenöiö S. 225 (CXLII). Schnurrer S. 64. Das Verzcichniss der aufge- legten Exemplare daselhst S. 61—64. \ ■ . 285 Stützung der Stände und Fürsten fortzuführen.^ Dalmata und Consul blieben auch noch durch das ganze Jahr 1565 in Urach und meldeten sich erst am 2. März 1 566 in Stuttgart bei Herzog Christoph um ihre Entlassung, welche sie mit Reisegeld und einem ehrenvollen Zeugnis^ erhielten. Wohin die in Urach noch in beträchtlicher Zahl vorräthigen Bücher gekommen, ist nicht bekannt.* Die kroatischen Typen aber hatten ein seltsames Schicksal. Sie wanderten in das CoUegium der Congregation de Propaganda fide in Rom, vielleicht durch die Jesuiten, als Würtemberg nach der Schlacht bei Nördlingen in die Gewalt der Oesterreicher gefallen war.^ Als Ungnad starb, war das grösste Unternehmen seiner Anstalt in Vorbereitung. Es galt die Herausgabe der ganzen Bibel, deren Uebersetzung in Oesterreich im Werke war. Sie sollte nicht an das Tageslicht kommen. In den Jahren 1563 und 1564 waren folgende Druckwerke aus der Uracher Anstalt hervorgegangen: Mit lateinischen Buchstaben: 1. ©ine ^robe von ben ^rop^eten, vermuthlich des Esaias, über- setzt von dem Dalmatiner Leonhard Mercheritsch , der in Tübingen studirt hatte. Tübingen 1564. Die Auflage war nur 50 Exemplare. * Das Werk befand sich bei Ungnads Tod unter der Presse, und es ist ungewiss, ob es vollendet wurde. Es wurde auch in glagolitischer Schrift gedruckt.* 1 Kostrenci6 S. 229 (CXLIJI). 2 Es ist nicht ganz klar, ob die bei Valv. VI. 346 nach Fabronius' Sum- marischer Welthistoria , Schmalkalden 1627, I. Theü S. 170, 171 citirte Nachiicht über das Schicksal der evangelischen Biicher auf den Zeitpunkt nach Ungnads Tod zu beziehen ist. Die Stelle lautet (nachdem vorher von Ungnads Anstalt in Urach die Kede war): ,Aber die Bücher wurden unterwegs aufgehalten, und stehen noch in Fässern zu Neustadt in Oesterreich eingeschlagen. Der Buchstab ist gar be- sonder, gleichsam als eine asiatische Schrift oder Syrer (Verwechslung von ,Syrf = Serbe mit ,Syrer*) mit etwas grossen und ecketen Buchstaben. Wer es begehrt, kann der Bücher auch zu Cassel in fürstlicher Bibliothek zu sehen bekommen. So sind auch einzelne Exemplare ins Windischo Land gekommen und bei den evan- gelischen Landherren zu finden.* Vgl. Schnurrer S. 74'75. Fabronius konnte wäh- rend seines Aufenthaltes in Steiermark — von 1591 an durch einige Jahre — Kennt- niss von der Sache erlangt haben. 8 Schnurrer S. 70—80. Der Katalog Tross führt unter Nr. 4496 ein Missale auf, welch 38 mit den glagolis<5hen Typen der Ungnad'schen Anstalt gedruckt wurde (, Missale slavonico idiomate jussu Papae Urbani VIII. editum. Romae, Congr. de Propaganda Fide 1741. Gr. in 4^ en rouge et noir, etc.*). 4 Schnurrer S. 69, 71. Safafik II, 196. 286 2. Ätited^i^mug Sut^cr«. Tübingen 1563. Die Auflage war 400 Exemplare. Kein Exemplar bekannt. Den grössten Theil schickte man nach Villach. Zu Urach waren 1564 noch ^65 übrig. 1 3. Sfugöburgifc^e (Sonfeffion. Tübingen 1563. 8«. Auflage 400 Exemplare. Zu Urach waren 1564 noch 41; die andern hatte man nach Villach verschickt.* Kein Exemplar bekannt. 4. Slpologic bcr SlugSburgifc^en Sonfcffion. Tübingen 1564. Auf der königlichen Bibliothek in Dresden vorhanden.^ 5. SBürtcmßergifc^c Sird^cnorbnung. Tübingen 1564. 8®. Ein Exem- plar besitzt die königliche Bibliothek in Dresden.* Mit glagolitischen Buchstaben: 1. ©ine ^robe üon bcn ^ropl^cten. Tübingen 1564. Sieh oben. 2. 3)cr anbere ^cAb X^eit bcg netocn 2!eftamentö jcfe jum crften in bie ©robatifd^c ©prod^ öerboImetfd)t unb mit ©lagolifd^en Sud^ftaben getrudft. (Unten mit glagolischer Schrift:) Tübingen 1563. Text: Zwei Alphabete, vier Bogen. Titel und Vorrede 31 Seiten. Den Vorbericht, drei Blätter, hat ausser Dalmata und Stephan auch Georg Juritschitsch unterschrieben. Es folgt Predgovor — Vorrede oder Einleitung zu den Apostolischen Briefen — auf 19 Blättern, hierauf eine andere Vorrede, acht JBlätter, vermuthlich von Trüber. Der Offenbarung Johannis sind auch Holzschnitte beigegeben. Die Auflage war 1000. Davon gingen nach Laibach 170, nach Wien 115; zu Urach waren 1564 noch vorhanden 687. Bei der Uebersetzung gebrauchte man eine lateinische, deutsche, und italienische, auch wegen einiger alten windischen Wörter eine böhmische Uebersetzung. Doch hielten sich die Uebersetzer vorzüg- lich an Erasmus' und Luthers Translation.^ 3. SBürtembergijdie Äirc^enorbnung, in bie crabatifd^e @prad^ vertiert onb mit ©rabattfd^en S9udf|ftaben getruft. Tübingen 1564. 8.® Deutsche Vorrede 11 Seiten, kroatische 16 Seiten. Die erstere ist von Georg Juritschitsch mitunterzeieiinet. Text 94 Blätter. Re- gister drei Seiten.® » Schnurrer S. 108; Safafik IL 211; Kopitar S. 448. 2 Schnurrer S. 107; Safa?ik II. 212; Kopitar S. 448. ^ Schuurrer S. 110; Safafik IL 212; Kopitar S. 448. * Schnurrer S. 110; Safafik IL 269; Kopitar S. 448. ö Schnurrer S. 94; Safafik I. 168; Kopitar S. 444. 6 Schnurrer S. 109; Safafik L 182; Kopitar S. 447. 287 4. (Slug^bur^ifc^c tSonfeffion). Spovid i sposnanie pravja krstianske vire^ Jcae premoshnomu Zesaru Karlu Petomu BimsJcoga Orsaga plo- diteCju, u Sprawishsishu va Augusti sruzhena u godishszhu Isukrsta 1530^ sada naiprvo is latinskoga i nimshkoga jäsika va hrvatski, po Antonu Dcdmatinu i Stipanu Istrijaninu istlmazhena, Psal, 119: J govorah od svidozhastva ivoiga pred krali i nestidihse, Tübingen 1564. 8". 113 Blätter. Dieses Werk ist nicht, wie die ,Articuli', ein Auszug aus mehre- ren Confessionen, sondern eine Uebersetzung von Wort zu Wort aus dem Lateinischen. Es wurde in 400 Exemplaren aufgelegt. Eines sah Kopitar in der Bibliothek des Discalceatenconvents in Wien und co- pirte den Titel mit krainischer Orthographie. • 5. Sl^)üIogie bcr SlugSburgifc^en eonfeffibn. Tübingen 1564. S^. 301 Blatt ohne das Register. Voran Ph. Melanchthons Vorrede. Auflage 400. Ein Exemplar auf der könighchen Bibliothek zu Berlin und eines in jener der Discalceaten in Wien.^ 6. Beneficium Christi. — Goworenje vele prudno etc. Tübingen 1563. 11 Bogen kl. 8» Auflage 500. Nach Laibach gingen 200, nach Villach 100; zu Urach waren 1564 noch 190. Das Buch ist eine Uebersetzung des italienischen ^Trattato uti" lissimo del beneficio di Giesu Cristo crocifisso, verso i Christiani. Venet, apud Bernardinum de Bindonis^ Anno Dom, 1543',^ das berühmte, dem Aonio Pcdeario zugeschriebene Buch, enthaltend die Lehre der Reformation von der Rechtfertigung aus dem Glauben, welches mit reissender Schnelligkeit in 40,000 Exemplaren über ganz Italien ver- breitet wurde. Bei der Gegenreformation gelang es der Inquisition, das Buch vollständig zu unterdrücken, so dass es verloren schien, bis man 1843 ein italienisches Exemplar auf der Bibliothek des S. Johns College in Cambridge entdeckte. Mit Cyrillischen Buchstaben: 1. Prvi del novoga Teshtamenta^ va tom su vsi zhetiri Evange- listi i Apustolska Djanja^ is mnosih jasikov v sadashni opszheni i ras- timni hrvatski jasik, po Antonu DalmatiniA i Stipanu Istrianuy spo- moszhu drugih bratov verno stlmazheni i SzirvUzhskimi slovi naiprvo sada sJitampani. — 2)er crfttjalb X^eit be^ SW, %. etc. Tübingen 1563. 4**. Zwei Alphabete, 9 Bogen Text und 18 Seiten Titel und' Vorrede. » Schnurrer S. 71, 110; Safa?ik I. 185; Kopitar S. 448. « Schnurrer S. 106; SafaHk I. 188; Kopitar S. 447. 288 Das Buch ist dem Pfalzgrafen bei Rhein, Wolfgang, dedicirt. Die deutsche Vorrede an denselben, datirt Tübingen, 4. Mai 1563, von Trüber niitgefertigt. Der zweite Theil hat den Titel : S)cr anbcr f)olh %f)txl bc§ nclDcn 2:eftamentö; je^t jum cvftcn in bic Srobatifc^ ©prad^ ücrbolmctjd^t önb mit G^rulifdien Sud^ftobcn getrucft, 1563. Zwei Alphabete, 5 Bogen 3 Blätter Text und 31 Seiten Titel und Vorrede. Die Vorrede (Vorbericht) ist auch von Georg Juritschitsch unter- schrieben. Die Offenbarung Johannis hat dieselben Holzschnitte wie der glagolische Druck. Auflage beider Theile 1000. Davon kamen nach Laibach 50, nach Villach 230; zu Urach waren 1564 noch 292.* 2. ft'ur^e ^(u^tcgung über bie ©onntagS onb bcr fürncmbften geft Söangelia, burd) baö gan^ jar, je^t crfttid^ in ßrobatifd^er ®pxai) mit S^rulifd)en S3ud^ftabcn gctrudft. Postüa^ to jest, kratko istlmazhenje vsih nedelskih Emngeliov^ i poglaviteih prasdnikov, skrosi vse Ido, sada nai prvo eiruli^hkimi slovi shtampana, Psalm 119: Tlmazhenje rizhi tvoih prosveehuje i rasum daje mladenzem: Xübingen 1563. 4®. Text 259 Blätter. Zahlreiche gute Holzschnitte. Die deutsche Vorrede, Urach, 10. Januar 1563, ist auch von Trüber unterschrieben, doch ob sie von ihm herrührt, zweifelhaft. Auflage 500 Exemplare. Nach Laibach gingen 40, nach Villach 71; in Urach waren 1564 noch 360.^ Fünftes Kapitel. Kulturgeschichtliches (1522—1564); Die Städte. Handel und bewerbe, Bergwerk und Landeskultur. Becht und Ver- waltung. Finanzwesen. Stände und Adel. Sanitäts- und Humanitätswesen. Greist- lichkeit und Orden. Schule. Sitten und Polizei. Hunst. Schriftsteller und Idertihmte. Känner, V Auf die Zustände der krainischen Städte ist schon iii der poli- tischen Geschichte dieses Zeitraumes manches Streiflicht gefallen. Wir haben gesehen, wie sie von dem durch Krieg und Bauernaufruhr 1 » Schnurrer S. 94 ; Safafik UI, 298. Kopitar S. 452. 2 Schillirrer S.' 104. Safafik III, 298. Kopitar S. 453. 289 heraufbeschwornen wirthschaftlicben Ruin des Landes durch ihre Aus- nahmsstellung und kluge Zurückhaltung bewahrt bleiben, wie an ihren festen Mauern die das ganze Land überschwemmende Türkenflut ab- prallt, und wie sie, an allen politischen Rechten der privilegirten Stände theilnehmend, in Dingen der Politik und des Gewissens ihre gewichtige Stimme abgeben. Insbesondere gilt dies von unserer Landeshauptstadt. Zwar brennt am 3. Mai 1524 der neue Markt mit dem Land- und dem Zeughause ab, allein durch den an die Stelle des alten tretenden Neubau wird die Stadt erweitert,^ und ihre Bürger sind noch immer reich genug, um zwei Jahre darauf (1526) dem König Ferdinand ein Darlehen zu machen,. für welches ihnen die Quarentes und Mauthen verpfändet wurden.^ Im Jahre 1533 werden die Kren- und die Rosenga§se zur Stadt gezogen,^ und in den Jahren 1534 und 1535 entsteht aus zwei durch den Bischof erkauften Häusern der Bischofhof.* Im Jahre 1539 errichtet die .Stadt einen Getreidekasten, um der Theuerung zu steuern,^ und bethätigt hiedurch ihre Füpsorge für das öffentliche Wohl. Ihre Blüte beruht fortan auf dem lebhaften Zwischenhandel nach Nord und Süd. Von den Krainer Landstädten erfahren wir kaum mehr, als dass ihre Privilegien bestätigt werden, so jene von Gurkfeld durch König Ferdinand, Wiener-Neustadt 22ten August 1523 und Wien 5. Oktober 1530, dann 28. August 1563, inbetreff der Jahr- und Wochenmarkt-Gerechtsame;® Krainburgs durch Ferdinand, 11. April 1524, hinsichtlich des Gerichts und der Brücken- mauth;^ und von Laas 1526 und 1548.^ Einen interessanten Beleg für die Blüte einer Landstadt und ihren Stolz auf das werth- voUste Recht der eigenen Gerichtsbarkeit bietet uns deren Symbol, der uns noch erhaltene Gerichtsstab von Gurkfeld. In der Länge von 30 Zoll und der Breite von fünfachtel Zoll zeigt der silberne Amts- stab des Gurkfelder Richters Verzierungen und Arabesken, welche, sowie die Spitze, vergoldet sind. In der Mitte befindet sich ein ein- gelegtes Band mit zwei Wappenschildern, von denen das vordere das ' Landsch. Arch. Fase. 207; Laib. Priv.-Buch, Mitth. Dezember 1852, Urk. vom 28. Juli 1524. * Vicedomarchiv. 8 Laib. Priv.-Buch, Mitth. Dezember 1852, Urk. vom 20. Februar 1533. * Domcap.-Arch. 5 Mitth. 1866 S. 34. « Urk. im Gurkfelder Archiv. ^ Archiv des histor. Vereins. « Mitth. 1853 S. 44, 45. 19 290 Wappen von Gurkfeld, das rückwärtige einen Doppelaar mit Schwert und Scepter trägt. Am Rande die Inschrift: ,Statt 1526 Gurkhfeldt.' Auf der unteren Fläche sind die Buchstaben M. P., wahrscheinlich das Monogramm des Künstlers, vielleicht Martin Porobello, Bildhauer in Klagenfurt, eingestochen. ' Von der Stadt Rudolfswerth finden wir nur die dürftige Notiz, dass sie im Jahre 1 .541 242 Feuerstätten zählte, von welchen die Steuer je 30 Kreuzer betrug.* Wenn unsere Nach- richten über das Kulturleben der Krainer Städte überhaupt so mangel- haft sind, so müssen wir dem durchschnittlich geringen Bildungsstande einer Zeit, die mehr das Schwert als die Feder zu führen gewohnt war und die uns keinen Chronisten geschenkt hat, die Schuld bei- messen. In Krain als einem industriearmen Lande gab es stets einen lebhaften Handelsgeist, der sich auch unter der Bauerschaft in dem Verkehr mit Landesproducten nach dem Küstenlande und Venedig kundgab. Schon im Anfange des 16. Jahrhunderts beklagten sich die Krainburger* über das Handeltreiben vonseiten der Bauern mit ,Gevill', Wildwerk u. a., welches sie auf fremden Strassen, ohne die Städte zu berühren, ausser Landes führen. Handel und Gewerbe galt eben noch als Privilegium des Bürgers. Auch darüber beschwerten sich die Krainburger, dass Edelleute mit den Bauern in Compagnie traten und ihr Geld im Handel anlegten, während doch dem Edel- mann der Handel verboten sei. In den ,Tafernen' boten die Bauern damals allerlei Waren: Oel, Eisen, Leinwand, Vieh und dergleichen, feil, tauschten mit Boss und Ochsen und umgingen die Stadt, um die Mauth zu ersparen. Dieser Verkehr stiess, sowohl wenn er sich nach Istrien, als wenn er sich nach Venedig wenden wollte, auf die unleidlichsten Pri- vilegien der Triestiner und auf Zollvexationen in Görz. Erstere nahmen das Privilegium des Strassenzwangs in Anspruch, wornach weder nach Istrien noch nach Venedig ein anderer Weg, als über Triest genommen werden durfte, um den Bewohnern dieses begünstigten Hafenplatzes alle Vortheile dieses Verkehrs zuzuwenden. Wollte z. B. ein armer Bauersmann von Laas oder dem Karst nach Istrien, so musste er den Umweg von vier bis fünf, auch mehr Stunden über Triest machen, ^ Mitth. der Centralcommission für Erforschung und Erhaltung der Baudenk- male, Jahrg. 1860 S. 329. * Mitth. 1865 S. 34. Im vorangegangenen Jahre (1540) war die Stadt bis auf den Grund abgebrannt. 8 1B]. aus Krain 1865 S. 144. 291 selbst wenn er mit leerem Saumross zog, damit die Triester ihrer Mauthen und Gebühren nicht verlustig würden. Brachte ein armer Landmann sein Getreide nach Triest zu Markte, so musste er es drei bis vier Tage feil halten, bis man es ihm zu dem niedrigsten Preise abnahm. Das Getreide, das der Krainer vortheilhaft nach Italien verhandeln konnte, musste er den Triestinern ablassen, eine Begün- stigung, welche ursprünglich nur den Zweck hatte, die Verprovian- tirung von Triest zu sichern, allmälig aber missbraucht wurde, um der Stadt Triest das Monopol des Getreidehandels nach Italien zuzu- wenden. Die krainische Landschaft schickte im Jahre 1522 wegen dieser und anderer Beschwerden eine eigene Gesandtschaft, bestehend aus dem Pfleger von Pölland, Jörg Schnitzenpaumer, und dem Pfleger von Lack, Paul Rasp, an den Erzherzog Ferdinand und erbot sich, den Triestinern das zu ihrem Hausbedarf e erforderliche Getreide zu liefern, doch unter' der Bedingung, dass sie als ein Glied des Landes Krain — denn als solches betrachteten sie die Stände noch immer — "zu den Lasten des Landes beitragen. Sollte auch dieses nicht zu- gestanden werden, so möge wenigstens eine unparteiische Commission zur Entscheidung über ihre Sache eingesetzt werden. Doch das Inter- esse Triests wog, wie immer, im Rathe des Fürsten mehr als jenes des Hinterlandes. Die Beschwerde fand nicht einmal eine Antwort.^ In den Bestrebungen, sich von Triest zu emancipiren, fanden die Krainei' ihre Bundesgenossen an den istrischen Städten. Capo d'Istria schickte im Jahre 1531 Gesandte nach Laibach, um die krai- nischen Stände zu bewegen, den Handel nach Oberistrien zu leiten. Dagegen schickten die Triestiner 1534 Gesandte nach Prag an König Ferdinand selbst, um den Strassenzwang gegen die Bestrebungen der Krainer und Istrianer zu erhalten. Peter Paul Vergerius, der Bischof von Capo d'Istria, legte dagegen sein AYort für die Istrianer ein! Es blieb bei dem alten Privilegium Triests, wenn es auch sicherlich noch ferner an Versuchen nicht fehlte, das dem Verkehr auferlegte Joch abzu- werfen, denn wir finden in den Jahren 1550 und 1552 neuerliche Befehle König Ferdinands zu Gunsten Triests. Im Jahre 1553 kam es zu einer Vereinbarung mit den Krainer Ständen, welche jedoch von kurzer Dauer war. In eben diesem Jahre beschwerten sich die Laaser, dass sie von den Aufsehern und Dazeinnehmern von Triest gezwungen würden, mit dem Holz (con loro legnami lavorati) den Weg über Triest statt über Klane, wie von altersher geschehen. * Landsch. Arch. Pasc. 127. 19* 292 ZU ihrem grossen Nachtheil einzuschlagen. Der Vicedom Christoph Knillenberg leitete diese Beschwerde, 2. August 1553, an den Stadt- rath von Triest und ei-suchte um Abhilfe, wohl ebenso vergeblich, wie sich die Krainer Stände seit mehr als 20 Jahren abmühten, eine Er- leichterung zu erlangen. Am 3. März 1553 setzte endlich eine könig- liche Commission, bestehend aus Erasmus Dornberg, Erasmus Braun- bart, Vicedom von Krain, und den Herren Hermann Grion und Hoifer, das Verfahren inbetreff der Mauthen in Krain auf dem Wege nach Triest fest. Darnach mussten die Säumer (die mit Saumrossen Handel trieben) von Slavina, Gottschee, Reifniz, Zirkniz, Jgg, Weichselburg mit ihren Pferden durch Senosetsch, Corgnale und Triest passiren, die Mauth zahlen und eine BoUete lösen, welche sie dem Mauthner in Senosetsch vorweisen mussten, der sie ihnen auf dem Rückwege wieder zuzustellen hatte, damit sie sich mit derselben in Adelsberg und Pla- nina ausweisen konnten.^ Auch der Haupthandelszug Krains, nach dem Gebiete der Re- publik Venedig, litt unter dem Privilegium Triests, welches keinen Versuch einer directen Handelsverbindung Krains mit Venedig zuliess, sondern forderte, dass dieselbe über Triest und durch dessen Ver- mittlung geschehe. Einen solchen Versuch der Krainer schlugen die Triestiner im Jahre 1541 mit Gewalt nieder und zerstörten in Voll- ziehung der kaiserlichen Befehle S. Giovanni di Duino als ein Em- porium für fremde Weine und Getreide. ^ Aber auch Oberistrien suchte das Triester Privilegium in seinem Handel mit Venedig zu umgehen. Für diesen war Corgnale der Stapelplatz geworden. Die Triestiner griffen im Jahre 1563 zu den Waffen, um ihr Handelsprivi- legium zu behaupten. Sie rückten unter Anführung ihrer Richter mit Fahnen und klingendem Spiel vor Corgnale, erstürmten es und steck- ten es in Brand. Die Krainer schlugen Lärm. Es kamen aus Krain CommiBsäre nach Triest, welche die Rädelsführer, sieben an der Zahl, verhafteten und nach Laibach abführten. Sie sollten gehängt werden. Auf die Reclamationen von Triest und infolge der Verwendung der Schwiegertochter Ferdinands wurden die verhafteten Triestiner jedoch freigelassen. Die Stadt vergütete den Schaden ; aber der Handel von Corgnale wurde unterdrückt und das Privilegium dei* . Triester ge- wahrt.^ ^ Kandier, Raccolta delle Leggi etc. (Emporio) S. 49, 50. 2 Kandier 1. c. S. 49. 3 Kandier 1. c. S. 26. 293 Der Verkehr zwischen Krain und Görz war unter Kaiser Maxi- milian I. noch frei. Erzherzog Ferdinand unterwarf aber die von Görz versendeten Weine einer Zollabgabe, welche jedoch 1523 wieder auf- gehoben wurde. Der Handel mit Hornvieh von Krain nach dem Venetianischen war früher ebenfalls frei, bis im Jahre 1544 ein Aus- fuhrzoll auf alles Vieh, das von Krain nach Görz und weiter nach Venedig ging, gelegt wurde. Dieser Zoll wurde in Laibach und in Bazza bei Tolmein erhoben. Der Görzer Landeshauptmann Franz von Thurn erwirkte jedoch über Beschwerden der Görzer die Erleichte- rung, dass der Zoll in Laibach eingehoben, derjenige Theil desselben, der auf das in Görz geschlachtete Vieh entfiel, jedocH von den Be- hörden rückvergütet werden sollte. Später wurde jedoch lediglich aus finanziellen Gründen der Verkehr zwischen Krain und Görz derart mit Zöllen belastet, dass die aus Krain kommenden Waren, nur Ge- treide ausgenommen, den Zoll nicht nur bei der Ausfuhr in Krain, sondern auch bei dem Eintritte in Görz, somit zweimal bezahlen mussten. Für das aus Krain austretende Getreide wurde der Zoll in Podkraj erhoben; bei der Einfuhr in Görz hatte es weiter keinen Zoll, dagegen waren für jede von Görz ins Venetianische gehende Saumlast Getreide 40 Kreuzer Zoll zu entrichten.* Zu den ZoUvexationen gesellte sich die Münzcalamität im Ver- kehr mit Venedig. Die Folge war, dass das gute österreichische Geld aus dem Lande verschwand und das schlechte venetianische im Lande blieb. Alle diese einer verfehlten Finanzpolitik entspringenden Hindernisse drückten den Handel, aber sie erdrückten ihn nicht, weil er auf den Bedürfnissen der Länder beruhte. Zudem versäumten die Stände auch nicht, trotz der ungünstigen Zeitverhältnisse den Verkehr durch Anlegung neuer zweckmässigerer Strassen zu fördern. Im Jahre 1541 übergaben die Stände auf dem Ausschusstage in Linz dem König Ferdinand eine Bittschrift, um die Ausführung der schon früher von ihm bewilligten, aber wegen Mangel an Geldmitteln nicht zur Ausführung gekommenen Kankerstrasse zu veranlassen. Ihre Absicht war, den Handel von Deutschland nach Italien, der über Venedig ging und von der Republik mit starken Abgaben und Mauthen be- lastet war, auf österreichisches Gebiet und speciell auf Krain abzu- lenken. Die Stände erboten sich, diese Strasse, durch welche auch das Einkommen der königlichen Kammer gehoben werden musste, in Anbetracht der misslichen Lage des Staates auf eigene Kosten her- Czörnig, Görz I, 861, 294 zustellen, wenn ihnen bis zur Einbringung derselben die Abnahme einer Mauth mit ein Kreuzer für ein beladenes Ross und mit zwei Pfennig für ein leeres, dann von einem Wagen mit je ein Kreuzer für eine Saumlast (drei Zentner) gestattet würde. ' Später könne man diese Mauth auf die Hälfte ermässigen. Auch die Herstellung einer für Wagen fahrbaren Strasse bis ans Meer erkannten die Stände für sehr nützlich, da ein Kaufmann seine Ware besser und billiger auf Wagen als auf Saumrossen fortbringen könne. So entstand die Kankerstrasse.^ Auf die Blüte der Luxusgewerbe lässt der Umstand schliessen, dass wir im Jahre 1527 zwei Goldschmiede, Severin Hoff und Jörg Vogl, in Laibach finden. * Die unter Ferdinand I. erstarkende Landes- hoheit entzog die Bergwerke und die zu ihrem Unterhalte nothwen- digen Wälder der Administration der Territorialherren. Schon am 4. November 1533 erging eine landesfürstliche Verordnung, den Frei- singischen Bergrichter in Bischoflack, da die Berggerichtsbarkeit dem Landesfürsten allein zustehe, gefänglich einzuziehen und solange in Haft zu behalten, bis er vom Berggericht abstehe, auch wurde der Landesobrigkeit befohlen, dem landesfürstlichen Bergrichter in seiner Amtshandlung Assistenz zu leisten.^ Nachdem Ferdinand am 3. Januar 1550 für die in dem Gebiete der landesfürstlichen Herrschaft Radmannsdorf gelegenen Bergwerke Kropp, Steinbüchel und Kolniz eine eigene Bergordnung erlassen hatte, erhielten alle innerösterreichischen Länder am 1. Mai 1553 eine Berg- ordnung, und im folgenden Jahre wurde für Oberkrain der erste lan- desfürstliche Oberbergrichter, Hanns Leipusch, vom obereten Berg- meister aufgestellt.* Der Betrieb der krainischen Bergbaue wurde durch italienische Einwanderer erheblich gefördert. Im Jahre 1526 kam Bernard Bucelleni aus Bergamo nach Krain, baute das Schloss Sava und kaufte im Jahre 1538 von König Ferdinand das dortige Eisen- werk, dessen Stahlproduction er auf eine hohe Stufe hob.^ Der bedeutendste Bergbau Krains, Idria, hob sich unter den Kaisern Max I. und Ferdinand L Im Jahre 1508 am 22. Juni, dem Tage des heiligen Achatius, war das reichste Erzlager erreicht wor- ' Mitth. 1864 S. 89. * Landsch. Arch. Fase. 123. * Landsch. Arch. Fase. 123. * Valv. ni. 383 ; Globoönik, Bergwerk Eisnern, Mitth. 1867 S. 10, und dessen „Landesfürstliehes Waldreservatrecht" in den Mitth. der Jurist. Gesellschaft I. S. 323. » Valv. XL 491. 295 den. Im folgenden Jahre bemächtigten sich die Venetianer des Berg- baues, doch noch in dem nemlichen Jahre besetzten es die Kaiserlichen wieder. Wilhelm Neumann war der erste Bergrichter. Kaiser Maxi- milian führte einen bedeutenden Grubenbau auf eigene Rechnung ein, überliess aber einen Theil desselben an eine aus angesehenen Ade- ligen gebildete Gesellschaft. Bald wanderten viele Deutsche aus Kärnten und Salzburg ein, durch welche dem neuen Ort der Name Deutsch-Idria, im Gegensatze zum slovenischen Unter-Idria, ward. Kaiser Ferdinand sorgte väterlich für die Bergstadt. Am 27. Juli 1526 verbot er die Durchfuhr fremden (nicht in Idria erzeugten) Queck- silbers bei Strafe der Confiscation.^ Von Organen für die staatliche Aufsicht über das Waldwesen linden wir, abgesehen von den Hoch- und Schwarzwaldungen, welche mit den Bergwerken im Zusammenhange verwaltet wurden, noch teine Spur. Als Beamter des waldbesitzenden und Holzhandel treibenden Aerars erscheint im Jahre 1544 in Istrien und am Karst der Wald- meister Martin Öernoza.^ Den Gang der Rechtsverhältnisse regelte im Jahre 1535 eine Landgerichtsordnung für Oberösterreich, Krain und Istrien,^ und 1564 gab Ferdinand die erste Schrannenordnung.* Jene bestimmte das Ver- fahren vor den landesfürstlichen Gerichten, diese bezog sich auf die sogenannte Landschranne, das privilegirte Gericht der Stände. Diese wahrten ihr Landesrecht, wie wir bereits im Laufe der politischen Geschichte diesSs Zeitraumes öfters wahrzunehmen Gelegenheit hatten, mit eifersüchtiger Sorgfalt gegen alle Neuerungen und Eingriffe. Als solche betrachteten sie z. B. die fiscalische Rechtsführung. Auf dem Ausschusstage in Wien (1537) baten die Abgeordneten Krains um deren Abstellung , da sie ihrer Landesfreiheit und dem alten Her- kommen zuwider seien. Sie führten an, die Krainer Stände seien nie den kaiserlichen oder römischen Satzungen unterworfen, sondern ihr Landrecht auf ,ehrbar, billig, gut Sitten und Bräuche' begründet ge- wesen, deren sie sich nicht begeben hätten. Auch auf das natürliche Recht beriefen sie sich, welchem alle andern Satzungen weichen müssten. Ein Sohn, wenn er auch ,misshandelt', dürfe sein Erbrecht nach dem ' Kitzinger, Bergwerk Idria, Blätter aus Krain 1861 S. 90; Kandier, TEm- porio (in der Kaccolta delle Leggi etc.) S. 46. « Muchar VIU. 489. » Koch, chronolog. Gesch. Oesterroichs S. 212. * Meine Skizze: Das Landschrannengericht in Laibach, Mitth. der Jurist. Ge- sellschaft II. 1865. i 296 Vater nicht verlieren. Solche Rechtsführimgen und das ,bei leben- digem Leibe ausbitten', wodurch das von den Voreltern mit saurem Seh weiss verdiente Gut den natürlichen Erben entzogen werde, sei diesen armen erschöpften Landen verderblich und ihren Freiheiten und dem alten Herkommen ganz zuwider.^ Wenn das Institut des Fiscals eine nothwendige Consequenz der sich entwickelnden staat- lichen Landeshoheit war, so behielt das Rechtswesen doch noch der mittelalterlichen Züge genug. Da wird z. B. im Jahre 1526 von Erz- herzog Ferdinand auf Fürbitten der Stände ein Todschläger, Clement Pappel, begnadigt zu vierzehntägigem Arrest im Weichselburger Stadt- thurm unter der Bedingung des Vergleichs mit dem Richter und gegen Urfehde,^ Die Gerichtsbarkeit der Städte, als Eigenthum des Lan- desfürsten, beruhte auf der Verleihung desselben. Der Landeshaupt- mann war es, der im Namen des Landesfürsten den Richtern der lan- desfürstlichen Städte und Märkte Bann und Acht verlieh und ihnen die Eidpflicht abnahm.^ Der Stadtrichter übte (,besass') das Recht mit den Bürgern aus. Die Appellation ging von ihm an die Landes- hauptmannschaft. In der bischöflichen Stadt Lack allein hatten die Bischöfe sich die Appellation vorbehalten, wodurch die Entscheidungen vor ein ausländisches Forum gezogen wurden. Diese der Landeshoheit schädliche Anomalie wurde durch eine Verordnung König Ferdinands vom 13. April 1549 abgeschafft und der Appellationszug an die Lan- desobrigkeit gewiesen.* Neben dem privilegirten Gericht des Adels bestand auch ein geistliches Forum für Civil- und Criminalsachen. Wenn schon unter dem Hirtenstabe des Laibacher Bischofs, wie wir gesehen haben, die Disciplin in immer tieferen Verfall gerieth und die Interessen der Kirche empfindlich geschädigt wurden, um wie viel mehr musste dies in demjenigen Theile Krains, weitaus dem grösseren, der Fall sein, der zur Diöcese Aquileja gehörte. Die Stände glaubten den Misständen, welche aus der weiten Entfernung des Patriarchensitzes und der laxen Füh- rung der Zügel durch dessen Inhaber sich ergaben, am besten da- durch ein Ende zu machen, indem sie in einer im Jahre 1544 bei dem niederösterreichischen Regiment überreichten Beschwerde gegen den Aquilejer ,Gerichtszwang' geradezu dessen Abstellung aus lan- ^ Landsch. Arch. Fase. 92 Ruhr. 1, Wien. Handlung. * Orig., Vicedomarchiv. « Laib. Priv.-Buch, Mitth. 1852, Urk. vom 15. Februar 1533. * Landsch. Prot. I. 148, Mitth. 1865 S. 42. 297 desfürstlicher Macht und die Substituirung der weltlicheji Gerichtsbar- keit forderten, gewiss ein Fortschritt in einer Zeit, welche noch kaum den Fesseln des Mittelalters sich entwunden hatte. Die Stände schrieben: ,Wir mögen Euer Gnaden in Gehorsam nit verhalten, den Miss- brauch geistlichs Gerichtszwangs vom Patriarchthum Aquileja (Agla) so iiahent gar über das Fürstenthum Krain, Metling, Windisch Mark, Isterreich und Karst gehet, darin allein das Bisthum Laibach ein kleine Refier und Obrigkeit hat. Agla liegt in Friaul, zu Weiden sitzt der Vicarigeneral, des Lands Krain Sprach Gelegenheit und Wesen un- erkannt, sein Amt erstreckt sich (über) Gots Wort, Abgötterey, Simoney, Zauberei, Ehebrecherei, Ehesachen, Verführung versprochener Bräute, Ketzerei, Blutschande, geisthch Censur und Zuchtordnung der Prie- sterschaft und dergleichen mehr Sachen, Gerichtszwang und Kirch- versehung angehörend, als welches das Höchst, auch Leib, Seel und gemeine Wohlfahrt des Lands antrifft. Gleichwohl werden etlich Erzpriester gesetzt, wo aber ein Hausvater nit selbs vor Augen nachforscht, inquirirt und sieht, wie man allenthalben Haus hält und straft all * der Orten fer des Wegs anderer weltlicher Obrigkeit, un- bekanntner Sprach erkaltentner Lieb. Weil davon wenig oder kein . Nutz , allein gross Mühe und Arbeit zu Ausreutung der Laster nach art geistlichs Rechtens folgt, leider nicht beschieht, daraus ist den nachgesetzten Erzpriestern gar leicht Ursach geben nachlässig zu handeln und übergehn zu lassen. Aus dem wächst ein Laster in das ander und obwohl bisweilen solcher Gerichtszwang etwas doch lang- sam und ungeordnet geht, so erstickt das Uebrig in der Appellation. Windisch wird gehandelt, der Process verlateinischt, fer ist gen Wei- den und wi^ es oft daselbst auch gehet, das weiss Gott. So geschehen nun auch aus Noth Vertrag und die Nachbarn machens zum Besten. Dadurch ein Ursach die ander gibt, die Laster zu hain, das Land zu veruneinigen und in die Straf Gottes einzuleiten. Neulichef Zeit ist der Erzpriester in Oberkrain abgeleibt, dass also derselb Gerichts- zwang den ganzen Winter und Fasching vaciert, des nit ein kleine Aergerniss und Missbrauch, auch Ursach vieler Laster geben hat und gwest ist, dann so man in gemein durch einander ohne alle Zucht, Ordnung, heiratet, da ein tachter (Tochter?) dort ein Muhm, auch versprochner Braut entführt und andere zugelegt, dergleichen auch in andern oberzälten Lastern zu rechnen hat. Euer Gnaden hochver- ständigst zu ennessen, wo man also ohn Zucht wider Gottes Wort, Gesetz und Natur haust, dass der gemein Pofl darin bald erstarrt und verpaint wird, darauf Ihr königlich Majestät unterthänigst gebeten 298 werden, durch gütlich Weg bei päpstlicher Heiligkeit und denselben Patriarchen zu handeln, dass solcher Gerichtszwang dem Bisthum Laibach eingeleibt und ob es je nit anders gestalt beschehen könnt ; dann durch ziemlich Abtrag und Ergetzlichkeit dass solches auch nicht unterlassen wurde, in Hoffnung, das leichtlich zu erlangen, Ursach dass davon kein Geniess, allein viel Arbeit und Mühe, ausser das (was) in die Kanzlei fällt. Ihr königliche Majestät hat sich darin allergnä- digst erboten, aber aus Fürsorg andern und mehren Obliegen möcht diese hohe Landsndthdurft erliegen. Haben wir Euer Gnaden solches aus Pflicht anzeigen wollen und dass auch mittler Zeit dieser Gerichts- zwang nit still stund, hat Eine Ehrsame Landschaft im verschienen Landtag nach Rath und Bewilligung des Herrn Landeshauptmanns dahin gehandelt, dass Seine fürstliche Gnaden denselben Gerichts- zwang in Oberkrain dem Vicari General zu Laibach auf weiter der königlichen Majestät Wohlgefallen befohlen hat mit gehorsamsten und fleissigsten bittend, wo die Sachen der Königlichen Majestät oder Euer Gnaden in ander Gestalt fürkommen, dass Euer Gnaden dicz Einer Ehrsamen Landschaft entschuldigen gnädig ingedachtig sein; auch zu Wohlfahrt des Lands auf obgemeldt Weg gnädigst gedacht, verhelfen und rathsam sein, dass Ihre königliche Majestät gnädigst Weg suchen, dass solcher geistlicher Gerichtszwang zu gemeiner Landzucht und Ehrbarkeit auch stattlicher Gehorsam geistlicher und weltlicher Recht an Ihre königliche Majestät komme und zu mehreren Gottes Ehr und gemeinen Nutz dirigirt werde' etc.^ Die Organisirung des landesfürstlichen Finanzwesens hat bereits in der politischen Geschichte ihre Berücksichtigung gefunden. Wir tragen hier nach, dass das königliche Kammergut in Krain nicht un- bedeutend war. Es begriff im Jahre 1542 die Herrschaften Weissen- fels, Radmannsdorf, die Aemter Krainburg, Naklas, Primskau, Flödnig, Oberstein, Neul, Gallenberg, Billichgratz, Laibach, Oberlaibach, Haas- berg, Adelsberg, Senosetsch, Tibein (Duino), Wippach, Schwarzenegg, Servolo, Mitterburg, Marenfels, Kastua, Gutenegg, Prem, Laas, Steg- berg, PöUand, Ortenegg, Reifniz, Gottschee, Kostel, Möttling, Maichau, Landstrass, Sichelberg, Weichselberg, Zobelsperg, Nassenfuss, Gurk- feld, Sibenegg, Schattenberg, mit allen Gefällen, Aufschlag, Viehzoll, Quarentes, Salz- und Holzdaz, andere Mauthen und Gefälle.^ Die Empfänge des Vicedomamts betrugen nach einem Durchschnitte der ^ Landsch. Arch. Fase. 207. 2 Landsch. Arch. Fase. 92. 299 Jahre 1541 bis 1549 jährlich 16,550 Gulden in runder Summe und wurden von den Ausgaben aufgewogen.* Die krainischen Stände haben in dem gegenwärtigen Zeiträume ihr Selfgovemment vollendet. Ihre Bedeutung zeigt uns die politische Geschichte, hier können nur einzelne Züge beigefügt werden. Indem die Stände im Hofthaiding des Jahres 1530 beschliessen, alle ,Rathschläge und andere Landschaftshandlungen' zum ewigen Gedächtniss und zur Vermeidung von Irrungen in ein ,Buch und Geschrift' verfassen zu lassen , überliefern sie den fernsten Nachkommen die zuverlässigste Quelle zur Geschichte der Heimat, ihres Lebens und Strebens durch Jahrhunderte. Mit dem Jahre 1580 beginnt die Reihe der von den Secretären der Landschaft mit gewissenhafter Treue, oft mit genauer Wiedergabe der ganzen Debatte geführten Landtagsprotokolle. ^ Schon das erste dieser Protokolle eröffnet uns einen Einblick in die innere Organisation der Landschaft. Es wurden schon 1531 zwei Ausschüsse gewählt, der ,engere' und der ,grosse'. Der engere, in welchem sich damals der Landeshauptmann, der Landesverweser, Erasmus von Thurn, der in der Reformationsgeschichte genannte Laibacher Dom- herr Paul Wiener , Jörg von Lamberg , Jobst Werder und der Bürger- meister von Laibach befanden, hatte Vollmacht, in ,vorfallender Landes- noth' zu handeln ; wenn aber der Gegenstand wichtig und ein Aufschub statthaft war, sollte der engere Ausschuss den ,grossen' einberufen und mit ihm und dem Landeshauptmann das Geeignete verfügen. Im Jahre 1531 bildeten den grossen Ausschuss: Hans von Tscher- nembl , Christoph Freiherr zu Kreig , Jörg Schnitzenpaumer , Erasmus von Obratschan, Sigmund Weichselberger , Christoph von Burgstall, Christoph von Gallenberg, Franz Rainer, Wolf von Lamberg, Jakob von Raunach. ^ Auch in anderer Beziehung ist der Jahrgang 1530 denkwürdig für die Geschichte der Landschaft. In diesem Jahre orga- nisirt sie den Sanitätsdienst, indem sie beschliesst, zwei Doctoren, jeden mit 100 Dukaten Gehalt, anzustellen und Aufsicht über die Apotheken zu pflegen.* Im Landtag desselben Jahres, 14. September, * Oberleitnor,' Finanzwesen Oesterreichs, Arch. XXII. * Hier ist der Platz, auf unseres geehrten Landsmannes Herrn Prof. Luschin in den »Beiträgen zur Kunde steirischer Geschichtsquellen* XI. erschienenen Reise- bericht über innerösterreichische Archive* aufmerksam zu machen, der zum ersten male die genauesten orientirenden Daten über unser landschaftliches Archiv, die werthvollste Quelle unserer Landesgeschichte, bringt. 3 Landt. Prot. I. f. 42. * Landt. Prot. I. 4 . 300 wird Dr. Rechlinger als der erste ,Leibarzt' der Landschaft auf- genommen mit dem Jahresgchalt von 100 Dukaten zu 80 Kreuzer.' Im Jahre 1548 betraut der Landtag den nach Wien abgesandten Hans von Weichselberg nebenbei mit der Mission, von dort eine glaub- würdige Abschrift der Apothekerordnung und Taxe mitzubringen und einen ^gelehrten tauglichen' Doctor der ,Erznei' für Krain anzuwerben.^ Die Veranlassung hatte eine Eingabe des bisher einzigen landschaft- lichen Arztes Dr. Georg Reiffinger (6. März 1548) gegeben, welcher vorstellte, dass er allein. allen Anforderungen nicht genügen könne. Vorhin seien doch in Laibach allein drei oder doch mindestens zwei Doctoren gewesen, und auch Rudolfswerth hätte sich eines solchen erfreut. Dann beantragte er die Aufstellung einer Arzneitaxe und fügte die sehr verständige Bitte bei, man möge um den Doctor schicken, wenn es noch Zeit, denn dieser ,als ein Diener der Natur' könne sonst nicht helfen.^ Jedenfalls war die Landschaft mit diesem ihrem Leibarzt nicht schlecht berathen, denn ein Mann, der sich im Zeitalter eines Paracelsus bescheiden den ,Diener der Natur' nannte, war gewiss ein hellsehender, vorurtheilsfreier Kopf. Er erhielt im Jahre 1549 einen CoUegen in Dr. Johann Gassler, der von Salzburg kam. Dieser bezog neben seiner Taxe 200 Gulden rhein. als Jahres- besoldung. ^ An Humanitätsanstalten finden wir in dieser Epoche neben dem Bürgerspital, welches auch Waisenkinder zur Erziehung übeinahm,^ das Idrianer Hofspital, gestiftet von König Ferdinand am 8. März 1553 für erwerbsunfähige Bergwerksarbeiter. Es befand sich zuerst bei dem S. Jakobskloster des Augustinerordens , welcher dasselbe tauschweise an die Stiftung abtrat. Das Stiftungsvermögen bestand ursprünghch in einer Gilt von 33 Hüben, der sogenannten Hofspitalsgilt, aus Aeckern und Wiesen und in dem auf das Vicedomamt angewiesenen Jahres- beiträge von 1000 Gulden.^ 1 Landt. Prot. I. 17. 2 Landt. Prot. I. f. 80-12G. ^ Landsch. Arch. Fase. Rel. S. Nr. 54/4. Unter der Arzneitaxe muss wohl das ärztliche Honorar verstanden werden, das der zunächst für die Herren und Land- loute bestellte Leibarzt neben der fixen Jahresbesoldung bezog, im Zusammenhange mit der weiter unten folgenden Anstellungsbedingung des Dr. Gassler: Besoldung ,nehst Taxe/ * Landsch. Arch. l. c. ^ liandsch. Arch. Fase. 123. ß Steska, das kais. Hofspital, Mitth. 1857 S. 14 f. k BOl Der kraiiiische Adel hat im 16. Jahrhundert an der Wandlung der Begriffe, an dem geistigen Aufschwünge der Zeit theilgenommen. Es war nicht mehr das rohe, gewaltthätige Ritterthum des Mittel- alters im Lande; die Nachkommen der unverbesserlichen Landfriedens- brecher und Räuber begehrten zwar noch immer, wie der Landes- hauptmann Josef von Lamberg in seinem gereimten Lebenslaufe schreibt, Lob, Ehr und Gut Und zu haben freien Mufh, aber sie wussten auch den Werth der Erziehung zu schätzen, welche ihnen den Weg zu Ehre und Gut bahnen sollte, wie Lamberg schreibt^' Die Kunst, Weisheit und Ehrbarkeit Damit werden die Kinder wohl beklait. Und so die lernen die Kunst So haben sie der Menschen Gunst Sie haben auch die Zehrung im Beutel Und wei'den ihres Lebens nit eitel Der Vater hat schon um sie versorgt So er ihnen die Lehr und Kunst geben hat. Die Organisation der Verwaltung unter Maximilian L berief den Adel zur Mitwirkung an der Regierung in die Nähe des Landesfürsten, welcher dadurch Einfluss auf die ständischen Corporationen gewann; es machte sich im Adel die Anschauung geltend, dass der Adel .grossen Herren dienen soll', um Ehre und Gut zu gewinnen. ^ Zur höheren Ausbildung des jungen Edelmanns gehörten Reisen ^ in fremde Lande und Besuch berühmter Universitäten, früher der italienischen, seit dem Beginn der Reformation der deutschen protestantischen, wie Tübingen und Wittenberg.* Die geistlichen Orden litten in Krain, wie überall im 16. Jahr- hundert, durch den Verfall der Disciplin und schlechte Wirthschaft mit dem Stiftungsvermögen. Der mindest begüterte von allen, der * Valv. IX. 46 -Ö4. 2 Für den steirischen Adel hat diese Verhältnisse näher nachgewiesen Pnof. Luschin: Studien zur Geschichte des steirischen Adels im 16. Jahrhundert, Mitth. des historischen Vereins für Steiermark, XXIII. Heft, 1875. 2 So verweilte im Jahre 1560 ein Apfaltrer in Frankreich, wo er zu Angers mit dem vielgewanderten Bartelmä KhevenhüUer zusammentraf und mit ihm nach Paris ging. Czerwenka, die KhevenhüUer S. 178. * In Wittenberg findet sich z. B. 1542 immatriculirt Volchardus ab Auers- perg nobilis (Bergmann , Medaillen auf berühmte Männer des österreichischen Kai- serstaates I. 148, Anm. 1). Von 1502—1560 stadirten in Wittenberg viele Jünglinge aus Inuerösterreich, darunter aus Krain allein 13 (1. c. II. 10, Anm. 1). I 802 Deutsche Orden, war nicht allein durch die Verheerungen der Türken in den Conunenden Möttling und Tschernenibl , sondeiii auch, wie es scheint, durch schlechte Wiithschaft einiger Comthure so in Verfall gerathen, dass er im Jahre 1523 eine Beisteuer zur Befestigung von Laibach von 800 Gulden rhein. nur in 10 Jahresraten zur Zahlung übernehmen konnte und, um den Anforderungen des Hochmeisters Albrecht von Brandenburg, der von der Bailei Oesterreich 2000 Gul- den forderte, entsprechen zu können, Gpuudstücke verkaufen musste. Uebrigens hatte die Bailei Oesterreich, früher die ,goldene' genannt, zu den Ordenskriegen bisher weder Geld noch Mannschaft gesteuert. Der Landesverweser und die landesfürstlichen ,Reformirer', Commis- säre zur Feststellung des Kammerguts, hatten jedoch dem Güter- verkaufe des Ordens Hindernisse in den Weg gelegt, welche erst über . \ Verwendung des Comthurs der Bailei Oesterreich, Jobst Truchsess, durch den Befehl Erzherzog Ferdinands aus Neustadt, 2. Oktober 1523, behoben wurden. Bei diesem Anlasse verglich sich der Orden mit der S. Anna-Bruderschaft in Laibach, ihrem Kaplan, der in der Deutschen Ordenskirche wöchentlich drei Messen zu lesen, auch sonst derselben mit ,Singen und Lesen' gewärtig zu sein hatte, die Kost zu reichen.* Die Gründung einer Lateinschule in Laibach ist bereits in der Reformationsgeschichte des Zeitalters zur Sprache gekommen. Auf das Bestehen einer katholischen Schule, über welche uns jedoch nähere Details fehlen, deutet die Eingabe des Laibacher Stadtmagi- strats vom Jahre 1534 an den Bischof Franz um Einräumung eines Zimmers zu Schulzwecken im bischöflichen Paläste.^ Die Krainer wurden aber auch schon im Jahre 1535 zu Beiträgen für die seit 1521 immer mehr im Verfall gerathende Hochschule in Wien vonseite der Regierung veranlasst. Es wurde ein Anschlag zu diesem Behufe- auf Prälaten, Stifter und Gotteshäuser gemacht,^ welcher durch mehrere Jahre abgefordert wurde. Im Jahre 1551 wurden die krainischen Städte und Märkte auf dem krainischen Landtage von der Regierung zu Stipendienstiftungen für den Besuch der Wiener Hochschule und anderer, ,den neuen verführerischen Secten nicht anhängiger' Hoch- schulen durch krainische, zum Priesterstande bestimmte Jünglinge, auf einen fünfjährigen Studiencurs berechnet, aufgefordert. Zur leichteren Ausführung dieses Beschlusses sollte das, was über den nothwendigen ^ Mitth. 1868 S. 64. * Domcapitelarchiv. 8 Valv.X. 336; XI. 41. 303 Unterhalt der Kirchen erübrige, jedoch mit Vorwissen des Landes- fürsten und der Ordinarien verwendet werden.* Es ist nicht bekannt, was* die Städte und Märkte auf diese Forderung erwiderten, doch dürfte ihre Antwort kaum eine günstige gewesen sein, da die Prä- laten selbst jeden Beitrag ablehnten, indem sie anführten , dass sie ohnehin schon Schulen erhalten und Stipendiaten nach Wien schicken.- Sitten und Art der Krainer und der angrenzenden Slovenen schildert uns in kurzen Zügen Trüber in seiner deutschen Vorrede an König Maximilian zu der kroatischen Uebersetzung des Neuen Testaments, I. Theil 1562, wie folgt: ,Der oberen windischen Länder (im Gegensatz zu Kroatien, wel- ches auch als , Windischland' bezeichnet wurde) gemeines Volk, als die Windischen Märker, die im Metlinger Boden und in Neuenstadt (Neustadtl oder Rudolfswerth), Türkfeld (soll heissen Gurkfeld) und in derselbigen Gegend wohnen, sind schier auch der Art und Sitten wie die Kroaten und Syrfen (Serben), die von den Türken und aus der Türkei zu ihnen geflohen sind (die sogenannten Uskoken). Die am Karst und in der Grafschaft Görz und Histerreich sitzen, der ein Theil hält sich auf Crobatisch, der andere auf Wälisch, mit Sitten und Glauben. Welche aber in Land Krain (zu Trubers Zeiten hiess nur Oberkrain ,Krain'), Untersteier und Kärnten sitzen, und ihre Wohnung haben, die halten sich nach Art und Eigenschaft der Teut- schen, kleiden sich auch auf Teutsch, allein dass die Weiber tragen besondere lange Schleier am Kopf. LTnd der oberen Windischen Länder Landsoberkeit, Grafen, Freiherren, Ritter und die vom (nie- deren) Adel können gut Teutsch und ihrer viel Lateinisch und Wälisch. Desgleichen viele Bürger, Priester und Münch reden Teutsch. Aber der gemein ungewandert Mann durchaus - redet nur die Windische Sprach. Und ist ein gut, ehrbar, treu, wahrhaft, gehorsam, gastfrey und mildes Volk, das sich gegen allen Fremden und Jedermann freund- lich und wohl haltet und erzeigt. Aber zu viel und zu gross aber- gläubisch, wallfahrten gar oft gen Rom, Loretto, Oetting, gen S. Wolf- gang ins Baierland, und all weg über sieben Jahr bis gen Aachen- ins Niederland. Und haben gebaut und bauen noch neben ihren Pfarr- kirchen schier auf allen Höfen, Bergen und schönen Ebnen in Wäldern und Hölzern grosse Kirchen, oft zwo bei einander, dass in vielen Pfar- ren bei 24 und mehr Nebenkirchen und Kapellen erbaut seind,' u. s. w. 1 Mitth. 1867 S. 2. 2 L. c. S. 3. 304 Die Polizeiordnungen des 16. Jahrhunderts gestatten uns auch manchen lehrreichen Blick in sociale Verhältnisse, Sitten und Ge- bräuche der Zeit. In der Polizeiordnung suchte man das Heilmittel für manche Schäden, an deren Hebung die Verständigen verzweifelten, man rief nach Gesetzen gegen Uebel, welche nur durch eine geistige Wieder- erneuerung der Gesellschaft dauernd gehoben werden konnten. Auf manchem Ausschusstage kam die Erlassung einer Polizeiordnung als einer brennenden Frage des öffentlichen Wohls zur Sprache, so auf jenem von 1530, wo die Gesandten der niederösterreichischen Lande sich auf ihre schon auf dem Reichstage zu Augsburg (1526) gestellten Anträge beriefen. Dieselben bezogen sich auf: 1. Abstellung der fal- schen Münze ; 2. Betrug mit Fälschung der gesalzenen Fische, Stock- fisch, Häring etc. ; 3. Kleiderordnung gegen den Missbrauch von Pirets, Zierden von Sammt und Seide, gesponnenem Gold und Silber. Es sollte die Einfuhr der Pirets, wälschen Hüte und Federn verboten und diese beim Betreten confiscirt werden ; 4. Erlassung einer Mablzeit- ordnung ; 5. Dienstbotenordnung, auch auf die reisigen Knechte bezüg- lich im Falle des Entlaufens derselben; 6. Regelung des Lohnes der Arbeiter, Taglöhner und Handwerker; 7. strenge Aufsicht auf Juden, Zigeuner, streifende (gartende, dienstlose) Landsknechte, Bettler und Hausirer, Terminirer (Sammler) und dergl.; 8. Festsetzung eines be- stimmten, in allen Landen gleichen Soldes für die Kriegsleute, gerei- sigen und Fussknechte.^ Des ,unordentlichen Zutrinkens' halber baten 1532 die in Innsbruck versammelten Ausschüsse der niederösterreichi- • sehen Lande, Ihre Majestät möge vor allem Verordnung thun, dass dieser verderbliche Brauch bei Hofe und bei den vornehmen Personen abgestellt werde, dann werde der gemeine Mann, wenn er sehe, dass auch die ,hohen Häupter' nicht verschont werden, davon ablassen. ^ Aber auch die niederen Stände der Gesellschaft hatten ihre eigen- thümlichen Gebrechen und Modelaster, Geykirchtage mit ihrem Ge- folge von Todschlägen und Gewaltthätigkeiten, Entfühcung ,versproche- ner Bräute', welche gar nicht als sündlich oder schändlich geachtet wurde, und Selbstjustiz bei Todschlägen. Da erhob sich die ganze ,Freundschaft' des Erschlagenen, dem Thäter auf den Grund zu fallen, verwüstete und zertrat alles, und das galt für ,Brauch und Recht', nicht besser und nicht schlechter als gar manches andere.^ Im > Landsch. Arch. Fase. Rel. S. Nr. 10, Conv. Nr. 69. 2 Landsch. Arch. Fase. 88 ^ Landsch. Arch. Fase. 92. 305 Jahre 1542 erhielten endlich die niederösterreichischen Lande ihre reformirte Polizeiordnung, durch welche freiüch die Krebsschäden der Zeit nicht geheilt wurden. Eine kleine Probe von der Unsicherheit im Lande Uefert nach- stehender , später von Johann Faitan aus Reggio in . einem eigenen Buche ^ ,in EpopöenstyP geschilderter Vorfall: Ein Bastard des Georg Auersperger, Gregor, hatte sich viel im Kriege in spanischen und englischen Diensten herumgetrieben, und es kam ihm nach dem Tode seines Vaters und des Bruders Wolf der romantische Gedanke, Schloss Seisenberg zu überrumpeln und sich so in den Besitz des väteriichen Erbes zu setzen. Mit einer kleinen Schar Abenteurer, die er im Venetianischen aufgetrieben hatte, wo es immer käufliche Dolche gab (die sogenannten Bravos), überfiel Gregor in der Lichtmessnacht 1559 das Schloss. Der Pfleger, ein beherzter Mann, setzte sich anfangUch zur Wehre, dann entfloh er durch ein geheimes Pförtchen und bot die Bauern auf, welche Herbart von Auersperg herbeiführte. Die Wälschen wurden nach verzweifelter Gegenwehr übermannt und theils im Schlosse niedergemacht, theils mit dem Anführer Gregor auf die Spiesse der unten stehenden Bauern gestürzt. Ihre Körper wurden den wilden Thieren überlassen. Von den Leuten des Herrn Auersperg blieben 17.^ Einen Zug aus den ehrbaren bürgerlichen Vergnügungen unserer Hauptstadt schildert uns Valvasor^ in der Einleitung der Sage vom Laibacher Wassermann, der (1547) ein schönes, aber etwas leichtfer- tiges Mägdlein vom Reigen unter der grossen Linde in die Fluten der Laibach entführt. ,An dem ersten Sonntage des Heumonats jetzt- benannten Jahres zu Laibach auf dem alten Markt bei deni Brunnen, welchen eine dabei stehende schöne Linde belustigte, kam die gesammte Nachbarschaft, alter Gewohnheit nach, auf selbigen Platz bei einander, verzehrten allda ihre zusammengetragene Speise bei einer annehm- lichen Musik in freundnachbarlicher Vertraulichkeit nach vormaliger alter Weise, an welcher Statt heutigen Tags die französische Miss- traulichkeit, betriegliche Höflichkeit, vermummte Falschheit und Heuche- lei nebst der verfluchten MacchiavelUsterey fast aller Orten sich leider * Seisenbergensis tumultua, Wien 1560. Gewidmet dem Abt Wolfgang Naevius von Sittich. Badics, Herbart S. 56. Hof, Gemälde von Krain UI, 121. « Radics 1. c. Valv. XI. 520, 521. 8 XV. 460, 20 306 eindringet. Sie machten sich auf gut alt kraineriscb d. i. redlicher aufrichtiger Wohlmeinung und guter Zuneigung gegen einander in Ehren lustig, ergetzten sich auch nach eingenommener Mahlzeit mit einem gewöhnlichen Tanz.' Zur Geschichte der Preise finden wir einen kleinen Beitrag in einer von den Städten und Märkten Krains 1 526 bei der niederöster- reichischen Regierung angebrachten Beschwerde über die Theuerung von Wein und Getreide, welcher durch Festsetzung eines Tarifs abgeholfen werden sollte.* Wir ersehen daraus, dass ein Star Weizen in Laibach 15 — 17 Batzen galt. Den Wein hatte man noch vor wenigen Jahren um einen Gulden rhein. den Zhuber guten Wippacher und oft viel billiger haben können. Den besten habe man über einen Gulden rhein. und acht bis zehn Kreuzer nicht genommen, jetzt könne man den gewöhnlichen nicht billiger haben als früher den besten, und wo ,ein wenigs ein guter Wippacher ist, den kann man unter 88 bis 92 Kreuzer nicht habend . Die kriegerische Zeit forderte Wehrhaftmachung des Bürgers, und es entstanden zur Vorübung für das Waifenhandwerk die Schiess- stände. Bereits 1562 hielt man i\i Laibach ein Freischiessen, wie es in der Klagenfurter Chronik heisst: Am 14. Juli hielt der Bath Zn Laibach in der Wendenstadt Ein Freischiessen, das ging wohl ab Fünfzig Thaler war die freie Gab' Man hat geschossen ohn' Verdruss Zween Dukaten im Bitterschuss. Die kirchliche Kunst hat in Krain auch in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts noch schöne Blüten der Gothik getrieben: die Kirche von Bischoflack (gebaut 1532 von einem Krainer Namens Kunauer,* jetzt im Mauerwerk und in den Altarbauten bedeutend entstellt) ; die Filialkirche S. Lukas in Prapretsche, eine Viertelstunde von Podpetsch, Pfarre Egg, und die Hofkirche in Dvor bei Billichgraz. Erstere im Innern in schönem einfachen Styl gehalten, das Schifif durch zwei Reihen niedriger, ziemlich massiver Säulen in drei Theile getheilt, in der Art, dass das Mittelschiff sich über die andern beiden erhebt; der Hauptchor hat auf den Wänden und zum Theil am Gewölbe noch ' Orig. Vicedomarchiv. •^ Mitth. 1856 S. 47. 307 kennbare Gemälde in steifen Formen. Nach einer Inschrift im Haupt- chor links ist die Kirche 1520 erbaut von einem Herrn Hans Her- risch, dessen Bildniss neben der Inschrift ihn im schwarzen Mantel knieend zeigt, sowie das Wappen, eine Pilgermuschel in rothem Felde. Im Schiffe rechts dagegen besagt eine Inschrift, dass Meister Stephan Steinmetzer 1524 ,das gegenwärtig Gebäu hat machen lassen von seinem eigenen Gut, Gott und S. Lucasen zu Lob und Ehr'.^ Die Hofkirche S. Petri zu Dvor verdient wohl als der bedeutendste 'Bau später Gothik in unserem Lande eine ausführliche Erwähnung. Ihr Bau, 1525 begonnen durch die Besitzer der Herrschaft Billichgraz, dauerte durch 36 Jahre, nemlich bis 1561. Bemerkenswerth ist schon das kunstreiche Portal mit der Aufschrift: - ,Gregorius Ruckenstain Magister Operis anno -Domini 1544', und bedeckt mit Sculpturarbeiten von gutem Geschmack und feiner, correcter Ausführung. Das Terrain, auf welchem die Kirche gebaut wurde, ist nicht eben, und man steigt daher vom Hauptthore über zehn steinerne Stufen in das Innere der Kirche hinab. Von hiör überblickt man einen regelmässigen, einheit- lichen Bau. Wir haben drei Schiffe vor uns, ein jedes SeitenschiflF durch vier hohe Spitzbogen auf viereckigen Trägern mit dem Mittel- schiffe verbunden. Abweichend vom gothischen Styl ist die hölzerne Doppeldecke über jedem der gleich hohen Schiffe. Bei den Seiten- schiffen ist da, wo sie bei dem Presbyterium enden, eine Halle auf drei antiken Säulen mit Rundbogen und innen gewölbt auffallend, unter jeder derselben stehen neben einander zwei kleine gothische Altäre. Diese Hallen haben alte Freskobilder. Zwei ganz gleiche Altäre sind an die heiden vordersten Pfeiler des Schiffes rechts und links angelehnt, ein grösserer hölzerner Altar steht an der Südwand der Kirche, nahe dem Eingang. Das Presbyterium hat einen gewölb- ten Mauerplafond und an den Seitenwänden Oratorien. Die kleinere der beiden Thurmglocken hat die Jahreszahl 1526.^ Ein interessantes Product kirchlicher Kunst ist auch die Mon- stranze von Götteniz in Gottschee aus dem Jahre 1514.^ Der Fuss stellt eine sechsblättrige Rose dar, mit einfacher Ciselirarbeit in Linien ; der Stiel ist eckig mit dreifachem Knauf und in dem obersten Theil mit Ornamentik, Blattwerk, geziert; das Tabernakel in Form * Mitth. 1847 Nr. 9, S. 61. 2 Blätter aus Krain 1859 S. 119; -Mitth. 1848 S. 73 mit Abbüd. des Portals. 3 Radics in den Mitth. 1862 S. 85. 20* 308 einer Kapelle zeigt in bannonischer (iliederung Pfeiler, Strebebögen, Spitzbogen, Baldachine, Fialen und Masswerk, wie es die Blütezeit der Gothik verlangte ; es tbeilt sich in der Höhenansicht in Sanctissi- nium, Baldachin für die heil. Jungfrau und den in ein Crucifix endigen- 2. Viertes Kapitel: Anfttnge der Reformation S. 193—288. 1. Vorbereitcndo Zustünde 193—198. 2. Trubers erstes Auftreten. Reichstag in Augsburg. Kämpfe in der aJten Kirche. Der Tag voä Hagenau und das Keligionsgespräch von Worms (1530-1540) 198-205. 3. Bitten dor Stände um freie Reli- gionsübung. Trüber als Domherr und Dompredigor. ' Wiedertäufer. Landtag in Stejr und Reichstag in Augsburg. Verhaftsbefehl gegen die Häupter der Protestanton. Trüber flüchtet zweimal aus Krain. Der erste windische Bücherdruck (1541 bis 1550) 205—216. 4. Religionsbeschwerden der Landtage. Die Communion sub utraque. Der Reichstag in Augsburg. Bischof ürban predigt in Krainburg. Stif- tung für krainische Studenten in Tübiogen. Die ersten Schulmeister. Auftauchen von Zwinglianern 216 bis 226. 5 . Slovenischer und kroatischer Bücher- druck in Tübingen und Urach. Hans üngnad und Maximilian U. als För- derer des Bibelwerks. Trubers Be- rufung nach Laibach (1555 — 1561) 227-249. 6. Trubers Vorhandlung mit Bischof Petrus. Seine organisatorische Wirk- samkeit in Krain 249—253. 7. Trüber wieder in Deutschland. Fort- gang des windischen und kroatischen Drucks (August 1561 — Juni 1562) 254-263. 8. Ruckberufung Trubers nach Krain. Supplication des Bischofs. Haftbe- fehle und Verhör Trubers 263 bis 273. 9. Trüber organisirt Schule und Kirche. Neuer Verhaftsbefehl gegen ihn. Er geht nach Görz. Seine Rechtfer- tigung gegen den Verdacht des Zwinglianismus. Klostervisitationen. Kelch und Priosterohe auf dem Con- cü zu Trient 273-277. 1 0. Der windische und kroatische Bücher- druck in den Jahren 1563 und 1564 277-288. Fünftes Kapitel: KultargesehiehtlieheB (1522-1564). Die Städte. Handel und Gewerbe. Berg- werk und Landeskultur. Recht und Verwaltung. Finanzwesen. Stände und Adel. Sanitäts- und Humanitäts- anstalten. Geistlichkeit und Orden. Schule. Sitten und Polizei. Kunst. Schriftsteller und berühmte Männer. S. 288-312. I h. 1 I J EB3^ <«BB«fir? This book shoiild be retumed to the Library on or before the last date stamped below. 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